II, Theaterstücke 4, (Anatol, 1), Die Frage an das Schicksal, Seite 52

W
n das Schicksal
Die Fr.
4.1. Dage anamsnmngensal box 7//4


Machbruck vervolen,
Die Handlung ist im Weimar des alten Goethe.
auf Hof und Klerisei sich nicht zum Naturalismus be
Dort blüht die Geheimrathsfamilie Schnaase. Mit deren
kennen, der sich allenthalben die Bühne eroberte. Nur
Zierde, dem überaus blonden Söphchen, verlobt sich der
aber scheint es, daß der Naturalismus, der je
Tace
junge Arzt Heinrich Urban. Die Schuaases sind der
zu schmelzen aufing, sobald er an die Sonuch
Inbegriff wohlhabend=wohlanständiger Selbstzufriedenheit,
gelangte, nichts Rechtes mehr zu sagen hat. An posthumen
kleinstädtischer Nüchternheit und Beschränktheit. Heinrich
Produlten und Prodnzenten sehlt es nicht und wird es
ist anders geartet; Airthur Schopenhauer, der in dieser
auch in den nächsten Jahren nicht ganz fehlen, aber es
Zeit in Weimar weilt, ist sein Freund. Bald erkennt
ist unverkennbar, doß diese „Schule“ ihre Bestimmung
loß mit der An¬
der Bräutigam, daß seine Schwärmerei eine verhängni߬
erfüllt hat.
velt“ von Helene
volle Selbsttäuschung, daß das Innere des hübschen
Der Stillstand veraniaßte Experimenle, Rückblicke,
führt werden solle.
Mädchens unsäglich altbacken, flach und kleinlich ist, daß
Nachlese, Wiederbeledungsversuche. So brachte das
stattgesunden. Die
sie sich als echte Schnaasin fühlt. In Lori, der herz¬
Schauspielhaus jängst, nachdem es wohl sämmtliche be¬
ste Bühnendichtung
kranken, seelenstarken Tochter einer unverehelichten
kannten modernen Einakter gegeben, eine zweite Szeue aus
titunter ewas teu¬
Schneiderin, lernt er den idealen Gegensatz zu seiner
Aithur Schnitzler's „Angiol“, nach dem „Abschieds¬
e.
seit Jahren in
Braut kennen. Die beiden Wahlverwandten finden sich,
souper“ die „Frage an das Schicksal“. Anatol, der
obe in der Shat
aber nur für kurze Tage schönster Seelengemeinschaft.
isthetisch raffinirte Lebemann, dem das Spielen mit
Falschmeldung be¬
Das Mädchen sterbt. Heinr h, den seine Braut aus
Leben und Wahrheit, das sophistische Belügen der
ister über Dir“!
Rücksicht auf „die Leute“ noch nicht freigeben will, bleibt
innersten Stimme halbbewußt und doch unentbehrlich ist,
ie behaupielen, be¬
allein zurück, um frei zu werden und zu leben, weil
wird als charakteristischer Typus des modernen Wiener¬
Hoftheater während
Lori es sterbend von ihm gefordert hat.
thums und der „Moderne“, die über den Garcon und
daß von Zeit zu
Neben durchaus Undramatischem ist manches trefflich Ge¬
das kleine süße Mädel jelten hinauskam, einen gewissen
je¬
'sche Sti
lungene, mauche außerordentliche Feinheit in Helene
literarhistorischen Werth behalten. Aber auch künstlerisch
8.
gswelt“,
Böhlau's spätem Erstlingsdroma. Aber Ungleichmäßigkeit,
haben diese leicht hingeworfenen, srivol=sentimentalen
ilistertitel
Stilunreinheit bleibt doch das Kennzeichen des Ganzen.
Szeuen voll Selbstironie einen für die deutsche Bühne
nebensä
So atmen die Schnaase=Szeuen einen künstlerisch noch
nicht selbstverständlichen Reiz: Sicherheit des Griffs,
er künstli
nicht ganz verdauten Ingrimm gegen alles Pharisäer¬
Eleganz der Mache. Der seinen Schnitzarbeit war ein
auch der
und Philisterthum, der geiegentlich allzu unmittelbar
plumpes Ding beigesellt, eine mit dem Küchenbeil er¬
en
hitzig losschlägt, aber auch viel Treffliches hervorbringt.
zeugle Skulptur: Die angebliche Komödie „Helden¬
Bern
Wiederholt stören unerträgliche Längen; den Schluß, der
spieler“ von einem Berliner, Max Gebhardt. Der
1. 2
von zarter, storker Lyrik erfüllt ist, beeinträchtigt ein:
ungeschickte Zweiakter, der höchst genialisch in „einen
hereit
Allzuviel an allzu schönen Worten. Die Benutzung
Auszug mit einem Vorspiel“ zerlegt ist, wird wohl nicht
lärt
Schopenhauer's zu einer ziemlich grotesken Nebenfigur
weit reisen. Es ist eine Posse, in der sich dilettantische
die B
hätte die Dichterin uns besser erspar; durch die druck¬
Pfissigkeit mit modernesein=wollender Nüchternheit und
jeder
reifen Aureden dieses seines Vertreters an kleine Back¬
urväterlicher Schwankkomik lieblich vereinigt, um die
dichtung
fische wird sein Andenken nicht gerade geehrt. — Die
alten Zerrbilder der angejahrten, heirathswüthigen
aber
ungleichmäßige Aufnahme des Stücks, das vortrefflich
„Dichterin“ und des unreisen Dichterlings (im Sammt¬
Gewand
dargestellt wurde, darf als freundlicher Achtungserfolg
flaus und in der längen Locken Zier) wieder auf die
ineswe
bezeichnet werden.
ter¬
Bühne zu zerren. Die Komödienidee, Heldenspieler,
lt. Es
m
Dem Münchner Schauspielhaus muß man das
I. Komödianten des Alltagslebens vor die Lupe zu
us eine
n den
Verdienst lassen, daß es im ganzen bisher seinen Spiel¬
nehmen, ist im Titel stecken geblieben.
u. Die sesselnde
plan immer auf literarischem Nivean hielt. Das war
Dem Berliner Beispiel folgend, hat das Schauspiel¬
irgend wesentliche
nicht allzu schwer, da diese einzige Münchner Privat¬
haus, um der Repertoirnoth abzuhelsen, nun auch eine
worden; nur der
bühne zur Pflege ernsthafter Dramatik erst seit wenigen
„Ausgrabung“ vorgenommen. Solcher Thätigkeit steht
im Stück unter¬
Jahren besteht und in der angenehmen Lage war, die
ohne Zweisel noch ein weites Feld offen. Zwar wird die
azu geößtentheils
im Lauf des letzten Jahrzehnts in Berlin und anderswo
Zahl der älteren dramatischen Meisterwerke, die im Ver¬
he Pistole wie ein
erprobten Werke der modernen Bühnenliteratur zu über¬
borgenen schmachten, während sie doch für uns unver¬
sämmtliche Akte
nehmen; denn die Hostheater dursten (trotz vereinzelten
minderten Werth besäßen, nicht übermäßig groß sein.
kühnen Vorstößen ins Morderne) doch aus Rücksicht
Aber wie viel respektables Mittelgut könnte wieder aus