III, Einakter 8, (Lebendige Stunden. Vier Einakter), Die letzten Masken (Der sterbende Journalist), Seite 67

M
8. Die letztenasken
Telephon 12.801.
„OBSERVER“
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genl, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausscitener Kunst- und Theater Anzeiger
18. MAl Mtchen
vom:
—Herr Günther=Braun die Partie des Siegmund.
Münchener Schauspielhaus. Ein aus¬
verkauftes Haus fand am Samstag ein Einakter¬
Abend von Arthur Schnitzler. Die Stücke sind
bunt zusammengewürselt. Eint düsterer, lief er¬
greifender, auf die Nerven gehender Einakter und
zwei lustige Stücke, voll des sonnigen Humors,
wie er Schnitzler eigen ist. Der erste Einakter
ist ein Schauspiel „Die letzten Masken“. In einem
Separatzimmer des Krankenhauses liegt der Jour¬
nalist Rademacher. Es sind seine letzten Stunden.
Er weiß es Und da er zurück denkt an sein
Leben, bewußt, wie er Großes hätte schaffen können,
wie ihm aber das Glück nie hold war, erfaßt ihn
Wut und Haß, vor allem auf den Freund, der
eine Null durch Glück es zum angesehenen erfolg¬
reichen Schriftsteller gebracht hat. Aber er kann
sich rächen. Eines hat er doch dem Freund ge¬
raubt, sein Weib. Und das will er ihm noch
offenbaren. Als dieser zum Besuche erscheint,
schweigt er aber doch. Aber aus seinen Zügen
mag er lesen, was der Mund verschweigt. Ein
junger Schauspieler, schwerkrank, aber seines Zu¬
standes nicht bewußt, ist Zeuge dieser Szenen.
Gierig studiert er die Züge des Sterbenden. Das
sollen prächtige Masken werden für sein neues
Engagement. Er ahnt nicht, daß es seine letzten
Masken sind. Die Herren Peppler und Waldau
geben einfach erschütternd die beiden Schwerkranken.
Die kleineren Rollen waren mit Luise Fischer und
den Herren Steiner und Sattler entsprechend besetzt.
Nach diesem düsteren Stück atmete man ordentlich
auf unter dem köstlichen Humor des Lustspieles
Literatur. Es ist eine urgelungene Satire auf
das Nachtcafé=Literatentum, auf jene hohlen Phrasen¬
drescher, deren „Geist“ erst in mitternächtlicher
Stunde bei der Zigarette erwacht, mit ihrer gegen¬
wärtigen Verhimmelung, wobei aber jeder nur sich
als den einzigen, wahrhaft Großen hält. Der Ein¬
akter werden von Fritzi Schaffer und den Herren
Waldau und Peppler äußerst munter gespielt. Die
folgende Komödie „Komtesse Mizzi“ könnte auch
„Die feine Familie“ heißen. Hier schießt der
Autor seine satirischen Pfeile auf jene Kreise der
sogenannten besseren Gesellschaft ab, die das Leben
von der angenehmsten Seite zu nehmen wissen.
Die Herren Peppler und Waldau gaben darin mit
vollem Erfolg zwei ältere Aristokraten mit „ge¬
sunder“ Vergangenheit. Marie Glümer und Ottilie
Gerhäuser spielten die weiblichen Hauptrollen aufs
beste. Recht elegant und flott zeichnete Herr von
Duniecki des Fürsten jungen hoffnungsvollen Sprö߬
ling. Direktor Stollberg hat selbst die Regie der
drei Einakter übernommen und mit oft bewährtem
Geschick alles getan, um die Werke in entsprechen¬
den wirkungsvollen Rahmen zu bringen. Arthur
Schnitzler hat an diesen Abend wieder einen vollen
Erfolg zu verzeichnen.
onn Lantalsin Die Diref-
box 34/7
Telephon 12.801.
44
„UDSERTER
1. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:BEHII
TAGBLAT7
10 S 1910
vom:
Das Münchener Schauspielhaus gab, wie unser Kor¬
kespondent schreibt, als Arthure
Hler=Abend die dreit
Einalter „Die letzten Maskentur und Kom¬
Mizzi“ Alle drei Werke hatten lebhaften Erfolg, den
stärksten „Literatur". Von den Darstellern zeichneten, sich besonders
Waldau und Peppler, sowie Fräulein Glümer ans.
„Rahab“, eine einaktige Oper von Clemens v. Franken¬
stein, Dirigent an der Berliner Hofoper, wurde von der Direktion
des Hamburger Stadttheaters (Geheimrat Max Bachur).
zur Uraufführung angenommen.