10. Der Puppenspieler
Ausschnitte: Montags Journal, Wien
00fl 1973
vom:
1
(Gastspiel Bassermann.] Albert Bassermann hat uns ganz
zuletzt noch an einem =chnitzlerabend eine kleine Musterkarte
seiner Künste geboten. SeinerKnnfe#nd Künsteleien. Denn,
daß er ein großer Virtuose ist, darüber sind wir uns wohl
einig; nur schade, daß er sich gerade diesmal als Nurvirtuose
demaskiert hat. Im Puppenspieler“ konnte man ihm noch den
tief schürfenden Künstler glauben; wie er mit einfachsten
Mitteln die Gestalt kommentierte und sie weit über die dialo¬
gisch gezogenen Konturen ins Dämonische erhob. Aber der
Weihgast in „Die letzten Masken“ war mit so befremdlicher,
Outriertheit „hingelegt“, daß die Zuhörer einander anschauten“
und schließlich nervös zu werden begannen. Bei Bassermann!
Es mußte aber auch auf die Nerven gehen, wie er den saturier¬
ten Modedichter in der Sudermann=Maske afsektiert, zerdehnte
und zerpustete. Gröbster Plakatstil: es hätte nur gefehlt, daß
er noch ins Publikum sprach. Das Gigerl in „Literalur mit der
nafalen Fadaise hat man auch bald satt bekommen. Man wird den
Eindruck nicht los, daß Bassermann einfach bequem geworden
ist und nach dem Muster amerikanischer Paradetennore auf die
paar Effektarien lossteuert. Die Vergröberung ist zu offen¬
sichtlich .. . Aus dem heimischen Ensemble ragte Herr Iwald
durch Frische und Unmittelbarkeit hervor.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: österr. Finanz-Retun
Wien
vom:
Theater und Kunst.
Neue Wiener Bühne. (Gastspiel Bassermanns.)
im Montag zeigte uns der Gast in Sudermanns „Stein unter
Steinen“ was ein genialer Schauspieler aus einer unwahr¬
scheinlichen Gestalt, wie es der entlassene Sträfling in diesem
schwächsten Drama des Autors ist, zu machen weiß. Er zwang
den Zuschauer, unter Tränen zu lächeln, was schwierfiger ist,
als zu Tränen des Mitleids zu rühren. Eine anerkennenswerte
Leistung bot diesmal seine Partnerin Fräulein Wolf. Am
Donnerstag sahen wir Bassermann in dendreisel
lerschen Einaktern: „Der Puppenspieler, „Die
Letzten Masken“ und „Literatur“. Das Unheimliche
und dabeil doch Rührende in der Figur des Puppenspielers
Georg Merklin, der fremde Schicksale zu leiten glaubt
und dabei von der Hand des Schicksals zermalmt wird, ge¬
lang im vortrefflich. In der kleinen Rolle des berühmten
Dichters Alexander Weihgast gab er eine Probe seines fein
charakterisierenden Humors. Im letzten Akt wußte er die
liebenswürdige Unbedeutenheit eines wienerischen Aristo¬
kxaten sehr sympathisch zu gestalten. Von den Mitspielern
st neben dem immer tüchtigen Herrn Iwald Herr Neuss
besonders hervorzuheben, der im Mittelstück in einer geradezu
peinlich natürlichen Weise zu sterben verstand.
—
Icnau
Aussehnltt aus:Sonn u Hontags-Cr
—
vam: 2- S 1312
Neue Wiener Bühne. Gastspiel Albert Bassermann.
Drei Einakter von Artur Schnitzler, (der Puppenspieler,
die letzten Masken, Literatur) boten dem Künstler reichlich
Gelegenheit sein großes Können in verschiedenster Form
zu zeigen. Trotzdem kann man sich eines Zweifels nicht
erwehren, wenn man das allzu krasse Betonen seiner
nicht
Kunst mitansieht. Jedenfalls war an diesem Abend
Bassermann, sondern Schnitzler in erster Reihe.
01 00
box 34/9
Ausschnitt aus:
Interessantes Blatt, Wien
vom:
S
Vom Theater.
Neue Wiener Bühne. Albert Basser¬
mann versuchte drei Einakter von Schnitzler, „Der
Puppenspieler“, „Die letzten Masken“, „Literatur“, zum
Bühnenleben zu bringen. Es gelang nicht vollständig, da
die magere Handlung des Puppenspielers und die ge¬
schraubten Tiefsinnigkeiten eine natürliche Darstellung
vereitelten. In den „Letzten Masken“ stand seine Leistung
hinter der von Neuß zurück. In der „Literatur“ spielte er
zwar den Clemens mit großer Eleganz, aber nicht mit
dem nötigen Lokalkolorit. Iwald bot sehr gute Leistun¬
gen; als Margarete hatte Fräulein Balten keinen
glücklichen Abend. Das Haus war schlecht besucht, der
Beifall mäßig.
