Maerchen
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3. Das
entenen n entenene eenne enenenee aune
Lund steigedigen Wollen und einem leichten und
n Können.
a
Man sollte seine Freude daran haben, wenn im Volks¬
uf¬
theater, das nachgerade zur Filiale der Berliner Bühnen
er¬
geworden, das Stück eines Wiener Schriftstellers zur Auf¬
tzte
führung gelangt. Endlich gab man ein solches, ein Schau¬
ber
spiel „Das Märchen“ von Arthur Schnitzler.
Hatte man seine Freude daran? Theilweise! Man erkannte, daß
man es mit einem Literaten von unleugbarer Begabung zu
thun hatte, aber mit einer Begabung, die ihn andere Pfade
wandeln heißt als die dramatischen. Arthur Schnitzler ist
ein Seelenuntersucher, ein Stimmungsanalytiker, ein lite¬
rarischer Wagehals nach dem Geschmacke Nietzsche's, ein
Stürmer, der auf die conventionelle Moral Kanonen abschießt,
ein
ein dra matischer Anarchist, der die herkömmlichen Formen
en
des Dramas in die Lust sprengen will. Ist sein Geist auch
stark, das Fleisch unserer altgewohnten Moral und die
Form unseres altgewohnten Theaterstückes ist noch lange nicht so
schwach, um all den Anstürmen erliegen zu müssen. Das Spreng¬
geschoß, das Schnitzler gewählt, ist überdies kein gutes, kein
ide
durchdringendes. Was wollte er? Er wollte predigen, daß
r
Das von den Gefallenen ein Märchen ist, daß man die Reue
von ihnen nehmen sollte und sie erheben aus dem Staube.
Doch nein! Er wollte predigen, daß Das von den gefalleren
Erhobenen ein noch weitaus unglaublicheres Märchen ist,
und daß man sie liegen lassen solle im Staube. Und wiederum
nein! Er wollte predigen, daß die, welche sich noch so frei
dünken von Vorurtheil und schablonenhaftem Philister¬
glauben, unfrei werden und unter dem Banne der
Convention stehen, so für sie der theoretische Fall in prak¬
tische Wirklichkeit gerückt ist. Dies Alles wollte er
predigen, und dies Alles blieb unverstanden, mußte un¬
verstanden bleiber Man konnte es eben nicht einsehen,
daß seine Fanny, die dreimal Gefallene, frei sein könne des
Stempels der Sündhaftigkeit, sagen wir aus Temverament.
Und heizlich gleichgiltig blieb es dem Publicum, ob Fedor
der 1 so oder so über die Sache denkt, denn das hat er schließlich
mit sich selber auszumachen, wie das auch Andere mit sich
die
selbst ausgemacht haben. So fehlte das Interesse für Diese
und Jenen, und ihre Stimmungen wurden nicht die
des Publicums. — Der Stoff war ein verfehlter, ein
undramatischer. All das anerkennenswerthe Talent Schnitzler's,
glaubhafte Charaktere zu zeichnen, sie eine plausible und
feine Zwiesprach führen zu lassen, ein veristisches Milien
ark zu zeichnen, litt Schiffbruch angesichts des matten Vorwurfs,
der sich überdies zu keiner halbwegs anregenden Handlung
aufraffen konnte. Gespielt wurden die Psycho=Dialoge mit
vielem Eiser von Frl. Sandrock und Herrn Nhil. In
Nebenrollen thaten sich sehr verdienstlich hervor die Damen
Bock, Berg und Trenk, sowie die Herren Kutschera,
er¬
Giampietro, Tewele, Meixner, Eppens und
us Weisse.
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Stück ab. Heri Abler hat eben keine Adlerschwingen, um sich in die hoheren
Regionen der Poesie erheben zu können.
Die deutschen Bühnenschriftsteller pfuschen neuester Zeit gar zu gerne den
Herren Franzosen ins Handwerk und wählen mit Vorliebe Stoffe, welche von
diesen schon oft und meisterlich behandelt worden sind. Auch Arthur Schnitzler,
der Verfasser des vorigen Freitag im Deutschen Volkstheater zum ersten¬
male aufgeführten Schauspieles „Das Märchen“, wählte für sein Stück ein
Problem, das schon viele Franzosen, am besten Dumas in seiner „Denise“, mit
vielem Glücke behandelt haben. Abgesehen davon, ist dieser Stoff ein so heikler,
dass er nicht delicat genug behandelt werden kann. Letzteres hat nun Herr
Arthur Schnitzler ganz und gar nicht gethan, denn in seinem Stücke kommen
Dinge vor, welche nicht einmal auf einer „Freien Bühne“ erlaubi sein sollten.
