II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 50

4.5. Abschiedssouper
E box 8/1
Poldi recht nabe zn steben. Endlich bringt er auch die hinaus
und es kommt Lona. Erst zanken sie, das Theater wirft seine
Schauen in ihre Freuden. Er will nicht ihr „Geliebter“ sein,
sondern ihr „Mann“ — so feiern sie denn mit der Ironie auf
den Lipven ihre Verlobung. Mit lauter Küssen wird es spät, drei¬
viertel Sieben, mit dem Rufe „Das verfluchte Theater!“ stürmt
sie ab. „Das verfluchte Tbeater“ murmelt er nochmals nach¬
denklich, Poldi ist eben ein Riesenphilister, „das Theater ist halt
eine ganz andere Welt“, von der dieser biedere Staatsbeamten¬
Jüngling keine Ahnung hat. Die Biederkeit der „guten Familie“
versulzt ihm das Temperament, liegt in seinen Adern, er passt
nicht in die Kreise, in die er sich gemengt hat. Im dritten Acte
kommt es zwischen ihm und Lona zum Bruch, aus seiner
Philistermoral heraus beschimpft er die Schauspielerin im all¬
gemeinen, Lona als Weib. Aber wie erhebt sie sich.
Lona: (ohne sich unterbrechen zu lassen, sehr stark, schreiend)
Was glaubst Du denn von mir? Aber natürlich! Ich bin ja nur
so eine vom Theater! Da kann man sich alles erlauben, wir dürfen
nicht io empfindlich sein, wir vom Theater! Welche Gnade von Dir,
welche Ehre für mich! Aber, mein Lieber, da hast Du Dich in mir
geirrt: ich bin nicht die Frau, mir das gefallen zu lassen — ich
nicht! Ich schäme mich nicht, o nein, ich bin stolz, so eine vom
Theater zu sein — ja wohl: stolz! Merk Dir das! Wir sind unsere
eigene Welt und haben andere Suten; aber wir sind des¬
wegen nicht schlechter, weil wir anders sind — ich
stelle mich ruhig neben die beste von Euren Frauen
hin, ich bin nicht weniger wert .. . . und uns wird es
wahrhaftig nicht leicht gemacht, uns vom Theaier! — —
Merk Dir das, gut moralgeblähter Pharisäer oder Du
cynischer Lebemann, der „die vom Theater“ verachtet, glaubt,
dass sie sein „Freiwild“ ist! Es gibt und gab Frauen des
Theaters, die zehntausendmal reiner, höher steben als die
bürgerlichen Frauen. Nur die Borniertheit oder die Gemeinheit
Lona und
suchen die Fran des Theaters herabzusetzen: —
Poldi scheiden von einander, sie ist für immer von der „Sehn¬
sucht nach dem kleinen Glück“ geheilt, er heiratet das Hundert¬
tausendgulden=Mädel, die liebe, gute Gerty Danzer.
Der „Star“ eröffnet die liefsten Lebensregungen des
Theaters. Er zeigt uns, dass die Welt des Theaters eben so
schön wie häfslich ist, dass in ihr zu leben nur ganz bestimmte
Naturen geeignet sind, die aber eben nur ihre Schönheit fühlen,
gern die Schmerzen verwinden, die sie mit sich bringt, ewig
empfinden, dass das Theater etwas Großes, Herrliches, Heiliges
ist. Die Leidenschaft für das Theater ist die schrankenloseste,
wen sie erfüllt, der ist an und für sich bereits ein Künstler. Eit
Glück, dass sie nur die Berufenen erfüllt.
Rudolf Holzer.
aus der Welt schaffen kann. Wohin es führt, wenn man gegen dieses gesehen.
Sonntag den 5. d
historische Postulat verstößt, zeigt die gegenwärtige Lage. Wie
Oswald im Gasbauf
triumphierte man, kurzüchtig und von Vorurtheilen erfüllt, als man
statt, dessen Erträgnis de
den „deutichen Liberalismus“ niedergerungen glaubie! Und heute mag
Ebensee, 2. Fel
manche, die dabei mitthaten, eine gewisse Reue überkommen. Denn
eine äußerst seine und ge
so lange dieser vielgeschmähle deutive Liberalismus noch gehört und
Turnverein nur gratulie:
berücksichtigt wurde, gedieh ungeachtet dieser oder jener vorüber¬
den gestern in den Räum
gehenden Evisode, der Staatsorganismus, der heute von so schweren
stattgebabten Turnerball.
