nisse ihrer Liebe für ihren Fritz anführt, für alles
das muß sie vorher durch innigen Ton, durch die
zitternde, scheue, demütige Eifersucht, den Beweis
„OBSERVER
erbringen.
I. österr. behördl. konzessioniertes
Dieser Beweis ist schwerer im Dialog zu
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
führen als in dem Schaukuß, der etwas zu zeit¬
WIEN, I., WOLLZEILE 11
lupenlang im zweiten Akt mit Fritz getauscht
TELEPHON R-23-0-43
wurde.
Der Affekt der Enttäuschung, Verzweiflung, Er¬
bitterung im letzten Akt gelang sehr gut. In den
Ausschnitt aus: HwN DATSGABE
Gefühlen aber, die nicht so hemmungslos frei¬
gelassen werden dürfen (ahnungsvolle, gedämpfte,
(Grazer Tagespost, uraz
halb verhehlte und bezwungene Sorge), überall
dort blieben überzeugendere Töne noch wünschens¬
16. MA1 (935
wert.
vom:
Beim Publikum, das sich ungezwungener dem
Spiel hingeben kann als der zu Vergleichen ge¬
zwungene Referent und das die Wirkung von
Theater, Kunst, Literatur
Stück und Darsteller nicht so streng zu trennen
braucht, hatte Frl. Hanke großen Erfolg. Sie
Probegastspiel in „Liebelei“ und
konnte vielen Hervorrufen Folge leisten.
„Abschiedssouper“.
Frl. Hanke zeigte sich am selben Abend auch
Im Stadttheater am Mitewoch.
noch in einem Gegenstück als leichtsinnig=oberfläch¬
Schnitzlers „Liebelei“ müßte — pedantisch ge¬
liche, gefräßige, burschikose Anni im „Abschieds¬
formk#ngenlich heißen: „Liebe und Liebelei.“
souper“ aus der „Anatol"=Folge von Artur
Denn ein Mädchen mit tiefem, starkem Gefühl zer= Schnitzler.
bricht hier an der Bagatellisierung ihrer Gefühle
Frl. Hanke baut die kleine Rolle so auf, daß
die Anni zuerst vornehm tuend mit elegant schwir¬
durch einen leichtsinnigen Mann. Der hat den
Mut, sein Leben für eine andere zu verspielen,
rendem Rachen=R und gezierten Bewegungen er¬
aber nicht den Mut, die Schranke gesellschaftlichen
scheint, im Schwips dann immer ungeschminkter
Unterschiedes für ein armes, wertvolles Wesen
und zwangloser das geschraubte Getue verschwinden
läßt. In so selbständiger Formung vermeidet sie
zu überspringen.
Die Rolle der selbstlosen, opferfähigen Mäd= aber (zu sehr!) den Übergang in Verärgerung und
chennatur, die Christine, spielte Frl. Trude Hanke
Wut und sie benützt auch (was weniger zu be¬
als Probegast. Sie sieht körperlich ein wenig klagen ist) die vielbefolgte Schlußpointe der Niese
reifer aus, als es die Rolle wünschenswert macht. nicht, mit zornigem Fußspitzenschwung dem Ober
Alles, was die Christine im letzten Akt als Zeug= das Schlagobers ins Gesicht zu jonglieren.
Im Einakter gab Reichert den „Anatol“.]
Er kehrt vom fein organisierten, in Illusionen!“
lebenden, „leichtsinnigen Melancholiker“ Anatol
nur den Leichtsinnigen hervor. Der Darsteller hat
ein gewisses Recht dazu, denn herausgelöst aus
der Folge braucht die Figur nur in den Rahmen
des Einzelstücks zu passen. In „Liebelei“ zeigt er
in der verwandten Figur des Fritz bedeutende Ver¬
tiefung, und namentlich die quälende Sehnsucht
nach dem verlorenen Idyll und reinem Glück ent¬
hüllt er mit überzeugender Herzenslogik.
Rainer ist ein treuer, sehr heiterer und er¬
heiternder Horatio zur Wiener Hamletnatur des
Freundes. Rainer findet in der kräftigen, reschen
Munterkeit von Frl. Malin als Mizzi Schlager
ein ebenso fröhliches Seitenstück.
Czimegs alter Musiker (übrigens eine der
letzten berühmten Rollen Girardis) ist in seiner
väterlichen Akilde und Güte zu Herzen sprechende
Figur. Namentlich im Gespräch der Erinnerungen
und in der Resignation am Schluß ist er voll
schöner, schlicht rührender Einfachheit.
Mit beuchtenswerter Selbständigkeit gestaltet
Frau Frene die Strumpfwirkersgattin nicht so
sehr als giftsprühende „Bißgurn“, sondern sinn¬
gemäßer als redefreudige, komische Tratschen.
Die trotz ihrer Kürze berühmte Mitterwurzer¬
Rolle des „Herrn“ gibt Scharwenka in jün¬
gerer Maske als herkömmlich, mit etwas zu leichter
Betonung des Schicksalhaften. Dieses könnte durch
die Regie besser vorbereitet und eingeleitet wirken;
das Läuten darf nicht als belangloses, kaum hör¬
bares Geklingel die laute Unterhaltung unter¬
brechen. Es muß schrill in die Sorglosigkeit herein¬
gellen.
Im „Abschiedssouper“ war auch Afritsch
wirksam als lachender Dritter und Gletthofer
ein Kellner von Form.
Leioner geigte als Regisseur (abgesehen von
der schon erwähnten zu abgedämpften Wohnungs¬
klingel) einige hübsche Regieeinfälle, wie das Leier¬
kastenmotiv im Musikeridyll des zweiten Aktes
Dr. A. M.
von „Liebelei“.
