Denksteine
4.3. Leaneteane box 7/6
Nachdruck verboten. das Wiener „süße Mädel“ erfunden. Mit dieser letzteren mit der großen Familie Wiens, die in seltener Zähig¬
Erfindung haben sie überall Aufsehen erregt, nicht zum keit an ihren Traditionen festhält, nichts gemein. Die
Auforen.“
Bilder, die sie von unseren Burschen und Mädchen, von
mindesten in Wien selbst, wo man das Ding gar nicht
unserem Hassen und Lieben geben, sind oberflächliche An¬
kannte. Sonderbar! Wien hatte doch Poeten hervor¬
mmnis. Einer der berühmtesten
gebracht, die alle Typen seines Lebens verherrlichen:
schauungsproducte, nicht mehr; unseren Seelen nachzu¬
der am Vorlesetische Triumphe
Raimund, Anzengruber 2c. Aber auf das „süße Mädel“.
empfinden vermögen sie, fremden Stammes und Sinnes,
nelte Damenwelt in Verzückung,
nicht. Sie stehen den Empfindungen der Wiener Volks¬
war niemand verfallen und Grillparzer, der im „Mat¬
schuhten Händchen in Bewegung
seele als suchende, aufmerksame Beobachter gegenüber,
schakerhof“ den urwüchsigsten Wiener Dialect sprach, war
begrüßt, wieder ver einem fast
nicht als Mitfühlende. Denn was ihnen wertvoll
rückständig genug, sich in seinen Dramen selber zu ver¬
bartungsvollen Anditorium, das
erscheint, deckt sich nicht mit dem, was wir sehnen, was
leugnen und stelzige Jamben oder Trochäen in steifem
ase versetzt zu werden und — die
uns verabscheuenswert ist, regt sie nicht sonderlich auf.
Hochdeutsch zu verfassen. Auch Bauernfeld that das oder
liest das erste Stück, eine Mond¬
befasste sich mit zimperlichen Philistrositäten; und der
Immerhin mag es ihnen oft gelingen, Aeußerliches gut
ht sich an, applaudiert ein wenig
hat's doch wirklich nicht nöthig gehabt. Da haben nun
zu erfassen und lebendig wiederzugeben, so dass der
Es folgen Gedichte; der Applaus
die „Wiener Autoren“ gründlich Wandel geschaffen. Eine
Schein entsteht, als wären die Dinge echt. Allein sie
ramolet — es wird nicht besser.
rechte Wienerin redei nicht etwa wie die Frauen und
sind es nicht. Die ganze „Wiener Literatur“ der Bahr¬
n justament. Jetzt kommt eine
Gemeinde ist eine großangelegte — ich will nicht sagen
Mädchen bei Kaiser, nein, Arthur Schnitzler erst hat
kilt sich und lächelt müde, macht
bewusste, aber jedenfalls unleugbare — Fälschung. Und
gezeigt, wie sie eigentlich ist, in seinem Anatoleyclus
Stimmung zu suggerieren. Um¬
unter dieser Fälschung hat niemand mehr zu leiden als
uno seiner „Liebelei“ u. s. f. Und die anderen ha#en das
as die Pointe in den ersten zehn
unser gutes Wien selbst, das es sich nicht nur gefallen
Theita ausgenommen und fabulieren lustig darauf los.
t noch eine Viertelstunde weiter
lassen muss, wenn im Auslande fortwährend falsche Vor¬
Draußen stannt man, welch eigenthümliche Stadt das sein
prüften Geduld den letzten Rest.
