Einakter, einen anregenden Gedanken zu Grunde gelegt. (Folgt Inhalt.)
Zyklus vereinigt hat. „Jenes Weib!“ Aber man beruhige sich und
Wie dieser Jüngling sich vor der Lösung eines verfänglichen Rätsels
glaube nicht etwa, daß es immer dieselbe ist, die all diese leidenschaft¬
scheute, so fürchtete sich Herr Schnitzler, eine geschickt angelegte Scene
lichen Interjektionen verschuldet: immer derselbe bleibt nur er, Anatol,
psychologisch zu Ende zu führen: er brach gerade in dem effektvollsten
der ewige Junggeselle, auch an seinem Hochzeitsmorgen noch: sie dagegen
Momente ab und ließ das hübsche Lustspiel in dieser Form enden. Dem
heißt jedesmal anders: Gabriele, Bianka, Emilie, Annie, Else, Ilona
Einakter folgte die Komödie „Momenaufnahmen“ in welcher Herr
gestern im Residenz=Theater, wo man den Jarnoschen „Moment¬
Jarno die Rolle des Bankiers Fuchs zum ersten Male spielte; er ver¬
aufnahmen“ Schnitzlers „Frage an das Schicksal“ vorausgehen
lieh ihr eine diskretere Form als es sein Vorgänger that.
ließ, hieß sie Kora (folgt Inhalt). — Das ist gewiß ein echtes Augen¬
blicks=Bild aus dem Decadenceleben des Wiener Junggesellenthums:
„Das Kleine Journal“:
Flott, geistreich und witzig, nicht weniger und nicht mehr „Sie erinnert
Wir werden mit Anatol immer bekannter. Der Wiener Viveur,
mich an einen getragenen Wiener Walzer — sentimentale Heiterkeit,
der sich so gern von seinen Geliebten dupiren läßt, weiß seine fexuellen
lächelnde, schalkhafte Wehmuth, das ist so ihr Wesen,“ sagt der Verfasser
Dummheiten so interessant harmlos zu machen, daß man ihn fast lieb¬
einmal von einem Wiener Vorstadtmädel: das gilt auch von diesem
gewinnen könnte. Wie Anatol ein kleines Verhältniß los wird, hat
seinem Lustspiel, das im Residenztheater von Josef Jarno (Anatol),
amüsirt, wie er „abgewimmelt“ wird, hat durch einen frischen, burlesken
Hubert Reusch (Max) und Olga Liebig (Kora) ganz so leicht hingehaucht
Zug und das Spiel einer prächtigen Soubrette ebenfalls amüsirt. Das
gespielt wurde, wie es erfunden und zu Papier gebracht ist Eine an¬
konnte man für zwei verschiedene Lebensscherze eines jungen Europäers
regende Studie ohne tieferen Lebens= und Geistesgehalt, aber unter¬
halten, der das Leben sektglasweise genießt. Nun aber muß man den
haltsam genug, um ein halbes Stündchen angenehm auszufüllen.
Verdacht schöpfen, ols ob Schnitzler die Figur seines Anatol allmälig
von Einakter zu Einakter, charakterisiren wolle. Die Beleuchtung eines
„Berliner Fremdenblatt:“
und desselben Charakters vom Standpunkte verschiedener Einakter.
Im Residenz=Theater ging gestern (Dienstag) Abend dem zug¬
Gewiß eine eigenartige literarische Spielerei, die ihr Amusantes hat
kräftigen Repertoirstück „Momentaufnahmen“ eine kleine Novität
für das feinschmeckerische Publikum sowohl als für den zünftigen
voran Sie hieß „Eine Frage an das Schicksal" Lustspiel in
Dramen=Handwerker. Als solch interessante Spielerei ist auch das
einem Akt von Arthur Schnitzler Der liebenswürdige Wiener Dichter,
neueste Anatol=Stückchen: „Frage an das Schicksal“ wohl aufzufassen.
der mit seiner „Liebelei“ und „Abschiedssouper“ hier einen großen
Das Publikum unterhielt sich sehr gut. Josef Jarno war ein
Erfolg errungen. Der Autor hat unzweifelhaft zeigen wollen, daß bei
liebenswürdig=amüsanter Anatol und Herr Reusch ein eleganter Max.
der Liebe jede Vernunft aufhört. Der darauf folgende lustige Dreiakter
In den „Momentaufnahmen“, die dem Einakter folgten, unterhielt
„Momentaufnahmen“ von Jarno erfreute sich wie gewöhnlich un¬
vor Allem Josef Jarno als Fuchs. Er ist bis jetzt der amüsanteste
getheilten Beifalls. Herr Jarno hat an diesem Abend nebenbei ein
Darsteller der Rolle. Von Herrn Reusch als Gerhardt kann ich dasselbe
schier unglaubliches Kunststück fertig gekriegt. Er war Direktor, Re¬
sagen.
gisseur, Autor und Schauspieler zu gleicher Zeit.
