3. Das Maerchen
box 7/2
a
Telephon 12801.
SI S
6 l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
2
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneaperfs, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gen ähr.)
7 Ausschnitt Dler Bühnenbote, Karlsruhe
E vom:
1
Neue Stücke.
Schnitzlers „Märchen“, das in der nächsten Spielzeit in
Wien zur Alfführung gelangen soll, ist von den Dialogszenen
des „Anatol“ abgesehen, seine erste dramatische Schöpfung. Mit
der Angriffslust des jungen Schriftstellers gegen die bestehende
gesellschaftliche Moral hat Schnitzler hier ein junges Mädchen
mit einer Vergangenheit, Schauspielerin seines Zeichens, in den
Mittelpunkt der Handlung gestellt. Das Stück spielt in Künstler¬
kreisen und ist reich an ästhetischen und moralischen Kontroversen.
Es wird vor allem gegen das „Märchen“ von der notwendigen
Reinheit des jungen Mädchens, das in die Ehe tritt, polemisiert.
Der junge Schriftsteller Fedor Denner behauptet: „Wir haben
kein Recht, Unnatürliches zu fordern und für Natürliches zu
strafen. Und ich finde es höchst anmaßend von der Gesellschaft,
ein Weib einfach darum, weil es wahr und natürlich liebte, mit
gedankenloser Verachtung aus ihrem Kreise zu stoßen. Merken
Sie nicht, daß wir sie erst damit erniedrigen, ihnen damit die
Rückkehr unmöglich machen, sie tiefer und tiefer stoßen?“ Aber
die Wirklichkeit des Lebens straft seine freigeistigen Anschauungen
Lügen. Als ihm die junge Schauspielerin Fanny Pheren bekennt,
daß sie einst einen Fehltritt begangen hat, stößt er sie von sich.
Er sagt mit Hebbels Sekretär aus „Maria Magdalena“:
„Darüber kann kein Mann hinweg“. Die Liebenden trennen
sich, die Schauspielerin nimmt in einem zweiten, gegen die erste
tragische Fassung geänderten Schluß ein Engagement nach
Petersburg an. Das Schauspiel ist noch sehr akademisch gehalten
und leidet an einer Ueberzahl flüchtig gezeichneter Nebenpersonen.
Immerhin dürfte es von Interesse sein, diesen dramatischen Erst¬
ling Schnitzlers auf der Bühne zu sehen.
Telephen 12.801.
„UBexKVER
I. österr. behördl. kesz. Unternehmen für Zeitenge-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianis,
Gent, Kepeshagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls,
New-Verk, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Gsel#sagebeh Gewähr.
Auschnitt aus Wiener Bilder
-2 10.1907
vom:
Wiener Bürger=Theater. „Darüber kommt
kein Mann hinweg!" Dieses Axiom bekämpft der
Held des Arthur Schnitzlerischen Stückes „Das
Märchen“ im ersten Akte mit großer Wärme und mit dem
Brusttone der Ueberzeugung. Aber als er das Problem mit
Einsetzung seiner eigenen Person durchführen soll, da versagt
seine Philosophie. Er wird der Geliebten gegenüber hart,
tyrannisch, brutal. Dieses Thema wird mit viel Geist und
Wärme ausgeführt. Das Werk sand am letzten Freitag eine
viel wärmere Aufnahme als vor vierzehn Jahren, wo es bei
seiner ersten Auffiehrung ziemlich unsanft abgelchnt wurde.
Heute revolutioniert es nicht mehr, wir können schon ohne
Leidenschaft solche Probleme vor uns aufrollen sehen. Die
Darstellung war im ganzen recht verdienstvoll. Die Damen
Brenneis, Olga Wede und Russek, sowie die Herren
John, Jules, Stollberg und Berger verdienen
fi #re künstlerischen Leistungen alle Anerkennung.
——
Telephon 12.801.
„ODSERTER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschultte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianis,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
Die Wespen, Wien
vom:
B
Theater-Aespen.
3
6
2
Für das Bürgertheater als Novität wurde
am vorigen Freitag Schnitzlers „Märchen“ aufgeführt.
Das seinerzeit im Volkstheater gegebene Schauspiel fand
hier freundlichere Aufnahme, welche dem schönen Zu¬
sammenspiel der Herren Jules, Brückner, Stollberg
mit den Damen Weede, Stoll, Lorma, Russek
und Brenneis galt.