Stürmen umbraust ist. Mit der Vertagung des Reichsrathes ist eine
Geschmack durchgeführte
neuerliche ernste Wendung eingetreten, und die verantwortlichen Männer.
blemen, Blaupflanzen un
welche sie verfügten, treten, welches immer auch ihre Pläne sein mögen,
Ausschmückung aller Ned
die sie während der reichsrathslosen Zeit, in der Aera des Damokles¬
des, malerisches Bild, de
Paragraphen, zur Ausführung bringen wollen, doch nur eine Reise
der zahlreich erschienene
ins Ungewisse an.“
wesentlich erhöht wurde.
Die „Deusche Zeitung“ meint, die Ankündigung einer
die herrichenden Raumve
solidarischen Kundgebung der Rechten sei für den Grafen Thun ein
gegeben wurden, war der
Grund mehr geweien, die Pforten der politischen Börse auf dem
Gmunden, Hallstatt und
Franzensringe schnell zu schließen. „Denn was kann da anderes
so dass schon lange vor
herauskommen als eine Erpressung im großen Stile? Die Klein¬
mehr schwer ein leeres
arbeit haben die biederen Seelen vom Schlage der Jaworski, Engel,
und heitere Geselligkeis b
Bulat, Karlon u. s. w. eben schon sait. Graf Thun aber fürchtet den
Tanzvergnügen bei den
Postulatenrevolver bereits wie den leibhaftigen Gottseibeinns; er bai
jägern bis zum frühen 2
sich schon verausgabt und nun gienge die Sache ins innerste Mark;
originellen Damenspenden
der Lebensnerv des Staates würde vollends zerissen und zerstört. Für
vom Tanzarrangeur Her
ihn den kraft= und entschlufslosen Staatslenker, gibt es nur einen
hübsch zusammengestellter
Ausweg — er sucht sein Heil in der Flucht; ist doch das rettende
der von dem Turner 9
Eiland in Sturmesnöthen, der § 14, nicht fern.“
Lanciers“ dessen tadel
Der Kaiser von China.
Dem rührigen Comité,
stand, welcher sich besond
Aus den verschiedensten Quellen kommen Nachrichten, dass
gebürt alle Anerkennung
die Tage des Kaisers von China gezählt sind, dass er dem
Tiroler Kaiserjäger, welch
Hasse der Kaiserin=Witwe zum Opfer fallen wird, die bereits für
kam, verdient volles Lob
einen Thronfolger gesorgt haben soll. Der Kaiser ist noch immer
Hinsicht vollkommen gelu
in seinem mitten in einem Teiche gelegenen kleinen Pavillon im
jedem Besucher gewits
dürfte. Die Vertreter de
westlichen Theile des Palastes eingesperrt; die Zugbrücke, die
Ball durch ihr Erscheine
nach dem Lande führt, darf er nur überschreiten, wenn die
der Tanzunterhaltung i
Kaiserin ihn zu sehen wünscht. Das Eis, das sich jetzt um den
lichen Trunke zusamme
Pavillon bildet, wird sofort wieder zertrümmert, damit sich nicht
Morgenzügen durch Absi
etwa eine verdächtige Person dem Herrscher nahen könne. Am
Enns, 2. Feb
30. Jänner traten bereits die Mandschu=Prinzen zusammen, um
vereines.) In der
auf Wunsch der Kaiserin=Witwe über die Thronfolge zu berathen,
Plundersweilen, den Sä
und so wird sich wohl bald das Schicksal des „Sohnes des
gestern schon längst vor
Himmels“ erfüllen, der es unternahm, in China weitgebende
eingefunden, in der w
Aussehens Angehörige
europäische Reformen einführen zu wollen. Die einstigen Rath¬
cordia“ erkannten. Im
geber des Kaisers werden von der Herrscherin unnachsichtlich ver¬
Kreise der Stadi Enns
folgt. Jetzt ist dem Hasse auch der alte Ween=Tungho zum
in Plundersweilen“ gege
Opfer gefallen, des Kaisers Vormund. Ween war ganz Alt¬
ihrem Bürgermeister (C
Chinese, aber er galt als Freund seines Zöglinges, und ihm
Spitze, breitspurig den E
zuerst wurde der Vorwurf gemacht, Kuang=Hsü nicht vor den
und Raunen, als alle die
Einflüssen bewahrt zu haben, die zur Revolution führten. Die
Marktbesucher ihren Ein
Kaiserin hafste ihn umsomebr, als Ween nicht verhehlte, dass er wie ein General blähend