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11. Der tapfere Cassian
die Bezeichnung „Burleske“. Gestern war er auf dem Zettel sonders das geschickte Beionen des Theatralischen im Gehabe der
„ein Puppenspiel“ genannt und wurde als Puppenspiel dargestellt, Schauspieler und die energische Herausarbeitung des Schlusses her¬
gestern Ludwig
in einem eckigen derben Stil, der die Art des alten Marionetten= vortraten. Dagegen wurde auch schon in den ersten Szenen reichlich
de“ den Berlinern
Figuren lustig imitierte. Ein viel geschrien. Unter den Mitwirkenden lenkte vor allem Alexander
theaters mit lebensgroßen
[Moissi die Aufmerksamkeit auf sich, der noch vor wenigen Wochen
gauf den größeren
Teil der Zuhörer schien durch diese vom Inhalt des
anhaltend zu sein;
im Verband der unselig entschlummerten „Deutschen Volksbühne"
Werkes nicht zwingend geforderte Darstellungsart befremdet; aber sie
en. Fulda hat wohl
draußen auf den Brettern des Karl Weiß=Theaters gestanden hat
hob zweifellos die kleine zierliche Dichtung auf ein besonderes Niveau.
gewußt. Noch nie¬
und nun die Rolle des Henri verkörperte, die einst Joseph Kainz
Denn ihr poetischer Gehalt an sich ist nicht eben bedeutend. Eine
nzufügen muß, hat sich
Schnitzlersche Liebelei: Der junge weichmütige Martin liebt angeblich
hier kreiert hat. Die Begabung, die Herr Moissi schon früher an
unzarter und land¬
die hübsche Sophie, und Sophie ihren Martin, aber beider Liebe
dieser Stelle nachgesagt wurde, trat gestern aufs neue zu Tage; sie ist
Tugend, Laster und
wurzelt garnicht im Herzen. Martin erprobt an Sophie nur seine
noch nicht zu ihrer Reife gelangt; aber Herr Moissi besitzt das Tem¬
modellierender Hand
Empfindungen, um später desto sicherer einer anderen huldigen zu
perament und das Können, das Hoffnungen erweckt. Von den zwanzig
die Satire, die die
Anderen, die neben ihm tätig waren, sei nur noch Tilla Durieux
können; und Sophie fällt, kaum daß er erschienen, dem anderen
gewollt zur Karikatur,
genannt, die die Marquise von Lansac mit feiner Pikanterie ausstattete.
Mann, dem starken, tapferen Kassian zu. Der tapfere Kassian,
, und das Schauspiel
ein frisch=fröhlicher Bramarbas, siegte gründlich: er sticht
künstlerisch aber auch
im hitzig entflammten Duell Martin tot und geht
A. F. Das Deutsch=Amerikanische Theater macht auch
mit Sophie auf und davon. Das spielt sich in knappen Dialogen ab,
mit seinem neuen Stück, das gestern das Rampenlicht er¬
einzelnen eins feinere
die mit der seinen Sprechkunst Arthur Schnitzlers geformt sind, in
blickte, seinem Namen Ehre. Wie in dem Volksstück „Ueber'n
atte glätten können.
individuell geprägten Worten, hinter denen die charaktervollen Ge¬
großen Teich“ wird auch in „Newyork“ (fünf Bilder mit
Eimrat des Herrn
stalten der drei Menschen scharf erscheinen, und die wieder einmal
Gesang aus dem Nachtleben einer Weltstadt, Text
kretion viel bestere
von der Schwachheit des Weibes und der Sieghaftigkeit des robusten
und Motiv von Avolf Philipp) eine so gründliche Ver¬
Margarete O##o
Mannes künden.
mischung des Deutschen mit dem Amerikanischen geboten, wie
er. Der männliche
Diese immerhin nicht allzu reiche Dichtung wurde durch
es (die Schenkung der ganzen Siegesallee nach Washington
chgespielt; die weib¬
oder selbst hundert schwungvolle Reden des Botschafters Speck
die Darstellung in die aparte Sphäre des Grotesken
bnesse wird, fand in
v. Sternburg nicht hervorbringen könnten. Die Leute, die dort in
gehoben; wie gesagt, nicht aus zwingender innerer Notwendigkeit
n allen Höhepunkten
zahlreichen Mengen auf der Bühne herumlaufen, haben in ihren
heraus, aber entschieden mit gutem Glück. Sehr drastisch
wig gab die lypische
eigentümlich konstruierten Herzen bequem Platz für zwei ausgedehnte
spielten zumal Alexander Ekert (Martin) und Ger¬
stets so zuträglichen
Vaterländer und reden in einem Mischdialekt, der vorläufig nur der
trud Eysoldt (Sophie) in
einem eckigen Freskostil
n Minister eine seine
Köpenickerstraße eigentümlich ist.
