II, Theaterstücke 3, Das Märchen. Schauspiel in drei Aufzügen, Seite 3

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Das Maerchen
J. Das lderenen
Ungarn erscheinen. Die staatsrechtliche Situation sicherzustellen. (Lebhafter Beifall.) Der
tionelle Gesinnung Sr. Majestät.
Abg. Albert Graf Apponyi giebt ebenfalls den soll entsprechend zum Ausdrucke gelangen. Deßhalb entspreche der Gleichheit der Bürger un
empfängt, ist eine handvoll Dornen für den theoreti= daß man es um seine Zeit gebracht, seine Erwartungen verfolgt — man hörte eben nicht Al
nicht rasch Allem folgen, was man auf
sirenden Vertheidiger, der, sobald es sich um ihn getäuscht hat, wird leicht grausam. Mit der puren
Autor war allzu sehr bemüht, geistvoll
handelt, zum unbarmherzigen Angreifer wird. Das Natürlichkeit geht es nicht. Das Theater ist die Welt
dritten Acte aber, als sich sofort die
des Scheines; man sagte früher: des schönen Scheines.
Stück klingt also aus wie eine zerrissene Saite. Er
immer wieder erneuert einstellten, erla
Alles, was auf die Scene gebracht wird, kann den
und Sie gehen auseinander, ohne daß man aber auf
merksamkeit, mit ihr die Theilnahme
Anschein des Natürlichen haben, ohne deßhalb ganz
die Fortsetzung und den Schluß begierig wäre. Hat
die Ungeduld trat ein, und um das „
und gar im Salon aufgefangen oder von der Straße
sich ja doch das Für und Wider der zwei ersten
es geschehen. Nach dem ersten und zweit
gebracht worden zu sein. Das Theater ist eben kein
Acte in dem dritten so sehr wiederholt, daß man
holt gerufen, vermochte der junge Au
Salon und keine Straße; es soll dieselben nur vor¬
stumpf geworden und das Gefährlichste, was im Theater
Schlusse des Stückes nur unter ziemlich
stellen. Das Theater bietet nur drei Wände des
sich ereignen kann: die Gleichgültigkeit gegen das, was
spruche des größeren Theiles der An
Zimmers, die vierte Wand ist jene, welche die
man sieht und hört, eingetreten ist.
mals zu erscheinen.
Grenzen des Zuschauerraumes bildet.
Das über den Wassern Schweben, die große Gerech¬
Alles in Allem: Das Stück Schnit
Es geht mit den geistigen Bedingungen ebenso wie
#tigkeit im Theater ist gut, aber, wie gesagt, es gehört
elementar, nicht aus dem Talente ei
mit jenen der körperlichen Erscheinungen. Wir hatten davon
ein Meister dazu, sie zu handhaben, das Publicum zu
Dichters entstanden, sondern aus dessen
gestern ein lebendiges Beispiel. Die Darsteller
zwingen, sich zur Methode des Dichters durchzuarbeiten,
der Lectüre, aus dem Studium der
spielten gut, gaben sich alle Mühe, recht einfach und
in unserer Zeit, die noch so sehr an dem Alten -
hervorgegangen. Schnitzlers Werk macht
natürlich zu sprechen. Was geschah? Sie redeten so
und manchmal fürwahr nicht Schlechten — hängt. Wir
als ob seine geistige Quelle die Garcon¬
leise, als ob sie wirklich in einem Salon von zehn
ahnen, was Schnitzler wollte, dem Inhalte und der Form
begabten Dilettanten sei, der im Kreise
bis zwölf Schuh sich bewegten, und man verstand sie,
nach, er wollte zeigen, daß der wilde Theoreiiker oft
jungen Freunde über Naturalismus
besonders im ersten Acte, beinahe gar nicht. Da lag
zum grausamen Praktiker wird; aber so lange das
Altes und Neues, Vergangenheit und
der Unterschied zwischen Wirklichkeit und Theater. Man
Theater steht, wird jener Dichter immer die Herrschaft über
Kunst, des Theaters, stundenlange Bespre
soll im Theater so einfach, natürlich und wahr spre¬
eine Versammiung am stärksten ausüben, welcher dieselbe
habe; ja, wenn wir ungalant sein w#
chen „als ob man zu Hause wäre“, aber man muß
zwingt, für die sich Emporringenden Sympathie und
wir sagen, daß diese Unterredungen
dies, will man verstanden werden, in dem großen
gegen jen welche die bessere Regung im Menschen
dem Kaffeehause duften, wo diese Gesellsch
Hause so laut und vernehmlich thun, daß man in dem
bekämpfen, Antipathie zu empfinden. Der Dichter muß
Stoß von Zeitungen aller Länder, bei
entferntesten Winkel der Galerie deutlich vernommen
den Menschen im Theater in der Hand haben,
wachhaltenden Mokkas, richten und dich
wird. Was vom Sprechen gilt, gilt auch vom In¬
will er ihn dahin bringen, daß er sich ihm völlig hin¬
Dargestellt wurde Schnitzlers „Mä
halte des Gesprochenen, was vom Gesprochenen gilt,
gebe. Lautloser Sclave des Autors ist nur jenes
merkwürdiger Weise an drei Abend
auch von dem, was geschieht. Daran muß festgehal¬
Publicum, das zuerst neugierig gemacht — die gemeine
reichender Beleuchtung einiger Petrole
ten werden, außer man spielt die kleine Komödie in
Neugierde ist die stets gefällige Veranlasserin — dann
lampen spielt — ganz vortrefflich, dur
einem Salon, wo man ohne Decorationen, ohne
gespannt, ergriffen und endlich, innerlich befreit, ent¬
von Jung und Alt, das heißt von all
Souffleur, ohne grelle Beleuchtung und vor einem
lassen wird. Dieses Naturgesetz liegt dem Kunstgesetze
wir hier nennen. Es waren dies: Frl.
Publicum, das höchstens aus dreißig bis vierzig Men¬
zu Grunde. Wir haben schon oft gesagt, daß jede
Frau Berg, Frl. Hell, Frl. Gr
schen besteht, Proverbes bringt, Sprech=Scenen, aber
Wirkung im Theater ursprünglich davon abhängt, daß
Herren: Nhil Kutschera, G
kein Theaterstück, zu welchem der ganze große Apparat
man den Zuschauer, ohne daß er es merkt, über die
der modernen Bühne erforderlich ist.
Weisse, Tewele, Eppens und
Zeit hinwegbringt. Dies geschieht durch die Steigerung,
Dem Stücke: „Das Märchen“ erging es ganz
während ein Verlaufen auf gleicher Linie abkühlt,
naturgemäß, ganz nach Verdienst. Es wurde in den
gleichgültig macht, langweilt und auf abschüssige Bahnen
führt. Ein Publicum, welches zu bemerken anfängt, ersten zwei Acten mit angestrengter Aufmerksamkeit