III, Einakter 7, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 17

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7. Der gruene Jakadu
Telephon 12
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(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus Hamburger Correspondent
vom:
0F7/99
DATESES
Kleines Feuilleton.
Vierte Montor-Vorlesung.
Es war ein interessanter Abschluß der Zyklusvorträge, der Künst¬
ler las Arthur Schnitzler... nicht den Verkörperer vom
charmanten¬
Mädels, wie wir ihn von den Bühnen
längst kennen, sondern einerseits den packend gestaltenden Dramatiker,
der uns in der einaktigen Groteske „Dergrune Kakadu“ gegen¬
übertritt, und andererseits Schnitzler, den Aestheten, der mit feinem
Pinsel sich auf zarteste Seelenmalerei versteht, nicht ohne seine
sattrischen Lichter überall sein berechnet aufzusetzen. Das novellistische
Selbstgespräch des „Leutnant Gust!“ ist für dieses bis ins Kleinste
klar herausgearbeitete Detail ein wundervolles Beispiel. Wieder
waren es unbekannte Werke, die Montor bot, und so bot, daß diese
letzte Vorlesung getrost als Höhepunkt der dieswinterlichen Dar¬
bietungen bezeichnet werden darf. Außerordentlich schwierig ist die Wie¬
fergabe des grünen Kakadu“. Diese Szenen in der Pariker Spelunke,
deren zweifelhafte Schauspieler ihren hocharistokratischen, perversen
Gästen Verbrechen vortäuschen, sind vom Dichter so bewegt gehalten,
daß das Verschwimmen von Schein und Wirklichkeit, wie es Schnitz¬
ler hier schildert, dem Hörer beim Lesen nur durch höchste Kunst so
lebendig vor Augen tritt, wie das gestern durch Montors Rhetorik
geschah. „Wirklichkeit geht in Spiel über, Spiel in Wirkichkeit“, es
bedarf der vorsichtigsten Stimmennuancierung des Einzelnen, um
dieses Maffenbild wirksam zu gestalten. Ein Ensemble guter Schau¬
spieler hat von der Bühne herab eine wesentlich leichtere Aufgabe,
und für den Regisseur wäre diese Szene dankbarstes Feld. Max
Montor zwang sich als Einzelner den hochdramatischen, satirischen
Stoff zu Willen und riß in jeder Phase den Hörer mit sich fort. —
Ein Kabinettstück der Vortragskunst bescherte er uns dann noch mit
„Leutnant Gustl“. Diese militärisch gefärbte Dichtung hat Schnitzler
den Abschied von seinem Regiment gekostet. Sie schildert die
Empfindungen und Gedanken eines jungen, leichtsinnigen Offiziers
während einer einzigen Nacht meisterlich, halb lachend. halb schluch¬
zend. Es ist ein prachtvolles Gemisch von Humor und Ernst, von
Todesangst, die sich in Lachen löst, von Blasiertheit, die Sich in Zorn
wandelt. Es ist wohl anzunehmen, daß nach der gestrigen Aus¬
grabung durch Montor mancher Vortragskünstler diese dankbare Szene
seinem Repertoire einreihen wird. Mit Spannung folgte das Publi¬
kum dem Künstler bis zum Schluß. Alle Farben ließ er spielen, las
mit sprühender Laune und zarter Weichheit, reizte zur Heiterkeit.
rührte zu Tränen — diese Leistung war Höhepunkt, war Festtags¬
geschenk. —
Der Zyklus ist zu Ende. Liliencron, Byron, Grillparzer
und Schnitzler reichten einander die Hände, gemeistert von Einem 1
nur, und von diesem einen Künstler in ihren wenig getannten Werken
uns nahe gebracht. Montors Vorlesungen sind lebensfähig, der Be¬
weis ist erbracht; in Zukunft gehören sie zum eisernen Bestand der
E. Gr.
literarischen Winterveranstaltungen.