an das Schicksa
Fraf
Die
4.1. bie Muge an aus Schicksal box 7/4
B
aufmerksame Hörer. Das Thema an sich sieht Wortheldentum, nirgends eine Verherrlichung
jenes Heroismus, der nur der Eitelkeit entspringt.
nicht verlockend aus; wie ein heroisches Geschicht¬
„Der Einakterabend im Theater am
Herr Brückner ist nicht wie sein Vorgänger
chen aus einem lateinischen Übungsbuch. Ein in
Dr. Krauß ein Finessenhascher. Ihm ist die Sucht,
Gefangenschaft geratener Königssohn tötet sich, um
Ge 196 Franzensplatz.
zu tüfteln, fremd, und das ist gut, denn bei der
mit seiner Auslösung dem Vaterlande keine Opfer
(Zur Eröffnung des neu ausgestatteten Hauses am
Darstellung feuriger Jünglinge ist jedes Grübeln
aufzulegen. Man merkt es: Die Farben, die ein
12. September 1908.)
von übel. Der Künstler muß über die „angeborene
Maler auf der Palette hat, verkünden noch nichts
Farbe der Entschließung“ verfügen. Herr Brückner
Wie die Prinzessin im „Walzertraum" jubelt: von der Bedeutung des Gemäldes, das daraus
packt stürmisch zu, und das ist brav. Die Gewohn¬
entstehen kann. Ein Epigone der klassischen Zeit
„Ich hab' einen Mann, einen eigenen Mann“, so
heit, in der Erregung zwischen den Worten
können die Grazer nun auch singen: „Wir haben hätte aus demselben Stoffe wahrscheinlich ein end¬
keuchende, zischende Laute einzuschieben, sollte er
ein Theater, ein intimes Theater.“ Ja, jetzt los anmutendes Drama geformt, in dem sich ein
ablegen: Dampf, der durch Ventile herausgelassen
haben wir wirklich eines. Die behaglichste Stim= seelenloses Heldentum in trockenen Phrasen aus¬
wird, weil er sich noch nicht in wirksame Kraft
mung, wie sie sich im Theater am Franzensplatz geschwätzt hätte. Die Worte wären dahingeraschelt
umsetzen kann. Aber die wundervolle „Mischung
noch nie gezeigt hat und wie sie sich im neuen wie dürre Erbsen, die man aus einem bodenlosen
von Kind und Held“ gelang ganz ausgezeichnet.
Theater wegen der Größe des Raumes nie ein= Sack hervorbeutelt. Welche Lebendigkeit dagegen
Der Darsteller kann sich ein gutes Stück des Er¬
stellen wird, — im halbneuen Theater am Fran= bei Lessing! Man hat dieses Schauspiel ein „tra¬
gisches Epigramm“ genannt, denn die Handlung folges, den der „Philotas“ beim Publikum hatte,
zensplatz war sie vorgestern zugegen. Sie erfüllte
ist hier zu äußerster Knappheit zusammengedrängt, auf seine Rechnung setzen. Auch Herr Dr. Alberty
das ganze Haus. Mit der Unmerklichkeit echter
hatte für die sanfte Güte und ruhige Größe des
jede Lockerheit des Dialoges vermieden, die Sprache
Lie##e hatte sie sich in alle Herzen eingeschlichen:
Königs eine imponierende Wiedergabe. Es war
förmlich eingedampft zu einer kraftvoll=lakonischen
„Sie kommt und sie ist da.“ Jedermann fühlte ihre
kein Zerfließen in Weichheit, es war die Freund¬
Gegenwart. Jedes ernste und jedes heitere Wort Ausdrucksweise. Dieser Philotas ist kein aus Quar¬
lichkeit eines Menschen, der sich seiner Kraft be¬
traf durchaus empfängliche Gemüter, löste, allen tanervorstellungen geborener antiker Held; keine
fühlbar und alle Sinne zu gemeinsamer Genuß=sigrelle Illustration zu dem griechischen übungssatz: wußt ist. Herr Holbach entbehrte als Strato
„Es ist süß, für das Vaterland zu sterben.“ Das ebenfalls nicht einer gesunden Männlichkeit, nur
freudigkeit verbindend, sofort die entsprechenden
störten wieder Fehler der Aussprache. Warum:
ist ein temperamentvoller, von Leidenschaft er¬
Wirkungen aus. In den Zwischenpausen nickten
ich „kumme“ und „vull“? Der Parmenio des
