II, Theaterstücke 3, Das Märchen. Schauspiel in drei Aufzügen, Seite 5

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3. Das Maerchen
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Das aeichen
laschene.,
lder zurüagelegti bidle Operente ziehr mit Director Fritzsche dasin den Linden=Theater] lung, Münner) zu berichten weiß. Hienach haben zwei spanische
M., Mittags 1 Uhr, Director des neuen Unternehmens ist Dr. Löwenfeld, der frühere Spaltpilz=Kundige verschiedene Bonknoten auf ihren Gehalt an
mit dem gebrochen werden müsse, Ifür ein grausames, nichts=] Wort bleibt ungesprochen und zumal im dritten Acte wird
würdiges Märchen, das zu zerstören sei; thut's im Hause
man langsam unruhig, nervös in der immer angespannten und
einer jungen Schauspielerin, die sich gerade zu ihrem ersten
ewig unbefriedigten Erwartung. Darin hat's Schnitzler diesmal
Erfolge anschickt. Ein heißer Kuß, den Fanny Theren dafür
versehen. Auf die Dauer können die Nebendinge — und in
heater.
auf seine Hand drückt, erzählt ihm genug: von ihrer Liebe
der Episode sind sehr hübsche Sachen — nicht ein St
Schauspiel in drei Auf¬
und von ihrem Fall. Und nun kömmt das Drama in's
halten, das im Grund ernst ist und den Abend füllt. So
führt zum erstenmale am
Stehen.
Einen ganzen Act hindurch schwankt Fedor
gut die kuriose Wirthschaft bei Frau Theren mit all' den
Denner, der eben auch noch kein neuer Mensch, der
wunderlichen Gesellen gezeichnet ist, die ihr Haus besuchen
isches Leben. Aber ein
und es nebenher als bequemen Boden zur „Anbandelung“
auch erst ein Uebergangsmensch, also ein Halber ist,
. Dort sitzen an mög¬
zwischen Neigung, Ueberzeugung und alten Vorstellungen.
benützen; so hübsch das Verhältniß zwischen Fanny und ihrer
gen, die sich mit der
jugendstolzen Schwester Clara gesehen ist, der Clara, die
Fanny's Geliebter heiratet; svorher rollt er noch seinem
Gesellschaft: Allen, die
mühselig mit Clavier=Unterricht ihren Unterhalt gewinnt, die
Freunde die Vergangenheit des Mädchens auf. Der Gedanke,
einem Gebiete, oder
er mit Fanny am Arme könnte einmal diesem Ehepaare be¬
über den Fall der Schwester nicht hinauskommen kann und
ages sprechen zu hören
gegnen und auf den Lippen des Gatten jenes leidige Lächeln
doch gar nichts dabei findet, sich einem ungeliebten Manne
das
gesprochen; dort wurde

gewahren, mit dem wir ein Weib betrachten, das einmal unser
zu vermälen, nur weil er sie! versorgen kann
g unserer Tage ge¬
— eine Art schielen¬
war, bereitet ihm Pein. Umsonst wirft sich ihm Fanny an den
nutzt Alles nichts. Im Gegentheile
um und theilte einander
wie
der Eindruck wird dadurch hervorgebracht und
Hals; umsonst erringt sie einen großen schauspielerischen Er¬
hinkt das
in Zeitungen und in
Stück. Wir haben
seine Handlung, so
folg. Sie hat ein Weib zu spielen, das innerlich schlecht ist,
Schlagwort „Milien“
uns gefreut, Schnitzler als den Ersten vom jungen
das Profession aus der Liebe macht; je vollendeter sie's thut,
schwirrte oft und ver¬
desto fester muß Denner's Ueberzeugung werden: so ist sie noch
Wien auf der Bühne zu finden; wir sind überzeugt: der Tag
Zeit, da der junge
nicht — aber sie spielt im Grunde ihre eigene Zukunft. Er traut
ist nahe, an dem wir uns nicht nur damit, sondern auch mit
umtrug; denn das sind
dem werden freuen dürfen, was er auf die Bretter gebracht
sich nicht die Kraft zu, sie zu halten; so läßt er sie fallen.
