II, Theaterstücke 4, (Anatol, 1), Die Frage an das Schicksal, Seite 38

an das Schicksal
Die Fre
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Ausschnitt
Nr. 92
„OBSERVER“
L. östern behördl. cene. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1, Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Flgyelé“
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Ausschnitt aus:
vom 10./471°
Theater in der Josefstadt. Der gestrige
„literarische Abend“ brachte, neu für Wien, Arthur
Schnitzler's einaktiges Lustspiel „Die Frage an
das Schicksal“. Die kurze dramatische Plauderei
gehört zu dem sogenannten Anatol=Zyklus. Anatol, der
Philosoph am Kamin, der Seelenforscher im Boudoir
der nichts Besseres zu thun hat, als sich über das alte
und ewig neue Thema von Liebe und Treue den sorg¬
fältig frisirten Kopf zu zerbrechen.
Schade um die
schöne Frisur! — Anatol liebt diesmal eines jener süßen
Mädchen, deren Neigungen umfassender Art und die
jeden ihrer Geliebten so recht vom Herzen gut, ihm
auch treu sind, so lange der Versucher fern. Er quält
nun sich und seinen Freund Max mit Fragen darüber,
ob die von Fräulein Cora zur Schau getragenen
Empfindungen auch echt sein mögen. Liebt sie wahr¬
haftig? Hält ihre Treue einer strengen Probe auch
Stand? Nun versteht sich Anatol auf die Kunst, Leute
einzuschläfern, nämlich hypnotische Versuche mit ihnen
anzustellen. Cora kommt ihm in den Wurf. Der Freund
redet ihm zu, das Experiment zu machen. Er soll ihr
suggeriren, daß sie die Wahrheit, die lautere Wahrheit
sprechen, die verfänglichsten Fragen den Thatsachen
entsprechend beantworten müsse. Im Handauflegen ver¬
setzt er sie in den hypnotischen Schlaf. Sie schläft in
50
Für
inclusive
der That und ist ihm ganz unterthan, denn sie gibt auf
10
Porto.
sein Geheiß die Zahl ihrer Lenze unverkürzt an. Ob sie
200
Zahlbar
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ihn liebe? Zögernd bejaht sie dies. Nun sollte die ent= im Voraus.
1000
scheidende Frage kommen, ob sie ihm auch treu sei.
Anatol hat aber nicht den Muth, das schlafende Schicksal jnitte ist das
darüber auszuforschen. Wie, wenn Cora wirklich die### stcht es den
Abonnen
befürchtete Wahrheit spräche? Er wäre der unglück= dern.
Abonner
lichste aller Anatole. Er hat Angst vor der Wahrheit
und gibt hundert Gründe dafer an, warum sie die
Frage nicht richtig beantworten konnte. Endlich ersucht er
den Freund, sich auf eine Weile zu entfernen. Er will keinen
Zeugen bei der seiner vielleicht harrenden Ent¬
täuschung. Nun er aber allein mit der schlafenden Cora,
nimmt er einen Anlauf. Es geht nicht und mit einem
herzhaften Kuß weckt er sie wieder. Sie reibt sich die
Augen, ist peinlich betroffen, als sie hört, aus dem
Schlafe gesprochen, Alles gesagt zu haben, was man von
ihr wissen wollte. Jetzt sieht woyl Freund Max klar,
Anatol aber liebt, er bleibt daher blind. Geplaudert
wurde dieses Frag= und Antwortspiel von Fräulein
[Palme und den Herren Jarno und Sachs recht
nett. Die „Frage an das Schicksal“ aber bleibt nach wie
vor ungelöst. Glücklicherweise gehört diese Frage nicht
zu jenen, deren Lösung Für die Menschheit besondere
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Aussehnitt
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vom 2¾
Theater in der Josefstadt. Der Freitag gilt in der
Theäterwelt als schlechter Theatertag. Die Theatercassiere
machen an jenem Abende stets die längsten Gesichter. Um nun
das Interesse des Theaterpublikums auch für die Freitag¬
vorstellungen zu erwecken, führte Director Jarno die so¬
genannten „Literarischen Abende“ ein, in denen die „Modernen“
zum Worte gelangen sollen. Gegen diese Idee ließe sich
gewiß nichts einwenden, im Gegentheile, sie hat Anspruch
auf die kräftigste Unterstützung der Presse. Allein toujours
perdrix wird allgemach fode. Director Jarno will
uns successive die von den Theaterdirectionen mit be¬
wunderungswürdiger Consequenz — das Wiener Burgtheater
sei hiervon ausgenommen — abgelehnten Einacter Schnitzler's.
zur Aufführung bringen. Gestern wurde der Anfang mit der
einactigen Komödie „Die Frage andas Schicsal“
von dem burgtheaterfähig gewordenen Stammgaste des Café
Griensteidl gemacht. Der schleppend geschriebene Einacter, auf
drei Feuilletonspalten zusammengestrichen — hätte ein prächiges
Feuilleton gegeben. Wenn wir nicht irren, sind wir dem¬
selben Thema im Feuilletontheile eines Berliner Blattes bereits
begegnet. Die Novität hat also nicht einmal den Vorzug der
Far 50 Ze Originalität für sich. Anatol, ein Junggeselle, der in
100
Cora das Mädchen seiner Wünsche erblickt, kann sich
200
nicht von den ihn quälenden Zweifeln befreien, daß err
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betrogen werde. Ueber Zureden seines Freundes Max us.
. 1000
unternimmt er den Versuch, Cora zu hypnotisiren und von
Im
ihr während des hypnotischen Schlafes zu erfahren, ob sie das
Abonnemeniihm wirklich nur allein gehöre. Es gelingt ihm, sie ins den
Abonnentenden hypnotischen Schlaf zu versenken, allein im ent¬
scheidenden Augenblicke hat er nicht den Muth, die Frage
an das Schicksal zu richten, er zieht die Ungenißheit der
evantuellen Gewißheit vor und weckt Cora aus dem
Schlafe. Die Novität wurde trotz ihrer Mängel — dies gilt
zum Beispiel von dem schnellzigartigen Einlen
versation auf das Thema der Hypnose beim Eis
dennoch recht freundlich ausgenommen. Dire
sowie Herr Sachs und Fräulein Paligebe
vorzügliche Leistungen. Den Beschluß des Aben
hoffentlich zum unwiderruflich letztenmale
führung von Strindberg's „Die Gläubiger“ in
Jarno, Herr Nerz und Fräulein Fehdmerihre von
uus bereits gewürdigten Leistungen boten.