stellungen von seinem Wesen hervorgerufen werden, son¬
müsse, in der solch lasterhafte, thörichte, herzlose und
brechen aus den Bankreihen. Sie
dern sogar Gefahr läuft, durch die Ueberschwemmung
ordinäre Creaturen „süße Mädel“ genannt werden. Und
dieses Humors nicht ab. Und
seiner Bühnen und seiner Zeitungen mit dieser After¬
man schüttelt den Kopf. Aber es ist doch gut, dass man es
oristischen Erzählung die feier¬
endlich weiß ....... Und die „Wiener Autoren“ sind
literatur allmählich um das gesunde Verständnis für die
begegnet, ranzionieren sich halbe
eigene Art gebracht zu werden und am Ende selber das
ganze Kerle, dass sie das so ungeniert auf ihren Bühnen,
nichts mehr. Und beim letzten
Unechte für echt zu halten. Bei dieser traurigen Etappe
in ihren Büchern discutieren. Zwar sehr patriotisch ist
usikvereinssaal halbleer; nur die
sind wir gegenwärtig angelangt und es wird, selbst wenn
es nicht, aber es beweist Beobachtung, strenge Controle
blieben und applaudieren mit
der eherne Camorraring der bekannten Wiener Literaten¬
des eigenen Miliens. Und die Wahrheit, künstlerisch ver¬
var der „Wiener Autorenabend“.
clique durchbrochen ist, noch Jahre der Arbeit und Förde¬
klärt und ihrer Streige entkleidet, geht schließlich doch
über alle kleinlichen Rücksichten. An der aber ist bei den
rung bedürfen, ehe die Pseudo=Wiener Autoren von den
hren“! Man liest jetzt viel von
„Wiener Autoren“ nicht zu zweifeln; sie müssen es ja
richtigen ersetzt werden können. Denn es gibt solche —
isch Wienerischen“ in ihrer Lite¬
wissen, wie es aussieht in dem Volke, dem sie angehören,
genug, aber: man weiß nichts von ihnen.
lichen Note“ die sie ihren Werken
Und jetzt sind wir wieder beim Eingangsthema. Auf
in der großen Familie, der sie entsprossen sind.
den sehr häusig, mitunter sogar
Volk? Familie? Einen Augenblick! Hier beginnen
der Vortragsordnung des Kainz'schen Wiener Autoren¬
süddeutsche Adverbium „halt“
abends standen: Dr. Max Burckhard, Hugo v. Hofmanns=,
imponiert, ergehen sich in Loca= die schweren Missverständnisse. Die Herren Schnitzler,
iminuriven auf —erl und haben! Hirschfeld, Léon. Dörmann haben mit unserem Volke, thal, Maria Eugenia delle Grazie, J. J. David, Arthur
4.3. Leaneteane box 7/6
Nachdruck verboten. das Wiener „süße Mädel“ erfunden. Mit dieser letzteren mit der großen Familie Wiens, die in seltener Zähig¬
Erfindung haben sie überall Aufsehen erregt, nicht zum keit an ihren Traditionen festhält, nichts gemein. Die
Auforen.“
Bilder, die sie von unseren Burschen und Mädchen, von
mindesten in Wien selbst, wo man das Ding gar nicht
unserem Hassen und Lieben geben, sind oberflächliche An¬
kannte. Sonderbar! Wien hatte doch Poeten hervor¬
mmnis. Einer der berühmtesten
gebracht, die alle Typen seines Lebens verherrlichen:
schauungsproducte, nicht mehr; unseren Seelen nachzu¬
der am Vorlesetische Triumphe
Raimund, Anzengruber 2c. Aber auf das „süße Mädel“.
empfinden vermögen sie, fremden Stammes und Sinnes,
nelte Damenwelt in Verzückung,
nicht. Sie stehen den Empfindungen der Wiener Volks¬
war niemand verfallen und Grillparzer, der im „Mat¬
schuhten Händchen in Bewegung
seele als suchende, aufmerksame Beobachter gegenüber,
schakerhof“ den urwüchsigsten Wiener Dialect sprach, war
begrüßt, wieder ver einem fast
nicht als Mitfühlende. Denn was ihnen wertvoll
rückständig genug, sich in seinen Dramen selber zu ver¬
bartungsvollen Anditorium, das
erscheint, deckt sich nicht mit dem, was wir sehnen, was
leugnen und stelzige Jamben oder Trochäen in steifem
ase versetzt zu werden und — die
uns verabscheuenswert ist, regt sie nicht sonderlich auf.
