III, Einakter 8, (Lebendige Stunden. Vier Einakter), Die letzten Masken (Der sterbende Journalist), Seite 41

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8. Die le zten sken
Dew Horker EScho. —000
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verlangen) Der ganze Rialto würde zu¬
lers sonderartigsten und kühnsten Arbei¬
zuerst nicht ganz leicht seine Auswahl
#teu zählende Revolutions=Stück „Der
gegen sein, denn nichts freut einen Mi¬
zwischen dem, was hier gespieltes, oder
men so sehr, Us wenn ein Direktor was
grüne Kakadu“ Ganz gleich, ob der Au¬
nur geschauspielertes Bühnentreiben war,
„aus der Armenlasse“ abkriegt.
tor die unter dieser zoologischen Abnormi¬
treffen zu können schten, athmete denn
tät von Titel verstandene Pariser Schau¬
In Albanydwird an höchster Stelle
auch bei der, im Schluß ein wenig an die
wieder mal für Abschaffung der soge¬
bühnen=Speinnte oder, wenn dies besser
Pagliacei“ erinnernden doppelten Büh¬
nannten Sacred Copcèrte agitirt.
klingt, Spelunten=Schaubühne des wacke¬
nen=Hetzjagd mit einem unverkennbaren
ren „Prospere“ frei erfunden hat, oder
Mit ihrem Plate, die Academy of
Befreiungs=Vergnügen auf, das sich
Music in Philadelphia zu kaufen, werden
ob er mit ihr auf dem Boden historischer
prompt in einem halben Dutzend und
die Herren Kuiv und Erlanger wohl kei¬
Ueberlieferung aus einer Zeit steht,
mehr, schließlich selbst den Direktor vor
nen Erfolghaben, obschoy ihr Angebot
weiche allerdings die unglaublichsten Blü¬
sich her auf die Bühne fegenden Hervor¬
then und Blasen trieb: er hat mit dem
auf 81,198,000 gelautet haben soll. Die
stürmen Luft machte. Dieselben erinner¬
Aktionäke wollen nicht.
Stuck so leck, so fest und so massengriffig
ten unwillkürlich an die Echtheits=Gewalt
in den Revolutions=Beginn hineingepackt,
(In Philadelphia ist, in Alter von
derjenigen, welche einst das nämliche
91Jahren, der einst außerordenklich tüch¬
daß man thitsächlich, wenn auch kein hi¬
Haus nach dem dritten Akt der Conried'¬
storisches Gemälde, doch mindestens ein
tige Klarinettist Wilhelm Stoll gestorben.
schen „Weber“=Premiere, — „lang, lang
historisches Kinematograph vor sich zu ha¬
ist's her!“ — erschütterten. Und wie die
ben und von der Bühne auf sich eindrin¬
damaligen neben den „Solisten", gleich
Shnmialimitsmmmmalmmmmmeammmmnmalmmntte
gen zu sehen vermeint.
In so bei aller
stark dem die Möbel des Fabrikanten
Krausheit (Schnitzler selbst nennt das
Dreißig demolirenden Ensemble galten,
Deutsches Theuter.
1

Stück eine „Groteske“) seiner Vorgänge
so thaten die diesmaligen, neben den Da¬
Summmmamminesimmimsmmmesmmmmammmunte
diese und mit ihnen den Zuschauer zwin¬
men Hofer und Reicher und den Herren
genden Weise stößt der Autor die Ele¬
Marlow, Weigert, Collot, Winds, Sauer¬
Ein Schnitzler=Abend, und wie gleich
mente seiner schier chaotischen Handlung
mann und Liebl das Nämliche gegenüber
hinzugesetzt werden muß, ein Schnitzler¬
und seines fiebernden Milieus, sowie die
dem die Bühne in der Schlußszene mit
Ehrenabend, — und ein Ehrenabend un¬
sie bald tragenden, bald durchkreuzenden
einem ganzen Urbrei von Köpfen, Stim¬
seres neuen deutschen Theaters dazu!
Personen, deren der Zettel volle zwanzig
men, Gliedern und sonstigem Meininger
Mehr hätten wahrlich selbst die hochnoth¬
Redende aufweist, durcheinander und in
Zubehör überschwimmenden zur neuen
peinlichsten Ansprüche nicht fordern, mehr
diesem Durcheinander vor sich her, daß
Freiheit erwachten Volkes von Frankreich.
die wohlwollendsten Erwartungen nicht
man schließlich, wie aus einer Phantas¬
Den Schluß dieses Wiener Schnitzler¬
hoffen können. Und doch war es diese
wagorie von wirklichem und gespieltem
Menus bildete, wie sich's gebührte, ein
dreifache Signatur, in welcher, gleich
Theater=Rummel zu sich zu kommen
Dessert. Ein leichtes und mit vollende¬
siegreich auf der dreifachen Linie, der eine
glaubt. Schließlich, d. h. wenn der Vor¬
ter Leichtigkeit in Spiel und Dialog von
Novitäten=Abend des vorigen Dienstag
hang über dem Jubelgeschrei ob der er¬
dem Trio Hofer, Burg und Weigert kre¬
am Irving Place stand. Als Schnitzler¬
stürmten Bastille und einem vom Ple¬
denztes Wiener Dessert: „Literatur".