einen leise marionettenhaft
und liehen auch ihrer Sprache
zu nennen. Er spielte
monoionen Klang. Herrn Liehr fehlen eigentlich die äußeren
In „Newyork“ sieht man nicht nur eine Weltstadt
so urbiedermännisch
Mittel zur Verkörperung des wilden Kassian; um so
von ihrer Nachtseite, das Stück ist auch in künstle¬
den Sudermannschen
anerkennenswerter ist es, wie gut er mit seiner Aufgabe
rischem Sinne so ziemlich die Nachtseite des Geures, das
fertig wurde. Auch der äußere Nahmen für das Spiel war in seiner
früher die gute, alte Berliner Posse war. Zum Teufel
kstilisierten Schlichtheit und Künstlichkeit mit sicherem Geschmack
ist der Spiritus, der Unsinn ist geblieben, freilich in
hergestellt.
einem bunteren, abwechselungsreicheren Gewande als früher,
tern einen hübschen
Dem „tapferen Kassian“ folgte „Der grüne Kakadu“
und deshalb dürfte auch dieses Stück geeignet sein, zahlreiche
das oft
ein neuer und ein
schon aufgeführte und immer bewährte Werk, in dem
Theaterbesucher, die nicht viel, aber gern vieles sehen wollen,
st bereitet, eine herz¬
die hübsche Auekdote von den Schausvielern
Schnitzler
zu befriedigen. Es genügt daher, zu sagen, daß gestern Abend
in
ener Poeten.
die blasierten Reichen eine Verbrechergesellschaft vormimen, so wir¬
dem schmucken weiland Wolzogenschen Tempelchen viele
kungsvoll in den Auftakt der französischen Revolution erworben hat. Es
„Der tapfere
hübsche Damen in noch hübscheren Kostümen auf der Bühne herum¬
hopsten, daß manches Lied mit einschmeichelnder Melodie gesungen
n der „Neuen Deut=list kaum nötig, zu sagen, daß dieser dankbare Einakter im Kleinen!
wenn ich nicht irre, Theater eine außerordeutlich gelungene Wiedergabe fand, au der be¬ wurde, daß man die Newporker Hasenheide, die Bowery, ein.
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11. Der tapfere Cassian
die Bezeichnung „Burleske“. Gestern war er auf dem Zettel sonders das geschickte Beionen des Theatralischen im Gehabe der
„ein Puppenspiel“ genannt und wurde als Puppenspiel dargestellt, Schauspieler und die energische Herausarbeitung des Schlusses her¬
gestern Ludwig
in einem eckigen derben Stil, der die Art des alten Marionetten= vortraten. Dagegen wurde auch schon in den ersten Szenen reichlich
de“ den Berlinern
Figuren lustig imitierte. Ein viel geschrien. Unter den Mitwirkenden lenkte vor allem Alexander
theaters mit lebensgroßen
[Moissi die Aufmerksamkeit auf sich, der noch vor wenigen Wochen
gauf den größeren
Teil der Zuhörer schien durch diese vom Inhalt des
anhaltend zu sein;
im Verband der unselig entschlummerten „Deutschen Volksbühne"
Werkes nicht zwingend geforderte Darstellungsart befremdet; aber sie
en. Fulda hat wohl
draußen auf den Brettern des Karl Weiß=Theaters gestanden hat
hob zweifellos die kleine zierliche Dichtung auf ein besonderes Niveau.
gewußt. Noch nie¬
und nun die Rolle des Henri verkörperte, die einst Joseph Kainz
Denn ihr poetischer Gehalt an sich ist nicht eben bedeutend. Eine
nzufügen muß, hat sich
Schnitzlersche Liebelei: Der junge weichmütige Martin liebt angeblich
hier kreiert hat. Die Begabung, die Herr Moissi schon früher an
unzarter und land¬
die hübsche Sophie, und Sophie ihren Martin, aber beider Liebe
dieser Stelle nachgesagt wurde, trat gestern aufs neue zu Tage; sie ist
Tugend, Laster und
wurzelt garnicht im Herzen. Martin erprobt an Sophie nur seine
noch nicht zu ihrer Reife gelangt; aber Herr Moissi besitzt das Tem¬
modellierender Hand
Empfindungen, um später desto sicherer einer anderen huldigen zu
perament und das Können, das Hoffnungen erweckt. Von den zwanzig
die Satire, die die
Anderen, die neben ihm tätig waren, sei nur noch Tilla Durieux
können; und Sophie fällt, kaum daß er erschienen, dem anderen
gewollt zur Karikatur,
genannt, die die Marquise von Lansac mit feiner Pikanterie ausstattete.
