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11. Der tanfere Gassian
Grazie der Franzosen: das ist der ganze Wiener Schnitzler.
Zuerst gab es eine Neuheit für Berlin:
tapfere Kassian“
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sogenanntes Puppen¬
spiel in einem Akt. Im Kleinen Theater versteht man
sich auf dergleichen Scherze. Man parodiert sich selbst. Ein¬
mal sah ich das schon, als des alten Nestroy Wiener Schwank
„Einen Jux will er sich machen“ über die Bretter ging.
Gestern war es dieselbe Nummer. Ob es künstlerisch zulässig
ist, einer barocken Idee des Dichters in dieser Weise Ausdruck
zu geben, ist zu bezweifeln. Die Gestalten gehen wie an
Drähten gezogen über die Bühne — ein lebendiges Kasperle¬
Theater. Angeblich wirkt das komisch, aber nur angeblich;
im Gegenteil: es wirkt gequält und manieriert. Man darf
sich
Frank Wedekind als Menageriedirektor und Tierbändiger
auftrat. An ausgefallenen Einfällen sind die Modernen ja
reich. Die Marionetten auf der Bühne spielten uns also in
abgezirkelten Bewegungen und geschrobenen Worten die Ge¬
schichte von der „blonden Bestie“ vor, vom Recht des
Stärkeren in der Liebe. Martin und Sophie sind ein Liebes¬
paar, wie es alle Tage zusammenkommt und ausemandergeht. Aber
Martin ist eine leichte Fliege und Sophie folgt bei der ersten
dem tapferen
besten Gelegenheit, dem Eisenfresser
auf
daß Nietzsche Recht behält
mit
Kassian
nicht
Herrenmoral.
gut¬
Martin giebt
der
willig zu und wird totgestochen. Sophie aber
erkenut den Stärkeren an. „So ist das Leben“ — nach der
Auffassung des Schnitzlerischen Cynismus. Schabe um das
ADOLF SCHUSTERMANN
an solchen Stoff verschwendete glänzende Spiel; denn man
ZEITUNGSNACHRICHTEN-BUREAU
kann sich dem Eindruck nicht verschließen, daß wir auf dem
kleinsten Theater Berlins relativ das beste Ensemble haben.
BERLIN O. 27, ELUMEN-BTRASBE 80-61.
Gertrud Eysoldt und Alexander Ekert stilisierten die Sophie
und den Martin mit eiserner Konsequenz: für mich in be¬
fremdender Weise. Herr Liehr hat für den Bramarbas
zeitng: Germania
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Kassian nicht das Aeußere; das Spiel hielt sich sonst gut
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es den
Dann gab
im Rahmen.
berüchtigten
—
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Adrense: Berlin.
„Grünen Kakadu“, die Kaschemmengeschichte aus
□
E #
der französischen Revolutionszeit. Tilla Durieux gab die
9 5.
*
Marquise, Herr v. Winterstein den Herzog. Alle ver¬
5 S
Datum:
Du. 190
schwanden vor Frau Eysoldt ale Schauspielerin Léocadie,
B
1 5
obwohl sie nur eine Episode ist. Interessant war Herr
* 5
Im „Kleinen Theater“ gab es gestern einen Alexander Moissi als Schauspieler Henri, der uns von der
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Schnitzler=Abend. Schnitzler ist der Urtypus des modernen verkrachten Deutschen Volksbühne her als Franz Moor und
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5 2
Einakterfabrikanten. „Gebt Ihr ein Stück, so gibt es nur in Golo in guter Erinnerung war. Er hat ungemein viel
S 2
Stücken.“ Skrupellos in der Wahl seiner Mittel, gepfeffert Temperament, ringt aber noch mit der deutschen Aussprache;
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aber s offenbar ist er Ausländer. Seine bisherigen Proben lassen in
Hach ungarischem Rezept und keineswegs ohne Geist
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über die Maßen anrüchig und eindeutig ohne die vollendete ihm einen Kainz oder ger Mitterwurzer erwarten. K-r.