sich die Bekannten auf Entfernungen, die sonst füllter Jüngling, den eine überschäumende
nicht einmal respektvollen Gruß zulassen, lächelnd[Lebens kraft freudiges Sterben lehrt. Nicht Herrn Pater erschien als eine Mischung von
ihre Befriedigung und ihr Wohlgefallen zu. Es kaltherzig, nicht kühl überlegend erwägt er die guten, zum Teile gelungenen Absichten des Dar¬
war ein Flüstern und Raunen, ein gegenseitiges Vorteile seines Todes für das Vaterland. Aus stellers, den Greis zu spielen, und aus dem immer
wieder hervortretenden Eindrücke unverschminkbarer
dem Feuer seiner Phantasie wachsen ihm die Ge¬
erregtes Sichaufmerksammachen auf diese und
Jugendlichkeit. Aus der angenommenen tiefen
jene angenehme Neuerung, daß- sich ein Fremder danken und Entschlüsse nicht fahl und blaß, sondern
Stimmlage gelangte er oft unvermutet in eine
(es wird gegenwärtig wahrscheinlich keiner in heiß und glühend hervor und wandeln sich unter
dem Zwange echt jugendlicher, fanatischer Eilfertig= höhere, hellere. Auch waren seine Stellungen oft
Graz sein) höchst verwundert als Larve unter
gezwungen, wie die der geschnitzten Krieger, die
keit zu Taten um. Welche echte, milde Größe in
lauter fühlenden Brüsten erschienen wäre.
in hölzerner Steife das Grab des Herrn be¬
Ich weiß nicht, ob Lessings „Philotas“ den übrigen Figuren, in den bejahrteren Män¬
wachen.
immer so gute Wirkung tun würde, aber bei dieser nern: im König, im Feldherrn, in Parmenio. Nir¬
Eröffnungsvorstellung fand er jedenfalls lauter gends ein mit Phrasen ausgestopftes heroisches! Die „Dienstboten“ von Benedix ver¬
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Die
4.1. bie Muge an aus Schicksal box 7/4
B
aufmerksame Hörer. Das Thema an sich sieht Wortheldentum, nirgends eine Verherrlichung
jenes Heroismus, der nur der Eitelkeit entspringt.
nicht verlockend aus; wie ein heroisches Geschicht¬
„Der Einakterabend im Theater am
Herr Brückner ist nicht wie sein Vorgänger
chen aus einem lateinischen Übungsbuch. Ein in
Dr. Krauß ein Finessenhascher. Ihm ist die Sucht,
Gefangenschaft geratener Königssohn tötet sich, um
Ge 196 Franzensplatz.
zu tüfteln, fremd, und das ist gut, denn bei der
mit seiner Auslösung dem Vaterlande keine Opfer
(Zur Eröffnung des neu ausgestatteten Hauses am
Darstellung feuriger Jünglinge ist jedes Grübeln
aufzulegen. Man merkt es: Die Farben, die ein
12. September 1908.)
von übel. Der Künstler muß über die „angeborene
Maler auf der Palette hat, verkünden noch nichts
Farbe der Entschließung“ verfügen. Herr Brückner
Wie die Prinzessin im „Walzertraum" jubelt: von der Bedeutung des Gemäldes, das daraus
packt stürmisch zu, und das ist brav. Die Gewohn¬
entstehen kann. Ein Epigone der klassischen Zeit
„Ich hab' einen Mann, einen eigenen Mann“, so
heit, in der Erregung zwischen den Worten
können die Grazer nun auch singen: „Wir haben hätte aus demselben Stoffe wahrscheinlich ein end¬
keuchende, zischende Laute einzuschieben, sollte er
ein Theater, ein intimes Theater.“ Ja, jetzt los anmutendes Drama geformt, in dem sich ein
ablegen: Dampf, der durch Ventile herausgelassen
haben wir wirklich eines. Die behaglichste Stim= seelenloses Heldentum in trockenen Phrasen aus¬
wird, weil er sich noch nicht in wirksame Kraft
mung, wie sie sich im Theater am Franzensplatz geschwätzt hätte. Die Worte wären dahingeraschelt
umsetzen kann. Aber die wundervolle „Mischung
noch nie gezeigt hat und wie sie sich im neuen wie dürre Erbsen, die man aus einem bodenlosen
von Kind und Held“ gelang ganz ausgezeichnet.