SameR
das muß sie vorher durch innigen Ton, durch die
zitternde, scheue, demütige Eifersucht, den Beweis
„OBSERVER
erbringen.
I. österr. behördl. konzessioniertes
Dieser Beweis ist schwerer im Dialog zu
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
führen als in dem Schaukuß, der etwas zu zeit¬
WIEN, I., WOLLZEILE 11
lupenlang im zweiten Akt mit Fritz getauscht
TELEPHON R-23-0-43
wurde.
Der Affekt der Enttäuschung, Verzweiflung, Er¬
bitterung im letzten Akt gelang sehr gut. In den
Ausschnitt aus: HwN DATSGABE
Gefühlen aber, die nicht so hemmungslos frei¬
gelassen werden dürfen (ahnungsvolle, gedämpfte,
(Grazer Tagespost, uraz
halb verhehlte und bezwungene Sorge), überall
dort blieben überzeugendere Töne noch wünschens¬
16. MA1 (935
wert.
vom:
Beim Publikum, das sich ungezwungener dem
Spiel hingeben kann als der zu Vergleichen ge¬
zwungene Referent und das die Wirkung von
Theater, Kunst, Literatur
Stück und Darsteller nicht so streng zu trennen
braucht, hatte Frl. Hanke großen Erfolg. Sie
Probegastspiel in „Liebelei“ und
konnte vielen Hervorrufen Folge leisten.
„Abschiedssouper“.
Frl. Hanke zeigte sich am selben Abend auch
Im Stadttheater am Mitewoch.
noch in einem Gegenstück als leichtsinnig=oberfläch¬
Schnitzlers „Liebelei“ müßte — pedantisch ge¬
liche, gefräßige, burschikose Anni im „Abschieds¬
formk#ngenlich heißen: „Liebe und Liebelei.“
souper“ aus der „Anatol"=Folge von Artur
Denn ein Mädchen mit tiefem, starkem Gefühl zer= Schnitzler.
bricht hier an der Bagatellisierung ihrer Gefühle
Frl. Hanke baut die kleine Rolle so auf, daß
die Anni zuerst vornehm tuend mit elegant schwir¬
durch einen leichtsinnigen Mann. Der hat den
Mut, sein Leben für eine andere zu verspielen,
rendem Rachen=R und gezierten Bewegungen er¬
aber nicht den Mut, die Schranke gesellschaftlichen
scheint, im Schwips dann immer ungeschminkter
Unterschiedes für ein armes, wertvolles Wesen
und zwangloser das geschraubte Getue verschwinden
läßt. In so selbständiger Formung vermeidet sie
zu überspringen.
Die Rolle der selbstlosen, opferfähigen Mäd= aber (zu sehr!) den Übergang in Verärgerung und
chennatur, die Christine, spielte Frl. Trude Hanke
Wut und sie benützt auch (was weniger zu be¬
als Probegast. Sie sieht körperlich ein wenig klagen ist) die vielbefolgte Schlußpointe der Niese
reifer aus, als es die Rolle wünschenswert macht. nicht, mit zornigem Fußspitzenschwung dem Ober
Alles, was die Christine im letzten Akt als Zeug= das Schlagobers ins Gesicht zu jonglieren.
Im Einakter gab Reichert den „Anatol“.]
Er kehrt vom fein organisierten, in Illusionen!“
lebenden, „leichtsinnigen Melancholiker“ Anatol
nur den Leichtsinnigen hervor. Der Darsteller hat
ein gewisses Recht dazu, denn herausgelöst aus
der Folge braucht die Figur nur in den Rahmen
des Einzelstücks zu passen. In „Liebelei“ zeigt er
in der verwandten Figur des Fritz bedeutende Ver¬
tiefung, und namentlich die quälende Sehnsucht
nach dem verlorenen Idyll und reinem Glück ent¬
hüllt er mit überzeugender Herzenslogik.
Rainer ist ein treuer, sehr heiterer und er¬
heiternder Horatio zur Wiener Hamletnatur des
Freundes. Rainer findet in der kräftigen, reschen
Munterkeit von Frl. Malin als Mizzi Schlager
ein ebenso fröhliches Seitenstück.
Czimegs alter Musiker (übrigens eine der
letzten berühmten Rollen Girardis) ist in seiner
väterlichen Akilde und Güte zu Herzen sprechende
Figur. Namentlich im Gespräch der Erinnerungen
und in der Resignation am Schluß ist er voll
schöner, schlicht rührender Einfachheit.
Mit beuchtenswerter Selbständigkeit gestaltet
Frau Frene die Strumpfwirkersgattin nicht so
sehr als giftsprühende „Bißgurn“, sondern sinn¬
gemäßer als redefreudige, komische Tratschen.
Die trotz ihrer Kürze berühmte Mitterwurzer¬
Rolle des „Herrn“ gibt Scharwenka in jün¬
gerer Maske als herkömmlich, mit etwas zu leichter
Betonung des Schicksalhaften. Dieses könnte durch
die Regie besser vorbereitet und eingeleitet wirken;
das Läuten darf nicht als belangloses, kaum hör¬
bares Geklingel die laute Unterhaltung unter¬
brechen. Es muß schrill in die Sorglosigkeit herein¬
gellen.
Im „Abschiedssouper“ war auch Afritsch
wirksam als lachender Dritter und Gletthofer
ein Kellner von Form.
Leioner geigte als Regisseur (abgesehen von
der schon erwähnten zu abgedämpften Wohnungs¬
klingel) einige hübsche Regieeinfälle, wie das Leier¬
kastenmotiv im Musikeridyll des zweiten Aktes
Dr. A. M.
von „Liebelei“.
SameR