II, Theaterstücke 4, (Anatol, 2), Weihnachts-Einkäufe, Seite 9

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4.2. Weihnachtseinkaeufe
Reimhacheschandeufe
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Ein amerikanischer Berichterstatter, der an mehrere hundertjährige Verkauf übernommen hat und die einen Wert von 1 0 Kronen
Männer die Fraze richtete, was man tun müsse, um recht alt zu haben, veruntreut hat. Lausch wurde am 26. d. M.i nem Hotel Theaterkartenbureau VII.,
werden, erhielt gon dem einen die Antwort: „Legen Sie sich frühzeitig im 1. Bezirk ausgeforscht und verhaftet. Er gestand, Erlös aus 38540 Serie.
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Werienernershamneen
etten
ETLETFETT
Gabriele: Oh, Sie sind doch gewohnt, Puppen zu seine Gaben an unser unglückliches Wien gibt und h, des bin
Karnevalsfe
ich sicher, noch weiter geben wird. Da finden Sie as Berlin,
überzahlen!
das siets das Herz auf dem rechten Fleck hat, und an das Sie
Fröhlicher Maskensch
Anatol: Gnädige Frau —
Gabriele: Und da waltet doch sicher auch wieder das nie glauben wollen. Ich habe die kleinen Leute, die selbst nichts Sekt, wie lange ist es her
geheimnisvolle Gesetz unserer Zeit: je schlechter alles wird, desto hatten, in den Annahmestellen gesehen, wo sie ihre Päckchen und freude entspringenden Fest##
Paketchen hintrugen, damit die Kinder in Wien erregten. Sind die Zeiten
teurer bezahlen wir es. Darum tragen auch die Läden bei uns
etwas zu essen hätten. Ich habe gesehen, wie in schafts= und Künstlerfeste
längst keine offenen Preisangaben mehr: sie wollen, daß der
den Pausen der Theaterstücke, in den Versammtungen, in den
vorüber? Nein, sie wurh
Käufer nicht schon draußen von blassem Schrecken erfaßt wird.
Kaffeehäusern gesammelt wurde. Die braunen Zwanzig=Mark¬
erwachen jetzt aber aus ihr
Lieber Melancholiker, im Laden Ihres Lebens ist eider zu viel
Scheine flogen auf die Teller! Gerade die Armen gaben am
zunächst wohltätigen Zweck
Ersatzware, und Sie sind von jeher gewohnt gewesen, alles hundert¬
meisten. Berlin will die Tränen Wiens
Wieder werden die
fach zu überzahlen.
strocknen, nachdem es so lange von der
„Schöne Maske, ich kenne
Anatol: Es ist so schwer, das Echte zu finden!
Gabriele: Weil Sie es nie gesucht haben. Gehen Sies Lebenslust, den Melodien Wiens ge-geistreiche und geistlose
Kostüm und Maskier#
einmal einmal auf die Straße hinaus! Unten, wo die Straßen=strunken hat. Das Verbrechen, das die ganze Welt an
Wien begeht, will Berlin wieder gut machen, das ist schöner als Frauen je nach Tempe
händler sind —
Anatol: Da soll ich kaufen? Eiwa die „laufende der ganze Weihnachtsluxus und Weihnachtsplunder von einstl in die rosigen Ohren geflüt
Maus“? Oder den Hampelmann zu fünf Groschen, oder die Als ob die beiden Städte sich über Berge und Länder weg die jugendfrische, selbst Greise
„strampelnde Grete“, dieses süße Geschöpf, von dem alle unsere Hand reichten und zueinander sprächen: „Wir haben früher zu-Maskentreiben seine fröhli
sammen Glück und Ruhm geteilt — jetzt tragen wir auch unser geblieben, verändert jed
Charaktertänzerinnen lernen könnten?
Unglück zusammen!“ Sehen Sie, sein Herz entdeckt zu haben, wo
Redouten des heurigen #
Gabriele: Etwas Lebensfreude und etwas Einsicht
man früher nur an den kalten Verstand glaubte, das ist das der Zeit — zentralisiert,
sollen Sie sich kaufen. Die Kreise, die „die laufende Maus“
Schönste, was Weihnachten bringen kann —!
I., Rothgasse 9, Eing
glücklich macht, sind mir im allgemeinen sympathischer als die, die
Anatol: Gnädige Frau, Sie sagen das so schön — prächtigen „Olympia
Ihre aufgeputzten Wachspuppen kaufen? Sehen Sie sich ein Berlin
aber die richtige Adresse zu finden für dieses Herz, das ist ja glanzvolle Auferstehung si
an, das Sie nie zu beachten pflegen, das jetzt in der Zeit der
eine überaus glückliche War
gerade die Aufgabe!
großen Not und der Teuerung wieder zutage kommt —! Die Zeit der
Gabriele: Ich sage sie Ihnen ja. Machen Sie Glück¬
„Olympia“, früher
Komödien und prunkhaften Masken ist vorbei, mein Freund! Die
liche unter denen, die Not leiden! Uebrigens ist Ihr Herz ja die
Wiens, mit seinen elega
Leute lernen wieder die Freude am Einfachen und Bescheidenen.
Adressenvertauschung gewöhnt. Es wäre doch gut, wenn es ein¬
den reizenden Annexen (
Ich habe die Menschen zwischen den aufgestellten Weihnachts¬
mal an die richtige Adresse käme.
kleinen Zimmern usw.)
bäumen gehen sehen, die wie grüne Alleen in den Großstadtstraßen
solche Gesellschaftsfeste. D
Anatol: Wollen Sie mir nicht suchen helfen —?
stehen. Ich habe ihre Augen glänzen sehen, und sie freuten sich
zugunsten der Rettungsgese
Gabriele: Ich danke! Das meinige ist schon unter¬
wieder an allen Kleinigkeiten. Sie freuten sich an den kleinen
Samstag den 3. Janus
gebracht, und ich fürchte Umzugsschwierigkeiten. Doch, da kommt
Lichtern, daß sie nur sechs Groschen kosteten, an den bescheidenen
[Rabensteiner inne
der Fahrstuhl wieder; fahren Sie mit abwärts —?
runden Pfefferkuchen, an den schmalen Schokoladetafeln. Keiner
[Wacek. In der Bar
Anatol: Nein, ich muß noch suchen.
dachte in diesem Augenblick an die Wucherpreise! Denn die
prächtige, intim reizende
Gabriele: So leben Sie wohl, leich sinniger Melan¬
Freude des Gebens, das Glück, zu schenken — die kann uns
Pianisten am Flügel,
choliker!
kein Wucherer nehmen.
[Schrammel Qu
Anatol: Sollen wir also zu Spitzwegschen Idealen
Anatol: Leben Sie wohl, und Dank für die Lehre,
Untekhaltung sorgen wird.
zurückkehren?
wohltätige Mondäne!
gehaltenen „Olympia
Gabriele: Zu Spitzweg nicht gerade. Aber zu Moritz
Sietrennen sich beide. Von unten und oben stürzen neue Menschen¬
Friedenskarneval, sie sind
massen aus den Fahrstühlen. Massen, die nicht ihre Herzen, sondern
v. Schwind oder zu Ludwig Richter! Zur Einkehr bei uns selbst.
Gesellschaft.
Und dann sehen Sie sich einmal dieses andere Berlin an, das jetzt Zwirn, Pfefferkuchen und billige Spielpuppen suchen.