K
7. Der gruene Jakadu
(Liest die meisten Zeitungen und ist das
bestorganisierte Bureau Deutschlands.)
Zeitung: Frankfurter Zeitung
Frankfurt a. M.
Ort:
Datum:
Kleines Feuilleton.
[Frankfurter Neues Theater.] Eine ganze Reihe
deutscher und österreichischer Theater haben heute, am 15. Mai,
Schnitzler=Feiern auf ihrem Programm. Man begeht
den 50. Geburtstag eines Dichters, der zu den Vielgeliebten
gebört, weil er selber die Menschen vielgeliebt. Und die Feier
ist nicht verfrüht: es ist nicht nötig, bei Schnitzler auf Alters¬
reife und =Weisheit zu warten, bei ihm, der immer reif und
weise war und seit zwanzig Jahren des Lebens immer wech¬
stende Erscheinungen zur Kunst verklärt hat. Ein Vers von
ihm summt auf: „Das Leben ist die Fülle, nicht die Zeit
und noch der nächste Augenblick ist weit.“ Wer Bücher liest
und das Theater besucht, kennt die Fülle dieses Fünfzigers
Jeder hat ihm zu danken, und jeder findet sich irgendwo in
seinen Menschen wieder. Man hat Schnitzler oft nachge¬
rühmt, er habe die Heiterkeit und die Melancholie des Wiener
Walzers, die Feinheit und Schmiegsamkeit höchster Kultur,
französische Anmut und deutschen Tiefsinn. Er hat weit
mehr; er hat seelische Zartheiten zum Tönen gebracht, die
vor ihm keiner auf der Bühne eingefangen, immer bestehende
nie enthüllte Beziehungen von Mensch zu Mensch hat er auf¬
gedeckt, in einem Wort oft, das herüberfliegt, Anker wirft
oder den Empfänger zu einer Demaskierung zwingt. Und
in hundert Gestalten hat er, ein rechter Dichter, gezeigt, wie
herrlich, wie grausam. wie lächerlich und erhaben das Leben
ist, heute so und morgen anders, wie Wille und Schicksal sich
schneiden, oder die wie die Verschwörung der Zufälle eine Bahn
beendet. „Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug,“ heißt es
einmal bei Schnitzler — dieses Wort könnte das Motto für
den „Anatol“=Zyklus sein, mit dem das Schauspiel¬
haus den Schnitzler=Tag beging, wie für die drei Einakter,
die das „Neue Theater“ zu Ehren des Dichters aufführte.
In dem brausenden Revolutions=Akkord „Der grüne
Kakadu“ sagt der Liebhaber geradezu: „Sein... oder
spielen... kennen Sie den Unterschied so genau?“ in den
„Letzten Masken“ wird das Spiel des sterbenden Jour¬
nalisten zum. Sein, die Probe zum erschütternden Erleben,
in der ironisch gefärbten Plauderei „literatur“ ist das
Hin und Her von Sein und Spiel mit spöttischem Achselzucken
abgetan. Das ausgezeichnete Ensemble=Spiel im „Grünen
Kakadu“ ist schon bei der ersten Wiedergabe in den Kammer¬
spielen vermerkt worden. Auch heute brachten die Schau¬
spieler, der Adel und das Volk von Paris einen eindrucks¬
vollen Chorus zuwege, aus dem sich die Herren Hellmer,
Reicher, Großmann, Graetz, sowie die Damen
Leiko und Goericke hervorhoben. Das Schauspiel „Die
letzten Masken", das vom Regisseur Dr. Pfeiffer äußerst be¬
hutsam auf die Bretter gebracht wurde, derart, daß nicht die
geringste Verschiebung der Linien den zugleich unheimlichen
und tragikomischen Charakter des Werkes gefährdete, wurde
gleichfalls zu einer würdigen Ehrung des Dichters. Herr
Großmann gab den Rademacher einfach=wahr und ver¬
mied jede theatralische Ausnützung, Herr Graetz befliß sich
in der Rolle des Masken studierenden, vom Tod gezeichneten
Schauspielers diskreter Zurückhaltung, ohne dem wunderlichen
Kauz das Menschlich=Interessierende zu nehmen, der kokette
und brusttönige Dichter wurde in der Vertretung des Herrn
Kuenzer zu einer fatal=wahrscheinlichen Gestalt, der Arzt
des Herrn Reicher überraschte durch sein wohlerwagenes
nüchternes Fachmenschen=Gebaben. Der Krankenhaus=Studie,
der man anmerkt, daß ein scharf beobachtender Arzt sie ge¬
schrieben, folgte die plauschige „literatur“. Hier führte Herr
Reimann die Regie. Er spielte den Gilbert mit dem
nötigen falschen Pathos des Auchdichters und der ehrlichen
Handfestigkeit eines Unbekümmerten. Herr Hellmer war
ein blonder, wienerischer, zungenfertiger Baron, Frl. San¬
gora dagegen ist für das verlogene Literaturweibchen immer
noch ein wenig zu herzig und zu naiv. —ck.
box 34/6
inhabitur.