ismus war kaum noch
hat. Nahe — aber noch nicht angebrochen; und es ist so
Ein glänzender Engagements=Antrag nach St. Petersburg liegt
gedrungen, und alle
ihr vor; sie will nicht fort von Wien, von ihm. Er selber
sicher nicht, ob gerade das ernste Stück ihm und uns den er¬
Realismus — Doctor
aber zwingt sie innerlich dazu. Das Märchen hat gesiegt
sehnten Erfolg bringen werde. Seine Begabung scheint denn
doch mehr nach der heiteren Seite hinzuneigen; er hat Ein¬
über das was Denner einmal fur die Wahrheit hielt; Fanny's
ses unter solchen Um¬
fälle und ein fröhliches Mosaik mag ihm leichter glücken, ein
Zukunft ist thatsächlich die jener Figur, in der das Mädchen
Stück, dem man noth¬
seinen ersten schauspielerischen Erfolg errang, die einer Person,
Mosaik, das ja wesentlich decorativ zu wirken hat, als ein
n nicht die Umstände in
die aus einer Hand in die andere gleitet, die man zu sich
ernstes Sittenstück. Seine Kunst, ein Milien zu zeichnen, kann
. Ein Stück wienerisches
winkt, wenn man will, und ohne Gewissensbisse wieder ver¬
ihm auch dabei nur vom höchsten Vortheile sein; aber: wir
lassen darf.
gen; und das ist dem
glauben ihm den Ernst und die Strenge nun nicht so recht.
haben Bodengeruch und
Es ist ein Fehler aller Thesenstücke, daß man sie auf
Die Aufnahme des Stückes war ziemlich lau nach dem
die gesunder Sinnlichkeit
sich
die innere Berechtigung der Thesis hin prüft, die #e
ersten Acte, in dem einige gute Spässe herzlich begrüßt und
Eine gewisse Nüchternheit
gestellt haben. Nun läßt sich die Frage von der# abili¬
munter belacht wurden. Der zweite Act ermüdete im Beginn.
ihen. Daß er gerade
tirung der Gefallenen nicht wohl typisch lösen. Im Gegen¬
steigerie Iich dem Schlusse zu und wirkie sogar. Der dritte Aci
er Lebens erwischt hat,
theile: je individueller der Fall behandelt und gestellt ist,
fand heitge und nicht unbegründete Opposition. Lange
daß seine Fabel allzu
den sich der Dichter zum Thema eines Stückes gewählt hat,
wird „Das Märchen“ kaum leben und dies trotz einer guten
reiten. Aber — er hat
desto näher mag er einer allgemein giltigen Auffassung
Darstellung. Fräulein Sandrock spielte die Fanny mit aller
Auge dafür, er kennt
kommen. Typisch ist Hebbel's „Maria Magdalena“; und über
Kraft und Hingebung: sehr schlicht und sehr einheitlich. Sie
neisten seiner schreibenden
die furchtbare Antwort: „darüber kommt kein Mann hinaus“
geht mehr und mehr nach Innen, in die Tiefe. Herr Nhil
ere Form des Dramas,
ist Schnitz'er eben auch nicht hinausgekommen, konnte
war ein sehr annehmlicher Fedor; das ist wohl die undank¬
hen Sicherheit, der man
es nach der Art auch gar nicht, mit der er an
barste Rolle des Stückes, wie alle halben Menschen. Die
nur zu sehr anmerkt.
sein Heil
seine Aufgabe ging. Und er suchte
Herren Kutschera und Giampietro gaben ein Gigerl¬
Zukunft was zu ver¬
auch viel zu viel in der Dialektik des Verstandes:
paar einfach köstlich und höchst wienerisch. Es war Alles gut
das Drama verlangt die des Herzens. Mühselig und wie auf
Ende froh sein, daß
studirt und wohl besetzt und der Autor hat allen Grund, den
i Worte kömmt, der just
Krücken schieben sich die Begebnisse fort; und man harrt
Schauspielern dankbar zu sein. Ausgenommen sei vornehmlich
here Ziele gesteckt hat.
ungeduldig und immer ungeduldiger nur noch auf Eines: auf
Fräulein Bock. Sie gab ein junges Mädchen, das durchaus
ich in dem Stücke dreht,
das große, das starke Wort, das von der Bühne herab ge¬
zum Theater will. Nach der gestrigen Probe kann man der
einen nicht mehr gleich¬
sprochen werden soll und die Lösung bringt, den Gedanken
Dame gar nicht genug abrathen davon.
Dränger, Fedor Denner, des Ganzen prägt — auf das Wort, das man mit heim
bgestandenes Vorurtheil, I nimmt als den Gewinnst und die Beute des Abends. Dieses
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