Theater wegen der Größe des Raumes nie ein= Sack hervorbeutelt. Welche Lebendigkeit dagegen
Der Darsteller kann sich ein gutes Stück des Er¬
stellen wird, — im halbneuen Theater am Fran= bei Lessing! Man hat dieses Schauspiel ein „tra¬
gisches Epigramm“ genannt, denn die Handlung folges, den der „Philotas“ beim Publikum hatte,
zensplatz war sie vorgestern zugegen. Sie erfüllte
ist hier zu äußerster Knappheit zusammengedrängt, auf seine Rechnung setzen. Auch Herr Dr. Alberty
das ganze Haus. Mit der Unmerklichkeit echter
hatte für die sanfte Güte und ruhige Größe des
jede Lockerheit des Dialoges vermieden, die Sprache
Lie##e hatte sie sich in alle Herzen eingeschlichen:
Königs eine imponierende Wiedergabe. Es war
förmlich eingedampft zu einer kraftvoll=lakonischen
„Sie kommt und sie ist da.“ Jedermann fühlte ihre
kein Zerfließen in Weichheit, es war die Freund¬
Gegenwart. Jedes ernste und jedes heitere Wort Ausdrucksweise. Dieser Philotas ist kein aus Quar¬
lichkeit eines Menschen, der sich seiner Kraft be¬
traf durchaus empfängliche Gemüter, löste, allen tanervorstellungen geborener antiker Held; keine
fühlbar und alle Sinne zu gemeinsamer Genuß=sigrelle Illustration zu dem griechischen übungssatz: wußt ist. Herr Holbach entbehrte als Strato
„Es ist süß, für das Vaterland zu sterben.“ Das ebenfalls nicht einer gesunden Männlichkeit, nur
freudigkeit verbindend, sofort die entsprechenden
störten wieder Fehler der Aussprache. Warum:
ist ein temperamentvoller, von Leidenschaft er¬
Wirkungen aus. In den Zwischenpausen nickten
ich „kumme“ und „vull“? Der Parmenio des
sich die Bekannten auf Entfernungen, die sonst füllter Jüngling, den eine überschäumende
nicht einmal respektvollen Gruß zulassen, lächelnd[Lebens kraft freudiges Sterben lehrt. Nicht Herrn Pater erschien als eine Mischung von
ihre Befriedigung und ihr Wohlgefallen zu. Es kaltherzig, nicht kühl überlegend erwägt er die guten, zum Teile gelungenen Absichten des Dar¬
war ein Flüstern und Raunen, ein gegenseitiges Vorteile seines Todes für das Vaterland. Aus stellers, den Greis zu spielen, und aus dem immer
wieder hervortretenden Eindrücke unverschminkbarer
dem Feuer seiner Phantasie wachsen ihm die Ge¬
erregtes Sichaufmerksammachen auf diese und
Jugendlichkeit. Aus der angenommenen tiefen
jene angenehme Neuerung, daß- sich ein Fremder danken und Entschlüsse nicht fahl und blaß, sondern
Stimmlage gelangte er oft unvermutet in eine
(es wird gegenwärtig wahrscheinlich keiner in heiß und glühend hervor und wandeln sich unter
dem Zwange echt jugendlicher, fanatischer Eilfertig= höhere, hellere. Auch waren seine Stellungen oft
Graz sein) höchst verwundert als Larve unter
gezwungen, wie die der geschnitzten Krieger, die
keit zu Taten um. Welche echte, milde Größe in
lauter fühlenden Brüsten erschienen wäre.
in hölzerner Steife das Grab des Herrn be¬
Ich weiß nicht, ob Lessings „Philotas“ den übrigen Figuren, in den bejahrteren Män¬
wachen.
immer so gute Wirkung tun würde, aber bei dieser nern: im König, im Feldherrn, in Parmenio. Nir¬
Eröffnungsvorstellung fand er jedenfalls lauter gends ein mit Phrasen ausgestopftes heroisches! Die „Dienstboten“ von Benedix ver¬