II, Theaterstücke 4, (Anatol, 3), Denksteine, Seite 8

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4. 3. Denksteine
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Telefon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
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„OBSERVER“ Nr. 88
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrich
Wien, IX/1. Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelé“
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockhof
Ausschnitt aus:
Wiener Abendpest
N 27
Theater und Kunst.
Im großen Musikvereinssaale war gestern ein Vortrags¬
abend von Joseph Kainz. Das Programm war aus lauter
Wiener Autoren, bekannien und unbekannten, zusammen¬
gestellt. Aber nicht glücklich. Denn weder zeigten die ge¬
wählten Stücke die Verfasser in ihren eigenthümlichen Vorzügen
es waren meist recht mittelmäßige Sachen — noch gaben
sie dem Vorleser Gelegenheit zur Entfaltung seiner großen
50 Kunst. Am meisten lag ihm das „Zaren=Mahl“ von
Für
100 Frl. delle Grazie, eine Art Ballabe in der grellen, auf= inelusire
200 dringlich tandenzlös-revolutionären Art, die für die früheren Porto.
Zahlbar
500
.. 1000 Producte bieser Dichterin bezeichuend ist. Ganz ohne Wiekung,
im Voraus,
ging ein Beuchstück aus einem „Lied vom Tannhäuser“ von
Im
Abonnemer* Burckhard — das den vielseitigen Verfasser als epischentte ist de
Abonnente, Dichter vorstellte — vorüber. Dies war Schuld dis Vor=cht es de
lesers, ebenso daß der Anatol =Dialog „Denksteine“ vor Pn.
Der Schnitzler sehr wenig wirkte: es war die schwöchtt galtend die
Inhaltsan Nummer des ganzen Programmes, der Vorleser hielt di- Morgen
blätter,
wollurcheeiben Personen nicht auseinander, charakterisirte nicht,r Zeitung
des In# wurde stellenweise monoton, ja geradezu unverständlich. Das iche Lebe
„Weltgeheimniß“ von H. von Hofmannsthal (aus de# #cheilunge
werden in
Manuseripte) verstand niemand, dies war aber nicht Schuld
des Vorlesenden. Dugegen war desselben Autors „Die
Beiden“ recht anmuthig und anmuthig vorgetragen.
J. J. Daoids „Gehenna“ hat einige starke rheiorische
Momente, die auch zur Geltung kamen, aber es ist doch
# ein Gedicht zum Vorlesen und wirkte zuletzt ermüdend.
Vberadezu langweilig war die umfangreiche Skizze von
Karlweis „Der Wurstel" (nebenbei gesagt: einen Menschen.
wdie ihn Karlweis hier vorführt, neunt der Wiener gar nicht
„Wurstel“, sondern eher „Latsch“): ein allgemeines Gähnen
griff um sich, einige versanken in tiesen Schlummer; nach bieser
Nammer ergriffen viele die Flucht. Wer aushielt, bekam
dann noch Pötzl und Chiavacei, die wirken immer, und
Kelng spricht und liest ja das Wienerische sehr gut. Aber
im Ganzen war es ein Vortragsabend, wie wir ihn eben je
##t schon in ganz bescheidenen Geselligkeits=Vereinen erlebt
haben. Dazu dauerte es dritthalb Stunden; wer wird deuselben
einen Menschen, und winn er noch so herrlich läse, solang¬
anbören wollen! Beifall gab es trotzdern geuug, sog
Blumen. Der Khklosoph, wenn einer habel war, mag Aber
## gute Mablicum gelächen hoben, das sich bur eh#lt
er Marnen seuen eigene entschiedene Langweil. hirere
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—.—
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vom
111001
„(Elleater, Runst und Titeratur.
Vortragsabend Kainz. Herr Kainz kam gestern
wienerisch; an dritthalb Stunden las er Wiener Autoren,
und da nicht alles Gold war, was seine unübertreffliche
Vortragskunst glänzend machte, gab es speciell während der
ersten Programmhälfte wie sonst bei Kainz=Abenden im
Publicu n nicht heimisches Gefühl. Dann aber gesellte sich
zu den hinreißenden Effecten, die der Vortragende erzielte,
auch das stoffliche Interesse, und so wurde der Abend noch
ein schöner und anregender. Schon die Wiedergabe der
etwas forcirten Anatol=Skizze „Denksteine“ von Arthur
Schnitzler, die dem Vortrage eines recht tiefsinnigen Poëms inclusive
50
Für
100 von J. J. David folgte, stellte den alten Rapport zwischen Porto.
200 dem großen Künstler und seinem Auditorium her. Zahlbar
500
Hermann Bahr's ungemein liebenswürdige Novellem Voraus.
„ 1000
„Das Käferl“, ein mit heiterer Ueberlegenheit ent¬
„tte ist das
Im
worfenes Bild aus der Lebeknaben= und Naturwelt, gaoseht es den
Abonneme
dem Künstler Gelegenheit, alle Farben feiner Ironie rn.
Abonnente
und verhaltener Empfindung spielen zu lassen. Einen
schönen Kranz legte er durch die Vorlesung einer bei aller haltend die
Der
Philistrosität künstlerisch anmuthenden Erzählung auf das Morgen¬
Inhaltsan
blüttei frische Grab von C. Karlweis. Wir sind für einen Collegen er Zeitung“)
wollurch e nicht unbescheiden, wenn wir von dem Beifall, welcher der fliche Leben
Vorlesung der Skizze von Ed. Pötzl „Tramwayhochzeit“ ittheilungen
des In- 1
werden in
folgte, sagen, er habe dem ausgezeichneten Beobachter und
Sittenschilderer nicht minder gegolten wie dem brillanten
Interpreten. Dann gab es noch Lachsalven bei der Wieder¬
gabe zweier prächtiger Humoresken von Chiavacci, die
Kainz sprach, als hätte er nie eine andere Atmosphäre wie
die des Dialekts geathmet. Wie gesagt, es wurde noch eig
sehr schöner Abend im großen Musikvereinssaal.