II, Theaterstücke 4, (Anatol, 1), Die Frage an das Schicksal, Seite 4

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Thube Gusen
General=Anzeiger für Leipzig und Umgebung.
28. Januar.
Nr. 22.
knen,im Menuetto und Andante cantabile con Variazioni sich jeder Ton weich |führung bringen ließ. Der ungebetene Gast ist der Tod, der sich in einer Familie
Hilfe
an den andern band. Das 2. Allegro mit seinem Hasten und Jagen
einschleicht und ein geliebtes Glied derselben entführt. Die Darstellung
ließt kam voll zur Geltung. — An zweiter Stelle stand eine Novität „Trio
dieses interessanten Werkes verlangt die feinste Abtönung und der
1 zu
für Pianoforte Violine und Violoncell in Fmoll von
Regisseur der Gesellschaft, Herr Dr. Carl Heine, hat sich das Zeugniß ver¬
seiegel¬
Walter Lampe (Manuscript), gespielt von den Herren C. Fried¬
dient, daß er seine Aufgabe in eminenter Weise gelöst hat. Freilich be¬
berg (Frankfurt), Hilf und Klenge!. Wenn diese Composition
e Patt;
wies die Aufführung noch ein Weiteres: das der Symbolismus auf der
auch nicht Anspruch auf unbedingtes Loß erheben kann, so zeigt sie doch
elt dem
Bühne nicht lebensfähig ist; wenigstens so lange nicht, bis er sich nicht
genug des Schönen. Die Themen sind fast immer gut verarbeitet, der
sein Publicum erzogen hat. Und dazu dürfte es kaum kommen. Es ist
Styl nimmt oft Anlauf zu höherem Schwunge, wenn auch ver¬
ezlaft.
nicht Jedemanns Sache, sich der Seelenqual zu unterwerfen, welche die
Ischaft
schiedene Male noch bizarre Einfälle die Einheit des Ganzen
Aufführung eines so subtilen Bühnengemäldes bereitet. Trotzdem
Ein
stören und eine straffere Conception erwünscht wäre.
1g oen
steckt poetische Kraft in dem Werke, dafür sprach die Aufnahme,
Allegro non troppo leitet das Trio ein, das Grundthema
siodes
welche es erfuhr: herzbeklemmendes Schweigen lag über dem Hause,
bringend und in den verschiedensten Arten verwertend, das folgende Presto
olte ach¬
von dem ich doch einen Ausbruch der Opposition erwartet hatte. —
scherzando wirkt nicht durch gesuchte Wendungen und pikante Klang¬
ügteeri¬
Auf dieses literarische Experiment, bei dem sich in erster Linie Herr*
häufungen, sondern durch, ich möchte sagen, „hausbäckigen Humor“ und
wisung
Josef Darmer als der „Großvater“ auszeichnete, folgte „Die
gerten
zeigte am besten das Können des Compomisten, während das Andante ein
[Frage andas Schicksal“, aus „Anatol“ von Arthur Schnitzler.
wenig kahl ausgegangen ist und das Allegro vivace durch die angehäusten
jedchtig
Ein hübscher Gedanke ist hier lustspielartig geschickt verwerthet. Ein?
be ein
Schwierigkeiten nicht über den Gedankenmangel hinwegtäuschen konnte.
