II, Theaterstücke 4, (Anatol, 4), Episode, Seite 17

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Ausschnitt aus:
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2
Theater, Kunst und Musik.
Im Josefstädter=Theater gab's gestern
wieder einmal einen literarischen Abend (zu Gunsten
der Cohncordia, weswegen das ganze Publikum auch
den orientalischen Character hatte). Die Literatur hat
durch die vier aufgeführten Einacter zwar wenig ge¬
wonnen, aber wir sind im Josefstädter=Theater
immer schon zufrieden, wenn es halbwegs anständig
auf den Brettern zugeht. Arthur Schnitzler's
„Episode“, fiel gänzlich durch. Daß eine Circus¬
50 Zeitu reiterin ihre Liebhaber wechselt und schließlich einen
Für
ihrer „Verehrer“, dem sie einen Abend bei der sire
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bunten Lampe geschenkt hatte, nicht mehr kennt und to.
ihn mit einem Petersburger Liebhaber verwechselt, ist bar
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doch eine kaum Interesse erweckende „Episode“. Unsexe raus.
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Kritik.
Das Theater in der Josefstadt hat ver¬
gangenen Freitag die Einnahmen eines „literarischen Abends“
der armen Concordia geschenkt und überdies noch jener Literatur,
die die Concordia zur Burgtheaterfähigkeit emporgeschwindelt
hatte, seine unterthänigste Reverenz erwiesen. Arthur Schnitzler
feld waren die officiellen Vertreter der
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und Georg H
„Literatur“, August Enna diente mit seinem musikalischen
Fi Märchen „Das Streichholzmädel“ als geduldetes
„ Füllsel und der schalkhafte Franzose Georges Courtelineusive
„ durfte mit seiner tragischen Posse „Der gemüthlicherto.
„Commissär“ das lustige Nachspiel liefern, weil sie von lbar
einem Herrn Siegfried Trebitsch ins Deutsche übersetzt draus.
worden ist. Von Schnitzler wurde natürlich wieder eines
Abor seiner sieben „Anatol“=Lustspielchen aufgeführt, und zwar das st das
Abon langweiligste. Die Selbstgefälligkeit, mit der darin Schnitzler ##s den
seine melancholischen Erinnerungen an vergangene Liebeleien
auskramt, hat ihm einmal den Vergleich mit jenen indischen Fakirs
zugezogen, die ihren eigenen Nabel stundenlang betrachten und dabei id die
Inns eine Art Wollust empfinden. „Was geht uns der Nabel des Herrn gen¬
b1k Schnitzler an?“ So oder ähnlich mochten sich die meisten Concordia= tung“)
woau Leute nach dem Stückchen gefragt haben, sie aber klatschen Beifall, Leben
des um den Gähnkrampf zu überwinden. Dann kam Georg Hirschfeld jungen
mit seinem realistischen Schauspiele „Zu Hause“. Es war, als
wollte Director Jarno mit den scheußlichen Scenen aus dem
jüdischen Familienleben, die Hirschfeld darin aufrollt, den
Concordia=Leuten einen bösen Streich spielen. Das Sprichwort
„Dem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“ scheint aber
auch bei den Vertretern der Tagesliteratur Geltung zu haben,
obwohl es weder von Heine, noch von Börne herruhrt, und so
machten sie gute Miene zum bösen Spiel und klatschten sich ihre
innere Wuth aus dem Leibe.