box 7/2
3. Das Maerchen
e e eretesere .
—
Situation sicherzustellen. (Lebhafter Beifall.) Der Gesetzentwurf
Deßhalb entspreche der Gleichheit der Bürger und der Freiheit
Erwartungen verfolgt — man hörte eben nicht Alles und konnte
der puren nicht rasch Allem folgen, was man auffing, denn der
ist die Welt Autor war allzu sehr bemüht, geistvoll zu sein — im
en Scheines, dritten Acte aber, als sich sofort die alten Scenen
kann den immer wieder erneuert einstellten, erlahmte die Auf¬
merksamkeit, mit ihr die Theilnahme des Publicums,
eßhalb ganz
der Straße
die Ungeduld trat ein, und um das „Märchen“ war
es geschehen. Nach dem ersten und zweiten Acte wieder¬
st eben kein
en nur vor¬
holt gerufen, vermochte der junge Autor nach dem
Schlusse des Stückes nur unter ziemlich starkem Wider¬
Wände des
welche die
spruche des größeren Theiles der Anwesenden noch¬
mals zu erscheinen.
et.
ebenso wie
Alles in Allem: Das Stück Schnitzlers ist nicht
elementar, nicht aus dem Talente eines echt starken
hatten davon
Darsteller
Dichters entstanden, sondern aus dessen Bildung, aus
der Lectüre, aus dem Studium der Werke Anderer
redeten so
hervorgegangen. Schnitzlers Werk macht den Eindruck,
von zehn als ob seine geistige Quelle die Garcon=Wohnung eines
verstand sie, begabten Dilettanten sei, der im Kreise seiner eben so
t. Da lag jungen Freunde über Naturalismus und Verismus,
Altes und Neues, Vergangenheit und Gegenwart der
eater. Man
Kunst, des Theaters, stundenlange Besprechungen gehabt
wahr spre¬
man muß
habe; ja, wenn wir ungalant sein wollten, könnten
wir sagen, daß diese Unterredungen noch mehr nach
dem großen
dem Kaffeehause duften, wo diese Gesellschaften um einen
man in dem
vernommen Stoß von Zeitungen aller Lä### bei kleinen Schalen
wachhaltenden Mokkas, richten und dichten.
ch vom In¬
Dargestellt wurde Schnitzlers „Märchen“ — das
ochenen gilt,
merkwürdiger Weise an drei Abenden bei unzu¬
iß festgehal¬
reichender Beleuchtung einiger Petroleum= oder Oel¬
Komödie in
lampen spielt — ganz vortrefflich, durchaus modern,
ionen, ohne
von Jung und Alt, das heißt von allen Jenen, die
d vor einem
wir hier nennen. Es waren dies: Frl. Sandrock,
vierzig Men¬
Frau Berg, Frl. Hell, Frl. Grübl und die
cenen, aber
roße Apparat
Herren: Nhil, Kutschera, Giampietro,
Weisse, Tewele, Eppens und Meixner.
ig es ganz
wurde in den
ifmerksamkeit
wnder zurücgelegt. Pmen
worden sein. — Sonntag den 10. d. M., Mittags 1 Uhr, 1 Direct
mit
würd
Feuilleton.
einer
Ersol
Deutsches Volkstheater.
auf
(Arthur Schnitzler: „Das Märchen“. Schauspiel in drei Auf¬
und
zügen. Im Deutschen Volkstheater aufgeführt zum erstenmale am
Steh
I. Derember 1893).
Den
auch
Wir haben in Wien kein literarisches Leben. Aber ein
zwisch
literarisches Kaffeehaus haben wir doch. Dort sitzen an mög¬
Fann
lichst vielen der runden Tische diejenigen, die sich mit der
Freu
Feder bethätigen, mit ihrer gewohnten Gesellschaft: Allen, die
er mi
noch nach Geltung ringen auf irgend einem Gebiete, oder
gegn
denen, die es von den Fragen des Tages sprechen zu hören
gewal
kitzelt. Dort wird laut und lebendig gesprochen; dort wurde
war,
für Oesterreich Sturm und Drang unserer Tage ge¬
Hals
macht; dort werthete man die Werthe um und theilte einander
folg.
in Zeitungen und in
mit, was man über die neuen Ideen
Zeitschriften fand. Und das schöne Schlagwort „Milien“
desto
—
Bodengeschmack zu Deutsch — schwirrte oft und ver¬
nehmlich durch die Luft in jener Zeit, da der junge
Schnitzler sein „Märchen“ mit sich herumtrug; denn das sind
immerhin einige Jahre, der Symbolismus war kaum noch
erfunden, gewiß noch nicht nach Wien gedrungen, und alle
Welt schwor auf den neunmal heiligen Realismus — Doctor
ab
über
Arthur Schnitzler natürlich auch.
