II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 82

4.5. Abschiedssouper
Ausendsusseaper box 8/1
steckt, zu einer sich natürlich entwickelnden und abspielenden ihren Zopf aufhängt
Handlung gestal.n können. Gutes Figurenbeiwerk war genügend Gelehrte, welcher nicht fertig
Feuilleton.
vorhanden= Unnöthigerweise schaffte er der jungen Frau eine „Ver= auszuklopfen und die
gaugenheit“, unnöthigerweise bringt er diese zur Sprache, unnöthiger= Brüder im ersten Acte
Die Berliner im Raimund=Theater.
Unter den denkbar besten Auspicien haben die Berliner weise taucht die Vergangenheit in Person eines jungen Bildhauers die man sich vor den guten
auf, eine Vergangenheit, die sich im dritten Act zu einem mehr Und diesen braven Provinz#
gestern mit ihren Vorstellungen begonnen. Ein Wetter, das den
komisch als tragisch wirkenden Gewitter zusammenzieht. Blitze der Wolzogen'schen Komödien
Aufenthalt im Theater anheimelnd gestaltete, ein Publicum, das
— wir sind nicht er= eine große Geste, winkte der
zucken nieder aus schwerem Gewölk, aber¬
den deutschen Künstlern verständnißvolles Empfinden entgegen¬
schrocken. Es waren Kolophoniumblitze aus der Requisitenkammer wie ein Fröschlein und hie
brachte. Das literarische und gesellschaftliche Wien war voll¬
gisseur, erzählte er ausführlich
des Theaters.
zählig versamnielt. Wer hätte geglaubt, das „toute Vienne“
fort telegraphiren, wie u
Herrn v. Wolzogen wurde ein Dienst erwiesen, daß man
einem Wiener Theater zusammen¬
Juli
in
am 2.
Gott, was der noch Alles
„Das sein „Lumpengesindel“ bisher nicht in Wien spielte. Wir
zubringen ist? Gegeben wurde zum erstenmal
verbfüfften Gesichter im Parl
Lumpengesindel“, Tragikomödie in drei Aufzügen von haben gewiß ebenso gute Schauspieler, als die Berliur Künstler
den Zwischenfall, der den g
des sind, die wir gestern kennen leruten; wir haben auch noch
Ernst v. Wolzogen.
stören konnte.
weit bessere Darsteller, aber es fehlt bei uns der Regisseur, der
Diese Tragikomödie wird seit Jahren von den Wiener
Von den einzelnen
ein solches Zusammenspiel schafft, es fehlt bei uns an Zeit und
hervor Herr Winterst
Directoren refusirt. Wir finden es jetzt begreiflich. Es ist eine
Lust, die Stücke genügend durchzuproben, es wird bei uns zu
zeichneten die beiden Brüder
schwache Tragikomödie es ist gar keine Komödie. Hätte man
schlumpig gespielt, und unseren Schauspielern fehlt auch im
Leistung in den Mittelpunkt
das Stück etwa als „Milieuscenen aus der Bohéme“ vorgeführt,
Durchschnitt die Natürlichkeit und Leichtigkeit, auf welche die
etwas trockener Schauspieler
dann hätte uns seine Existenzberechtigung eingeleuchtet, denn es
ist die beste deutsche Schilderung der Bohsme. Obwahl specistich # seit längerer Zeit gedrillt sind sympathische und discrete,n
Bei uns sind die volksthämlichen Darsteller natürlich, in Fräule, Trennersetwas
berlinerisch, ging man hier doch auf das prächtige Milien ein
und acelamirte stürmisch den gut gezeichneten ersten Aet. Der Berlin ist man auch im Frack natürlich. Und mit ihrem Realismus, sehr gut Herr Valenti#
zweite hätte etwas Handlung bringen soll es kam aber nur mit ihrer Natürlichkeit, mit ihrem ausgezeichneten Zusammenspiel ebenso Herr R##in
Der dritte Act, errangen die Berliner gestern einen Bombenerfolg. Vielleicht einmal eine gute
mehr Geträtsche, und so viel das Stück zurück.
abwechselnd unmotivirt rührselig und unmotivirt lustig, befriedigte wird dieses Gastspiel von größerer Tragweite werden. Man ist sie eine mäßige kon
wird auch an anseren Theatern besser proben und dadurch vor einigen Jahren ein¬
noch weniger.
Und doch liegt das Zeug zu guten dramatischen Canstieten leichter spielen. Zumindest bringen uns die Berliner Caultheaters, ist jetzt ein eb
in dieser zerfahrenen Komödie. Zwei Brüder, Bohemiens, leben zu- darauf, solches in Zukunft nachdrücklichst zu fordern. Berliner Ensembles. Er
sammen. Sie hängen mit rührenden Siehe aneinauder. Es sind Jedenfalls wird man in den nächsten Tagen oft ins Raimund= Wienerische hat er offenbar¬
zwei Prachtfiguren. Der eine heiratet. Und er versteht nicht, daß Theater müssen, um zu lernen, wie man die Schauspieler in ein
ArtiurSchuitler
die junge Frau mit ihrem Mann allein sein will. #e hangt us einheitliches Milieu drängt, und um zu sehen, wie die Schau= der Frau Gisela Schnerd
„Annie“ zu zeigen. Das 9
bangt halb unbewußt zwischen Bruder und Gattin und begreift spieler durch eine gute Regie auf einen natürlichen, discreten Ton
entzückt. Sie ist etwas tur
noch immer nichts. Die junge Frau geht fort. Nun erst weiß der gestimmt werden können.
Auch der Zuschauer muß auf diese Realistik in der In= Lustigkeit. Herr Nissen,
Verlassene, daß er diese Frau liebt. Da wäre der Cönflict ge¬
geben. Der Pruder löst ihn allerdings auf das Einfachste, seenirung gestimmt werden. Uns schien gestern Manches stärker auf= den Anatole, stand weit hi
indem er der Schwägerin den Platz räumt. Das hätte ein Mann getragen, als von nöthen. Die alte Zimmervermietherin, welche seine legiime Gattin und de
wie Wolzogen, inmitten des fesselnden Rahmens, den er sich ge= zur Arbeit vor einem versammelten Herrenpublicumt