III, Einakter 8, (Lebendige Stunden. Vier Einakter), Die letzten Masken (Der sterbende Journalist), Seite 74

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8 Die-letzten Nasken

zugten ins Gesicht zu schreien, das seine Frau vor ihrer Verbindung
mit ihm seine Geliebte gewesen sei. Der Schauspieler veranlast
eine „Prode“ dieser Auseinandersetzung, indem er den Dichter spielt
Als dieser aber selbst kommt und nichtsahnend eine innige Anteid
nahme an dem fruheren Freund erkennen lätt, da versagt sich
Rademacher seine Genagtnung und nimmt das Geheimnes mit ins
Grab. Die einfache Handlung wird durch eine sehr geschickte
Tialogführung, die Starte Schnitzters, zu einem packenden Stück¬
chen Senschentebens gehoben, das in unserer Aufführung durch die
Herren Turrian (Rademacher), Kiesau (Jackwerty), Engels (Weih¬
gast), Meriktein und Satomon (Aerzie, von denen der eine Menschen¬
freund, der andere reiner Geschaftsmann ist) und Frau Lipfki
Welephon 12.801.

(Warterin) recht wirtungsvoll zur Tarstellung kam.
Die folgende Komodie Komtesse Mizzi hat den ironischen
Untertitel Der Famiientag, weil der Verfasser darin eine Menge
„ODSENVEN
Leute zusammendringt, die in intimen und verwandschaftlichen Be¬
ziehungen zu einänder stehen. Die Tiretheldin, Tochter des Grasen
Lnterr. beb. konz. Unternehmen für Zeitung¬
Pazmandh, ist mit ihren moralischen Qualitaten ein wurdiges Kind
Ausschuitte und Bibliographie.
ihres Vaters, dessen „Lolo“ den Flaker Wasner zu heiraten im Be¬
griff steht. Wadrend die Komiesse die Geheinmisse ihres Vaters
Wien, I., Conoordiaplats 4.
teum und töleriert, hat sie die ihrigen zu verbergen gewußt. Der
Vertretungen
Furst Ravenstein bringt ihr nun Lunseren Sohn“, einen siebzeyn¬
jährigen dummdreisten Bürschen, und den Malprofessor ver¬
In Berlin, Brüssel, Budapest, Chicage, Cleveland, Christiapia.
abschiedet sie, da sie es jetzt an der Zeit findet, den Vater
Genl. Kopennagen, London, Madrid, Mailand. Minncapolls,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockbolm, St. Peten:
ihres Sohnes zu ehelichen. Diese ganze gemischte Gesellschaft
burg, Toronto.
hat der Autor in dem Garten des Grafen ziemlich un¬
Gumichenfabe ehbt Ozwäh.,
geziungen nach einander zusammengebracht und dadurch
wechseinde, humöristisch wirkende Sitnationen geschaffen. Alles
Ausschnitt aus:
ist in die berühmte Wiener „Gemutlichteit“ getaucht, die
auch das Bedentliche leicht und als selostverständlich hinnimmt.
Die nicht mit Vorurteiten beschwerte Komtesse hatte in Frau Frey
1

Suzische Volszeitung
eine treffliche Tarstellerin gefunden, der die Herren Senden (Graß),
Tysing (Fuest), Aßmann (Sohn) und Frl. Garbler (Lolo) anregend
assistierten. Die Herren Göß (Professor), Ekert (Wasner) Willi und
Nitzgen (Gartner und Diener) machten sich in Nebenrollen verdient.
Eine Groteske nennt Schnitzler den Einakter Der grune
Katadu, #uchen Namen eine Pariser Spelunke zu Beginn der
— Das Kölner Schauspielhaus bot am Samstag einen
französischen Revolution trug. In diesem Lokal laßt ein Schau¬
Schnitzlerabend. Mit Hulfe des eklektischen Verfahrens hatte
spieldtrektor zur Erheiterung der Gaste, zu denen sich auch Mit¬
man Verschiebenen feiner Sammeleinatter Die letzten Masten,
glieder der
sogenaunten guten Gesellschaft einfanden, durch
Komkesse Mizzi und Der grüne Kakadu entnommen.
Schauspieler grufelige erdichtete Erlebnisse, Mord und Tot¬
Die Auswahl war insofern glücklich, daß sie den Tichter in
schlag mimen und erzählen. Es ist am Abend des 14. Juli;
möglichst verschiedenartigen Werichen vorführte; : Grunde drehen
1789, unmittelbar vor dem Bastiiensturm. Eine illustreg
sich Schnitzlers Werke ziemlich alle mehr oder weniger um das
Gesellschaft, darunter auch die Marquise von Lansac, hat sich ein¬
„suße Madel“, welchen spezisisch wienerischen Typ er geschaffen hat,
gesunden. Aber aus dem Scherz ist allmählich Ernst geworden!
wahrend der Ausdruck von Wolzogen stammt. Aber auch an sich
und besonders der Wiri trattiert die Gesellschaft it Ausdrucken,
betrachtet gehören die drei Sachen zu seinen besten Produktionen.
die so gemeint sind wie sie lauten. Der Schauspieler Heuri, der
Die letzten Masken führen uns in ein Krankenzimmer im
seine ungetreue Frau mit wahnwitziger Eifersucht umglbt, stürzt
Wiener Allgemeinen Krankenhaus. Daß Hospitaler ost der Schau¬
verstört herein und erzählt, daß er den Herzog von Cadignan er¬
platz von Tragödien in ihren Schlußalten sind, wird der dichtende
mordet habe, als er ihn mit seinem Weide überraschte. Es war!
Arzi wohl öfter zu verbachten Gelegenheit gehabt haben. Hier zeigt
eine irefflich gespiette Tragödie. Da wird ihm die Mitteilung, daß
er uns den sterbenden Journalist Rademacher im Gesprach mit
seine Frau tatsächlich mit dem Herzog verkehre, und als nun der
dem vergnügten Schauspieler Jnikwerth, den die Schwindsucht in
Herzog zurückkehrt, stößt er ihm den Stahl in den Hals. Gleich¬
acht Tagen unter die Erde bringen wird, ohne daß er davon eine
zeitg vertunden hereinsturmende Horden den getungenen Sturm
Ahnung hat. Rademacher hat sich sein Leben lang abplagen müssen.
auf die Bastille und unter allgemeinem Getose müssen die Herr¬
ohne auf einen granen Zweig zu kommen, und ist deshald eisersüchtig
schaften hartbedrangt das Lotal räumen. Schnitzter hat sich, wie
auf den ersolgreichen, früher ihm befreundeten Tichter Wethgast,
gesagt, hier einmat von einer neuen Seite gezeigt (das Stuck
als sie vom gleichen Ausgangspunkr ins öffemliche Leben kraten. Der
stammt aus 1899, und er tat es ausnahmsweise mit Erfolg
Neid des Journalisten hat sich in Haß verwandelt und er hat vor
Die Szene in von Anfang an sehr lebendig gehalten, wenngleich
seinem ande nur den einen Wunsch, dem vom Schicksal Bevor=““ sie nicht diel Abwechselung bringt; ihre Wirtung wird immer zum
guten Teil von der Ar
trefflich war. Bei der
zuhalten, will eine ge
Darsteller boten anerti
(Wirt), Götz (Henri),
Heber (Vicomte), Riesa
Frey (Marquise), Scho
von denen die beiden
der Kalaon vor Jahre
sich Tirektors Rémond
die äußere Ausstaltung
druck des Elends und
Garten der Komteß g
erschienene Publikum n