II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 153

5
4.5. Abschiedssouper
Penen un

A
ptn-
uuiid, Manand, Minneapolis, New-Verk.
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Fetersburg.
(Gealienangabe ehne Gewähs).
Ausschnitpasön bczeiger für Hamburg-Alton.
vam:
Hamburg
Zentralkommission für das Arbeiter-Bildungstvesen
von Hamburg-Hitona.
Volksschauspiele 1912.
Drei Einakter. Arthur Schnitzler Abschieds=Souper“.
Otto Erich Hartleben: „Lore und „Abschied vom Regiment“
Schnitzler und Hartleben — sie haben beide Humor, wenn er sich
auch bei beiden verschieden äußert. Schnitzler ist ganz Wiener. Seine
Mädels sind weich, lieb, herzig, taufrisch, ursprünglich und von keckem
Uebermut; man lacht und weint mit ihnen und freut sich ihres leichten
Blutes, das das Leben so nimmt wie es gerade ist und kommt. Dabei
scheinen sie oberflächlicher als sie in Wirklichkeit sind. Daneben stellt
er — wie im Abschiedssouper — Lebemänner, keine Unsympathischen,
auch Wiener; nur ein klein wenig malitiös war der Dichter, als er sie
zeichnete.
Hti#t von aeleram Sein Humorshal anal
Sonniges, Gutmütiges. Er hält es mit kecken jungen Studenten und
ist ein Meister in der Durstellung humoristischer Episoden. Es ist ein
befreiendes Lachen, was er auslöst. Seine Stücke aus dem Offiziers¬
leben sind wahrheitsgetreu und packend und nicht ohne Konzession an
den Geschmack des Publikums. ——
Die Volksschauspiele der Zentralkommission für das Arbeiterbil¬
dungswesen sind als Musteraufführungen anzusprechen.
Im Alschiedssouper gastierte in der Rolle der Annie eine auswärtige
Künstlerin. Was an keckem Uebermut aufzubringen war, bot diese
Künstlerin im Rahmen des Schönen, Graziösen. Das war das liebe
Mädel aus Wien, unverfälscht, in überquellender Lebensfreude, in
sprudelndem Humor, dabei ein wenig sentimental und weich und
schmeichelnd, wie die Klänge eines Wiener Walzers. Die Leistung
dieser Künstlerin dürfte kaum zu überbieten sein. Die beiden Lebe¬
männer stellten Gustav Keune und Alfred Möller amü¬
sant dar.
In der Lore war es ein Berlinen Kind, das durch schlagfertigen
Witz und ein märchenhaftes Talent zum Flunkern entzückte. Vally
von Küstenfeld stellte diese Kleine entzückend dar, namentlich in
dem kühnen Sprung von der Damenhaftigkeit zum Berliner Madel aus
dem Volke. Voll breiten gutmütigen Humors war Georg Finners
Fred, voll harmloser Spotsucht und köstlicher Behaglichkeit. Den
„Kleinen“ spielte mit viel Glück als Urbild des jungen Fuchses Hanss
Brahm. Den pedantischen Veiter aus Norddeutschland meisterte
Bernhard Reichenbach. Alle Steifheit und Schwerfälligkeit
war in ihm verkörpert. Er war der echte Kandidat Theologige.
Um den Abschied vom Regiment machten sich verdient Anna
Goerling als Olga und Alfred Möller als Hauptmann
Griesfeld. Die beiden Künstler stellten erschütternd all die Konsequenzen
dar, die aus einer zerrütteten Ehe, aus dem Nichtverstehen zweier ver¬
schieden gearteter Menschen sich unaufhaltsam erfüllen müssen. Zwei
liebenswurdige und sehr fein gesehene Offiziere boten die Herren
Fritz Geißler und Georg Finner.
Die Regie führte Emil Stettner voll liebevollen Eingehens
auf die Dichter.
E. M.
(Fortsetzung des redaktionellen Teils nächste Seite.)
Mucsten

New-Vork, Paris, Kom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Qucltenangabe ohne Dewähr.)
W
Ausschnitt aus:
vom:

