III, Einakter 8, (Lebendige Stunden. Vier Einakter), Die letzten Masken (Der sterbende Journalist), Seite 43

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8. Die letzten Masken
BEIEE SAEEN
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Weigert, die Damen Hofer und Cassani, zwei hüb¬
Kleines Feuilleton.
sche Wienerinnen, boten erfreuliche Leistungen. Die Perver¬
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sität der Marquise, die Frl. Reicher gab, war so reizend
Frankfurt, 14. November.
und so peinigend zugleich, wie der Dichter es nur immer ver¬
at Deutsches Theater in New=York.] Aus Naw¬
langen konnte. — Von leichierer Ware bot Direktor Baum¬
sork wird uns vom 31. Oktober geschrieben: Regsamkeit
feld seinem Publikum „Kulissenzauber" und „Die
und das ehrliche Streben, die Bedürfnisse des hiesigen Publi¬
große Gemeinde“, die beide mit angenehmer Beschleu¬
nigung heruntergespielt wurden.
tsims gleichzeitig zu befriedigen und zu erziehen, lassen sich
der neuen Leitung des Deutschen Theaters nicht ab¬
sprechen. Hoffentlich erkennen die Deutschen New=Yorks dies
chich an und bringen ihre Anerkennung durch etwas häufige¬
ren Besuch zum Ausdruck. Die „Gespenster“=Aufführung
bewies, daß das Theater in Herrn Burg einen erfreulich
klugen und energischen Regisseur gewonnen hat, der es ver¬
stand, diese gewaltige Tragödie von der Väter Sünden in
eine so fein geschlossene einfache Form zu gießen, daß sie uns
Menschen alle unmittelbar anzugehen schien und uns deshalb
unmittelbar bewegte. Man hat dem modernen Drama oft
zum Vorwurf gemacht, daß es nur mit kleinen Menschen
spiele; oft mit Recht. Hier aber ist ein modernes Drama, in
dem doch ein starker Mensch steht, eine Frau, die nicht nur
Heldin des Stückes ist, sandern Heldin schlechtweg. Von einer
Künstlerin wollen wir diese Frau Alving sehen, die über ihre
Mitspieler hinausragt; leider hatte man die Rolle einer Dame
gegeben, die betrübend schwächlich wirkte, wo die
anderen
künstlerische Gestaltungskraft bewiesen, die Theater gab, wo
Oswald
die andern Leben gaben. Da war der
des Herrn Burg, eine feine und gescheite Leistung,
Herrn Sauermanns vollendeter Engstrand und vor allem
die in ihrer Frische prachtvoll verderbie Regine des Frl. Rei¬
cher. Diese Künstlerin war auch die einzige, der die erste
Vorstellung von Hebbels „Maria Magdalena“ auf ame¬
rikanischem Boden Interesse und Erfolg zu danken hatte; im
übrigen wollen wir über die beschämend unzulängliche Auf¬
führung das Tuch barmherzigen Schweigens ausbreiten. Frl.
Reichers Klara, wuchs mit der Handlung zu so packender
Größe, daß man doppelt den Wunsch empfand, es möge in
Zukunft die Hand eines verständigen Leiters der jungen
Schauspielerin dazu helfen, ihr künstlerisches Talent durch
noch feinere künstlerische Ausbildung ganz ungetrübt wirten
zu lassen. Den größten Genuß bot uns Direktor Baum¬
feld an dem „literarischen Dienstag dieser Woche mit
drei
enane den „Lepten Mas¬
ken“, Arunen Kakadu“ und „Literalur“, die
alle drei überraschend schön durchgearbeitet und herausgebracht
waren. Man kann über den literarischen Wert der beiden
letzterwähnten Stücke verschiedener Meinung sein, der „Grüne
Kakadu#bietet jedenfalls Darstellern und Regisseur die Mög¬
lichterk wirkungsvoller, ja glänzender Betätigung, und man
##t diese Möglichkeit hier aufs trefflichste ausgenutzt. Von
den Darstellern ist in erster Reihe wieder Herr Burg zu er¬
wähnen, der zuerst als Schauspieler im Krankenhaus und als
Bohémien am Ende zwei vorzüglich lebenswahre Gestalten
schuf. Auch die Herren Sauermann, Marlow und)