box 34/6
Kak
7. Der gruene Natur¬
der Stelle“, gewiß nicht mit fröhlichem
seinem Volke. Wohlgemerkt: wenn es an einem
en in Rede stehenden, in ihren Folgen
anderen Wege fehlt. Ist das nicht der Fall, und muß
Versuchen entschlossen hat, so geschah
eine bestimmte Aufgabe bedingungslos gelöst werden,
Grund der im Burenkriege einwandfrei
dann giebt es natürlich keinerlei Rücksichten für den
schimpfen. Otto Brahm aber könnte das geradezu
sitzlers „Liebelei" und
ehrenrührig finden, er könnte darob einen Beleidigungs¬
Grüner Kakadu".
prozeßanhängig machen. Wie immer, verdient er auch für
führung im Deutschen Theater.
diese Saison den Nichtentdeckungspreis. Paul Lindau hat
doch wenigstens ein jüingeres Talent den Berlinern
stet sich zur Hochzeitsfeier, zur Maien¬
vorgestellt, den Samosatanischen Lukian, der bloß
lingsum jauchzt das Land in Knospen
1800 Jährchen warten musjte, um entdeckt zu werden.
Ueberall grünt es, blüht es und duftet
Den Trinmph jedoch, jetzt schon zum fünften oder
Welt wird neu... nur die Weltstadt
sechsten Mal genau dasselbe Häuschen Premieren¬
mit. Auch in ihre Winkel dringt der
dichter in genau derselben Reihe vorzuführen, den
j, aber seine Kraft versagt an Ministerial-
läßt Otto Brahm von keinem andern sich be¬
schlagssäulen und Asphalt. Für die
streiten. Hauptmann, Sudermann, Schnitzler, Dreyer,
utet der Frühling nur: es staubt, es
Hirschfeld. Rien va plus. Es steckt ein großer Zug in
es gastet. Das Gasten ist die Er¬
dieser Selbstbeschränkung, in dieser eisernen Beharrung.
der das Theater seine Frühlings¬
Sie hat unbedingt etwas Spartanisches. Eine gewisse
Einzeln oder truppweise pilgern von
Aehnlichkeit zwischen Leonidas und Otto Brahm ist
päste herbei, um bei der Auskehr der
unverkennbar. Hundert Talente drängen sich sehnsüchtig
eimsen, was noch an Resten von Gunst
vor den heiligen Pforten des Deutschen Theaters.
rhaschen ist. Und nicht nur die Mimen
Brahm aber stirbt lieber an der Seite seines Georg
Stücke, die bei Seite gelegt waren,
Hirschfeld, als daß er mit einem Neuling lebt und
amal sich ans Rampenlicht und erinnern
siegt.
s Gastspiel an ihre Existenz. Wie die
den Anfang, so beherrscht die Neu¬
Nur nichts Neues, nur kein Wagnis, nun keinen
Ende der Saison. Dank diesem
Kampf. Lieber nochmals Sudermann und nochnmals
gesetz haben wir das Vergnügen, heuer
Schnitzler und zum dritten Male Schnitzler, als ein
Schnitzlers Christine sterben und
Ritt ins Unbekannte, als ein Ringen mit dem Publikum
ri morden zu sehen.
um neue Ziele, neue Menschen. Schnitzlers „Liebelei"
ist eine sichere, ganz sichere Sache, zu riskieren ist
ihnenleiter, einer wie der andere, dürften
damit nichts. Der erste Akt hat seine Reize für den
isten, wollte sie jemand Talententdecker
ästhetischen Menschen, die andren beiden Akte sind voll
nung tragen: breitere Fronten; verhältnismaßig vonne
Schützenlinien; Aufnahme des Feuers vom Eintritt in
die mittleren Entfernungen. d. i. etwa von 8—900 m
an, weil schon auf solche Entfernungen die Engländer
süßer Rührung, wie sie edlen Herzen behagt. Jedes
dieser edlen Herzen ist empört, wenn es draußen in
der Wirklichkeitswelt auf ein Mädchen stößt, das mit
einem „fremden Herrn“ in dessen Wohnung soupiert
und sich ihm hingiebt, ohne aufs Standesamt zu
rechnen. Aber im Theater rührt und begeistert das.
Und auch dadurch erfreut diese Christine, daß sie eine
der vertrautesten Bühnenerscheinungen ist. Ein Gretchen
en miniature. Man bleibt ganz auf gewohntem Em¬
pfindungsgebiet. Und daß der Faust dieses Gretchens
alles andere als ein Faust ist, hat gleichfalls seinen
Wert. Er fordert geistig und seelisch nicht die geringste
Anstrengung, dieser liebe, böse Fritz.
Irene Triesch giebt die Christine. Sie gehört zu den
Künstlerinnen, die nicht dick werden. Das will etwas
besagen für den, der im Laufe der Jahre fast alle Lieb¬
linge des Publikums aus dem Schlanken ins Rund¬
liche, aus der Grazie zur Putte oder auch zur Pute hat
wachsen sehen. Die Gunst des Publikums nährt, aber
diese Wirkung hat künstlerisch ihr Bedenkliches. Wenn
der Mime oder die Minin den menschlichen Normal¬
umfang allzu sehr überschreitet, sollte er nach Marienbad,
und da das auf die Dauer nichts hilft, mutigen
Herzens zu einer anderen Beschäftigung übergehen. Bei
einem Dichter oder Denker kommt es aufs Aeußere
nicht an, aber bei Bühnenerscheinungen kann ein Fett¬
zusatz verhängnisvoll wirken. Ich könnte Beispiele
nennen, unterlasse es aber, um nicht alle Fett¬
de
Kak
7. Der gruene Natur¬
der Stelle“, gewiß nicht mit fröhlichem
seinem Volke. Wohlgemerkt: wenn es an einem
en in Rede stehenden, in ihren Folgen
anderen Wege fehlt. Ist das nicht der Fall, und muß
Versuchen entschlossen hat, so geschah
eine bestimmte Aufgabe bedingungslos gelöst werden,
Grund der im Burenkriege einwandfrei
dann giebt es natürlich keinerlei Rücksichten für den
schimpfen. Otto Brahm aber könnte das geradezu
sitzlers „Liebelei" und
ehrenrührig finden, er könnte darob einen Beleidigungs¬
Grüner Kakadu".