„Berliner Zeitung":
Die Sommerdirektion Jarno hat gestern das Publikum mit dem
„Deutsche Warte“:
ersten Stück des Schnitzler'schen Anatol=Cyklus bekannt gemacht, mit
Arthur Schnitzler ist unstreitig einer der sympathischsten und geist¬
der die eigenartige Sammlung einleitenden und gleichsam charakterisiren¬
reichsten Wiener Schriftsteller und, wenn man so sagen will, der „Moderne“.
den „Frage an das Schicksal“. Auch hier schon zeigt sich die
Dienstag Abend machte uns Herr Jarno mit einer weiteren Seene des
lächelnde, schalkhafte Wehmuth, jene leicht sentimental anklingende Heiter¬
Anatol=Cyklus bekannt, nachdem Adele Sandrock und unlängst Hansi
keit, von der Anatol einmal in dem „Abschieds=Souper“ spricht.
Niese „Abschiedssouper“ kennen zu lernen Gelegenheit gegeben hatten.
Anatol hat eine Frage an das Schicksal frei — er hat seine Geliebte
(Folgt Inhalt.) Die Feinheiten des Dialogs waren von den Herren
hypnotisirt und will so von ihr Gewißheit erlangen über den ihn
Josef Jarno und Huhert Reusch in brillanter Weise herausgearbeitet,
quälenden Zweifel, ob sie ihm treu sei. Diese Untreue würde ihn nicht
das Zusammenspiel der beiden trefflichen Künstler daher hervorragend
überraschen, ja er glaubt fast schon an ihre Treulosigkeit, aber im letzten
gut. Zum 64. Male erschienen dann wieder Jarno's „Momentauf¬
Moment, gerade da ihm eben die Gewißheit werden soll, bangt er vor
nahmen“. Der Autor spielte den Premiérentieger Adolf Fuchs selbst
dieser Gewißheit und verzichtet auf die Frage. Das Alles ist charakte¬
mit der an ihm gewohnten schauspielerischen Rontine und Eleganz.
ristisch für den Anatol=Typus und darum echt und wahr. Der geist¬
reiche Dialog, der nicht nach Pointen sucht, sondern immer Natur bleißt
„Staatsbürger=Zeitung“.
und zugleich vollendete Kunst ist, fesselte das Publikum und gab vier
Anregungen. Was der Anatol=Cyclus bedeutet und wie sehr hier fast
Der Verfasser der Komödie „Momentaufnahmen“, die bereits
alle Motive der Dichtungsart Schnitzler's enthalten sind oder doch¬
bis zur nahezu siebenzigsten Wiederholung vorgeschritten ist und
wenigstens keimen, das könnte auf der Bühne überzeugend nur durch
dem Residenz=Theater eine Sommerpause erspart, entfaltet sich als ein
die Vorführung mehrerer Anatol=Stücke gezeigt werden — mit Aus¬
sehr gewandter Bühnen=Stratege. Der Regengott und die Theaterferien
nahme der „Weihnachtseinkäufe“ und des „Hochzeitsmorgens“ könnten
unserer großen Schauspielhäuser haben allerdings selbst schon das Inter¬
wohl alle Theile des Cyclus aufgeführt werden. Dann würde man die
esse für die dramatischen Darhietungen des behaglichen kleinen Musen¬
volle Eigenart dieser Dichtung erkennen. Für die Darstellung dieser
tempels in der Blumenstraße wesentlich gefördert, aber Hr. Josef Jarno,
Schnitzlereien besitzt die Sommer=Direktion des Residenz=Theaters zwei
dem provisorisch das Regiment im Residenz=Theater jetzt zusteht, sorgt
erste Kräfte; Jarno und Hubert Reusch, zwei vortreffliche Wirklichkeits¬
andererseits ebenfalls eifrig dafür, daß das Feuer im Ofen nicht erlischt.
