II, Theaterstücke 3, Das Märchen. Schauspiel in drei Aufzügen, Seite 18

Das Maerchen
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J. Dus Aderenen
es den status quo. Es wird mit Rußland weiter liebeln und ! Approvisionirungsfrage den beruhmt gewordenen Satz gesprochen
genein Abgebron
richtet hat.
nach wie vor wird Frankreichs Zukunftshoffnung auf eine
hat: „Ah, die Wiener sollen Beinlvieh essen!" Wir fürchten, der
Landesvertheidig
Karte gesetzt sein, auf die guten Gesinnungen des „weißen treffliche Mann müßte wohl Recht behalten, ja, mehr als Recht
neuerdings aus, daß
Zaren“ an der Newa.
behalten, falls es seinen Freunden Lueger, Liechtenstein 2c. ge=I in den möglichst engste
will; freilich könnte man fragen, warum denn dann noch
Das Märchen.
er weiß, daß sie vo
keinen Liebhaber der Gatte genirt hat. Auch auf die Zukunft
lebte; da wird gezeigt
(Schauspiel in drei Aufzügen von Arthur Schnitzler. Zum ersten
fühle ich sie: der Gedanke ist in der That unerträglich, daß
tilgen, nicht verwische
Male aufgeführt am Deutschen Volkstheater den 1. December.)
sie nach mir einem Anderen gehören, die süßen Worte sagen
Nerven, des Gemüthe
Man fühlt in jeder Scene dieses Stückes, daß es immer
und noch einen Rest der Seele haben könnte, der
Zorn, Ekel, Haß ver
Kunst aus freien Wallungen der Seele, nirgends Mache,
nicht lange an mich vergeben und von mir erschöpft
geht der Hörer, auch
nirgends Geschäft, nirgends Rechnung auf die Laune der
wäre. Aber auf die Vergangenheit kenne ich
e nicht,
er sich doch aus Ande
Menge ist. Es hai die heitere Unschuld einer reinen, durch
und das Hebbel'sche, daß darüber hinweg kein Mann
zweiten kann er
keinen technischen Zwang verdorbenen Jugend, welche wie
kann,
war mir immer ein philiströs absurdes
Helden bestritten, und
im Traume, ihren heimlichen Trieben gehorsam, elementarisch
Wort: sie thut mir höchstens leid, daß sie das Pech hatte,
gehen, das doch sch
aus sich schafft. Das gibt ihm eine schöne Weihe.
mir nicht früher zu begegnen. Ich könnte auch zeigen, daß
empfänglich.
Künstlerisch ist es ohne Zweifel, weil es kann, was es
viele Künstler Frauen mit Vergangenheiten haben, und ich
Aber hier geschie
will, und ohne Rest seine Gefühle, seine Absichten
habe oft, erst heuer wieder am Grundlsee, Bauern mit der
nicht das Andere. D
formt. Fraglich mag es nur scenisch sein, ob das
größten Ruhe ihres unbefangenen Gemüthes über den ersten
literarisch unanfechtbare Werk auch theatralische Kraft hat.
möglichen Stücken.
Geliebten ihrer Geliebten, ihrer Frau gehört; so treffen sich
Es würde nicht schlechter, wenn sie ihm fehlt, weil Kunst und
beginnt, unvermuthet
hier die freie Moral der Großen und die alte Sitte des
Bühne, Werth und Wirkung sich nicht treffen müssen. Es
Denner, der die schöne
Volkes. Doch weiß ich, daß die Menge der üblichen Hörer,
kann etwas sehr theatralisch und gar keine Kunst, und es
der Meinung jenes Fr
die gerade im Theater entscheiden: unsere bürgerliche Ge¬
kann sehr künstlerisch und gar nicht Theater sein. Ja, wenn
der Vergangenheit fra
sellschaft, hier anders empfindet. Ihr ist die Eifersucht auf
man den Räthen der Kenner glauben möchte, wie etwa der
das thörichte „Märche
die Vergangenheit vertraut und unerläßlich.
gute Vater Sarcey bisweilen redet, scheinen sie unversöhnlich.
Dünkel des Mannes,
Man darf also gegen dieses Thema nichts sagen. Es
Künstlerisch ist jedes redliche Bekenntniß einer Natur, das
und eine zu verachten,
die rechte Sprache ihrer besonderen Weise weiß. Theatralisch
stimmt mit den Forderungen der Bühne. Es trifft die
um ihre Liebe warben
Meinung der Menge. Es ist theatralisch. Aber es konnte
ist, was gefällt. Dort will Einer beichten. Hier soll er wirken.
dauert nicht. Nicht al
zwei Stücke geben. Der Dichter konnte es doppelt führen,
Dort gilt, was Einer aus sich bringt. Hier gilt, ob er es in
stimmen, besser lehren,
indem er entweder die Werke dieser Eisersucht oder den
den Hörer bringt. Kunst ist einsam, aber die Bühne will die
sagt und muß plötzlich
Kampf gegen sie zeigte.
Lust der Menge.
eigenen Gedanken gen
Die Wirkung kann versagen, weil der Hörer den Stoff,
Schablone, an der Kri
Er konnte die Eifersucht der Vergangenheit am Werke
der gewählt wurde, oder weil er die Form, die gegeben
den Muth seines Vers
zeigen; wie etwa Othello die Eifersucht in der Gegenwart
wurde, nicht empfangen will. Der Stoff kann gegen das
Begriffen. So wird
zeigt: er nahm dann eine Liebe und ließ sie an der Ver¬
Gesühl, gegen den Geschmack, gegen die Gewohnheit der
hat. Es wird auch n
gangenheit des Mädchens verderben, die allmälig sei es ge¬
Hörer sein. Oder er kann ihren Wünschen, Trieben und
hat.
Es wird nur ge
standen, sei es verrathen wird; der Schmerz des Mannes
Bräuchen gemäß, aber in der Führung fremd und anders
Meinung, sondern ger#
zwischen Leidenschaft und Ehre und die Buße der Gefallenen
und unverträglich sein. Stoff und Führung sind an jedem
waren da die Kräfte, die die Handlung trieben. Oder er konnte
Also unter deme
Stücke zu prüfen. Sie entscheiden seine Kraft.
einen Spötter gegen diese Eifersucht zeigen, der sich über sie
Thema: der Zwist v
Als Thema wird im „Märchen“ zuerst die Eisersucht
heben will, aber leidend von ihrem Rechte gezwungen wird;
dem Kopfe nicht gehor
gemeldet, die Eifersucht auf die Vergangenheit der Geliebten.
er schrieb dann das Stück, das Gaston Salandri als „Le
klammert — das rech
Das ist dem Sinne der üblichen Hörer geläufig. Ich gestehe,
Grappin“ geschrieben und die Pariser Freie Bühne gespielt
zwischen zwei Zeiten
daß ich anders fühle. In der Gegenwart mag ich es be¬
hat, die Geschichte des Herrn Jacques Privat, der das Vor¬
gehört, alt im Gemüt
greifen: es ist in der Natur der Liebe, daß sie nicht theilen urtheil verachtet und sich mit seiner Geliebten vermält, obwohl windet. Das ist kü
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