E
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—.—
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11. Der tanfere Gassian
Grazie der Franzosen: das ist der ganze Wiener Schnitzler.
Zuerst gab es eine Neuheit für Berlin:
tapfere Kassian“
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sogenanntes Puppen¬
spiel in einem Akt. Im Kleinen Theater versteht man
sich auf dergleichen Scherze. Man parodiert sich selbst. Ein¬
mal sah ich das schon, als des alten Nestroy Wiener Schwank
„Einen Jux will er sich machen“ über die Bretter ging.
Gestern war es dieselbe Nummer. Ob es künstlerisch zulässig
ist, einer barocken Idee des Dichters in dieser Weise Ausdruck
zu geben, ist zu bezweifeln. Die Gestalten gehen wie an
Drähten gezogen über die Bühne — ein lebendiges Kasperle¬
Theater. Angeblich wirkt das komisch, aber nur angeblich;
im Gegenteil: es wirkt gequält und manieriert. Man darf
sich
Frank Wedekind als Menageriedirektor und Tierbändiger
auftrat. An ausgefallenen Einfällen sind die Modernen ja
reich. Die Marionetten auf der Bühne spielten uns also in
abgezirkelten Bewegungen und geschrobenen Worten die Ge¬
schichte von der „blonden Bestie“ vor, vom Recht des
Stärkeren in der Liebe. Martin und Sophie sind ein Liebes¬
paar, wie es alle Tage zusammenkommt und ausemandergeht. Aber
Martin ist eine leichte Fliege und Sophie folgt bei der ersten
dem tapferen
besten Gelegenheit, dem Eisenfresser
auf
daß Nietzsche Recht behält
mit
Kassian
nicht
Herrenmoral.
gut¬
Martin giebt
der
willig zu und wird totgestochen. Sophie aber
erkenut den Stärkeren an. „So ist das Leben“ — nach der
Auffassung des Schnitzlerischen Cynismus. Schabe um das
ADOLF SCHUSTERMANN
an solchen Stoff verschwendete glänzende Spiel; denn man
ZEITUNGSNACHRICHTEN-BUREAU
kann sich dem Eindruck nicht verschließen, daß wir auf dem
kleinsten Theater Berlins relativ das beste Ensemble haben.
BERLIN O. 27, ELUMEN-BTRASBE 80-61.
Gertrud Eysoldt und Alexander Ekert stilisierten die Sophie
und den Martin mit eiserner Konsequenz: für mich in be¬
fremdender Weise. Herr Liehr hat für den Bramarbas
zeitng: Germania
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Kassian nicht das Aeußere; das Spiel hielt sich sonst gut
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es den
Dann gab
im Rahmen.
berüchtigten
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Adrense: Berlin.
„Grünen Kakadu“, die Kaschemmengeschichte aus
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der französischen Revolutionszeit. Tilla Durieux gab die
9 5.
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Marquise, Herr v. Winterstein den Herzog. Alle ver¬
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Datum:
Du. 190
schwanden vor Frau Eysoldt ale Schauspielerin Léocadie,
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obwohl sie nur eine Episode ist. Interessant war Herr
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Im „Kleinen Theater“ gab es gestern einen Alexander Moissi als Schauspieler Henri, der uns von der
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Schnitzler=Abend. Schnitzler ist der Urtypus des modernen verkrachten Deutschen Volksbühne her als Franz Moor und
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Einakterfabrikanten. „Gebt Ihr ein Stück, so gibt es nur in Golo in guter Erinnerung war. Er hat ungemein viel
S 2
Stücken.“ Skrupellos in der Wahl seiner Mittel, gepfeffert Temperament, ringt aber noch mit der deutschen Aussprache;
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aber s offenbar ist er Ausländer. Seine bisherigen Proben lassen in
Hach ungarischem Rezept und keineswegs ohne Geist
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über die Maßen anrüchig und eindeutig ohne die vollendete ihm einen Kainz oder ger Mitterwurzer erwarten. K-r.
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