Darsteller, deren Eigenart für die Darstellung des nachdenksamen,
Seit gestern nun hat sich zur Jarno'schen Komödie wiederum ein neues
zwischen naiver und sentimentaler Lebenslust schwankenden jungen Lebe¬
Entréc=Lustspielchen dazugesellt: „Eine Frage an das Schicksal“ be¬
mannes Anatol und für die liebenswürdige Skeptik seines Freundes
titelt. Sie rührt von Arthur Schnitzler her dem erfolgreichen Ver¬
Max ganz erschöpfende Leistungen schafft. Beide Darsteller haben gestern
fasser der modernen Wiener Sittenstücke „Liebelei" und „Freiwild“,
auch zum ersten Male in Jarno's „Momentaufnahmen“ gewirkt,
der uns neulich noch als Probe eines keck=lustigen Humors den Ein¬
jener köstlichen Tragikomödie, die bei wiederholter Betrachtung an
akter „Abschieds=Souper“ dabot. Die vorliegende „Schicksals¬
Interesse und Werth noch gewinnt. Der Beifall des Publikums
frage“ könnte allenfalls mit dem „Abschieds=Souper“ verkoppelt
war sehr lebhaft.
werden. In der früher vorgeführten Komödie kommt es zwischen zwei
Scelen aus der Wiener Lebewelt, die nicht gesonnen sind, sich für ewig
„Berliner Tageblatt“:
zu verbinden, zum Bruch und zum gegenseitigen Fare thee well! nach
Herr Joseph Jarno, der sicher einmal einen guten Direktor ab¬
einer überaus heiteren wechselseitigen Abrechnung. In dem gestern zur
geben wird, weiß die Muse immer wieder an einem Rockzipfel zu fassen.
beifälligsten Erstaufführung gelangten Picolo=Lustspiel wird kein
So brachte er gestern den Einakter „Frage an das Schicksal“ von
Finale vor das Auge gestellt, sondern aus der schließlich mit einem Krach
Arthur Schnitzler, wie denn dieser Neuwiener Poet neuerdings zu
endenden Symphonie zweier Korkseelen, die sich in Liebe zugethan
den theatralischen Herren von Berlin gehört. Der Einakter ist einer
wähnen, ein Vorstadium mit den vortheilhafteren Annehmlichkeiten frei¬
von den sieben, die Schnitzlers Anatol=Cyklus bilden. Anatol ist der
williger Selbsttäuschung. Die scherzhafte Satire zu steigern, stellt der
junge Mann oder wenigstens der junge Weltmann von heute. Er sieht
Verfasser die schicksalsschwere, auf die Treue der Geliebten zielende Frage
in dem eigenthümlichen Verhältniß zu den Frauen, daß er sie verachtet
auf die Basis eines hypnotischen Experiments. Es sei nicht unterlassen,
und doch nicht lassen kann. Sie sind ihm das narkotische Gift, das er
die fesselnde Mache und den heiter anregenden Dialog des
jeden Morgen wegzuwerfen schwört, um es am Abend in heißem Rausch
Schnitzler'schen Einakters hervorzuheben.
zu genießen. Wie fein und mit wie Pariserischer Grazie Schnitzler
solche Dinge zu sagen weiß, hat er uns schon im „Abschiedssouper“
„Nordd. Allgem. Zeitung“:
gezeigt, das wir mit Adele Sandrock und mit Hansi Niese sahen. In
dem Schwesterstück „Frage an das Schicksal“ zeigt er es von Neuem.
Als Vorspann für die „Momentaufnahmen“, Jarno's dauer¬
Das Stückchen, so keck in der Idee und beinahe blumenhaft zart in der
haftes Repertoirestück, hatte Herr Jarno am Dienstag einen neuen
Ausführung, wurde von Herrn Jarno (Anatol) und Herrn Hubert
Einakter aus dem „Anatol=Cyklus Arthur Schnitzlers, „Frage an
Reusch brillant gespielt.
das Schicksal“, benutzt, wohl bestochen durch die günstige Aufnahme,
die kürzlich Schnitzlers „Abschiess=Souper“ gefunden hatte. Der
„Deutsche Zeitung":
Dialog ist geistreich und von jener pikanten Frechheit, die Schnitzler
in diesen Einaktern und die der Residenz=Theater=Besucher liebt. Herr
der sieben Komödien, die Arthur Schnitzler in seinem Wiener Anatol=] Jarno und Herr Reusch spielten flott und in bester Stimmung.
