II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 45

4. 5. Abschiedssou¬
noscheussauper box 8/1
ieren.
auf einen Punkt gerichtet ist, wo man alles um sich her vergisst welches den Abend schloß. Routine kana Humor und Grazie
und nicht dazu kommt, sich im Heim der Geliebten heimisch zu nicht ersetzen; sie war derb, wo sie nur lustig ungezogen sein
lana“ von Hermann Bahr.
fühlen. Wenn man weggeht, weiß man kaum, wie es bei ihr
von Arthur Schmitzler.
wollte. Herr Burg übergigerlte den Anatol. Die Spielerei
de Kathrein“ von Richard aussieht, man hatte keinen Gedanken und keine Muße für die
Schnitzlers ist geistreich und nicht ohne Anmuth. Die Moderne
Details und das Milieu der Geliebten. Das Verhältnis zur Kunst
kommt freilich bei den alten unfehlbaren Possenrequisiten recht
Theater geht, geräth einem sein
aber ist das Einzige, was der Künstler philiströs betreiben
skizzenhaft weg. Ein paar Milienbonmonts werden ihr gnädigst
nUnordnung. Die Modernen
muss: sie soll sein ehrlich angetrautes Weib sein. Bahrs Muse
hingeworfen.
Beug und arbeiteten mit völlig
bringt es bei ihm nicht einmal zu der Stellung der Grisette.
Richard Voss, dessen „Blonde Kathrein“
hablonen, während die unlitera¬
„Juana“ lehrt das deutlich. Sie ist skizzenhaft, unkünstlerisch
wir Samstag im Carltheater sahen, will weder
iter der allermodernsten Reaction
leichtfertig ausgeführt, weil Bahrs Nerven eine bestimmte Er¬
moderner noch altmodischer sein, als der Geschmack
n hinhämmern, als ob es die regungsform nicht so lange festhalten können, als nöthig wäre,
des Publikums. Trotzdem hat er dichterische Impulse,
Dichtkunst gälte. Um nur die
um dieselbe künstlerisch zu gestalten und zur gleichartigen Wirkung
die nur oft zu roh, ja gewaltthätig auftreten. Seine Phantasie
ren: Langmann, Bahr,
auf die Zerven des Publikums reif zu machen. Bahr hat zu
arbeitet meist so romantisch brutal, als ob er ein Moderner
erne und ein — Anderer.
wenig Geduld für einen Dramatiker und ich wette, seine eigenen
wäre. Und sein theatralischer Sinn wurde just zur selben Zeit
nn, der mit dem Proletarier= Sachen gefallen ihm nicht, wenn er sie fertig sieht, ja er ist
zum Märchenstoff hingezogen, da nach dem Genoveva=Erfolge
reilich nur mit dem bürgerlichen ihrer direct überdrüssig, denn sonst wäre es ihm gewiss ein
in Paris und Fuldas „Talisman“, Hauptmann „Hauele
nen Possenstoff von Nestroy und
Leichtes gewesen, wenigstens den Dialog seiner „Juana“ sorg¬
Mazerns Himmelfahrt“ dichtete. Die nöthige Poesie war
Einschlag, der zwar Decoration fältiger und gewählter zu gestalten. So ist er leer, banal und
mühelos, aus Andersen zu beziehen, der genug davon für Alte
ien der allermodernsten elden völlig geistlos, nicht einmal Lächerlichkeiten sind vermieden
und Neue besaß. Aber wie duftig, süß und sinnig ist das
n Hauptmann geholte Anregung worden, die man doch auf jeder Probe merken musste. Aber alles bei dem dänischen Märchendichter, wie edel traurig,
Geistige übertrug und so seine Bahr kann nicht arbeiten, feilen an einem Werk, er hat nicht die wie herzinnig schlicht überwältigt uns die menschliche Tragödie!
smäßig als Cretins behandelte. Weihe der Dornenkrone erhalten — ein Werk ist immer Voss und die Bühne haben alles vergröbert und qualvoll
sen „Juana“ auf die alteseine Sensation und damit basta! Der Rest ist Erschlaffung, deutlich gemacht. Nicht gerührt, gepeinigt werden wir. Nur
scheint, man denke, Bahr, der Ueberdruss, ja Ekel. Um es also nochmals zu sagen: ein
ein Beispiel für alle: Im Märchen weint sich die Mutter nach
keiz der nächsten aushorcht! Und empfindender Künstler aber kein schaffender, arbeitender. Seine
ihrem Kinde die Augen aus, auf der Bühne sehen wir, wie
Charakterisierungsmitteln der ab=Muse ist asthmatisch, nach einem paradoxen Epigramm geht ihr der Hass sie ihr aus den Höhlen reißt, um sie als Edelsteine
ne Spanierin muss mit dem der Athem aus, auch wenn Bahr aus dem Epigramm ein seinem Liebchen zu schenken! Die Regie war ihrer schwierigen
Athem ausgeht und sie sich da= abendfüllendes Stück machen will. Die Sandrock wurde nicht Aufgabe nicht gewachsen und suchte — abgesehen von anderen
n, dass sie einer Champagner¬
müde, zu betheuern, wie herrlich wohl sie sich in der Rolle
Fehlgriffen, — mit sehr ärmlichen Mitteln pompös zu wirken —
Frascher zum Inhalt zu gelangen;
fühle und sie war geschmacklos genug, einem Interviewer auch
ganz gegen die Märchenstimmung. Da übrigens nach dem
and, aber das thut ihr natür= das Lob ihrer Partner zu singen. Trotzdem blieb der Erfolg
zweiten Acte Léon, nach dem letzten Jauner sich verbeugte,
stig. Dies alles ist bezeichnender
aus, weil er nicht zu erringen war. Die Sandrock war ohne
weiß man nicht, wessen Geist über den Wassern dieses Werkes
Geschöpf. Bahr ist Aesthetiker in jede innerliche Wirkung. Burg sah in seinem schlecht ge¬
schwebte. Solle Jauners „Meisterhand“ so kräftig daneben
EEmpfindungen, Künstler in den machten Waffenrock den ganzen Abend über wie ein Schulbub
gegriffen haben? Einen schönen überraschenden Erfolg errang
Nerven sind so sensitiv und ver= aus, den der Herr Lehrer gerade beim Abschreiben erwischt hat
die Darstellung. Frau Hruby erfreute durch ihren schlichten,
dass er nicht die Muße finden und Herr Raeder war monoton, langweilig und unnatürlich
maßvollen Ton und den künstlerischen Ernst, mit welchen sie
ßt wählerisch in den Mitteln zu dazu. Den einzigen schauspielerischen Triumph des Abends
die Rolle bis ins Detail ausgestaltet hatte. Frau Ujhazy
gehorcht. Er selber hat nur feierte Frl. Barsescu — sie war vor der Rolle der Juana
war als Tod schön, wie das Leben, und ihr edler Anstand
ende Paroxysmen und nicht die davongelaufen.
erweckte die besten Hoffnungen. Herr Klein und Herr
eLiebe zur Kunst. Flüchtige
Frl. Sandrock soll sich ihre Rollen nicht selbst wählen,
[Rausch prallten wieder einmal prächtig aufeinander.
aus, wo alle Kraft und Begierde das bewies auch ihre Annie in Schnitzlers „Abschiedssouper“,
H. Leoster.