Liebhaber ist in der Lage, an seine in der Hypnose schlummernde Geliebte
Auf jeden Fall aber ist das Ganze eine ansprechende Composition, die
ngsvor,
die Frage richten zu können, ob sie ihm stets treuwar — er findet aber nicht den
den Wunsch erweckt, den Namen Lampe's bald wieder auf einem
ergirts¬
Muth zu dieser Frage. Herr Director Piori, Herr Josef Darmer
Programm zu begegnen. Herr Carl Friedberg aus Frankfurt zeigte
ng,nicht
und Frl. Mathilde Werner spielten ihre Rollen flott und ernteten
sich auf dem klangvollen Blüthner seiner Partie voll gewachsen, sowohl
ast in
viel Beifall. Besonders schlug die humorvoll herausgearbeitete Pointe
was die technische Seite anbelangt als auch die Beseelung des Tones, und
er zirch¬
des Einacters durch. — Mit diesem Lustspiel war das officielle Pro¬
der Beifall, der ihm gespendet wurde, war voll verdient. — Den Schluß
gramm eigentlich erschöpft. Doch folgte das Publicum der auf dem
sen,
den,
und die Krone des Abends bildete: Quartett für Streich¬
Programm befindlichen Einladung, der Vorstellung des einactigen Schau¬
ahr
ebe,
instrumente (Gdur, op.161, nachgelassenes Werk) von F. Schubert.
spiels „Das Siegesfest“ von Franz Adam Beyerlein, einem
sei,
Schmerzlich=wonniger Wohllaut, eine Fülle von Melodien brachten jedem
je rung
ordentlichen Mitgliede der „Literarischen Gesellschaft“, beizuwohnen.?
heAn¬
Ohre, jedem Herzen einen Genuß, wie er schöner nicht gedacht werden
Die Handlung spielt am Sedantage 1895. Franz Härtel, ein Hand¬
kann und nahmen den Hörer von Anfang bis zu Ende gefangen. Nach
nze den
werker, der für die Interessen der Partei sein Hab und Gut
dem Pianissimoschluß des Andante un poco moto wurde den Meister¬
rer igen
geopfert hat, schleicht am Jubeltage von Sedan grollend herum,
spielern begeisterter Beifall.
sten das
das eiserne Kreuz, das er
sich vor 25 Jahren verdient, in
an atnr
der Tasche verborgen. Der Verfasser schildert geschickt den Couflict;
Fünftes Concert des Liszt=Vereins. Fast noch größerer An¬
Sceine
in der Brust dieses Mannes zwischen der eingeschläferten Vaterlandsliebe;
drang als bei den bisherigen Concerten war am Sonnabend in der
voben,
und der Treue gegen die Partei. Härtel wird schließlich ein Renegat,
Ichen
Alberthalle des Krystall=Palastes zu constatiren. Dabei kam das großesals er erfährt, daß der neue Hauseigenthümer der ihn wegen rück¬
ien)
jwar
persönliche Interesse für Herrn Siegfried Wagner, welcher die Dircection
ständiger Miethe mit Weib und Kind auf die Straße setzen lassen will,
absuni
übernommen hatte, und für Herrn Hofcapellmeister Bernhard
der Abgeordnete Korn von seiner eigenen Partei ist. Doch als er mit
[Stavenhagen aus Weimar, den ausgezeichneten Clavierkünstler, zur
an und
einem Fluch auf die Partei das Local verlassen will, stößt;
Oodtes¬
Geltung. Wir hatten schon früher im Liszt=Verein Gelegenheit, Sieg¬
ihn der Genosse Gelfert nieder. Härtel bricht mit dem Ausruf
Veselm
fried Wagner als Orchesterdirigenten kennen zu lernen, und konnten nun
„der Kaiser Hoch“ sterbend zusammen.
Man sieht.
mit das
wieder aus neuen Proben erkennen, daß der junge Dirigent Fortschritte ge¬
Werk ist ein Tendenzstück, gerichtet gegen die radicalste politische Partei
Arische macht hat. Diesmal richtete sich das spannungsvolle Interesse hauptsächlich
unserer Tage. Das erschwert die Kruik ungemein, denn der Kritiker soll;
gen:
auf den Comvonisten, welcher hier zum ersten Male seine schon
Es ist sehr
nicht politisiren. Zunächst die Vorzüge des Stückes.
ua
Den
anderswo mit Erfolg producirte symphonische Dichtung „Sehnsucht“
daß der Autor ein patriotisches Gelegenheitsstück!
