II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 155

4.5. Abschiedssouper
s

burg, Toronto.
(Quelienangaba ghps Tiewährl
pntzer Zeitung
Lusschnitt aus#
rom:
„Abschiedssouper“.
Der gestrige Abend bot uns vor dem Vorirag
des herzoglich Meiningschen Hofschauspielers Karl v.
Maixdorff die Aufführung des einaktigen Lust¬
spiels Schnißle## Abschiedssouper“, eine der Anatol¬
Szenen, in denen der Verfasser, bevor er die Liebelei
schrieb, die junge Lebewelt der Großstadt mit schai¬
fen Strichen portraitierte. Was Schnitzler in dieser
kleinen Arbeit an Charakterzeichnung, Menschenkennt¬
nis, Stimmungsgehalt und Wahrheitsliebe bietet, ist
mehr als in manchem Vierakter. Es ist ein äußerst
scharfsinnig aufgenommener enger Ausschnitt aus der
Tragikomödie des wirklichen Lebens mit seinen fri¬
volen Bitterkeiten. Der Einakter wurde von Frl.
Selbing und den Herren Ander und Schich
mit eiftigem Bemühen dargestellt, doch kam wenig
von #e leisen Melancholie, die trotz der festzupacken¬
den um #idaren Art des Dichters über den Ana¬
tolszenen legi, zum Ausdruck. Der Ton und die
Geste, mit der Frl. Selbing die Annie, Herr Ander den
Anatol zur Darstellung brachten, waren im Einzelnen
zu laut und schwer.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Linditries Wieter Erilahien
asschnitt als:
Wien
150K7 1975
m:
Spelen
Das weggeflogene Schlagobers.
Eine ultige Zuschrift aus einer Stadt in der
Provinz:
„Sehr geehrter Herr Schriftleiter! Als eifriger
Leser Ihrer sehr unterhaltlichen „Wiener Theater¬
geschichten“ erlaube ich mir, Ihnen einen Beitrag
vorzulegen. Es handelt sich allerdings nicht um eine
Wiener Theaterangelegenheit. Tut aber nichts.
Theater bleibt Theater auf dem ganzen Erdenrund
und — Komödianten gibt es überall. Nach dieser
Einleitung komme ich zur Sache. Auf der Bühne,
der ich angehöre, wird eines Abends „Abschiedssouper“
von Schnitzler gespielt. In dem Einakter hat ein
Kellner eine Schussel mit Schlagobers auf die Szene
zu bringen. Schlagobers bei diesen teuren Zeiten
und bei den herabgesetzten Eintrittspreisen! Unser
Direktor zitiert zuerst die Verordnung über
das Schlagobersverbot und dann den Requisi¬
teur, dessen Findigkeit wiederholt über Verlegen¬
heiten hinweggeholfen hat. Tatsächlich findet der
Mann ein Auskunftsmittel: Er ist im Stande,
aus einem Ballen —— Watta Schlagobers nach¬
zutäuschen und bei der Entfernnag von der Bühne
den Eindruck von echtem Schlagobers hervorzurpfene
Kulissenzauber! Lachend erteilt der Direkter Auf¬
trag. Der Abend ist da und die betreffende Szene

kommt. In dem Augenblicke, wo der Kellner die
Schüssel mit dem Schlagobers hereinbringt, entstehr
Zugluft. Auf der Hinterbühne öffnete sich eine
Pforte und gleichzeitig tat sich im Zuschauerräume
eine Tür auf. Wind von allen Seiten ... er bläst
und bläst auch in die Watta hinein und —— sofort
fliegt der Ballen in den Zuschauerraum
Schallende Heiterkeit begleitet dieses Extempore.—
Den Darstellernauf der Bühne blieb das Worr#im
Halse-stecken.
box 8/2
0 Keitung
usschnitt aus: Mandebur
om: 230 11915
TADe
Unternehmen wird mit 158 Bullen und 78 weidlichen
Tieren bescuicht werd##

Danziget Stadttheater.
Nachtsouper von Artur Schnitzler.
Welcher Art der Einfluß des jehigen Krieges
auf die zukünftige Literatur, insbesondere auf
die dramatische Dichtung sein wird, läßt sich
natürlich noch nicht übersehen, kaum ahnen.
So viel ist aber hon jetzt sicher, daß der Krieg
wie nie zuvor ein anderes Ereignis eine schroff
trennende Wand zwischen Vergangenheit und
Zukunft bilden wird. Keine ernst zu nehmende
bichtung wird sich auf lange Zeit hinaus dem
gewaltigsten Ereinisse der Weltgeschichte ent¬
ziehen können.
Unter diesem Gefühl empfindet man den
Schnitzkerschen Einakter „Nachtsouper“ so recht
als vortriegszeitlich, als zwar unterhaltenden, aber
nichtigen Echer bei dem wir nur unwillkürlich
denken: Diese Menschen sollten lich mit ernsteren
Dingen als mit ihren Liebschaften beschäftigen.
Aber Schnitzler schrieb es ja vor dem Kriege.
So dürfen wir ihm die Richtigkeit nicht nach¬
tragen, diese witzige Kehrseite seiner ernsten
„Liebelei“, in der ein Verhältnis auf Kündigung
geschildert wird. Es ist sehr bistig, wie dem
braven Anatol, der bei einem Nachtmahle das
Verhältnis zu lösen im begriff ist, die Geliebte
ihm zuvorkommt und ihm kündigt, und seine
Eifersucht und Eitelkeit jetzt rege wird.
Leichtes Wiener Blut fließt durch die Figuren
des Stückes, die von den Herren Lerch und
Wanner mit
liebenswürdigem leichten
sprachlichen Einschlag ins Wienerische, seinem
Humor und flottem kavaliermäßigen Auftreten
gespielt wurde. Irl. Rohn-Ressel gab die
leichtlebige junge Künstlerin, die den Ge¬
liebten wie ein Gewand wechselt und dabei nicht
ihren guten Appetit verliert, mit reizender Unge¬
zwungenheit. Herr Fernoff bot eine hübsche ;
Kellnertype.