Der Held des Stückes, Fedor Demmer, will das „Märchen“ von den Ge¬
fallenen aus der Welt schaffen, er will, dass der Mann vorurtheilsfrei das
Mädchen, welches er liebt, heirate, gleichviel wie dessen Vergangenheit sei. Und
was er sich theoretisch so schön gedacht, das kann er nun an sich selbst praktisch
erproben, denn er liebt eine junge Schauspielerin, die mit Recht einen schlechten
Ruf genießt. Sie selbst erzählt ihm freimüthig alles, und er — —
heiratet sie schließlich doch nicht, denn er fürchtet, dass sie ihre Vergangenheit
auch in der Zukunft fortsetzen könnte. Und sie? Nun sie tröstet sich und unter¬
zeichnet einen neuen Vertrag mit dem Deutschen Theater in St. Petersburg.
Die gut gemachten zwei ersten Acte interessierten das Publicum, der letzte fiel
kolossal durch und mit ihm das ganze Stück, denn der Autor straft sich zum
Schlusse selbst Lügen; alles, was er in glänzenden Reden als bewiesen hinstellt,
erweist sich zum Schlusse als hinfällig, das „Märchen“ von Gefallenen ist
nun einmal nicht aus der Welt zu schaffen. Die Darsteller# beiden Haupt¬
rollen, Fräulein Sandrock und Herr Nhil, gaben sich mit ihren undankbaren
(
Partien vergebl.
ihe. Dagegen gelang es den Herren Kutschera,
Giampietro und Tewele, in drei gut gezeichneten Wiener Typen Erfolg
und Heiterkeit zu erzielen. Letztere stellte sich übrigens auch im letzten Acte ganz
ungebeten und ganz unverhofft ein. In einer kleinen Rolle debutierte das frühere
Burgtheatermitglied Fräulein Bock; hoffentlich ist ihr erstes Mitwirken bei
einem so glänzenden Durchfalle kein böses Omen für ihre fernere Thätigkeit an
dieser Bühne. Das „Märchen“ ist schon nach der zweiten Aufführung vom
Repertoire verschwunden; besser wäre es freilich gewesen, dieses frivole Stück gar
nicht aufzuführen.
Nach Raimund kam im Raimund=Theater sofort Adolf Wil¬
hrondr„ Mauto „ id.
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3. Das
entenen n entenene eenne enenenee aune
Lund steigedigen Wollen und einem leichten und
n Können.
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Man sollte seine Freude daran haben, wenn im Volks¬
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theater, das nachgerade zur Filiale der Berliner Bühnen
er¬
geworden, das Stück eines Wiener Schriftstellers zur Auf¬
tzte
führung gelangt. Endlich gab man ein solches, ein Schau¬
ber
spiel „Das Märchen“ von Arthur Schnitzler.
Hatte man seine Freude daran? Theilweise! Man erkannte, daß
man es mit einem Literaten von unleugbarer Begabung zu
thun hatte, aber mit einer Begabung, die ihn andere Pfade
wandeln heißt als die dramatischen. Arthur Schnitzler ist
ein Seelenuntersucher, ein Stimmungsanalytiker, ein lite¬
rarischer Wagehals nach dem Geschmacke Nietzsche's, ein
Stürmer, der auf die conventionelle Moral Kanonen abschießt,
ein
ein dra matischer Anarchist, der die herkömmlichen Formen
en
des Dramas in die Lust sprengen will. Ist sein Geist auch
stark, das Fleisch unserer altgewohnten Moral und die
Form unseres altgewohnten Theaterstückes ist noch lange nicht so
schwach, um all den Anstürmen erliegen zu müssen. Das Spreng¬
geschoß, das Schnitzler gewählt, ist überdies kein gutes, kein
ide
durchdringendes. Was wollte er? Er wollte predigen, daß
r
Das von den Gefallenen ein Märchen ist, daß man die Reue
von ihnen nehmen sollte und sie erheben aus dem Staube.
Doch nein! Er wollte predigen, daß Das von den gefalleren
Erhobenen ein noch weitaus unglaublicheres Märchen ist,
und daß man sie liegen lassen solle im Staube. Und wiederum
nein! Er wollte predigen, daß die, welche sich noch so frei
dünken von Vorurtheil und schablonenhaftem Philister¬
glauben, unfrei werden und unter dem Banne der
Convention stehen, so für sie der theoretische Fall in prak¬
tische Wirklichkeit gerückt ist. Dies Alles wollte er
predigen, und dies Alles blieb unverstanden, mußte un¬
verstanden bleiber Man konnte es eben nicht einsehen,
daß seine Fanny, die dreimal Gefallene, frei sein könne des
Stempels der Sündhaftigkeit, sagen wir aus Temverament.