Zyklus vereinigt hat. „Jenes Weib!“ Aber man beruhige sich und
Wie dieser Jüngling sich vor der Lösung eines verfänglichen Rätsels
glaube nicht etwa, daß es immer dieselbe ist, die all diese leidenschaft¬
scheute, so fürchtete sich Herr Schnitzler, eine geschickt angelegte Scene
lichen Interjektionen verschuldet: immer derselbe bleibt nur er, Anatol,
psychologisch zu Ende zu führen: er brach gerade in dem effektvollsten
der ewige Junggeselle, auch an seinem Hochzeitsmorgen noch: sie dagegen
Momente ab und ließ das hübsche Lustspiel in dieser Form enden. Dem
heißt jedesmal anders: Gabriele, Bianka, Emilie, Annie, Else, Ilona
Einakter folgte die Komödie „Momenaufnahmen“ in welcher Herr
gestern im Residenz=Theater, wo man den Jarnoschen „Moment¬
Jarno die Rolle des Bankiers Fuchs zum ersten Male spielte; er ver¬
aufnahmen“ Schnitzlers „Frage an das Schicksal“ vorausgehen
lieh ihr eine diskretere Form als es sein Vorgänger that.
ließ, hieß sie Kora (folgt Inhalt). — Das ist gewiß ein echtes Augen¬
blicks=Bild aus dem Decadenceleben des Wiener Junggesellenthums:
„Das Kleine Journal“:
Flott, geistreich und witzig, nicht weniger und nicht mehr „Sie erinnert
Wir werden mit Anatol immer bekannter. Der Wiener Viveur,
mich an einen getragenen Wiener Walzer — sentimentale Heiterkeit,
der sich so gern von seinen Geliebten dupiren läßt, weiß seine fexuellen
lächelnde, schalkhafte Wehmuth, das ist so ihr Wesen,“ sagt der Verfasser
Dummheiten so interessant harmlos zu machen, daß man ihn fast lieb¬
einmal von einem Wiener Vorstadtmädel: das gilt auch von diesem
gewinnen könnte. Wie Anatol ein kleines Verhältniß los wird, hat
seinem Lustspiel, das im Residenztheater von Josef Jarno (Anatol),
amüsirt, wie er „abgewimmelt“ wird, hat durch einen frischen, burlesken
Hubert Reusch (Max) und Olga Liebig (Kora) ganz so leicht hingehaucht
Zug und das Spiel einer prächtigen Soubrette ebenfalls amüsirt. Das
gespielt wurde, wie es erfunden und zu Papier gebracht ist Eine an¬
konnte man für zwei verschiedene Lebensscherze eines jungen Europäers
regende Studie ohne tieferen Lebens= und Geistesgehalt, aber unter¬
halten, der das Leben sektglasweise genießt. Nun aber muß man den
haltsam genug, um ein halbes Stündchen angenehm auszufüllen.
Verdacht schöpfen, ols ob Schnitzler die Figur seines Anatol allmälig
von Einakter zu Einakter, charakterisiren wolle. Die Beleuchtung eines
„Berliner Fremdenblatt:“
und desselben Charakters vom Standpunkte verschiedener Einakter.
Im Residenz=Theater ging gestern (Dienstag) Abend dem zug¬
Gewiß eine eigenartige literarische Spielerei, die ihr Amusantes hat
kräftigen Repertoirstück „Momentaufnahmen“ eine kleine Novität
für das feinschmeckerische Publikum sowohl als für den zünftigen
voran Sie hieß „Eine Frage an das Schicksal" Lustspiel in
Dramen=Handwerker. Als solch interessante Spielerei ist auch das
einem Akt von Arthur Schnitzler Der liebenswürdige Wiener Dichter,
neueste Anatol=Stückchen: „Frage an das Schicksal“ wohl aufzufassen.
der mit seiner „Liebelei“ und „Abschiedssouper“ hier einen großen
Das Publikum unterhielt sich sehr gut. Josef Jarno war ein
Erfolg errungen. Der Autor hat unzweifelhaft zeigen wollen, daß bei
liebenswürdig=amüsanter Anatol und Herr Reusch ein eleganter Max.
der Liebe jede Vernunft aufhört. Der darauf folgende lustige Dreiakter
In den „Momentaufnahmen“, die dem Einakter folgten, unterhielt
„Momentaufnahmen“ von Jarno erfreute sich wie gewöhnlich un¬
vor Allem Josef Jarno als Fuchs. Er ist bis jetzt der amüsanteste
getheilten Beifalls. Herr Jarno hat an diesem Abend nebenbei ein
Darsteller der Rolle. Von Herrn Reusch als Gerhardt kann ich dasselbe
schier unglaubliches Kunststück fertig gekriegt. Er war Direktor, Re¬
sagen.
gisseur, Autor und Schauspieler zu gleicher Zeit.
