II, Theaterstücke 4, (Anatol, 4), Episode, Seite 7

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4.4. Epr##e box 7/7
: „C’est parfait! blumenreiche Beredtsamkeit von Rodolphe Salis. Herr
er die Stanzen an
v. Wolzogen ist auch kein abgekrachter Maler, kein „rapiu“,
es sens inapaisés!“
sondern kommt aus der guten Gesellschaft auf das „Ueber¬
der Bühne seine
brettl“, um die gute Gesellschaft zu unterhalten. Er macht
erichtet. Und nun
als vornehmer Heri, sehr stattlich in seinem blauen
verklärte Welt, die
Biedermeier=Frack, mit discreter Liebenswürdigkeit und
und der Träume,
weltmännischer Sicherheit die Honneurs seines bunten
ind, die das Land
Theaters. Auch das ist eine Methode. Man kann sehr
wand zaubert und
wol Humor haben mit guten Manieren. Rodolphe Salis
ernannte sich zwar in den letzten Jahren seines Lebens
Himmel flimmert
zum Herzog von Montmartre; aber die richtige Vor¬
die Wüste ziehen
nehmheit war es doch nicht.
die von Leid Ge¬
Nach dem französischen Vorbilde kündigt Herr v. Wol¬
die Frauen, dem
zogen jede Programmnummer mit launigen Reden an und
führt jeden Mitwirkenden ein. Zugleich ist er seibst eines
Bethlehem ist auf¬
der hervorragendsten Mitglieder seiner Truppe. Seine
te Gefahren. Jetzt
Lieder werden gesungen, er hat Lieder von Anderen com¬
en über Jerusalem.
ponirt, die auch gesungen werden, schließlich trägt er selbst
urch die Wüste ge¬
Gebichte vor. Das Letzte besonders bringt er meisterlich
n, vor der Krippe,
zuwege. An jenem ersten „Ueberbrettl“=Abend bekam man
ieinem Schimmer
von ihm Gedichte des Hans Heinz Evers zu hören. Das
Weihnachtslied er¬
eine hieß „Die Wasserleiche“. In einem Teiche schwimmt
el!
eine schöne Wasserleiche. Die Karpfen sind um sie herum
8 „Chat Noir“, und
und erörtern das Schicksal des ertrunkenen Mannes. Die
unglückliche Liebe hat ihn dahin gebracht, meint der eine,
Kann als Rodolphe
Nein, sagt der andere, er war betrunken und ist in den
Montmartre (denn
klingt, daß dieser
Teich gefallen. Ein dritter, sehr alter Karpfen, der das
ernsten Angelegen¬
Leben kennt und weiß, daß man sich das Gute schmecken
Das „Ueberbrettl“
lassen muß, so lange es da ist, und daß nichts schädlicher
als seine französi¬
ist, als seine Zeit mit Philosophiren zu vergeuden, sagt
in Berlin nicht nichts, sondern beginnt gleich zu kauen. Herr v. Wol¬
nn als auf dem
zogen wußte durch seinen Vortrag überzeugend darzu¬
die rothe Mühle
thun, welch einen Genuß ein Karpfen, wenn er Fem¬
Das „Chat Noi“
schmecker ist, an einer schönen Wasserleiche finden kann.
ngen, und es ver¬
Mit einem Gedicht von Wolzogen: „Den lieben süßen
deren Verlumptheit
Mädeln“, Musik von James Rothstein, wurde die No###
stellung eröffnet. Der Componist hat den graziösen####,
hts von Bohème
doch solides Kunst¬
mit einer allzu schweren Melodie im „Meistersinger“=“
t die üppige und beladen. Herr Koppel, der treffliche Baritonist und Ha #a
träger des „Ueberbrettl“, trug das Lied vor. Dazu sowie wie das
zu allen anderen Nummern, die keine besondere Decoration lich ein
erfordern, ist folgende „Ueberbrettl“=Scenerie zu denken:
Die Bühne stellt einen eleganten Salon dar mit Möbeln
im Secessionsstyl. Links ein Flügel, rechts vorne ein Fauteuil,
in dem gelegentlich Herr v. Wolzogen sitzt, wenn er nicht
gerade an der Rampe etwas zu reden hat. In der Mitte
der Vortragende, gehend oder stehend oder über einen Stuhl
gelehnt. Alle, Director, Sänger und Pianist, tragen den
farbigen Frack mit Metallknöpfen. Und der Sänger singt:
Nun hört, was der Weise spricht
Zu euren dicken Schädeln:
Verachtet mir die Mädel nicht,
Die lieben süßen Mädeln!
1
Wer wollte diese Mahnung nicht beherzigen? Aber# arme
wer möchte auch jemals geneigt sein, die lieben süßen bei d
Mädeln zu verachten? Es ist wirklich nicht nöthig, gar so Der
2
Frob zu werden.
Frau Olga Wohlbrück, eine andere Hauptkraft des

1
„Ueberbrettl“, trägt zwei Gedichte vor, ein ernstes und ein
heiteres. Das ernste, „Zwei Mütter“ von Hugo Salus,h
wirkt nicht, weil die Künstlerin den Ton gar zu pathetisch! T
nimmt; das zweite, „Das Gänschen“ von Robert Eysler, D
kommt sehr fein und amüsant heraus. Das Gedicht, das
da
wol den „Demoiselles à marier“ der Yvette Guilbert nach¬
hal
gebildet ist, schildert das deutsche Gegenstück, das ein Gäns¬
He
chen ist bis zur Heirat und nach der Heirat diesunver¬
spiele
standene Frau. Im glänzenden Phantasie=Costüm tritt Fräu¬
der
lein Bozena Bradsky auf und fingt Wolzogen's „Madame
wissen
Adéle“.
Major
Je suis Adele, la reine blonde,
sang ein
On me connait, messieurs, parbleu!
Je suis la reine, la reine, ia reine du Demimond,
von der
Adele est là — faites votre jen!
antreten
Aber Deutsch kann sie auch:
mit Erf
Denn mein Frauzösch' g'langt nur — o jeh!
Dum Hausgebrauch fürs Variété!
4%
Lebensgeschichte der Cocotte. Jede Strophe
geht in #? ehmüthigen Refrain aus: „Was glauben Sie,mihl de