—
box 7/2
a
Telephon 12801.
SI S
6 l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
2
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneaperfs, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gen ähr.)
7 Ausschnitt Dler Bühnenbote, Karlsruhe
E vom:
1
Neue Stücke.
Schnitzlers „Märchen“, das in der nächsten Spielzeit in
Wien zur Alfführung gelangen soll, ist von den Dialogszenen
des „Anatol“ abgesehen, seine erste dramatische Schöpfung. Mit
der Angriffslust des jungen Schriftstellers gegen die bestehende
gesellschaftliche Moral hat Schnitzler hier ein junges Mädchen
mit einer Vergangenheit, Schauspielerin seines Zeichens, in den
Mittelpunkt der Handlung gestellt. Das Stück spielt in Künstler¬
kreisen und ist reich an ästhetischen und moralischen Kontroversen.
Es wird vor allem gegen das „Märchen“ von der notwendigen
Reinheit des jungen Mädchens, das in die Ehe tritt, polemisiert.
Der junge Schriftsteller Fedor Denner behauptet: „Wir haben
kein Recht, Unnatürliches zu fordern und für Natürliches zu
strafen. Und ich finde es höchst anmaßend von der Gesellschaft,
ein Weib einfach darum, weil es wahr und natürlich liebte, mit
gedankenloser Verachtung aus ihrem Kreise zu stoßen. Merken
Sie nicht, daß wir sie erst damit erniedrigen, ihnen damit die
Rückkehr unmöglich machen, sie tiefer und tiefer stoßen?“ Aber
die Wirklichkeit des Lebens straft seine freigeistigen Anschauungen
Lügen. Als ihm die junge Schauspielerin Fanny Pheren bekennt,
daß sie einst einen Fehltritt begangen hat, stößt er sie von sich.
Er sagt mit Hebbels Sekretär aus „Maria Magdalena“:
„Darüber kann kein Mann hinweg“. Die Liebenden trennen
sich, die Schauspielerin nimmt in einem zweiten, gegen die erste
tragische Fassung geänderten Schluß ein Engagement nach
Petersburg an. Das Schauspiel ist noch sehr akademisch gehalten
und leidet an einer Ueberzahl flüchtig gezeichneter Nebenpersonen.
Immerhin dürfte es von Interesse sein, diesen dramatischen Erst¬
ling Schnitzlers auf der Bühne zu sehen.
Telephen 12.801.
„UBexKVER
I. österr. behördl. kesz. Unternehmen für Zeitenge-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianis,
Gent, Kepeshagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls,
New-Verk, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Gsel#sagebeh Gewähr.
Auschnitt aus Wiener Bilder
-2 10.1907
vom:
Wiener Bürger=Theater. „Darüber kommt
kein Mann hinweg!" Dieses Axiom bekämpft der
Held des Arthur Schnitzlerischen Stückes „Das
Märchen“ im ersten Akte mit großer Wärme und mit dem
Brusttone der Ueberzeugung. Aber als er das Problem mit
Einsetzung seiner eigenen Person durchführen soll, da versagt
seine Philosophie. Er wird der Geliebten gegenüber hart,
tyrannisch, brutal. Dieses Thema wird mit viel Geist und
Wärme ausgeführt. Das Werk sand am letzten Freitag eine
viel wärmere Aufnahme als vor vierzehn Jahren, wo es bei
seiner ersten Auffiehrung ziemlich unsanft abgelchnt wurde.
Heute revolutioniert es nicht mehr, wir können schon ohne
Leidenschaft solche Probleme vor uns aufrollen sehen. Die
Darstellung war im ganzen recht verdienstvoll. Die Damen
Brenneis, Olga Wede und Russek, sowie die Herren
John, Jules, Stollberg und Berger verdienen
fi #re künstlerischen Leistungen alle Anerkennung.
——
Telephon 12.801.
„ODSERTER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschultte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianis,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
Die Wespen, Wien
vom:
B
Theater-Aespen.
3
6
2
Für das Bürgertheater als Novität wurde
am vorigen Freitag Schnitzlers „Märchen“ aufgeführt.
Das seinerzeit im Volkstheater gegebene Schauspiel fand
hier freundlichere Aufnahme, welche dem schönen Zu¬
sammenspiel der Herren Jules, Brückner, Stollberg
mit den Damen Weede, Stoll, Lorma, Russek
und Brenneis galt.
—