„Berliner Zeitung":
Die Sommerdirektion Jarno hat gestern das Publikum mit dem
„Deutsche Warte“:
ersten Stück des Schnitzler'schen Anatol=Cyklus bekannt gemacht, mit
Arthur Schnitzler ist unstreitig einer der sympathischsten und geist¬
der die eigenartige Sammlung einleitenden und gleichsam charakterisiren¬
reichsten Wiener Schriftsteller und, wenn man so sagen will, der „Moderne“.
den „Frage an das Schicksal“. Auch hier schon zeigt sich die
Dienstag Abend machte uns Herr Jarno mit einer weiteren Seene des
lächelnde, schalkhafte Wehmuth, jene leicht sentimental anklingende Heiter¬
Anatol=Cyklus bekannt, nachdem Adele Sandrock und unlängst Hansi
keit, von der Anatol einmal in dem „Abschieds=Souper“ spricht.
Niese „Abschiedssouper“ kennen zu lernen Gelegenheit gegeben hatten.
Anatol hat eine Frage an das Schicksal frei — er hat seine Geliebte
(Folgt Inhalt.) Die Feinheiten des Dialogs waren von den Herren
hypnotisirt und will so von ihr Gewißheit erlangen über den ihn
Josef Jarno und Huhert Reusch in brillanter Weise herausgearbeitet,
quälenden Zweifel, ob sie ihm treu sei. Diese Untreue würde ihn nicht
das Zusammenspiel der beiden trefflichen Künstler daher hervorragend
überraschen, ja er glaubt fast schon an ihre Treulosigkeit, aber im letzten
gut. Zum 64. Male erschienen dann wieder Jarno's „Momentauf¬
Moment, gerade da ihm eben die Gewißheit werden soll, bangt er vor
nahmen“. Der Autor spielte den Premiérentieger Adolf Fuchs selbst
dieser Gewißheit und verzichtet auf die Frage. Das Alles ist charakte¬
mit der an ihm gewohnten schauspielerischen Rontine und Eleganz.
ristisch für den Anatol=Typus und darum echt und wahr. Der geist¬
reiche Dialog, der nicht nach Pointen sucht, sondern immer Natur bleißt
„Staatsbürger=Zeitung“.
und zugleich vollendete Kunst ist, fesselte das Publikum und gab vier
Anregungen. Was der Anatol=Cyclus bedeutet und wie sehr hier fast
Der Verfasser der Komödie „Momentaufnahmen“, die bereits
alle Motive der Dichtungsart Schnitzler's enthalten sind oder doch¬
bis zur nahezu siebenzigsten Wiederholung vorgeschritten ist und
wenigstens keimen, das könnte auf der Bühne überzeugend nur durch
dem Residenz=Theater eine Sommerpause erspart, entfaltet sich als ein
die Vorführung mehrerer Anatol=Stücke gezeigt werden — mit Aus¬
sehr gewandter Bühnen=Stratege. Der Regengott und die Theaterferien
nahme der „Weihnachtseinkäufe“ und des „Hochzeitsmorgens“ könnten
unserer großen Schauspielhäuser haben allerdings selbst schon das Inter¬
wohl alle Theile des Cyclus aufgeführt werden. Dann würde man die
esse für die dramatischen Darhietungen des behaglichen kleinen Musen¬
volle Eigenart dieser Dichtung erkennen. Für die Darstellung dieser
tempels in der Blumenstraße wesentlich gefördert, aber Hr. Josef Jarno,
Schnitzlereien besitzt die Sommer=Direktion des Residenz=Theaters zwei
dem provisorisch das Regiment im Residenz=Theater jetzt zusteht, sorgt
erste Kräfte; Jarno und Hubert Reusch, zwei vortreffliche Wirklichkeits¬
andererseits ebenfalls eifrig dafür, daß das Feuer im Ofen nicht erlischt.