rühmenswerth,
nz
#ß an
(nach Schiller's bekanntem Gedichte: „Ach, aus dieses Thales Gründen“
und Apotheose, nur die künstlerischen
schrieb, ohne Allegorie
M Hoch
entworfen) vorführte. Im Allgemeinen ist der Wirkung dieser Composition
Mittel des Dramas anwendend; Charakteristik und Dialog;
Pönen
der Umstand gar nicht förderlich gewesen, daß von dem
sind schaif und lebendig und das dramalische Gestaltungsvermögen;
Pncert¬
Sohne des genialen Vaters und dem Enkel des hochbedeutenden
unverkennbar. Verfehlt ist der Schluß und auch die Psychologie ist un¬
Großvaters auch Außerordentliches erwartet wird. Andere beginnen mit
wahr von dem Moment an, wo der Autor den Schluß vorzubereiten:
1 Nonat Liedern, Chorgesängen, Claviercompositionen 2c., Siegfried Wagner
beginnt. Frau Härtel würde ihren aufgeregten Mann in der Wirk¬
erlnrasse
wagt sich aber sofort an
symphonische Dichtung. Da
lichkeit niemals allein in dem Local zurückgelassen haben, nach dem,
Klireffen
ist ihm naturgemäß das Geline
aw0 288
erschwert gewesen. was vorgefallen war! Härtel aber muß dableiben, damit Gelfert
Schiller's Gedich
„Sehnsucht“
###ingen
Gedanken=lihn niederstechen kann. Warum dieser blutige Schluß?
Es
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schweres und Tiefsinniges,
usikalische Ausmalungist wohl auch mehr als zweifelhaft, daß die Führenden der
sen Ab¬
fast unerreichbar bleibt. Das hätte vielleicht ein Schumann oder ein Partei sich einen solchen versumpften Bravo zum Adjutanten er¬
in onat
Brahms in congeniale Musik umdichten konnen. Der junge Siegfried wählen werden, wie Gelfert es ist. Diese Schwächen drücken das
der Mit¬
zeigte zwar, daß er das Fürchten nicht kennt, aber auch, daß er für sof künstlerische Niveau des Stückes bedeutend herab. Der Erfolg der Auf¬
beren im
fürchtenswerthe Aufgaben noch nicht fähra ist.
In
der Factur führung war ein durchschlagender; der Dichter erhielt einen Lorbeerkranz.
Urlverbs¬
zeigt er stellenweise staunenswerthe Gewandtheit. Die In= Von den Darstellern zeichneten sich aus Herr Woldemar als Franz!
beöchne¬
strumentation bietet an aparten Effeeten eher zu viel als zu Härtel, Herr Darmer als Zeitungsverleger, Herr Piori als
Schiatten,
Rcochen¬
wenig, namentlich in Verwendung der Blechinstrumente (Tuben, Posaunen Gelfert, und besonders Herr Emil Stöbe als der waschechte Leipziger
e L Mr.)
u. A.). Daß er zu viel pietätvolle Vorliebe für die Motive aus seines
Schirmer. Auch die anderen Darsteller der „Genossen“, insonderheit Herr
— wurde
Vaters Musikdramen hat, ist natürlich, aber der Wirkung nicht günstig.
[Liefeld, waren gut.
Rudolf Liebisch.
ützung
Lohengrin, Fliegender Holländer, Meistersinger, Tristan, Siegfried 2c.
