II, Theaterstücke 3, Das Märchen. Schauspiel in drei Aufzügen, Seite 65

3. Das Maerchen
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Wien, I., Concordiaplatz 4.
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0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
# hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
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(Quellenangabe ohne Gewähr.)
= Ausschnitt aus:
Deutsche Zeitung, Wien
Ce vom: 28.SEP 190
Wiener Bürgertheater. „Das Märchen",
Schauspiel in drei Aufzügen von Artur Schi
bler.
Erstgüfführung am 27. September. — Ohne sich auch nur im
entferntesten über eines Märchens Sinn und Wesen im
klaken zu sein, die Märe mit dem Märchen verwechselnd, hat
Herr Artur Schnitzler vor zwölf Jahren über die
Ingeschickteste seiner seelenlosen Langweiligkeiten den Titel
gesetzt, unter dem er heute den Wienern kam, seinen
Wienern nämlich, die zwischen der Rembrandtstraße und
dem Ka#rnengassenviertel zerstreut leben. Ein ärztliches
Zeugnis über gänzliche Unfähigkeit zum Dichteramt, von
el Hakim sich selber ausgestellt. Das Problem,
Schnitzl¬
ob eine efallene eines anständigen Mannes Frau werden
aller undramatischen Naivität ausgesponnen
könne,
Die Lösung bringt ein jüdischer
rspannt.
ent mit einem Kontrakt für Petersburg, den
The
fragliche junge Dame auf Anraten eines Herrn
die
ig unterschreibt, der gut gelaunt ist, wenn sie böse
wir
d rannzt, wenn sie sich aufheitert. Mitunter würgen
#e, jedes für sich, an den zu Liebestönen neigen¬
ehlen. Dann pflegte ein Husten im katarrhalischen
#
ium gewöhnlich die Situation zu retten. Auch haben
*
in Gesellschaftsszeuen immer zwei oder drei Leute
nende Separatgespräche zu führen, die niemand
d
den übrigen zwanzig Anwesenden zu hören vorgibt.
#e war Herr Artur Schnitzler alberner. Selbst um das
ergnügen, ihn auszulachen, brachte er das von tiefstem
Mitleid für die mit den blödesten Phrasen sich rackernden Schau¬
spieler erfüllte Publikum. An jedem rasselte die Kettenkugel
der arroganten Einfältigkeit des Stückes. Und es ist nicht
möglich, über Fräulein Weede oder Herrn John
schlüssig zu werden. Nur daß Herr Hartberg
einer der iglanischsten Komödianten ist, den je eine
Wiener Bühne sah, wurde klar. Er spricht, als zöge
ihm jemand beim Genick die Haut zusammen und
als hätte er sein Hochdeutsch beim Syllabieren in einer
Doxischule gelernt. Es war eines der radikalsten Mittel, die
der Theaterarzt Schnitzler in seiner Märchenkur gegen das
leidende Publikum anwandte.
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Se
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Wien, I., Concordiaplatz 4.
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G in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewahr.)
∆6 Ausschnitt aus:
E vom:
fiene Freie Prassg 95

Sewitiens=Märchen“ im Bürgertheater.
In einer ziemlich freien Gesellschaft wird über das
Thema der Gefallenen geredet. Ein vorurteilsloser Mann,
Fedor Denner mit Namen, seines Zeichens Schriftsteller,
nimmt die Partei dieser Frauen. Er wird sehr
sage
warm, am Ende gar pathetisch: „Und ich
euch, es ist Zeit, daß wir es aus der Welt schaffen,
Eine anwesende
dieses Märchen von der Gefallenen!“
junge Schauspielerin, die den Schriftsteller liebt, nimmt
seine Hand und küßt sie. Fedor erschrickt: Sollte er, ohne
es zu ahnen, die Schauspielerin verteidigt haben? Der
Gedanke schmerzt ihn, denn er liebt das Mädchen. Im
zweiten Akt kommt sie zu ihm, der sie seit jenem Abend
nicht mehr besucht hat. Warum? Ist es am Ende doch
kein Märchen? Ja, es ist eines. Aber er will alles
wissen. Er will wissen, was er ihr zu verzeihen hat.
Fanny sagt es ihm, und er verzeiht ihr nicht. Oder doch
vorübergehend. Im Rausch der Liebe nimmt er sie
in seine Arme. Aber im dritten Akt, der ein paar Tage
später spielt, hat das Gift ihre Liebe schon ganz zerstört.
Sie sagen sich harte Worte und gehen am Ende aus¬
einander. Sie, die mittlerweile einen großen Erfolg als
Schauspielerin gehabt hat, nimmt ein glänzendes An¬
erbieten nach Petersburg an und er läßt sie verdrossen
gehen. Es war also doch kein Märchen.
Wir sehen Arthur Schnitzler in diesem Stück, das sein
erstes war und das vor vierzehn Jahren, am 1. Dezember
1893, im Deutschen Volkstheater vom Publikum deutlich
abgelehnt wurde, nn einen Provkem=sich herumschlagen.
Er war bereits ein fertiger Dichter, „inwendig voller
Figur“, und sah sich von lauter Gestalten umgeben, die
auf die Bühne wollten und mußten. Da griff er dieses
ebenso alte als neue Problem auf, als einen Vorwand,
um seine Figuren in Szene zu setzen. Als ob es dazu
eines Vorwandes bedürfte? Aber das sah er erst später
ein, daß die Kunst nichts beweisen muß, oder richtiger:
daß sie desto mehr beweist, je weniger sie beweisen will,
weil nur die Absichtslosigkeit überzeugt. Als er es einsah,
schrieb er die Liebelei. Mit diesem Werk hat er sich
selbst gefunden, und in der Folge konnte es sich für ihn
nur noch um ein Tieferwerden, nicht mehr um ein Anders¬
werden handeln. Nun ist es ein exquisiter Genuß, in
diesem „Märchen“ die „Liebelei“ und die folgenden Werker
bereits herauszuspüren. Sie liegen nämlich alle darin, der¬
ganze spätere Schnitzler. Nur daß die Figuren, die er¬
später plastisch herausgearbeitet hat, hier noch reliefartig
abgeplattet sind. Da ist Friedrich Witte, der später Anatol
und Theodor Kaiser wird. Er hat seinen richtigen Namen
noch nicht gefunden. Da ist Agathe Müller, die dann
im „Einsamen Weg“ als reife Künstlerin wiederkehrt, Da
ist Fanny Theren, aus der dann später das süße Mädel
wird. Das heißt, ihre eine Hälfte versüßt sich, die andere
geht zum Theater. Auch sie begegnet uns in der Folge
wieder. Und schließlich Fedor Denner, der Grübler, der
Träumer. Er hat Glück bei Frauen, weil er so wunder¬
bar zu leiden versteht. Hier heißt er Fedor und ist ein
Schriftsteller, der sich noch nicht recht traut. Zehn Jahre
später wird er Filippo Loschi heißen und ein Dichter sein.
In seiner Technik hat das Stück noch etwas Ge¬
waltsames, wie die Stücke zu junger Dichter oft. Im
zweiten Akt kommt Fanni zu ihrem Liebhaber, und gleich
darauf Witte, der Verführer — zufälligerweise. Im dritten
Akt ist Fanni plötzlich berühmt, und es trifft sich gut,
daß ihr der Agent Moritzky einen äußerst vorteilhaften
art die Lösuna
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