Zuki
So wurde denn sein Drama, was es unter solchen Um¬
ständen werden mußte: ein Milien=Stück, dem man noth¬
wendig bitter Unrecht thut, wenn man nicht die Umstände in
Betracht zieht, unter denen es entstand. Ein Stück wienerisches
Leben wollte er auf die Bühne bringen; und das ist dem
Verfasser geglückt. Seine Figuren haben Bodengeruch und
sie athmen die weiche Luft Wiens, die gesunder Sinnlichkeit
so zuträglich ist, in der aber auch eine gewisse Nüchternheit
er gerade
und Leichtfertigkeit so gerne gedeihen. Daß
nicht das interessonteste Stück Wiener Lebens erwischt hat,
läßt sich freilick nicht leugnen, daß seine Fabel allzu
dünn gerieth, kann man nicht wohl streiten. Aber — er hat
Sinn für die Wirklichkeit und hat ein Auge dafür, er kennt
das Leben immerhin besser, als die meisten seiner schreibenden
Berufsgenossen, er handhabt die innere Form des Dramas,
den Dialog mit einer beachtenswerthen Sicherheit, der man
allerdings das Vorbild der Franzosen nur zu sehr anmerkt.
Das sind Gründe genug, sich für die Zukunft was zu ver¬
sprechen von ihm; und man muß am Ende froh sein, daß
einmal wieder ein jüngerer Wiener zu Worte kömmt, der just
nicht Handwerker ist, sondern sich höhere Ziele gesteckt hat.
Das Märchen nun, um das es sich in dem Stücke dreht,
ist das: die gefallene Frau sei der Reinen nicht mehr gleich¬
des
werthig. Ein junger Stürmer und Dränger, Fedor Denner,
erklärt diese Vorstellung für ein abgestandenes Vorurtheil, linin
3. Das Maerchen
e e eretesere .
—
Situation sicherzustellen. (Lebhafter Beifall.) Der Gesetzentwurf
Deßhalb entspreche der Gleichheit der Bürger und der Freiheit
Erwartungen verfolgt — man hörte eben nicht Alles und konnte
der puren nicht rasch Allem folgen, was man auffing, denn der
ist die Welt Autor war allzu sehr bemüht, geistvoll zu sein — im
en Scheines, dritten Acte aber, als sich sofort die alten Scenen
kann den immer wieder erneuert einstellten, erlahmte die Auf¬
merksamkeit, mit ihr die Theilnahme des Publicums,
eßhalb ganz
der Straße
die Ungeduld trat ein, und um das „Märchen“ war
es geschehen. Nach dem ersten und zweiten Acte wieder¬
st eben kein
en nur vor¬
holt gerufen, vermochte der junge Autor nach dem
Schlusse des Stückes nur unter ziemlich starkem Wider¬
Wände des
welche die
spruche des größeren Theiles der Anwesenden noch¬
mals zu erscheinen.
et.
ebenso wie
Alles in Allem: Das Stück Schnitzlers ist nicht
elementar, nicht aus dem Talente eines echt starken
hatten davon
Darsteller
Dichters entstanden, sondern aus dessen Bildung, aus
der Lectüre, aus dem Studium der Werke Anderer
redeten so
hervorgegangen. Schnitzlers Werk macht den Eindruck,
von zehn als ob seine geistige Quelle die Garcon=Wohnung eines
verstand sie, begabten Dilettanten sei, der im Kreise seiner eben so
t. Da lag jungen Freunde über Naturalismus und Verismus,
Altes und Neues, Vergangenheit und Gegenwart der
eater. Man
Kunst, des Theaters, stundenlange Besprechungen gehabt
wahr spre¬
man muß
habe; ja, wenn wir ungalant sein wollten, könnten
wir sagen, daß diese Unterredungen noch mehr nach
dem großen
dem Kaffeehause duften, wo diese Gesellschaften um einen
man in dem
vernommen Stoß von Zeitungen aller Lä### bei kleinen Schalen
wachhaltenden Mokkas, richten und dichten.
