III, Einakter 8, (Lebendige Stunden. Vier Einakter), Die letzten Masken (Der sterbende Journalist), Seite 69

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8. Die letztenken
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amen für Zeitungs-Ausschnitte
Soncordiaplatz 4.
Ve-fretungen
pee Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
u. Nadrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork.
in, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ehne Gewähs).
Schnitt aus:
Der Hasnerist, Wien
20 MAI1910
vom:
MIMC
Das Schauspfelhaus brachte einen reizvollen Schnitzler¬
abend. Man hat die Einakter vor Zeiten schon im kgl. Residenz¬
theater gesehen. Sie werden sich an der neuen Kunststätte sicher
längere Zeit im Spielplane halten; zumal ganz ausgezeichnet
gespielt wurde. In den „letzten Masken“ fand Peppler für den
ohnmächtigen Grimm des im Krankenhaus sterbenden verkannten
Dichters echte Töne, wenn auch diese Gestalt noch reichere Dif¬
ferenzierungsmöglichkeiten bietet. Sein trockener Humor tat in der
Figur des Bohemiens Gilbert in der kräftig belachten „Literatur“
beste Wirkung, am glücklichsten war er jedoch als der über die
Heirat seiner Maitresse sentimental gewordene Graf, in der „Kom¬
tesse Mizzi“ deren Charakter Frau Glümer mit feinen Strichen
zeichnete. Den sich durch seine Heiterkeit über seine Lage hinweg¬
täuschenden totkranken Schauspieler gab Waldau glänzend. Den
Sportsmann und den Fürsten Ravenstein spielte er mit Eleganz
und einem diskreten, weltmännischen Humor. Den berühmten
Dichter in den „letzten Masken“ hat Lübau im ganzen richtig
gezeichnet; köstlich war Frl. Schaffer als schwabinger Literatur¬
weibchen. Frau Gerhäuser gab die ehemalige Ballettänzerin
im letzten Stückchen mit kräftiger Charakteristik und ihr Bräutigam,
der fesche wiener Kutscher, sah samos aus. Eßlair gab ihn. Für
Mizzis illegitimen Sprößling fand Herr v. Duniecki den
richtigen Ton liebenswürdiger Keckheit. Das Publikum war sehr
animiert.
Mit einem Festakt, dessen musitalische Leitung in den Händen
Ferdinand Löwes=Wien lag, wurde die „Ausstellung München
1910“ eröffnet. Die imposante, gewaltig ausgedehnte neue Musik¬
halle zeigte gute Akustik. — Das Hoftheater bietet in dieser
Woche den „Ring“ mit Heinrich Knote als Siegfried. Ist der
Andrang zu den Musikdramen zu ruhigen Zeiten außerordentlich,
um so mehr jetzt, da die Ausstellung und Oberammergau schon
große Fremdenströme herbeigeführt. Das neuerbaute Mario¬
nettentheater münchener Künstler eröffnete mit Poccis
„Zaubergeige“ erfolgreich. Das köstlich ausgestattete Bühnchen ist
für die volkstümlichen Kasperliaden fast zu vornehm. — Im
Volkstheater gastiert Frl. Brünner als Cyprienne. Diese
Hofschauspielerin wurde viel zu früh „a. D.“, als daß man sie
nicht recht oft noch „im Dienst“ sehen möchte. — Das Gärtner¬
theater ging von den en suite-Aufführungen des „Tugend¬
prinzen“ zurück zu der „lustigen Witwe", „Dollarprinzessin“
„geschiedeng Frau“, „Walzertraum“ u. a. Sie ziehen noch immer
in der techperamentvollen Wiedergabe, die sie am Gärtnerplatz
finden,)
O. Berger.