10. Der Puppenspieler box 34/9
Der Merkar. Wien RUNDSCHAU.
THEATER.
meisterhaft, ist er“ wirklich mitten in einem
DEUTSCHES VOLKSTHEATER.
Spiel der Masken und Lemuren der
Schitzle „Der Puppen¬
Mensch, die Revolution des Menschen
spieler“ — „Der grüne Kakadu“.
gegen den Mummenschanz der Herzen. Die
„Komtesse Mizzi“.
Regie Friedrich Rosenthals war sichtlich
um Aktualität bemüht, aber sie unterstrich
Für den Puppenspieler gehört ein glit¬
zuviel, wurde laut und grell. Im übrigen
zernder, schillernder, kurz ein komödianti¬
bleibe das dichterische Wort und sein Sinn
scher Schauspieler. Der ist Ferdinand Onno
Endziel jeder Regie. Wenn auf der Bühne
nicht. Er glaubt an das, was er spricht, er
zwei Gruppen sind und die stumme allerlei
gibt das Wort als Zeugnis, nicht als Trug
Regieschabernak treibt und dadurch den
eines Lebens. Was doppelten Boden haben
Zuschauer, aber auch Zuhörer von der
müßte, hat darum bei ihm nur einen ein¬
sprechenden Gruppe, die allein wichtig ist,
fachen. Dadurch aber wird die Gestalt ver¬
so ablenkt, daß man schließlich kein Wort
schoben, ihrer skeptischen Ironie beraubt
versteht, so ist das eine alte, aber auch
und es bleibt ein etwas larmoyanter, nicht
schlechte Marotte der Regie (besonders bei
sehr erheblicher Geselle übrig. Weil Onno
Opern beliebt), der ich ungern begegne.
im „Grünen Kakadu“ das Furioso seiner
„Das ist keine Verlebendigung der Szene,
nervösen Leidenschaft ohne spöttische
(sondern ihre Mechanisierung. Das Wort
Hemmung ausleben darf, ist sein Henri
allein hat den Vordergrund zu beherrschen,
Sache des Regisseurs ist es, die vom Dich¬
#ter unbelebte Gruppe für den Zuschauer
unauffällig aus dem Kreis seiner Neu- und
Schaugier verschwinden zu lassen, ge¬
wissermaßen unsichtbar zu machen. In der
„Komtesse Mizzi“ spielte Herr Homma den
ungarischen Grafen mehr possenhaft als
komödienhaft (der Mensch, der hinter der
Lächerlichkeit steckt, blieb unsichtbar),
aber spielte ihn in seiner Art stark und
echt. Bei Lina Woiwode war es ähnlich,
mehr Maitresse als Komtesse. Ganz un¬
möglich aber, daß in diesem durchaus
österreichischen Stück, nur in der weichen
buhlerischen Wiener Luft denkbar und
möglich, Norddeutsche mit ihren harten,
eckigen Bewegungen und Redensarten die
österreichischen Aristokraten mimen.
Schrecklich. So muß es einem Schlesier
zu Mute sein, wenn ihm die Niese Gerhart
Hauptmann vorspielt und vorspricht. Aber
was bei dem Dichter der „Rose Bernd“
noch erlaubt ist, weil Schlesien weit ist
und wir in Wien sind, ist bei Schnitzler
geradezu sündhaft, eben weil wirin Wien
sind und Wien nicht auch schön zu er¬
O. M. F.
setzen brauchen.
Der Merkar. Wien RUNDSCHAU.
THEATER.
meisterhaft, ist er“ wirklich mitten in einem
DEUTSCHES VOLKSTHEATER.
Spiel der Masken und Lemuren der
Schitzle „Der Puppen¬
Mensch, die Revolution des Menschen
spieler“ — „Der grüne Kakadu“.
gegen den Mummenschanz der Herzen. Die
„Komtesse Mizzi“.
Regie Friedrich Rosenthals war sichtlich
um Aktualität bemüht, aber sie unterstrich
Für den Puppenspieler gehört ein glit¬
zuviel, wurde laut und grell. Im übrigen
zernder, schillernder, kurz ein komödianti¬
bleibe das dichterische Wort und sein Sinn
scher Schauspieler. Der ist Ferdinand Onno
Endziel jeder Regie. Wenn auf der Bühne
nicht. Er glaubt an das, was er spricht, er
zwei Gruppen sind und die stumme allerlei
gibt das Wort als Zeugnis, nicht als Trug
Regieschabernak treibt und dadurch den
eines Lebens. Was doppelten Boden haben
Zuschauer, aber auch Zuhörer von der
müßte, hat darum bei ihm nur einen ein¬
sprechenden Gruppe, die allein wichtig ist,
fachen. Dadurch aber wird die Gestalt ver¬
so ablenkt, daß man schließlich kein Wort
schoben, ihrer skeptischen Ironie beraubt
versteht, so ist das eine alte, aber auch
und es bleibt ein etwas larmoyanter, nicht
schlechte Marotte der Regie (besonders bei
sehr erheblicher Geselle übrig. Weil Onno
Opern beliebt), der ich ungern begegne.
im „Grünen Kakadu“ das Furioso seiner
„Das ist keine Verlebendigung der Szene,
nervösen Leidenschaft ohne spöttische
(sondern ihre Mechanisierung. Das Wort
Hemmung ausleben darf, ist sein Henri
allein hat den Vordergrund zu beherrschen,
Sache des Regisseurs ist es, die vom Dich¬
#ter unbelebte Gruppe für den Zuschauer
unauffällig aus dem Kreis seiner Neu- und
Schaugier verschwinden zu lassen, ge¬
wissermaßen unsichtbar zu machen. In der
„Komtesse Mizzi“ spielte Herr Homma den
ungarischen Grafen mehr possenhaft als
komödienhaft (der Mensch, der hinter der
Lächerlichkeit steckt, blieb unsichtbar),
aber spielte ihn in seiner Art stark und
echt. Bei Lina Woiwode war es ähnlich,
mehr Maitresse als Komtesse. Ganz un¬
möglich aber, daß in diesem durchaus
österreichischen Stück, nur in der weichen
buhlerischen Wiener Luft denkbar und
möglich, Norddeutsche mit ihren harten,
eckigen Bewegungen und Redensarten die
österreichischen Aristokraten mimen.
Schrecklich. So muß es einem Schlesier
zu Mute sein, wenn ihm die Niese Gerhart
Hauptmann vorspielt und vorspricht. Aber
was bei dem Dichter der „Rose Bernd“
noch erlaubt ist, weil Schlesien weit ist
und wir in Wien sind, ist bei Schnitzler
geradezu sündhaft, eben weil wirin Wien
sind und Wien nicht auch schön zu er¬
O. M. F.
setzen brauchen.