III, Einakter 8, (Lebendige Stunden. Vier Einakter), Die letzten Masken (Der sterbende Journalist), Seite 21

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8. Die letztensken
standsschilderung völlig zurück. In dieser sind so viele seine Spitzen
angebracht, daß der nicht unbedingt mit jenen Dichterjünglingen durch
„Welt und Wissen.
Dick und Dünn gehende seine Freude darau haben muß. Gespielt
D
Theater in Köln.
wurde das Stück von Emmy Wyda, Hans Siebet und Rud. Schaper
recht flott. Die erstere muß noch mehr Gewicht auf eine dentliche
O Im Alten Stadttheater sahen wir gestern drei Neuigkeiten:
Zwei Einakter von Arthur Schnitzler und einen von dem Frau¬
Daisy ist eine Komödie mit drei Hochstaplern als Helben, die
zosen Tristan Bernard in der Uebersetzung von Wolff=Jacoby.
sich auf der Rennbahn zusammengefunden haben. Zwischen zweien,
Die letzten Masken nannte sich das erste Schauspiel, das mehr
Charley und Dago, bricht wegen einer „Dame“ ein Streit aus. Ein
durch die ausgezeichnete Wiedergabe als durch seinen Stoff anziehend
Kriminalbeamter sucht die Taschendiebe dadurch zu fangen, daß er
wirkt. Die letzten Lebensstunden eines armen Jourualisten, den sein
an denselben Ort, wo schon ein Ueberzieher beraubt worden war,
Mißerfolg im Leben zum heimtükischen, neidischen und rachsüchtigen
einen anderen als Lockvogel hinlegen läßt. Charley, der die Falle
Menschen gegen seinen vom Glücke begünstigten Freund hat werden
gleich durchschaut, freut sich mit einem Genossen, daß sein Feind und
lassen, bilden den Gegenstand der Handlung. Einem ebenfalls im
Nebenbuhler darauf hereinzufallen droht, singt aber im letzten Augen¬
allgemeinen Krankenhause untergebrachten, dem Tode geweihten
blicke, als die Kameradschaft, das instinktive Gefühl der Zusammen¬
Schauspieler gesteht er, seine letzte Genngthnung beim Abschied von
gehörigkeit die persönliche Feindschaft besiegt, die Dacresche Melodie
seinem verfehlten Leben werde es sein, dem früheren Freunde die
des Daisy, das Warnungssignal für nahende Gefahr. Die Gauner
Vergangenheit seiner Frau zu enthüllen. Aber als der herbeigernfene
wurden von Rud. Leyrer, Jul. Stetiner und Willy Benthien charak¬
Gatte, der Dichter Alexander Weihgast ihm freundliche Worte des
teristisch dargestellt. Köstliche Nebenfiguren gaben der Jockey Bearns und
Vorwurfes sagt, daß er sich in seiner Not nicht an ihn gewandt
sein Freund und Dolmetscher Sharpey ab, in denen man Rud. Wein¬
habe, da wird er besiegt von dem Wohlwollen des andern und nimmt
mann und Hans Marr nur mit Hülfe des Zettels wiedererkannte.
sein beabsichtigtes Gestandnis mit sich aus dieser Welt. Psychologisch
Beide sind zweifellos sehr begabte, vielseitige Künstler, die die ver¬
ist das Stück nicht unwahrscheinlich, aber ein Gefühl der Be¬
schiedensten Charaktere individuell verarbeiten, in ihrem ganzen Wesen
friedigung läßt es gerade nicht aufkommen. In dem elenden Helden
erfassen und wiedergeben, so daß man nicht ihr eigenes Sein unter
sowohl wie in dem totkranken, aber an sein nahes Ende nicht
der Maske erkennt. Von den neuen Kräften besitzen auch besonders
glaubenden Schauspieler schufen die Herren Haus Marr und Rudolf
noch Hans Siebert und Rud. Schaper diese höchste Kunst des Schau¬
Weinmann Typen von einer meisterhaften Realistik. Auch die
spielers. Das Publikum zeigte sich für den Abend durch reichen
anderen kleineren Rollen wurden von Oskar Borcherdt (Weihgast),
Beifall sehr dankbar.
Rich. Aßmann und Georg Kiesan (die beiden charakterverschiedenen
Aerzte) und Frl. Marie Palik (Wärterin) entsprechend verkörpert.
Ein feines, satirisches Lustspiel Schnitzlers, in dem nur drei Personen
mitwirken, ist Literatur betitelt. Es ist eine Persiflage auf die
(vornehmlich Wiener) Kaffeehausdichter und =Schriftsteller. Aus ihrem
Kreis holt ein Baron sich eine junge Witwe, Margarete, um sie
zu heiraten. Sie hatte aber ein Verhältnis mit einem jener Schrift¬
steller unterhalten, die mehr durch Blasiertheit und Selbstberäuche¬
rung sich auszeichnen als durch ein tüchtiges Können. Dieser Gilbert
hat in einem Roman, der nach seinem Grundsatz nur Selbsterlebtes
bieten darf, den Briefwoechsel zwischen ihm und seiner Freundin Mar¬
garete veröffentlicht, denselben, den auch diese in ihrem in einigen
Tagen herauskommenden Roman hat abdrucken lassen. Der Baron
vertritt den gesunden Menschenverstand, der all den Extravaganzen
der kleinen aufgeblasenen Uebermenschenwelt abhold ist. Die Hand¬
lung ist aber hier nur Mittel zum Zweck und tritt gegenüber der Zu¬