120
tauchen häufig auf. In düsteren Reflexionen ergeht sich der Com¬
* Polscher=Concert. Wie bekannt findet am Dienstag, 28. Januar,
sczahlt. An
ponist im ersten Theile viel zu lange. Man wandelt jenseits der
Abends 7½ Uhr im Saale des Hotel de Prusse das Concert der
er gewährt:
Melodie=Gärten auf öder, blumenloser Steppe; oft sehnt man sich aus
Concertsängerin Frl. Clara Polscher und des Concertmeisters Herrn
laschen Wein,
dieser „Sehnsucht“ heraus. Von den „Tönen süßer Himmelsruhe“
son den 13 an¬
Carl Beermann aus Hannover statt. Fräulein Polscher singt eine
9256 Besuche
hört man leider nur wenig. Die Mittelsätze wirken gefälliger
Blumeniese der schönsten Lieder, Herr Concertmeister Beermann spielt
hrend seitens
und anmuthiger, wenn auch Bedeutendes nicht herauskommt,
die salten gehörte „Siegfried=Paraphrase“ von Wagner=Wilhelmy und
ilungen 5144
Das Toben und ergrimmte Brausen des hemmenden Stromes
außer Spohr, Bach, Svendsen und Nachez eine eigene Uebertragung des
lungen gegen
wird zu aufdringlich geschildert. So viel Gewalt der Tuben
Grieg'schen „Frühlingsliedes“ (aus „Lyrische Stücke für Clavier“ Heft III.)
iebenen Aus¬
und Posaunen erscheint übertrieben. Schließlich findet sich noch in den
Der Abend verspricht ein sehr interessanter zu werden, er beginnt mit
dung u. s. w.
igen erstattet, letzten Partien einiges Erquickliche. — Vorläufig muß man an einer be¬
dem „E dur=Trio“ von Robert Kahn.
deutenden Erfindungsgabe des jungen Componisten zweifeln. Wir würden
t und in den
Hofpianist Alfred Grünfeld wird Freitag, den 31. Januar,
erdem wurde
uns aber freuen, wenn der Zweifel bald durch Besseres widerlegt
einen populären Clavier=Abend mit außerordentlich reichhaltigem Programm
t einer Zeit,
nzi
würde. — Die verstärkte Capelle des 134. Regiments folgte mit bester
in der hiesigen Alberthalle geben. Der in Leipzig beliebte Künstler hat
ener Anzeige
Aufmerksamkeit dem dirigirenden Componisten und that ihr Möglichstes
in letzter Saison bereits mit seinem ganz phänomenalen Spiel die höchste
verurtheilt.
für das Werk. Leider waren zahlreichere Proben nicht möglich gewesen. — Begeisterung des Publicums und wahre Beifalls=Salven hervorgerufen.
8 männliche
Herr Siegfried Wagner erntete später, nachdem die Novität mit
Eintrittskarten in der Höhe von 3 Mk. bis zu 75 Pfg. sind in Klein's
emonaten die
einem Achtungserfolge sich begnügen mußte, mit Weber's „Freischütz“¬
er beendeten.
Kunsthandlung, Universitätsstraße 5, zu haben. (Wiederholt.)
Ouverture, der Pdur=Symphonie von Beethoven und
je Mitglieder
zur theils im
dem „Meistersinger“=Vorspiele, welche er ohne Noten
dirigirte, reichen Beifall und Hervorruf, außerdem einen Lorbeerkranz.
Amtliche Beranntmachungen.
Bei der „Freischütz“=Ouverture fiel zuweilen das ungewohnte langsame
S

jafk. Tempo auf. Einzelne Verstöße und Intonations=Mängel (Horn)
ge¬
Recht prompt
wollen wir nicht schwer anrechnen
es Geburts¬
Verkauf alter Bahnschwellen
Symphonie und auch
lang der 3. Satz der
Deutschland
durfte man, von einigen Verschleppungen abgesehen, Beifall
Nozart=Oper
am 31. Jannar d. J., Vorm. 10 Uhr,
zollen. Kraft= und schwungvoll wurde das Meistersinger=Vorspiel
beginnt um
wiedergegeben, obgleich keine Erholungspause vorausgegangen war. —
Versammlungsort: „Von Berliner Straße Nr.45 abzweigende Ladestraße“;
ne“ gegeben.
Auf's Neue glänzte das große Talent des Herrn Hospianisten
am 5. Februar d. J., Vorm. 10 Uhr, und
er Tod des
Juerst in
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