II, Theaterstücke 4, (Anatol, 5), Abschiedssouper, Seite 156

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4.5. Abschiedssouper
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210671916
Weser Zeitung. Premen
Theater und Aufir.
Bremer Stadttheater,
„Abschiedssouper“ von Arthux Schnitzler.
Der Wiederholung des „Spielze
Dienstag die Aufführung des fünften der unter dem
Titel „Anatol“, dem Namien des Helden, 1893 ver¬
öffentlichten Einakter Arthur Schnitzlers voraus.
Was sie mit dem folgenden Stück gemein haben, das
ist die wienerische Note. Aber die Menschen sind
hier schwächer, und die Kunst ist stärker. „Böser
Dinge hübsche Foriael“, so kennzeichnet Hugo von
Hofmannsthal in der gereimten Einleitung richtig
die Art dieser Einakter. Der am Dienstag ge¬
botene zeigt die künstlerische Eigenart Schnitzlers,
die weiche Grundstimmung, die scharfe Beobachtung
und die anmutige, geistvolle Gestaltung mis
knappsten stilistischen Mitteln in hellem Licht. Die
Kunst kann viele Dinge adeln. Man braucht sich
nicht darüber zu entrüsten, daß Böses auch hier in
so lockenden Farben leuchtet, zumal da der satirische
Grundzüg, der die tiefere Berechtigung geben
kann, wohl erkennbar ist. Und doch erscheint die Ge¬
tlassenheit des Verfassers merkwürdig unzeitgzmäß.
1 Die Gegenwart fordert eben gegenüber dem Bosen
mehr als das Lächeln müden Spottes. Deutsche
Wirklichkeit und deutsche Kunst der Zukunfterden
auch wohl anders aussehen, als dus, was sich hier
darstellt.
Gespielt wurde in stimmungsvoller Bühnen¬
umrahmung mit großem Eifer und gutem
Gelingen. Carl Gerhard=Schröders ele¬
ganter, weicher Anatol, dem die sichere Beherrschung
der Wiener Mundart sehr zustatten kam, war ein
ganz vortreffliches Seitenstück zu seinem Reisinger
des folgenden Lustspiels, diesem ganz ähnlich, nur
mit feiner Hervorhebung des Wesentlichen, schlafser
und dummlicher. Ernst Dernburg gab den
idealen Zuschauer, den sarkastischen Freund Anatols
Max mit sehr eindrucksvoller bewußter Überlegen¬
heit. Gerti Selles Annie erschien mir etwas
zu laut für die Stimmung des Ganzen, aber an
ihrer Anmut und ihrer sprühenden Lebendigkeit
würde der Verfasser gewiß seine Freude gehabt
H. Seedorf.
haben.
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