III, Einakter 8, (Lebendige Stunden. Vier Einakter), Die letzten Masken (Der sterbende Journalist), Seite 37

New-Yorker Staats-Zeitung, Mittwoch den 30. Dktober 1907.


Gerichte, Idaß
Sauermann spielte denkranken Journali¬
Theater und Musik.
lässigte, je¬
sten, wie ihn Schnitzler, der scharfe Di¬
issperrte so¬
Deutsches Theater.
agnostiker der Gebrechen des Leibes und
au gelangen
der Seele erschaut. Pathetisch lebenswahr,
Der gesirige „literarische“ Abend war
n Zahltgen
ergreifend dramatisch und doch nirgends
der stärkste Trumpf, den bisher unser
ng für 5000
widerwärtig pathologisch, im richtigen Ge¬
Deutsches Theater ausgespielt hat.
Es
hl nur 4500
fühl vor der unschönen Linie stehen blei¬
war zwar nur ein Schriftsteller, welcher
owers sellte
The Magnitude
bend, welche der Dichter Schnitzler den
in drei Einaktern zu Worte kam, aber
achlässigt zu
Arzt nie überschreiten läßt. Herr Burg
täglichszum diese Einakter enthalten einen Mikrokos¬
Splendid Eg
fand eine, Rührung und Lächeln auslö¬
mus, eine ganze Stala verschiedenartiger
ick entschied,
sende, tragikomisch=natürliche Note für
Bühnenwirtung. Arthur Schnitzler, der
res abgesetzt
den „Schauspieler“ Herr Marlow be¬
Begabteste aus dem Kreise ### modernen
ung des g
währte sich in der Rolle des Schriftstellers,
Wiener Dramatiker, ist aus der naturali¬
erechtigt sei.
Herr Weigert gab dem jungen Spitalarzt
stischen Schule hervorgegangen, hat aber
r Anhänger
eine intelligent sympathische Physiogno¬
Anheuse
auch so stark unter dem Einfluß der an¬
nid jetztfist er
mie und in kleineren Rollen waren Frau
muthigeren Romanen gestanden, daß sich
Neuendorff und Rudolf Meinert am
bei ihm alle grellen Accente zu einer eigen¬
= Disfritts¬
Platze. Herr Baumfeld hai den Einakter
artigen Melodik dämpfen. Gleichzeitig ist
Kapitäß der
stimmungsvoll inszenirt.
er der absolute Meister des feinen geistvol¬
Bre
mente, ist
Größere Anforderungen an den sorg¬
len Lustspieleinatters, in welchem er die
des zweiten
Franzosen und sogar den talentvollen
fältigen Fleiß und an die Mittel der Regie
Major Vi¬
Hartleben übertraf, und hie und da hat
stellt „Der grüne Kakadu“ der zur Zeit
rt het und
exites the wonder and
er auch einmal einen erfolgreichen Ver¬
der französischen Revolution spielende Ein¬
ht,
auch
such in der Malerei eines in kleinem Rah¬
alter, welcher, was den Aufwand von
ämmission.
men figurenreich ausgeführten historischen
Kastümen betrifft, als die piéce de
len Round¬
Genrebildes gemacht. Diese seine drei
nistauen des Abends gedacht war. War
r. erlag ge¬
Its Storing
in „Die letzten Masken“ ein einziges Men¬
grundverschiedenen und sämmtlich inte¬
andcunden.
ressanten Manieren waren in den Darbie¬
schenschicksal im supremen Moment erfaßt
littgals in
ArreT T ee e
tungen des gestrigen reichhaltigen. Abends
und zu allgemein symbolischer Bedeutung
ARE
Keid am
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vertreten.
TeREAT
ausgestaltet, ist es Schnitzler im „Grünen
S
Kakadu“ darum zu thun, in den Rahmen
Arthur Schnitzler ist der Sproß einer
ochn alten
0
eines Einakters ein großes Kulturbild hin¬
namhaften Aerztefamilie und selber Arzt.
pier einge¬
einzupressen, und zwar auch in illustriren¬
Als solcher hat er dem Tod in mancherlei
Toiletten¬
der Kontrastwirkung. Das vom Wurm
Form in's Auge geschaut mit der Men¬
Schanz in
1
der inneren Verderbtheit zernagte und in
schenliebe des Arztes, welcher ein Helfer
den, sie ist
sich verfallende Aristokratenthum, des
Frau, die#it, und gleichzeitig mit dem noch tiefer
ee S
exceeds thatof any twobn
greifenden Ahnungsgefühl des Dichters,
ancien régime und das französische Volk,
en konnte,
dem keines Menschen Seele fremd ist. Der