Abend brachte er zunächst wirklich drei
bejer=Schauspieler „Henry“ (Herr Wei¬
Ein beständiges Lächeln lag über den
auf dem New Yorker Theaterboden ab¬
gert) wirklich ermordeten wirklichen
fünfundzwanzig Minuten, welche das rei¬
solut neue Neuheiten. Nicht genug da¬
„Herzog von Cadignan“ (Herrn Mar¬
zende Ding in Anspruch nahm. Lächeln
mit, zeigten diese drei Neuheiten den am
low) niederfällt und man gewahr wird:
auf der Bühne Seitens der drei Darstel¬
Irving Place bereits von drei früheren
daß sich das Pennen=Tingeltangel da im
ler, und Lächeln im Zuschauerraum über
Stücken,
„Vermächtniß“ „Freiwild“,
Handumdrehn zum großen historischen
den Leckerbissen von Stück, wie über die
wenn auch nach den
Revslutions
Cabaret ausgewachsen hat
Anmuth, mit der er von dem weiblichen
unvergleichlichen „Liebelei"=Vorstellungen
und daß die
von Frl. Reicher in schier
Mitglied dieses Baumfeld'schen Lustspiel¬
mit der Sorma ein wenig in absteigender
unheimlicher
Weise veranschaulichte)
Kleeblatts erster Güte servirt wurde, wie
Linie, doch darum nicht weniger als erst¬
Schluß=Hysterie der „Marquise Severine
über die portraithafte Charakteristik fein¬
rangigen Modernen erkannten und an¬
von Lansac“ dem Beginn einer Historie
sten Calibers, mit welcher hier die beiden
erkannten Wiener Bühnendichter in
gilt, die ihr sehr bald an den eigenen
Männer ihren „Literatur"=Kampf um
duerchaus neuem und vortheilhaftesten
schönen Hals gehen wird. Das Publi¬
ihr schöneres Drittel auskämpfen.
Licht. Und endlich kam im Dienst dieser
kum, das trotz seines Elite=Charakters
Udo Brachvogel.
glänzenden Schnitzler=Musterkarte neue¬
en Datums auch ein wahrhaft glänzen¬
der Theater=Abend zu Stande. In der
That ein so brillanter Theaterabend, daß
die Aufführung der literarisch, wie dra¬
matisch gleich sehr voneinander abstechen¬
den Einakter. — „Die letzten Masken“.
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„Der grüne Kakadu“, und „Literatur“!
unter der gleichfalls dreifachen Regie
der Herren Baumfeld, Marlow und Burg
unser New Yorker deutsches Theater in
geradezu hoftheaterlichem Brillantlicht
erscheinen ließ.
Der Einsatz dieses Schnitzler=Trios
war in Moll. Und mehr als das, tieftra¬
gisch, aber auch tiefmenschlich zugleich.
So menschlich, wie das Bischen, was man
auf diesem von Bipeden belebten und be¬
herrschten Planeten Menschen=Leben zu
nennen pflegt, nur in seinem letzten und
darum allein schon wahrsten Licht zu er¬
scheinen vermag. Im Licht des Todes
selbst. Des großen Schluß=Auslösers und
Erlösers, der ohne irgend welche religiöse,
oder philosophische, oder sonstige rein äu¬
ßerliche Beihilfe, lediglich aus den letzten
Zuckungen eines sich eben noch auf's
Feindseligste zusammenkrampfenden Herz¬
Muskels heraus auch zum großen Ver¬
söhner, zum Sterbe=Erleichterer, zum
Sterbe=Verschönerer wird. Allerdings
kommt auch hier diese Erlösung insofern
von Außen, als das letzte große Um¬
schlagen eines „galligsten“ Hasses in
Verzeihen und Verstummen durch ein
versönliches Begegnen des sterbenden
Hassers mit dem Gegenstand seines Has¬
ses herbeigeführt wird. Aber diese Be¬
gegnung im Sterbezimmer des öffentli¬
chen Krankenhauses ist so sehr des Erste¬
ren eigenes Werk, daß auch das daraus
füt ihn erwächsende