ch vom In¬
Dargestellt wurde Schnitzlers „Märchen“ — das
ochenen gilt,
merkwürdiger Weise an drei Abenden bei unzu¬
iß festgehal¬
reichender Beleuchtung einiger Petroleum= oder Oel¬
Komödie in
lampen spielt — ganz vortrefflich, durchaus modern,
ionen, ohne
von Jung und Alt, das heißt von allen Jenen, die
d vor einem
wir hier nennen. Es waren dies: Frl. Sandrock,
vierzig Men¬
Frau Berg, Frl. Hell, Frl. Grübl und die
cenen, aber
roße Apparat
Herren: Nhil, Kutschera, Giampietro,
Weisse, Tewele, Eppens und Meixner.
ig es ganz
wurde in den
ifmerksamkeit
wnder zurücgelegt. Pmen
worden sein. — Sonntag den 10. d. M., Mittags 1 Uhr, 1 Direct
mit
würd
Feuilleton.
einer
Ersol
Deutsches Volkstheater.
auf
(Arthur Schnitzler: „Das Märchen“. Schauspiel in drei Auf¬
und
zügen. Im Deutschen Volkstheater aufgeführt zum erstenmale am
Steh
I. Derember 1893).
Den
auch
Wir haben in Wien kein literarisches Leben. Aber ein
zwisch
literarisches Kaffeehaus haben wir doch. Dort sitzen an mög¬
Fann
lichst vielen der runden Tische diejenigen, die sich mit der
Freu
Feder bethätigen, mit ihrer gewohnten Gesellschaft: Allen, die
er mi
noch nach Geltung ringen auf irgend einem Gebiete, oder
gegn
denen, die es von den Fragen des Tages sprechen zu hören
gewal
kitzelt. Dort wird laut und lebendig gesprochen; dort wurde
war,
für Oesterreich Sturm und Drang unserer Tage ge¬
Hals
macht; dort werthete man die Werthe um und theilte einander
folg.
in Zeitungen und in
mit, was man über die neuen Ideen
Zeitschriften fand. Und das schöne Schlagwort „Milien“
desto
—
Bodengeschmack zu Deutsch — schwirrte oft und ver¬
nehmlich durch die Luft in jener Zeit, da der junge
Schnitzler sein „Märchen“ mit sich herumtrug; denn das sind
immerhin einige Jahre, der Symbolismus war kaum noch
erfunden, gewiß noch nicht nach Wien gedrungen, und alle
Welt schwor auf den neunmal heiligen Realismus — Doctor
ab
über
Arthur Schnitzler natürlich auch.
Zuki
So wurde denn sein Drama, was es unter solchen Um¬
ständen werden mußte: ein Milien=Stück, dem man noth¬
wendig bitter Unrecht thut, wenn man nicht die Umstände in
Betracht zieht, unter denen es entstand. Ein Stück wienerisches
Leben wollte er auf die Bühne bringen; und das ist dem
Verfasser geglückt. Seine Figuren haben Bodengeruch und
sie athmen die weiche Luft Wiens, die gesunder Sinnlichkeit
so zuträglich ist, in der aber auch eine gewisse Nüchternheit
er gerade
und Leichtfertigkeit so gerne gedeihen. Daß
nicht das interessonteste Stück Wiener Lebens erwischt hat,
läßt sich freilick nicht leugnen, daß seine Fabel allzu
dünn gerieth, kann man nicht wohl streiten. Aber — er hat
Sinn für die Wirklichkeit und hat ein Auge dafür, er kennt
das Leben immerhin besser, als die meisten seiner schreibenden
Berufsgenossen, er handhabt die innere Form des Dramas,
den Dialog mit einer beachtenswerthen Sicherheit, der man
allerdings das Vorbild der Franzosen nur zu sehr anmerkt.
Das sind Gründe genug, sich für die Zukunft was zu ver¬
sprechen von ihm; und man muß am Ende froh sein, daß
einmal wieder ein jüngerer Wiener zu Worte kömmt, der just
nicht Handwerker ist, sondern sich höhere Ziele gesteckt hat.
Das Märchen nun, um das es sich in dem Stücke dreht,
ist das: die gefallene Frau sei der Reinen nicht mehr gleich¬
des
werthig. Ein junger Stürmer und Dränger, Fedor Denner,
erklärt diese Vorstellung für ein abgestandenes Vorurtheil, linin