II, Theaterstücke 4, (Anatol, 1), Die Frage an das Schicksal, Seite 51

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an das Schicksal
Fra
une eleshenene
4.1. Die Mage anads den
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Die Handlung ist im Weimar des alten Goethe.
Dort blüht die Geheimrathssamilie Schnaase. Mit deren
Feuilleion.
Zierde, dem überaus blonden Söphchen verlobt sich der
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junge Arzt Heinrich Urban. Die Schuaases sind der
Taas
Iubegriff wohlhabend=wohlanständiger Selbstzufriedenheit,
kleinstädtischer Nüchternheit und Beschränktheit. Heinrich
Müachner Brief.
ist anders geariet; Arthur Schopenhauer, der in dieser
Von Willy Math.
Zeit in Weimar weilt, ist sein Freund. Bald erkennt
der Bräutigam, daß jeine Schwärmerei eine verhängni߬
Mein letzter Münchener Brief schloß mit der An¬
volle Selbsttäuschung, daß das Innere des hübschen
kündigung, daß ein Stück „Alltagswelt“ von Helene
Mädchens unsäglich allbacken, fluch und kleinlich ist, daß
Böhlau im Residenztheater ansgeführt werden solle.
sich als echte Schnaasin fühlt. In Lori, der herz¬
sie
Inzwischen hat nun die Première stattgefunden. Die
kranken, seelenstarken Tochter einer unverehelichten
mit allgemeiner Spannung erwarteie erste Bühnendichtung
Schneiderin, lernt er den idealen Gegensatz zu seiner
der begabten und selbständigen, nur mitunter etwas ten¬
Braut kennen. Die beiden Wahlverwandien finden sich,
denziös angekränkelten Erzählerin, die seit Jahren in
aber nur für kurze Tage schönster Seelengemeinschaft.
München heimisch ist, hat die Feuerprobe in der That
Des Mädchen stirbt. Heinrich, den seine Braut aus
bestanden. Dennoch muß ich mich der Falschmeldung be¬
Ru#ksicht auf „die Leute“ noch nicht freigeben will, bleibt
zichtigen: man spielte das Stück „Philister über Dir“!
allein zurück, um frei zu werden und zu leben, weil
Aber ich bin schuldlos. Wie Einge.veihle behaupteten, be¬
Lori es sterbend von ihm gesordert hat.
schränkte sich das literarische Leben im Hoftheater während
Neben durchaus Undramatischem ist manches trefflich Ge¬
der ersten Wochen der Saison darauf, daß von Zeit zu
lungene, mauche außerordentliche Feinheit in Helene
Zeit ein neuer Name für das Böhlan'sche Stück nachge¬
Böhlan's spätem Erstlingsdroma. Aber Ungleichmäßigkeit,
liefert wurde. So ward aus „Alltagswelt“, „Alltags¬
Stilnureinheit bleibt doch das Kennzeichen des Ganzen.
leben“ und anderem schließlich der Philistertitel.
So atmen die Schnaase=Szeuen einen künstlerisch noch
Diese Titelsucht ist nicht so garz nebensächlich, sie
nicht ganz verdauten Ingrimm gegen alles Pharisäer¬
steht in innigem Zusammenhang mit der künstlichen Ent¬
und Philisierthum, der geiegentlich allzu unmittelbar
stehung der Komödie. Die Erfahrung auch der jüngsten
hitzig losschlägt, aber auch viel Treffliches hervorbringt.