Znaimer Stadttheater. Sonntag abends
gelangte Jarnos „Musikantenmädel“ in vor¬
züglicher Besetzung zur Aufführung, weitaus
bisser als in den Vorjahren. Bis auf einige ganz
unbedeutende Schnitzer, die jedoch die Gesamt¬
wirkung nicht im geringsten beeinträchtigen, war
die Wiedergabe dei reizenden Operette eine tadel¬
lofe. Außer der Resel, die von herzerfreuender,
anmutiger Lebendigkeit war und sich verdienten
„Beifall ersang, war besonders die Montebelli in
fihrem Elemente. In der Partie des Prinz
Esterhazy trat eine neuengagierte Soubrette auf
Jund eroberte sich durch ihre zierliche Erscheinung
und eine klangvolle Stimme rasch die Herzen
des Publikums. Sowohl Haydn, wie auch der
Pehrer und der Fürst waren in guten Händen
und trugen wesentlich zum Gelingen des Abends
bei. Erfolgreich waren Regie und Orchester¬
lätung um eine gute Auffährung bemüht. O. L.
Zum Abschiede unseres geschätzten Gastes,
des Fräaleins Bauer vom Hamburger Schau¬
spielhause, wurde gestern — zum erstenmale in
er auf¬
Zuaint — ein Werkchen zon Schuh
geführt. Man mag ja über Schnctur
„Dichtunge“ verschiedener Meinung sein, mag,
isie als Produkt, vollkommene: Dekodance, als
Machwerke eines zu wahrhaft großen Leistungen
Unfähigen oder aber als wunderbare und bahn¬
brechende Erzeugnisse einer neuen Zeit bezeichten
sicher ist, daß sich alle, die gestern abends
in leider nicht allzu großer Zahl der Aufführung
beiwohnten, sehr gut unterhielten, genau so, wie
des moderne Lesepublikum bei der Lektüre
Schnitzlerischer Werke auf seine Rechgung
kommt. Denn der Dichter der Moderne porträtiert
in meisterhafter Zeichnung die Zeitgenossen,
Wiener Lebemänner und Wiener Damen und
Dämchen. Dazu tritt eine glänzende Milien¬
schilderung und nicht zuletzt ein fein durchgeistig¬
ter Dialog. Aber — wie gesagt — der Stoff
ist minderwertig und kein tieferer Gedanke liegt
all den Schnitzlerischen Kleinigkeiten zugrunde.
Aus dem Anatolzyklus ist zweifellos das „Ab¬
schiedssouper“ am wirksamsten. Anatol, der un¬
verbesserliche, von einer Blume zur anderen
flatternde Lebemann, will der Ballettratte, der
er überdrüssig geworden ist, den Abschied geben,
um sich an einer neuen Rose Duft zu berau¬
schen. Der peinliche Schritt bleibt ihm aber er¬
spart, weil die Tänzerin ihm zuvorkommt. Sie
hat sich in einen Kollegen verliebt und nimmt
am Abschiedesouper nur teil, um sich noch ein¬
mal nach Herzenslust an Austern und Vauil¬
lecreme, an Bordeaux und Champagner zu
sättigen. Im Mittelpunkte der gestrigen Auf¬
führung stand Frl. Bauer. Mit Temperament
und Rasse stattele die Künstlerin das Ballett¬
rattchen aus. Nimmerrasteude Beweglichkeit,
Verwandlungsfähigkeit, köstliche Koketterie, bei
allem Uebermut dezentes Spiel und eine unnach¬
ahmliche Sicherheit waren die Eigenschaften, die
am Gaste auch gestern wieder bewundert wurden.
Das dreitägige Gastspiel brachte Fil. Bauer
einen unbestrittenen, vollkommenen Erfolg. Dem
Einakter ging ein höchst abwechslungsreicher
Künstlerrummel voraus, bei dem sich die Damen
Alt und Veri und die Herren Direktor
Rollett, Killer, Lerchenfelder und
Fehndrich mit ihren oft geradezu unübertreff¬
lichen Darbietungen reichen Beifall holten. Der
Abend kann als in seiner Gänze wohlgelungen
und unterhaltend bezeichnet werden.
Emnan
F. Sl.