7/2
Maerchen
box
3. Das „derenen
mervellle
M. Arthur Schnitzier, le jeune et exquis auteur viennois,
publie seh premier essan dramatique. C’est une cuvre de dehut
aves tous les défauts que comporte une cuvre de debut. mais
avec des côtés remarquables et de sérieuses promesses d’avenir.
Dans une réunion de dialegues (2) d’une date plus récente, ceux-la
c très viennoiss pour ne pas dire a tres parisiens „, M. Schnitzler
montre toute la gräce qulil sat mettre dans une inflexion de
phrase, dans un contour de pensée, dans une intonation fine¬
ment nuancée. Dans La Légende## apparemment son sujet se
trouvait encore trop près de lui, pour que, froidement, il puisse
le transformer en ceuvre d’art. Un jeune homme aime une jeune
lille et puisque cette jeune fille a été à un autre avant lui et que,
probablement, un autre, après lui, la possédera, il ne peut se
consoler. Et cette fégende qu'une jeune fille dolt étre pure avant
que d’étre aimée, cette légende, malgré sa conscience rohus.a,
pour son. cceur saignant, devient lineffagable réalité...
De tous ces auteurs dramatiques, qui nous donnera dans un
avenir prochain le chef-d’euvre attendu?
HENRI ALBERT.
(1) Julius Schaumberger. Die Neue Ehe, Drama (München. Albert ei 6e).
(2) Arthur Schnitzier, Anatol. (Berlin, Bibliographisches Bureau).
(3) Arthur Schnitzler, Das Marchen, Schauspiel (Dresden, Pierson)..
—
A
6
Au 77Keie Dramen.
durch ein Beispiel zu stützen, unterliegt er im gegebenen
Das Märchen. Schauspiel in drei Aufzügen von Arthur
Schnitzler. Dresden und Leipzig, E. Pierson's Verlag.
Moment selber wieder dem Vorurtheil und dem Mißtrauen
1894.
in die künftige Treue der Geliebten. Er verläßt sie.
Es ist nicht zu leugnen, daß der Stoff psychologisches
Das Märcha von den gefalienen Mädchen. So sollte
Interesse biete und dramatische Eignung besitze. Arthur
der Titel vollständig heißen. Aber den Inhalt des Dramas
Schnitzler hat durch Einfügung glücklicher Episoden, Ein¬
deckte er auch dann nicht. Daß es gefallene Mädchen
schaltung passender Nebenpersonen denselben auch geschickt
gibt, ist ja kein Märchen. — In einer kleinbürgerlichen
erweitert und behandelt. Aber der Ausgang des Stückes
Familie einer Stadt, bestehend aus der etwas beschränkten
befriedigt nicht. Hätte der Theoretiker das Mädel ge¬
Mutter, einer ##eren, ernsthaften Tochter, Klavierlehrerin,
heirathet und der kleinbürgerlichen Splitterrichterei da¬
und einer jüngeren, hübschen, die Schauspielerin ist, ver¬
durch einen Stoß versetzt, dann wäre die allgemeine
kehren, wohl von dieser letzteren angezogen, einige jüngere
Verachtung, die den Gefallenen entgegengebracht wird, ge¬
Männer: ein Maler dabei und zwei Schriftsteller. Von
brochen und der Titel gerechtfertigt worden. Oder aber:
diesen einer vertheidigt an einem Theeabend gegenüber dem
die schmähliche Charakterlosigkeit des Schriftstellers ver¬
Verlobten der Klavierlehrerin, einem zopfigen Moral¬
diente Strafe. Sie bleibt aus, wir sind erzürnt, aber
pedauten, die gefallenen Mädchen, indem er fordert, daß
nicht erregt, am wenigsten versöhnt. Das erachte ich als
man ihnen statt der herkömmlichen frömmelnden, moral¬
den Mangel des Stückes.
triefenden Verachtung Verzeihung und Vertrauen entgegen¬
Auf= und Ausbau des Schauspiels bekunden Arthur
bringen sollte. So würden sie, statt tiefer zu sinken, sich
Schnitzlers dramatische Kunst und Bühnenkenntniß. So¬
wieder aufschwingen. Die Schauspielerin, die eben auch
viel ich weiß, haben seine früheren Dramen sehr hübsche
gefallen war, hörte diese Vertheidigung, wurde tief davon
Erfolge zu verzeichnen gehabt. Beim heutigen Theater¬
ergriffen, und ihre Liebe zu dem Vertheidiger, die auch er¬
publikum, das zum Großtheil blos Unterhaltung, nicht
widert wird, wächst noch zu leidenschaftlicher Verehrung
tiefe seelische Erschütterung sucht, mag auch das Märchen
und Bewunderung. Aber der sie so schön vertheidigt hatte,
J. R.
Anklang finden.
ist ein charakterloser Schwächling, und statt seine Theorie
Maerchen
box
3. Das „derenen
mervellle
M. Arthur Schnitzier, le jeune et exquis auteur viennois,
publie seh premier essan dramatique. C’est une cuvre de dehut
aves tous les défauts que comporte une cuvre de debut. mais
avec des côtés remarquables et de sérieuses promesses d’avenir.
