III, Einakter 8, (Lebendige Stunden. Vier Einakter), Die letzten Masken (Der sterbende Journalist), Seite 66

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8. Die letzten-Lasken
Telephon 17
D#.
„ODSLRVEN
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Wien, I., Concordiaplatz 4.
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(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus: Münenner Zei
vom:
F 1910
196120

sbesessen; er hält seine Rede erst probeweise anf Bestes unzweiselhaft als Baron Clemens in der
Magst du die Lüge noch so gut
in das Gewand der Wahrheit kleiden,
„Literatur“ geboten, in einer Rolle, die er vor
einen Lazarettgenossen; damit hat er sich aber sei¬
inen Groll bereits vom Herzen geredet, und als jacht Jahren schon im Residenztheater, allerdings
der Dümmste ist nicht dumm geung,
dann der Verhaßte vor ihm sitzt, bleibt er stumm
um beide nicht zu unterscheiden.
noch nicht so schlechthin unübertrefflich, gespielt hat.
diese Idee also ist gewiß nicht ohne tiefen Sinn,
Von Herrn Pepplers Gestalten war viellsicht
Bodenstedt.
aber doch auch reichlich erklügelt, ist Literatur im
der sterbende Journalist die schauspielerisch be¬
weniger erfreulichen Sinne des Wortes.
dentendste Leistung. In der Schlußkomödje—hät
Umso amnsanter ist dafür die Komödie „Com=ssch von den Herren besonders A. v. Düniecli
Schnißler-Abend.
iesse Mizzi“ (oder „Der Familientag“), dielals frech=liebenswürdiger junger-Fürst ausge¬
(Erstamfthrungen im Schauspielhaus am 14. Mai.)
den Abend mit echt Schnitzlerscher Grazie beschloß.lzeichnet. Ton und Stil der Eömtesse Mizzi hat
Die Einakterwelle, die vor kurzem über die Hof¬
Fr. Glümer mit der ihr eigenen unfehlbaren!
Korrekte, fromme= Seelen werden sich vielleicht ent¬
bühnen weggerolf ist, hat am Pfingstsamstag auch
Sicherheit getroffen. Und Frl. Schaffer hat die
setzen über den „sittlichen Abgrund“, der sich hier
das Schauspielhaus erreicht. Man vot einen
svor uns austut: ein Graf wird sentimental, weill Margarete (in der-„Literatur“) mit allen Vorz
Schnitzlerabend, und zwar hat man zwei
seine Geliebte, die zwanzig Jahre lang ihm undzügen ihrer Exscheinung und ihres Spiels,
von den vier Einaktern, die vor acht Jahren un¬
seiner Börse treu geblieben, einen jurchtbar jeschenldem sich Ern## und Schalkhaftigkeit glücklich misch¬
ter dem gemeinsamen Titel „Lebendige Stunden“Bürgerlichen heiratet; seine Tochter Mizzi be=sten, ausgestättet.
„R.)B.
im Residenztheater aufgeführt worden sind, zuszquert nichts so sehr, als daß sie die Geliebte ihres
sammen mit einer neueren, einaktigen Komödie
Vaters jetzt erst, beim Abschied, kennen lernt, und
vor die Premièrenkutsche gespannt. Und man
küßt sie zum Zeichen ihrer Sympathie auf die
hatte Glück damit. Die neue „Triole“ gesiel sehr
Wange. Diese Mizzi ist aber nich viel, viel
gut und wird daber wohl noch öfter in schlankem
schlimmer: sie hat von dem alten Freunde ihres
Trab die applaudierende Tribüne passieren.
Vaters, dem Fürsten Ravenstein, einen siebzehn¬
Freilich: genan genommen verschafft uns vonjährigen Sohn. Dieser Sohn, von dem sie nie kt¬
den beiden älteren Einaktern eigentlich nur
was wissen wollze (allerdings aus hörenswerten
noch das das reizend=boshafte Lustspiel „Lite¬
Gründen), wird ihr nun vorgestellt, und die Sache
ratur“ eine wahrhaft lebendige Stunde. Dieses
entwickelt sich so aussichtsreich, daß man die bal¬
Stückchen hat 1902 im Residenztheater das etwasdige Vereinigung von Vater, Mutter und Sohn
ungewisse Schicksal des ganzen Zyklus entschieden.
zu einer Familie hoffen dars. Vorher aber löst
Man hat sich an ihm von mancherlei Zweifelhaf=Mizzi noch innerhalb fünf Minuten mit vorbild¬
tem der drei andern Stücke erholt und ist dann licher Einfachheit ein zartes Verhältnis — ihr vor¬
mit positiven Empfindungen nach Hause gegan¬
läufig letztes — mit ihrem Malprofessor. Ein
gen. Auch am Samstag hat die treffende, abersbißchen viel Intimitäten auf einmal; aber die
nicht einen Augenblick verletzende Satire auf das lAnmut, mit der alle diese Dinge zu einem artigen,
Münchener und Wiener Kaffeehausliteratentum, lhunten Kranze geflochten sind und die Selbstver¬
die noch nicht das Mindeste von ihrer Frische undsständlichkeit, mit der sich die delikatesten Bande
Aktualität verloren hat, unsern Herzen gar wohllösen und knüpfen, hat etwas Entwaffnendes.
getan.
Man freut sich odentlich, daß es „auch so“ geht,
Etwas „vorgestrig“ mutet uns dagegen heute
wenn vernünstige Menschen tun, was ihnen ein
das Schauspiel „Die letzten Masken“ an.lwitziger Schriftsteller rät.
In technischer Beziehung ist es nicht gerade
Die von Herrn Direktor Stollberg eigen¬
muster= und meisterhaft, und die Idee ein ster=shändig inszenierte Aufführung hat vor allem den
bender, armer Journalist will vor seinem Tode Herren Waldau und Peppler, die in allen
einen berühmt gewordenen Kollegen durch diesdrei Stücken an exponierter Stelle standen, inter¬
Mitteilung vernichten, daß er einst seine Frau#essante Aufgaben gestellt. Herr Waldau hat sein!