Und heizlich gleichgiltig blieb es dem Publicum, ob Fedor
der 1 so oder so über die Sache denkt, denn das hat er schließlich
mit sich selber auszumachen, wie das auch Andere mit sich
die
selbst ausgemacht haben. So fehlte das Interesse für Diese
und Jenen, und ihre Stimmungen wurden nicht die
des Publicums. — Der Stoff war ein verfehlter, ein
undramatischer. All das anerkennenswerthe Talent Schnitzler's,
glaubhafte Charaktere zu zeichnen, sie eine plausible und
feine Zwiesprach führen zu lassen, ein veristisches Milien
ark zu zeichnen, litt Schiffbruch angesichts des matten Vorwurfs,
der sich überdies zu keiner halbwegs anregenden Handlung
aufraffen konnte. Gespielt wurden die Psycho=Dialoge mit
vielem Eiser von Frl. Sandrock und Herrn Nhil. In
Nebenrollen thaten sich sehr verdienstlich hervor die Damen
Bock, Berg und Trenk, sowie die Herren Kutschera,
er¬
Giampietro, Tewele, Meixner, Eppens und
us Weisse.
6
Stück ab. Heri Abler hat eben keine Adlerschwingen, um sich in die hoheren
Regionen der Poesie erheben zu können.
Die deutschen Bühnenschriftsteller pfuschen neuester Zeit gar zu gerne den
Herren Franzosen ins Handwerk und wählen mit Vorliebe Stoffe, welche von
diesen schon oft und meisterlich behandelt worden sind. Auch Arthur Schnitzler,
der Verfasser des vorigen Freitag im Deutschen Volkstheater zum ersten¬
male aufgeführten Schauspieles „Das Märchen“, wählte für sein Stück ein
Problem, das schon viele Franzosen, am besten Dumas in seiner „Denise“, mit
vielem Glücke behandelt haben. Abgesehen davon, ist dieser Stoff ein so heikler,
dass er nicht delicat genug behandelt werden kann. Letzteres hat nun Herr
Arthur Schnitzler ganz und gar nicht gethan, denn in seinem Stücke kommen
Dinge vor, welche nicht einmal auf einer „Freien Bühne“ erlaubi sein sollten.
Der Held des Stückes, Fedor Demmer, will das „Märchen“ von den Ge¬
fallenen aus der Welt schaffen, er will, dass der Mann vorurtheilsfrei das
Mädchen, welches er liebt, heirate, gleichviel wie dessen Vergangenheit sei. Und
was er sich theoretisch so schön gedacht, das kann er nun an sich selbst praktisch
erproben, denn er liebt eine junge Schauspielerin, die mit Recht einen schlechten
Ruf genießt. Sie selbst erzählt ihm freimüthig alles, und er — —
heiratet sie schließlich doch nicht, denn er fürchtet, dass sie ihre Vergangenheit
auch in der Zukunft fortsetzen könnte. Und sie? Nun sie tröstet sich und unter¬
zeichnet einen neuen Vertrag mit dem Deutschen Theater in St. Petersburg.
Die gut gemachten zwei ersten Acte interessierten das Publicum, der letzte fiel
kolossal durch und mit ihm das ganze Stück, denn der Autor straft sich zum
Schlusse selbst Lügen; alles, was er in glänzenden Reden als bewiesen hinstellt,
erweist sich zum Schlusse als hinfällig, das „Märchen“ von Gefallenen ist
nun einmal nicht aus der Welt zu schaffen. Die Darsteller# beiden Haupt¬
rollen, Fräulein Sandrock und Herr Nhil, gaben sich mit ihren undankbaren
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Giampietro und Tewele, in drei gut gezeichneten Wiener Typen Erfolg
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ungebeten und ganz unverhofft ein. In einer kleinen Rolle debutierte das frühere
Burgtheatermitglied Fräulein Bock; hoffentlich ist ihr erstes Mitwirken bei
einem so glänzenden Durchfalle kein böses Omen für ihre fernere Thätigkeit an
dieser Bühne. Das „Märchen“ ist schon nach der zweiten Aufführung vom
Repertoire verschwunden; besser wäre es freilich gewesen, dieses frivole Stück gar
nicht aufzuführen.
Nach Raimund kam im Raimund=Theater sofort Adolf Wil¬
hrondr„ Mauto „ id.