Dans une réunion de dialegues (2) d’une date plus récente, ceux-la
c très viennoiss pour ne pas dire a tres parisiens „, M. Schnitzler
montre toute la gräce qulil sat mettre dans une inflexion de
phrase, dans un contour de pensée, dans une intonation fine¬
ment nuancée. Dans La Légende## apparemment son sujet se
trouvait encore trop près de lui, pour que, froidement, il puisse
le transformer en ceuvre d’art. Un jeune homme aime une jeune
lille et puisque cette jeune fille a été à un autre avant lui et que,
probablement, un autre, après lui, la possédera, il ne peut se
consoler. Et cette fégende qu'une jeune fille dolt étre pure avant
que d’étre aimée, cette légende, malgré sa conscience rohus.a,
pour son. cceur saignant, devient lineffagable réalité...
De tous ces auteurs dramatiques, qui nous donnera dans un
avenir prochain le chef-d’euvre attendu?
HENRI ALBERT.
(1) Julius Schaumberger. Die Neue Ehe, Drama (München. Albert ei 6e).
(2) Arthur Schnitzier, Anatol. (Berlin, Bibliographisches Bureau).
(3) Arthur Schnitzler, Das Marchen, Schauspiel (Dresden, Pierson)..
—
A
6
Au 77Keie Dramen.
durch ein Beispiel zu stützen, unterliegt er im gegebenen
Das Märchen. Schauspiel in drei Aufzügen von Arthur
Schnitzler. Dresden und Leipzig, E. Pierson's Verlag.
Moment selber wieder dem Vorurtheil und dem Mißtrauen
1894.
in die künftige Treue der Geliebten. Er verläßt sie.
Es ist nicht zu leugnen, daß der Stoff psychologisches
Das Märcha von den gefalienen Mädchen. So sollte
Interesse biete und dramatische Eignung besitze. Arthur
der Titel vollständig heißen. Aber den Inhalt des Dramas
Schnitzler hat durch Einfügung glücklicher Episoden, Ein¬
deckte er auch dann nicht. Daß es gefallene Mädchen
schaltung passender Nebenpersonen denselben auch geschickt
gibt, ist ja kein Märchen. — In einer kleinbürgerlichen
erweitert und behandelt. Aber der Ausgang des Stückes
Familie einer Stadt, bestehend aus der etwas beschränkten
befriedigt nicht. Hätte der Theoretiker das Mädel ge¬
Mutter, einer ##eren, ernsthaften Tochter, Klavierlehrerin,
heirathet und der kleinbürgerlichen Splitterrichterei da¬
und einer jüngeren, hübschen, die Schauspielerin ist, ver¬
durch einen Stoß versetzt, dann wäre die allgemeine
kehren, wohl von dieser letzteren angezogen, einige jüngere
Verachtung, die den Gefallenen entgegengebracht wird, ge¬
Männer: ein Maler dabei und zwei Schriftsteller. Von
brochen und der Titel gerechtfertigt worden. Oder aber:
diesen einer vertheidigt an einem Theeabend gegenüber dem
die schmähliche Charakterlosigkeit des Schriftstellers ver¬
Verlobten der Klavierlehrerin, einem zopfigen Moral¬
diente Strafe. Sie bleibt aus, wir sind erzürnt, aber
pedauten, die gefallenen Mädchen, indem er fordert, daß
nicht erregt, am wenigsten versöhnt. Das erachte ich als
man ihnen statt der herkömmlichen frömmelnden, moral¬
den Mangel des Stückes.
triefenden Verachtung Verzeihung und Vertrauen entgegen¬
Auf= und Ausbau des Schauspiels bekunden Arthur
bringen sollte. So würden sie, statt tiefer zu sinken, sich
Schnitzlers dramatische Kunst und Bühnenkenntniß. So¬
wieder aufschwingen. Die Schauspielerin, die eben auch
viel ich weiß, haben seine früheren Dramen sehr hübsche
gefallen war, hörte diese Vertheidigung, wurde tief davon
Erfolge zu verzeichnen gehabt. Beim heutigen Theater¬
ergriffen, und ihre Liebe zu dem Vertheidiger, die auch er¬
publikum, das zum Großtheil blos Unterhaltung, nicht
widert wird, wächst noch zu leidenschaftlicher Verehrung
tiefe seelische Erschütterung sucht, mag auch das Märchen
und Bewunderung. Aber der sie so schön vertheidigt hatte,
J. R.
Anklang finden.
ist ein charakterloser Schwächling, und statt seine Theorie