Hochdeutsch zu verfassen. Auch Bauernfeld that das oder
liest das erste Stück, eine Mond¬
befasste sich mit zimperlichen Philistrositäten; und der
Immerhin mag es ihnen oft gelingen, Aeußerliches gut
ht sich an, applaudiert ein wenig
hat's doch wirklich nicht nöthig gehabt. Da haben nun
zu erfassen und lebendig wiederzugeben, so dass der
Es folgen Gedichte; der Applaus
die „Wiener Autoren“ gründlich Wandel geschaffen. Eine
Schein entsteht, als wären die Dinge echt. Allein sie
ramolet — es wird nicht besser.
rechte Wienerin redei nicht etwa wie die Frauen und
sind es nicht. Die ganze „Wiener Literatur“ der Bahr¬
n justament. Jetzt kommt eine
Gemeinde ist eine großangelegte — ich will nicht sagen
Mädchen bei Kaiser, nein, Arthur Schnitzler erst hat
kilt sich und lächelt müde, macht
bewusste, aber jedenfalls unleugbare — Fälschung. Und
gezeigt, wie sie eigentlich ist, in seinem Anatoleyclus
Stimmung zu suggerieren. Um¬
unter dieser Fälschung hat niemand mehr zu leiden als
uno seiner „Liebelei“ u. s. f. Und die anderen ha#en das
as die Pointe in den ersten zehn
unser gutes Wien selbst, das es sich nicht nur gefallen
Theita ausgenommen und fabulieren lustig darauf los.
t noch eine Viertelstunde weiter
lassen muss, wenn im Auslande fortwährend falsche Vor¬
Draußen stannt man, welch eigenthümliche Stadt das sein
prüften Geduld den letzten Rest.
stellungen von seinem Wesen hervorgerufen werden, son¬
müsse, in der solch lasterhafte, thörichte, herzlose und
brechen aus den Bankreihen. Sie
dern sogar Gefahr läuft, durch die Ueberschwemmung
ordinäre Creaturen „süße Mädel“ genannt werden. Und
dieses Humors nicht ab. Und
seiner Bühnen und seiner Zeitungen mit dieser After¬
man schüttelt den Kopf. Aber es ist doch gut, dass man es
oristischen Erzählung die feier¬
endlich weiß ....... Und die „Wiener Autoren“ sind
literatur allmählich um das gesunde Verständnis für die
begegnet, ranzionieren sich halbe
eigene Art gebracht zu werden und am Ende selber das
ganze Kerle, dass sie das so ungeniert auf ihren Bühnen,
nichts mehr. Und beim letzten
Unechte für echt zu halten. Bei dieser traurigen Etappe
in ihren Büchern discutieren. Zwar sehr patriotisch ist
usikvereinssaal halbleer; nur die
sind wir gegenwärtig angelangt und es wird, selbst wenn
es nicht, aber es beweist Beobachtung, strenge Controle
blieben und applaudieren mit
der eherne Camorraring der bekannten Wiener Literaten¬
des eigenen Miliens. Und die Wahrheit, künstlerisch ver¬
var der „Wiener Autorenabend“.
clique durchbrochen ist, noch Jahre der Arbeit und Förde¬
klärt und ihrer Streige entkleidet, geht schließlich doch
über alle kleinlichen Rücksichten. An der aber ist bei den
rung bedürfen, ehe die Pseudo=Wiener Autoren von den
hren“! Man liest jetzt viel von
„Wiener Autoren“ nicht zu zweifeln; sie müssen es ja
richtigen ersetzt werden können. Denn es gibt solche —
isch Wienerischen“ in ihrer Lite¬
wissen, wie es aussieht in dem Volke, dem sie angehören,
genug, aber: man weiß nichts von ihnen.
lichen Note“ die sie ihren Werken
Und jetzt sind wir wieder beim Eingangsthema. Auf
in der großen Familie, der sie entsprossen sind.
den sehr häusig, mitunter sogar
Volk? Familie? Einen Augenblick! Hier beginnen
der Vortragsordnung des Kainz'schen Wiener Autoren¬
süddeutsche Adverbium „halt“
abends standen: Dr. Max Burckhard, Hugo v. Hofmanns=,
imponiert, ergehen sich in Loca= die schweren Missverständnisse. Die Herren Schnitzler,
iminuriven auf —erl und haben! Hirschfeld, Léon. Dörmann haben mit unserem Volke, thal, Maria Eugenia delle Grazie, J. J. David, Arthur