Ausschnitte: Montags Journal, Wien
00fl 1973
vom:
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(Gastspiel Bassermann.] Albert Bassermann hat uns ganz
zuletzt noch an einem =chnitzlerabend eine kleine Musterkarte
seiner Künste geboten. SeinerKnnfe#nd Künsteleien. Denn,
daß er ein großer Virtuose ist, darüber sind wir uns wohl
einig; nur schade, daß er sich gerade diesmal als Nurvirtuose
demaskiert hat. Im Puppenspieler“ konnte man ihm noch den
tief schürfenden Künstler glauben; wie er mit einfachsten
Mitteln die Gestalt kommentierte und sie weit über die dialo¬
gisch gezogenen Konturen ins Dämonische erhob. Aber der
Weihgast in „Die letzten Masken“ war mit so befremdlicher,
Outriertheit „hingelegt“, daß die Zuhörer einander anschauten“
und schließlich nervös zu werden begannen. Bei Bassermann!
Es mußte aber auch auf die Nerven gehen, wie er den saturier¬
ten Modedichter in der Sudermann=Maske afsektiert, zerdehnte
und zerpustete. Gröbster Plakatstil: es hätte nur gefehlt, daß
er noch ins Publikum sprach. Das Gigerl in „Literalur mit der
nafalen Fadaise hat man auch bald satt bekommen. Man wird den
Eindruck nicht los, daß Bassermann einfach bequem geworden
ist und nach dem Muster amerikanischer Paradetennore auf die
paar Effektarien lossteuert. Die Vergröberung ist zu offen¬
sichtlich .. . Aus dem heimischen Ensemble ragte Herr Iwald
durch Frische und Unmittelbarkeit hervor.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: österr. Finanz-Retun
Wien
vom:
Theater und Kunst.
Neue Wiener Bühne. (Gastspiel Bassermanns.)
im Montag zeigte uns der Gast in Sudermanns „Stein unter
Steinen“ was ein genialer Schauspieler aus einer unwahr¬
scheinlichen Gestalt, wie es der entlassene Sträfling in diesem
schwächsten Drama des Autors ist, zu machen weiß. Er zwang
den Zuschauer, unter Tränen zu lächeln, was schwierfiger ist,
als zu Tränen des Mitleids zu rühren. Eine anerkennenswerte
Leistung bot diesmal seine Partnerin Fräulein Wolf. Am
Donnerstag sahen wir Bassermann in dendreisel
lerschen Einaktern: „Der Puppenspieler, „Die
Letzten Masken“ und „Literatur“. Das Unheimliche
und dabeil doch Rührende in der Figur des Puppenspielers
Georg Merklin, der fremde Schicksale zu leiten glaubt
und dabei von der Hand des Schicksals zermalmt wird, ge¬
lang im vortrefflich. In der kleinen Rolle des berühmten
Dichters Alexander Weihgast gab er eine Probe seines fein
charakterisierenden Humors. Im letzten Akt wußte er die
liebenswürdige Unbedeutenheit eines wienerischen Aristo¬
kxaten sehr sympathisch zu gestalten. Von den Mitspielern
st neben dem immer tüchtigen Herrn Iwald Herr Neuss
besonders hervorzuheben, der im Mittelstück in einer geradezu
peinlich natürlichen Weise zu sterben verstand.
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Icnau
Aussehnltt aus:Sonn u Hontags-Cr
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vam: 2- S 1312
Neue Wiener Bühne. Gastspiel Albert Bassermann.
Drei Einakter von Artur Schnitzler, (der Puppenspieler,
die letzten Masken, Literatur) boten dem Künstler reichlich
Gelegenheit sein großes Können in verschiedenster Form
zu zeigen. Trotzdem kann man sich eines Zweifels nicht
erwehren, wenn man das allzu krasse Betonen seiner
nicht
Kunst mitansieht. Jedenfalls war an diesem Abend
Bassermann, sondern Schnitzler in erster Reihe.
01 00
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Ausschnitt aus:
Interessantes Blatt, Wien
vom:
S
Vom Theater.
Neue Wiener Bühne. Albert Basser¬
mann versuchte drei Einakter von Schnitzler, „Der
Puppenspieler“, „Die letzten Masken“, „Literatur“, zum
Bühnenleben zu bringen. Es gelang nicht vollständig, da
die magere Handlung des Puppenspielers und die ge¬
schraubten Tiefsinnigkeiten eine natürliche Darstellung
vereitelten. In den „Letzten Masken“ stand seine Leistung
hinter der von Neuß zurück. In der „Literatur“ spielte er
zwar den Clemens mit großer Eleganz, aber nicht mit
dem nötigen Lokalkolorit. Iwald bot sehr gute Leistun¬
gen; als Margarete hatte Fräulein Balten keinen
glücklichen Abend. Das Haus war schlecht besucht, der
Beifall mäßig.