der junge Riese, der sich mit brutaler
Fundorte
world and suppliesthenec
Tod ist häufig allgegenwärtig in seinen
Kraft als Revolutionsungeheuer erhebt.
ear
Dramen, der Gedanke an ihn kling selbst
Etwas Satire steckt darin, daß Schnitzler

fann von
facilities to lager beer
aus dem reizenden Leichtsinn seiner „sü¬
1211
als den Schauplatz dieses Stückes eine
rmser im
ßen Mädels“, als Dominante aus dem
merkwürdige Kneipe wählt, den „Grünen
hn, wurde
months to insure full mat
Dreiklang heraus, in welchem neben ihm
Kakadu“ der fast den Eindruck eines Ur¬
von einer
süßes Lieben und lustiges Leben erzittern
bilds des jüngsten europäischen „Cabaret“¬
In „Die letzten Masken“, dem „Schau¬
Unwesens macht. Beim vormaligen Thea¬
spiel“, mit welchem der gestrige Abend
terdirektor und jetzigen Kneipwirth „Pro¬
eröffnet wurde und welches Schnitzler's
sper“ versammelt sich anno 1789 all¬
Anheuser - Busch
n die
jüngstem Einakter=Cyklus „Lebendige
abendlich die geputzte Pariser Lebewelt,
Cerked or Tir Appod.
te Grand
Stunden“ entnommen ist, finden wir den
die schon so schlaff geworden ist, daß sie
#de gestern
tändelnden Eros, welcher in Schnitzler's
St. Louis, U. S
eines starken Nervenlitzels bedarf, nämlich
des Ober¬
„Anatol“= und „Reigen“=Serie die Haupt¬
der schaurigen Mordgeschichten, welche
n lichtete
rolle spielte, ganz ausgeschaltet: nur eine
ihnen Vater Prosper's „Künstler“, recht
Ansprache
Antithese von Leben und Tod bleibt übrig.
verbummelte Subjekte, vormimen. Selbst
bezog sich Nicht grimmig, wie sie ein nordischer
ein richtiger Galeerensträfling, welcher
nisse und Schriftsteller gestaltet hätte, sondern müde
eine Tante umgebracht hat,sist in der
wie der
und matt in der Grundstimmung und
„Künstlerschaar“ willkommen, und die
2
Kriminal¬
nicht ohne ein versöhnendes Moment; denn
Herren Aristokraten finden es lustig, wenn
lgemeiner
selbst der Haß, welcher bis zur Todes¬
diese canaille, die kommenden Schreckens¬
besondere
stunde dauert, sintt vor der Gewißheit des
männer, sie en ennaille behandelt. Das
„Kneipwirth“, Herr Mauth als der gender Weise entwickelt. Der Einakter #
ury erfor¬
Todes in Nichts zusammen. Das Stück
ist krause, aber in ihrer gegensätzlichen
Sträfling, Frl. Richter als die historische
enthält Bombenrollen, die von Frl. Hofer,
(mit wel¬
spielt im Krankenhaus, wo der „Journalist Wirkung sehr eindringliche Milieuschilde¬
„Marquise“. Frl. Hofer als die kokette
welche die Schriftstellerin sehr launig
brauch ge¬
Rademacher“, ein Mann von Talent, der rung. Ein recht origineller Hintergrund,
Schauspielerin, um die sichtdie Handlung
spielte, von Herrn Weigert, der für den
die Worte
D
im Leben es nie zu etwas gebracht hat, von dem sich aber vielleicht nur zu viele
dreht, ferner die Damen Cässani und Eg¬
„Baron“ die nöthige Eleganz, aber auch
ige Grand
sterbend darniederliegt. Das müßige Ge= Gestalten abheben, als daß sie einzeln
5
gert als zuthunliche Kndipenkünstlerinnen,
den Trott'l=Unterton fand, und gar erst
e Behörde,
plauder eines anderen Todeskandidaten, plastisch hervortreten könnten. Die Haupt¬
sowie die Herren Winds, Liebl und einige
von Herrn Burg, welcher in der Rolle des
sie genü¬
des Schauspielers Jackwerth, welcher nicht handlung ist dramatisch, aber ein wenig sandere geben gut differenzitte schauspiele¬
Literaten eine Figur von überwältigender
aber eine
weiß, was seiner harrt und daher lustig im Genre der dramatischen „Cabaret=rische Leistungen, in einem Stück, in dem
Echtheit und humorvoller Komik kreirte,
werde,
seine „Genesungspläne“ macht, läßt in Schlager“ „Henri“, der „Star“ der Spe¬
die Darsteller großentheis nur auf
ganz prächtig dargestellt. Das flotte
kamit keine
Rademacher den brennenden Wunsch er= lunke spielt ein paar adligen Laffen und
Augenblickseffekte angewiesen sind. Da¬