Mann, dem starken, tapferen Kassian zu. Der tapfere Kassian,
, und das Schauspiel
ein frisch=fröhlicher Bramarbas, siegte gründlich: er sticht
künstlerisch aber auch
im hitzig entflammten Duell Martin tot und geht
A. F. Das Deutsch=Amerikanische Theater macht auch
mit Sophie auf und davon. Das spielt sich in knappen Dialogen ab,
mit seinem neuen Stück, das gestern das Rampenlicht er¬
einzelnen eins feinere
die mit der seinen Sprechkunst Arthur Schnitzlers geformt sind, in
blickte, seinem Namen Ehre. Wie in dem Volksstück „Ueber'n
atte glätten können.
individuell geprägten Worten, hinter denen die charaktervollen Ge¬
großen Teich“ wird auch in „Newyork“ (fünf Bilder mit
Eimrat des Herrn
stalten der drei Menschen scharf erscheinen, und die wieder einmal
Gesang aus dem Nachtleben einer Weltstadt, Text
kretion viel bestere
von der Schwachheit des Weibes und der Sieghaftigkeit des robusten
und Motiv von Avolf Philipp) eine so gründliche Ver¬
Margarete O##o
Mannes künden.
mischung des Deutschen mit dem Amerikanischen geboten, wie
er. Der männliche
Diese immerhin nicht allzu reiche Dichtung wurde durch
es (die Schenkung der ganzen Siegesallee nach Washington
chgespielt; die weib¬
oder selbst hundert schwungvolle Reden des Botschafters Speck
die Darstellung in die aparte Sphäre des Grotesken
bnesse wird, fand in
v. Sternburg nicht hervorbringen könnten. Die Leute, die dort in
gehoben; wie gesagt, nicht aus zwingender innerer Notwendigkeit
n allen Höhepunkten
zahlreichen Mengen auf der Bühne herumlaufen, haben in ihren
heraus, aber entschieden mit gutem Glück. Sehr drastisch
wig gab die lypische
eigentümlich konstruierten Herzen bequem Platz für zwei ausgedehnte
spielten zumal Alexander Ekert (Martin) und Ger¬
stets so zuträglichen
Vaterländer und reden in einem Mischdialekt, der vorläufig nur der
trud Eysoldt (Sophie) in
einem eckigen Freskostil
n Minister eine seine
Köpenickerstraße eigentümlich ist.
einen leise marionettenhaft
und liehen auch ihrer Sprache
zu nennen. Er spielte
monoionen Klang. Herrn Liehr fehlen eigentlich die äußeren
In „Newyork“ sieht man nicht nur eine Weltstadt
so urbiedermännisch
Mittel zur Verkörperung des wilden Kassian; um so
von ihrer Nachtseite, das Stück ist auch in künstle¬
den Sudermannschen
anerkennenswerter ist es, wie gut er mit seiner Aufgabe
rischem Sinne so ziemlich die Nachtseite des Geures, das
fertig wurde. Auch der äußere Nahmen für das Spiel war in seiner
früher die gute, alte Berliner Posse war. Zum Teufel
kstilisierten Schlichtheit und Künstlichkeit mit sicherem Geschmack
ist der Spiritus, der Unsinn ist geblieben, freilich in
hergestellt.
einem bunteren, abwechselungsreicheren Gewande als früher,
tern einen hübschen
Dem „tapferen Kassian“ folgte „Der grüne Kakadu“
und deshalb dürfte auch dieses Stück geeignet sein, zahlreiche
das oft
ein neuer und ein
schon aufgeführte und immer bewährte Werk, in dem
Theaterbesucher, die nicht viel, aber gern vieles sehen wollen,
st bereitet, eine herz¬
die hübsche Auekdote von den Schausvielern
Schnitzler
zu befriedigen. Es genügt daher, zu sagen, daß gestern Abend
in
ener Poeten.
die blasierten Reichen eine Verbrechergesellschaft vormimen, so wir¬
dem schmucken weiland Wolzogenschen Tempelchen viele
kungsvoll in den Auftakt der französischen Revolution erworben hat. Es
„Der tapfere
hübsche Damen in noch hübscheren Kostümen auf der Bühne herum¬
hopsten, daß manches Lied mit einschmeichelnder Melodie gesungen
n der „Neuen Deut=list kaum nötig, zu sagen, daß dieser dankbare Einakter im Kleinen!
wenn ich nicht irre, Theater eine außerordeutlich gelungene Wiedergabe fand, au der be¬ wurde, daß man die Newporker Hasenheide, die Bowery, ein.
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