II, Theaterstücke 4, (Anatol, 1), Die Frage an das Schicksal, Seite 63

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worhol, Fauria, Marand, Miafeapolis, New -Vork,
0 Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
QJuelienangabe ohne Gowäbr.)
7 Ausschhitt ausGrager Tagblatt, Gras
(4. „L. 1908 Abendblatt
Sen
Theater und Musik.
Die Eröffnungsvorstellung des Theaters am Fran¬
zensplatz. Mit der herrlichen Ouvertüre „Zur Weihe
des Hauses“ von L. van Beethoven eröffneten sich
istag die Pforten des neu hergestellten Musen¬
ls am Franzensplatz. Die zur Vorführung ge¬
vier Einakter bildeten gewissermaßen das Zu¬
rogramm der neuen Volksbühne. Der alte
Lessing machte den Anfang mit dem noch immer
nicht verblaßten Trauerspiel „Philotas“. Es wurde
1758 gedichtet, erschien 1759 zuerst anonym und ein
Jahr später von Gleim „versifiziert“ oder, wie
ssing witzelte, „verifiziert“. Der Inhalt des
Stückes ist folgender: Philotas ist wie Damaral in
seine erste Schlacht gezogen, während sein königlicher
Vater einer Wunde wegen zurückbleiben mußte. Philo¬
tas ist verwundet und gefangen worden, gleichzeitia
lysimet, der Sohn des Königs Aridäus
Herrn Alberty überaus würdevoll zur
bracht), in Gefangenschaft geraten und
eiden Prinzen ausgetauscht wer
errn Brückner gut charakterisiert,
dsam verkörpert), der erst seit sie
iche Toga trägt, möchte seinem Staat
hren, den ihm die Gefangennehmung
Polysimet verschaffte, darum tötet er sich selbst, da
er ein Schwert erhält und führt durch seinen Tod den
Frieden herbei. — Dem Trauerspiel folgte als Ge¬
ensatz R. Benedix' altväterisches Lustspiel „Die Dienst¬
boten“. Die Handlung spielt in der Gesinoestube eines
herrschaftlichen Hauses und gipfelt nach Vorführung
verschiedener Szenen, die in Nachahmung der großen
Welt bestehen, in der Verlobung des alten Kutschers
Buschmann (von Herrn Geßmann in manchen Zügen
rst geschickt verkörpert) mit der ebenfalls schon ält¬
Köchin Christiane. (Frl. Schweikhardt erinnerte
in dieser zwar kleinen, aber dankbaren Rolle an
e stereotype Figuren in Lortzings komischen
, z. B. „Der Waffenschmied von Worms“.)
einer Pause von zehn Minuten hob sich der Vor¬
zum drittenmal und wir erblickten „Frühere Ver¬
ältnisse“, wie sie der unverwüstliche J. Nestroy
uns so ergötzlich zu schildern weiß. Kann man jene ein¬
aktige Posse auch nicht dem „Lumpacius Vagabundus“
gleichstellen, so erscheint der Dichter selbst in diesem
Iitermezzo noch als ein Krösus gegenüber den mo¬
kernen possenschreibenden Autoren. Herr Gro߬
mann gab einen Holzhändler namens Scheitermann,
seine Frau fand in Frl. Kennedy eine „hölzerne“
Vertreterin, fast könnte man sagen Zertretermn; Herr,
Mödlinger, der die Regie führte, stellte sich als
Hausknecht Muffel vor und Frl. Irene Fidler, eine
Schelmin ersten Ranges, dabei von einer Frische, die
einem ordentlich wohltut, freute sich als resche Köchin

Pepi Amsel ihres Daseins. —
A. Schnitzlers
„Die Frage an das Schicksal“ beschloß den Eröffnungs¬
abend. Der höchst modern gehaltene Einakter ist der
Sammlung „Anatol“, die aus sieben dramatischen
Bildern besteht und 1892 veröffentlicht wurde, entnem¬
men. Schnitzler, der erst jüngst mit dem ehrenvollen
Grillparzerpreis ausgezeichnet wurde, ist in der ge¬
genwärtigen Bühnenliteratur der Hauptvertreter des
modernen Wienertums mit seiner sentimentalen Hei¬
terkeit und leichtfertigen Gemütlichkeit. H. Bahr nannte
den „Anatol“ als Ganzes betrachtet „dialogi
Noveletten, die den geistreichen Plauderer auf Se
und Tritt verraten“. Immerhin bin ich der Meinuna
daß sich „Die Frage an das Schieksal“ mit dem „Ab¬
schiedssonper“, welches Stück demselben Zyklus ent¬
nommen ist, nicht messen kann, denn in unlerem Falle
fehlt doch der bei Schnitzler gewohnte sprühende Witz
und die sprudelnde Sektlaune. Um die Wiedergabe
machten sich verdient Frl. Mela Kennedy (Cora),
1
sowie die Herren M. Brückner (Anasofflund W. n
Kolmar (Max), ohne jedoch Hervorrggendes zu leisten.
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