Darsteller, deren Eigenart für die Darstellung des nachdenksamen,
Seit gestern nun hat sich zur Jarno'schen Komödie wiederum ein neues
zwischen naiver und sentimentaler Lebenslust schwankenden jungen Lebe¬
Entréc=Lustspielchen dazugesellt: „Eine Frage an das Schicksal“ be¬
mannes Anatol und für die liebenswürdige Skeptik seines Freundes
titelt. Sie rührt von Arthur Schnitzler her dem erfolgreichen Ver¬
Max ganz erschöpfende Leistungen schafft. Beide Darsteller haben gestern
fasser der modernen Wiener Sittenstücke „Liebelei" und „Freiwild“,
auch zum ersten Male in Jarno's „Momentaufnahmen“ gewirkt,
der uns neulich noch als Probe eines keck=lustigen Humors den Ein¬
jener köstlichen Tragikomödie, die bei wiederholter Betrachtung an
akter „Abschieds=Souper“ dabot. Die vorliegende „Schicksals¬
Interesse und Werth noch gewinnt. Der Beifall des Publikums
frage“ könnte allenfalls mit dem „Abschieds=Souper“ verkoppelt
war sehr lebhaft.
werden. In der früher vorgeführten Komödie kommt es zwischen zwei
Scelen aus der Wiener Lebewelt, die nicht gesonnen sind, sich für ewig
„Berliner Tageblatt“:
zu verbinden, zum Bruch und zum gegenseitigen Fare thee well! nach
Herr Joseph Jarno, der sicher einmal einen guten Direktor ab¬
einer überaus heiteren wechselseitigen Abrechnung. In dem gestern zur
geben wird, weiß die Muse immer wieder an einem Rockzipfel zu fassen.
beifälligsten Erstaufführung gelangten Picolo=Lustspiel wird kein
So brachte er gestern den Einakter „Frage an das Schicksal“ von
Finale vor das Auge gestellt, sondern aus der schließlich mit einem Krach
Arthur Schnitzler, wie denn dieser Neuwiener Poet neuerdings zu
endenden Symphonie zweier Korkseelen, die sich in Liebe zugethan
den theatralischen Herren von Berlin gehört. Der Einakter ist einer
wähnen, ein Vorstadium mit den vortheilhafteren Annehmlichkeiten frei¬
von den sieben, die Schnitzlers Anatol=Cyklus bilden. Anatol ist der
williger Selbsttäuschung. Die scherzhafte Satire zu steigern, stellt der
junge Mann oder wenigstens der junge Weltmann von heute. Er sieht
Verfasser die schicksalsschwere, auf die Treue der Geliebten zielende Frage
in dem eigenthümlichen Verhältniß zu den Frauen, daß er sie verachtet
auf die Basis eines hypnotischen Experiments. Es sei nicht unterlassen,
und doch nicht lassen kann. Sie sind ihm das narkotische Gift, das er
die fesselnde Mache und den heiter anregenden Dialog des
jeden Morgen wegzuwerfen schwört, um es am Abend in heißem Rausch
Schnitzler'schen Einakters hervorzuheben.
zu genießen. Wie fein und mit wie Pariserischer Grazie Schnitzler
solche Dinge zu sagen weiß, hat er uns schon im „Abschiedssouper“
„Nordd. Allgem. Zeitung“:
gezeigt, das wir mit Adele Sandrock und mit Hansi Niese sahen. In
dem Schwesterstück „Frage an das Schicksal“ zeigt er es von Neuem.
Als Vorspann für die „Momentaufnahmen“, Jarno's dauer¬
Das Stückchen, so keck in der Idee und beinahe blumenhaft zart in der
haftes Repertoirestück, hatte Herr Jarno am Dienstag einen neuen
Ausführung, wurde von Herrn Jarno (Anatol) und Herrn Hubert
Einakter aus dem „Anatol=Cyklus Arthur Schnitzlers, „Frage an
Reusch brillant gespielt.
das Schicksal“, benutzt, wohl bestochen durch die günstige Aufnahme,
die kürzlich Schnitzlers „Abschiess=Souper“ gefunden hatte. Der
„Deutsche Zeitung":
Dialog ist geistreich und von jener pikanten Frechheit, die Schnitzler
in diesen Einaktern und die der Residenz=Theater=Besucher liebt. Herr
der sieben Komödien, die Arthur Schnitzler in seinem Wiener Anatol=] Jarno und Herr Reusch spielten flott und in bester Stimmung.