Tempo des Spiels ist der Regie des Herrn
wachen, noch einmal den Mann zu sehen, einer durch verschiedene Stadien der
Stück hatte rauschenden Erfolg.
Burg zu kreditiren.
pet
den er im Leben am meisten beneidet und Lüsternheit hindurchgegangenen Marquise
Wie ver¬
K#
Den lustigen Beschluß des in seiner
Lachend wurde das Publikum aus einer
gehaßt hat, seinen einstigen Freund etwas vor, wovon selbst die Mitakteure
dem Mit¬
N
Bühnenwirkung sich in aufstigender Linie
mit ganz ungewöhnlichen Beifall aufge¬
Alexander Weihgast, der ein verühmter nicht wissen, ob es bloß Schauspielerei
tsbehörde,
an
bewegenden Abends machts „Literatur“
nommenen Vorstellung entlassen, in wel¬
Schriftsteller geworden ist, während er als oder Wahrheit ist: er thut, als habe er
brow er¬
lba
eine feine und dabei ungenein amüsante
cher die ausgezeichnete Truppe bisher ihr
Journalist verkümmerte. Er will dem einen „Herzog von Cadignac“ bei seiner
et waren,
den
Bestes gegeben hat.

Komödie aus der Schriftstellerwelt, in
Glücklichen entgegenschreien, daß er, der Liebsten überrascht und ihn ermordet.
von Dis¬
am
welcher die Autoren gegeßelt werden,
Heute Abend geht das so erfolgreiche
Unterliegende im Lebenskampf, einst die Allmählich tagt es in ihm, daß seine Ge¬
erwidern.
Ha
welche ihre „lebendigen Stunden“ für
Lustspiel „Die große Gemeinde“ nochmals
ses „Glücklichen“ Weib besessen hat, in
venport's
liebte ihn wirklich betrogen. Der Herzog
den
Romane ausschlachten. Eise Literatur¬
in Scene. Vielfachen aus der Umgebung
letzter Stunde will er über den Glücklichen erscheint mit dem Janhagel, der eben die
dem Dr.
ber
beflissene mit längerer Vestängenheit —
von New York an die Direktion gerichte¬
triurphiren. Sogar eine Art Probe die¬
seiner Re¬
Bastille erstürmt, und der Schauspieler
weis
ten Wünschen zufolge ist für die Sams¬
sie ist einem Fabrikanten dürchgegangen,
ser Szene veranstaltet er mit dem Schau¬
port Mit¬
stürzt auf ihn zu und stößt ihm nun wirk¬
tag Nachmittags=Vorstellung das lustige
hat sich dann mit einem Müchener Lite¬
spieler, der bis zum Schluß seine ge¬
lich den Dolch in die Brust, zum Entzücken
Stück „Coulissenzauber“ auf's Repertoire
raten „ausgeliebt“ und steht im Begriff,
schminkte Scheinwelt und ihre Gepflogen¬
der sadistischen Marquise, welche mit
sich einen spottliebenden V###in aus Wien gesetzt worden, um auch jenen Kreisen, für
9
heiten nicht vergißt. Aber, als dann der
Wollust den Eindruck eines echten Todes
für eine zweite Eye einzufangen — hat welche der Besuch einer Abendvorstellung
san
Frachtzü= berühmte Schriftsteller erscheint, so klein¬
kampfes in sich aufnimmt. Herr Marlow
einen Roman geschrieben, in dem sie wört¬
n5r
im Deutschen Theater mit Schwierigkei¬
r N. J.lich und alltäglich in der eben noch benei¬
hat für dieses Stück Wunder in der
lich ihren Liebesbriefwechsel mit dem Mün¬
ten verbunden ist, Gelegenheit zu geben, Mal

### pepm #iet In
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