prozeßanhängig machen. Wie immer, verdient er auch für
führung im Deutschen Theater.
diese Saison den Nichtentdeckungspreis. Paul Lindau hat
doch wenigstens ein jüingeres Talent den Berlinern
stet sich zur Hochzeitsfeier, zur Maien¬
vorgestellt, den Samosatanischen Lukian, der bloß
lingsum jauchzt das Land in Knospen
1800 Jährchen warten musjte, um entdeckt zu werden.
Ueberall grünt es, blüht es und duftet
Den Trinmph jedoch, jetzt schon zum fünften oder
Welt wird neu... nur die Weltstadt
sechsten Mal genau dasselbe Häuschen Premieren¬
mit. Auch in ihre Winkel dringt der
dichter in genau derselben Reihe vorzuführen, den
j, aber seine Kraft versagt an Ministerial-
läßt Otto Brahm von keinem andern sich be¬
schlagssäulen und Asphalt. Für die
streiten. Hauptmann, Sudermann, Schnitzler, Dreyer,
utet der Frühling nur: es staubt, es
Hirschfeld. Rien va plus. Es steckt ein großer Zug in
es gastet. Das Gasten ist die Er¬
dieser Selbstbeschränkung, in dieser eisernen Beharrung.
der das Theater seine Frühlings¬
Sie hat unbedingt etwas Spartanisches. Eine gewisse
Einzeln oder truppweise pilgern von
Aehnlichkeit zwischen Leonidas und Otto Brahm ist
päste herbei, um bei der Auskehr der
unverkennbar. Hundert Talente drängen sich sehnsüchtig
eimsen, was noch an Resten von Gunst
vor den heiligen Pforten des Deutschen Theaters.
rhaschen ist. Und nicht nur die Mimen
Brahm aber stirbt lieber an der Seite seines Georg
Stücke, die bei Seite gelegt waren,
Hirschfeld, als daß er mit einem Neuling lebt und
amal sich ans Rampenlicht und erinnern
siegt.
s Gastspiel an ihre Existenz. Wie die
den Anfang, so beherrscht die Neu¬
Nur nichts Neues, nur kein Wagnis, nun keinen
Ende der Saison. Dank diesem
Kampf. Lieber nochmals Sudermann und nochnmals
gesetz haben wir das Vergnügen, heuer
Schnitzler und zum dritten Male Schnitzler, als ein
Schnitzlers Christine sterben und
Ritt ins Unbekannte, als ein Ringen mit dem Publikum
ri morden zu sehen.
um neue Ziele, neue Menschen. Schnitzlers „Liebelei"
ist eine sichere, ganz sichere Sache, zu riskieren ist
ihnenleiter, einer wie der andere, dürften
damit nichts. Der erste Akt hat seine Reize für den
isten, wollte sie jemand Talententdecker
ästhetischen Menschen, die andren beiden Akte sind voll
nung tragen: breitere Fronten; verhältnismaßig vonne
Schützenlinien; Aufnahme des Feuers vom Eintritt in
die mittleren Entfernungen. d. i. etwa von 8—900 m
an, weil schon auf solche Entfernungen die Engländer
süßer Rührung, wie sie edlen Herzen behagt. Jedes
dieser edlen Herzen ist empört, wenn es draußen in
der Wirklichkeitswelt auf ein Mädchen stößt, das mit
einem „fremden Herrn“ in dessen Wohnung soupiert
und sich ihm hingiebt, ohne aufs Standesamt zu
rechnen. Aber im Theater rührt und begeistert das.
Und auch dadurch erfreut diese Christine, daß sie eine
der vertrautesten Bühnenerscheinungen ist. Ein Gretchen
en miniature. Man bleibt ganz auf gewohntem Em¬
pfindungsgebiet. Und daß der Faust dieses Gretchens
alles andere als ein Faust ist, hat gleichfalls seinen
Wert. Er fordert geistig und seelisch nicht die geringste
Anstrengung, dieser liebe, böse Fritz.
Irene Triesch giebt die Christine. Sie gehört zu den
Künstlerinnen, die nicht dick werden. Das will etwas
besagen für den, der im Laufe der Jahre fast alle Lieb¬
linge des Publikums aus dem Schlanken ins Rund¬
liche, aus der Grazie zur Putte oder auch zur Pute hat
wachsen sehen. Die Gunst des Publikums nährt, aber
diese Wirkung hat künstlerisch ihr Bedenkliches. Wenn
der Mime oder die Minin den menschlichen Normal¬
umfang allzu sehr überschreitet, sollte er nach Marienbad,
und da das auf die Dauer nichts hilft, mutigen
Herzens zu einer anderen Beschäftigung übergehen. Bei
einem Dichter oder Denker kommt es aufs Aeußere
nicht an, aber bei Bühnenerscheinungen kann ein Fett¬
zusatz verhängnisvoll wirken. Ich könnte Beispiele
nennen, unterlasse es aber, um nicht alle Fett¬
de