II, Theaterstücke 3, Das Märchen. Schauspiel in drei Aufzügen, Seite 117

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3. Das Maerchen
Dr. Max Goldschmist
Büro für Zeitungsausschnitte
BERLIN N4
Ausschnitt aus:
Berliner Tageblatt
H. F. Im Lessing=Theater beging man ein Attentet gegen
Schnitzler, indem man sich mit keineswegs zureichenden Mitteln
an sein in Berlin fast unbekanntes Früh=Schauspiel „Das
Märchen“ heranwagte. Man erwies dem Dichter einen schlechten
Dienst, man erperimentierte mit einem Erperiment. betastete höchst
unfertig ein Stück, das als Stufe zu einer späteren wundervoll reifen
Gestaltung des erotischen. Problemns zu bewerten ist, aber gerade des¬
wegen vorsichtigste Einfühlung verlangte.
Regie und Darstellung waren einer so delikaten Aufgabe nicht
gewachsen. Camilla Spira (Fanny) bringt eine muntere, frische
Liebhaberin. Aber sie ist gänzlich außerstande, die in gebrochenen
Akkorden auf und nieder schwebende Mekodie dieser armen Mädchen¬
feele zu reproduzieren. Sie gab Dur für Moll. C für Gis. Es klang
nicht, schluchzte nicht. Alle Bravheit des Spiels konnte dies Manlo
nicht beseitigen.
Kurt v. Möllendorf (ach. Schnitzler — seine Anzüge stamm¬
ten laut Lettel aus dem Modesalon Soundsol) war Spielleiter und
außerdem Sedor, der schwankende. Sichtlich müde, auch in der
großen S# de kaum aufsteigend.
In den Pisoden: Rudolf Lettinger, Erich Kaiser¬
Titz (beide sicher und gut). Außerdem Else Wasa, Ernst
Bringolf und andere.
Der Beifoll „stürmisch“.
Dr. Max Goldschmiet
Büra für Zeitungsausschnitte
Teleion: Norden 3051
BERLIN N!
Ausschnitt aus:
beipziger Neueste Nachrichten
n, dun Aereom
P. 11.
„Das Märchen“ von Arthur Schnitzler. Unser Berliner Schau¬
epielreferen—scheIngenmrt Schnitlers, zwischen dem
„Anatol“ und der „Liebelei“ entstanden, hat im Rotterschen Lessing¬
#theater die erste Berliner Aufführung späi erlebt. Auch außerhalb
Berlins ist „Das Märchen“ wenig bekannt. Mit Unrecht. Man
komme nus hier nicht mit der Phrase, daß der Kampf der Dramatiker!
um die freie Liebe längst ausgetragen sei! Nur Theorien erschöpfen sich,
immer lebendig bleibt ein Stück Leben, gleichviel, welches Thema das
Leben selbst (nicht der Theoretiker!) bietet. Außerdem geht es im
„Märchen“ um etwas ganz anderes, wenn auch die jungen Leute im
Stück (Anno 1854!) ein wenig über freie Liebe u. dgl. debattieren. Will!
man durchaus eine These herausspießen, so kann's nur der üble Hebbel¬
sche Satz sein: „Darüber kann kein Mann weg.“ Schnitzler selbst hat
dieses Dogma einer ungerechten und brutalen Eheherrn=„Moral“ ge¬
spießt ... nicht aber als Eiserer im Debattierklub, nicht als Tendenz¬
dramatiker, sondern als Menschenkenner und =gestalter. Das Drama ist
lebendige Antiage, ist die Selbstanklage der Männer, vertreten durch
einen erfahrenen Mann. Warum ist der Widerstandsunfähige hier zum
Dichter gemacht? Weil Dichter von schwächerem Gebölke des Charatters
wären? O nein, das Gegenteil ist gemeint. Weil ihre Phantasie freier.
auch ihre Lebensführung durch gesellschaftliche Rücksichten meist weniger
gebunden ist. Aber selbst dieser Künstler, mehr als andere Menschen
nur dem eigenen Herzen verantwortlich, handelt herzlos. — Schnitlers
„Märchen“, aufgewertet durch die zwanglosen Feinheiten des Schnitz¬
lerschen Dialogs, sollte nicht seiner Frühwerksmängel wegen aus der
Reihe unlerer lehandigen Dramen gedrängt werden. Die Aufführung
im Lellingtheater war freilich shlecht berufen, altes Versäumnis a#1.
zumachen
zum Teil erstannlich mindenwertiges Enkemble, von dem
Schauspieler
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Rudolf Lettinger) abheben, Kurde von Curt von
Möllendorff geführt, der selbst die männliche Hauptrolle recht üb.
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deckte. Freude brachte aber die junge Comilla Ep
ungezäumtes Füllen, dem ein Trupfen von der Kute Dorsch im Blute
Der Beifall war ##
Ihr Gesicht hat eine bemegte Sprache.
Hermann ##ssen
sturmisch.
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Schnitzlers neuer grosser Erfolg im Lessing-Theater:
„Märchen“. Camilla Spira Fannz).
rt von Moellendorf Fedor.,
Continental Choto, Berlin, phot¬
#rthur Schnlers „Märchen“ ernelte bei der Erst¬
A auffuhrng im Lessingtheater Fegen der grossen
(ualitäten, die dieses innerliche, und doch bühnenwirk¬
same Stück birgt mit Recht einen grosgen Erfolg. Dieser
Erfolg ist bisher auch allen weiteren Aufführungen des
Werkes treu geblieben. Die Lliebes- und Lebensschick¬
sale der kleinen Fanny Theren greifen uns ans Herz¬
dank Sehntzlers wunderbarer psychologischer Zeich¬

nungskraft. Schnitzlers Menschenkenhims vermag Cs.
Der grö
mit wenigen Strichen plastische, immef interessierende.
lebenswahre Menschen vorzuzaubern. Ein Lebensaus¬
„Die
schnitt, der uns nicht nur den Theaterabend über fesselt.
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Das Kleine Theater hatsich den grossen l’ariser
Schlager geholt. „Die Grossfürstin und der Zimmer¬
die famose S
kellner“ ist auch in Berhin wie in P’aris der ungeheure
Publikumserfolg. Die grosse Aktualität des Geschehens, eine meister
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