Vergangenheit lehrt, daß das Mißtrauen gegen Dichter
Wiederholl stören unerträgliche Längen; den Schluß, der
und Dichtungen, die ihren dramatischen Beruf nachträglich
von zurter, starker Lyrik erfüllt ist, beeinträchtigt ein
entdecken, selten ungerechtfertigt bleibt. Der geborene
Allzuviel an allzu schönen Worten. Die Benutzung
Dramatiker sieht und schafft von vornherein dramalisch;
Schopenhauer's zu einer ziemlich grotesken Nebenfigur
schreiht er einmal eine Novelle, so erklärt er damit, daß
hätte die Dichterin uns besser erspart; durch die druck¬
ihm der Stoff eben als ungeeignet für die Bühne er¬
reifen Aureden dieses seines Vertreters an kleine Back¬
schien. Es ist kein leerer Wahn, daß jeder eigenartige
fische wird sein Andenken nicht gerade geehrt. — Die
Sroff seine adäquate Form habe, die der Dichtung angeboren
ungleichmäßige Aufnahme des Stücks, das vortrefflich
sei wie die Haut dem Körper, nicht aber sie locker
dargestellt wurde, darf als freundlicher Achtungserfolg
umhüllen dürfe wie ein beliebiges Gewand. So ist
bezeichnet werden.
auch „Philister über Dir!“ ein keineswegs uninter¬
Dem Münchner Schauspielhaus muß man das
essantes Werk, als Ganzes doch verfehlt. Es leidet
Verdienst lassen, daß es im ganzen bisher seinen Spiel¬
Makel seiner Geburt; es entstand aus einer von
pian immer auf literarischem Niveau hielt. Dus war
altweimarischen Geschichten der Böhlau. Die fesselnde
nicht allzu schwer, da diese einzige Münchner Privat¬
Novelle „Verspielte Leute“ ist ohne irgend weientliche
bühne zur Pflege ernsthafter Dramatik erst seit wenigen
Beränderungen für die Bühne adaptirt worden; nur der
Jahren besteht und in der angenehmen Lage war, die
Selbstmord des Novellenhelden wurde im Stück unter¬
im Lauf des letzten Jahrzehnts in Berlin und anderswo
drückt, wiewohl die Vorbereitungen dazu größtentheils
erprobten Werke der modernen Bühnenliteratur zu über¬
stehen blieben und eine Schopenhauerische Pistole wie ein
nehmen; denn die Hoftheater durften (trotz vereinzelten
fürchterliches Schickalsinstrument durch sämmtliche Akte
tühnen Vorstößen ins Morderne) doch aus Rücksicht
sagleumwir
——
auf Hof und Kwrisei sich nicht
kennen, der sich allenthalben die
aber scheint es, daß der
zu schmelzen aufing, sebald
gelangte, nichts Rechtes mehr zu
Prodpkten und Produzenten jehl
auch in den nächsten Jahren nich
ist unverkennbar, daß diese „S
erfüllt hat.
Der Stillstand veraulaßte
Nachlese, Wiederbelebungsver
Schauspielhaus jüngst, nacht
kannten modernen Einakter gege
Arthur Schnitzler's „Angtol“
sonver“ die „Frage an das
asthetisch raffinirte L#emann,
Leden und Wahrheit, das
innersten Stimme halbbewußt um
wird als charakteristischer Tyyus
thums und der „Moderne“, die
das kleine süße Mädel selten hin
literarhistorischen Werth behalten.
haben diese leicht hingeworfen
Szenen voll Seldstironie einen
nicht selbstverständlichen Reiz:
Eleganz der Mache. Der seinen
plumpes Ding beigesellt, eine
zeugle Skulptur: Die angeblich
spieler“, von einem Berliner,
ingeschickte Zweiakter, der höch
Aufzug mit einem Vorspiel“ zer
weit reisen. Es ist eine Posse,
Pfissigkeit mit modern=sein=woll
urväterlicher Schwankkomik lieb
alten Zerrbilder der angejahr
„Dichterin“ und des unreisen D
flaus und in der längen Locke
Bühne zu zerren. Die Komödie
i. Komödianten des Alltagsl
nehmen, ist im Titel stecken gebli
Dem Berliner Beispiel folges
haus, um der Repertoirnoth al
„Ausgrabung“ vorgenommen.
ohne Zweisel noch ein weites F
Dahl der älteren dramalischen M
borgenen schmachten, während s
minderten Werth besäßen, nicht
Aber wie viel respektables Mitt#