Ausschnitt aus:
zeitung
vom: 16.
MAL 191e
Kleines Feuilleton.
[Frankfurter Neues Theater.] Eine ganze Reihe
deutscher und österreichischer Theater haben heute, am 15. Mai,
Schnitzler=Feiern auf ihrem Programm. Man begeht
den 50. Geburtstag eines Dichters, der zu den Vielgeliebten
gehört, weil er selber die Menschen vielgeliebt. Und die Feier
ist nicht verfrüht: es ist nicht nötig, bei Schnitzler auf Alters¬
reife und =Weisbeit zu warten, bei ihm, der immer reif und
weise war und seit zwanzig Jahren des Lebens immer wech¬
Wien
Syryuroi gegen den Licence der Wirtschaftsgenossen
F
selnde Erscheinungen zur Kunst verklärt hat. Ein Vers von
ihm summt auf: „Das Leben ist die Fülle, nicht die Zeit,
und noch der nächste Augenblick ist weit.“ Wer Bücher liest
und das Theater besucht, kennt die Fülle dieses Fünfzigers.
Jeder hat ihm zu danken, und jeder findet sich irgendwo in
seinen Menschen wieder. Man hat Schnitzler oft nachge¬
rühmt, er habe die Heiterkeit und die Melancholie des Wiener
Walzers, die Feinheit und Schmiegsamkeit höchstek Kultur,
französische Anmut und deutschen Tiefsinn. Er hat weit
mehr: er hat seelische Zartheiten zum Tönen gebracht, die
vor ihm keiner auf der Bühne eingefangen, immer bestehende,
nie enthüllte Beziehungen von Mensch zu Mensch hat er auf¬
eckt, in einem Wort oft, das herüberfliegt, Anker wirft,
r den Empfänger zu einer Demaskierung zwingt. Und
in hundert Gestalten hat er, ein rechter Dichter, gezeigt, wie
herrlich, wie grausam, wir lächerlich und erhaben das Leben
ist, heute so und morgen anders, wie Wille und Schicksal sich.
schneiden, oder die wie die Verschwörung der Zufälle eine Bahn
beendet. „Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug,“ heißt es
einmal bei Schnitzler — dieses Wort könnte das Motto für
den „Anatol“=Zhklus sein, mit dem das Schauspiel¬
haus den Schnitzler=Tag beging, wie für die drei Einakter,
die das „Neue Theater“ zu Ehren des Dichters aufführte.
In dem brausenden Revolutions=Akkord „Der grüne
Kakadu“ sagt der Liebhaber geradezu: „Sein... oder
spielen kennen Sie den Unterschied so genau?“ in den
„Letzten Masken“ wird das Spiel des sterbenden Jour¬
nalisten zum Sein, die Probe zum erschütternden Erleben,
in der ironisch gefärbten Plauderei „literatur“ ist das
Hin und Her von Sein und Spiel mit spöttischem Achselzucken
abgetan. Das ausgezeichnete Ensemble=Spiel im Grünen
Kakadu“ ist schon bei der ersten Wiedergabe in den Kammer¬
spielen vermerkt worden. Auch heute brachten die Schau¬
spieler, der Adel und das Volk von Paris einen eindrucks¬
vollen Chorus zuwege, aus dem sich die Herren Hellmer,
Reicher, Großmann, Graetz, sowie die Damen
Leiko und Goericke hervorhoben. Das Schauspiel „Die
letzten Masken“, das vom Regisseur Dr. Pfeiffer äußerst be¬
hutsam auf die Bretter gebracht wurde, derart, daß nicht die
geringste Verschiebung der Linien den zugleich unheimlichen
und tragikomischen Charakter des Werkes gefährdete, wurde
gleichfalls zu einer würdigen Ehrung des Dichters. Herr
Großmann gab den Rademacher einfach=wahr und ver¬
mied jede Theatralische Ausnützung, Herr Graetz befliß sich!
in der Rolle des Masken studierenden, vom Tod gezeichneten
Schauspielers diskreter Zurückhaltung, ohne dem wunderlichen
Kanz das Menschlich=Interessierende zu nehmen, der kokette
und brusttönige Dichter wurde in der Vertretung des Herrn
Kuenzer zu einer fatal=wahrscheinlichen Gestalt, der Arzt
des Herrn Reicher überraschte durch sein wohlerwogenen
nüchternes Fachmenschen=Gehaben. Der Krankenhaus=Studie,
der man anmerkt, daß ein scharf beobachtender Arzt sie ge¬
schrieben, folgte die planschige „literatur“. Hier führte Herr
Reimann die Regie. Er spielte den Gilbert mit dem
nötigen falschen Pathos des Auchdichters und der ehrlichen
Handfestigkeit eines Unbekümmerten. Herr Hellmer war
ein blonder, wienerischer, zungenfertiger Baron, Frl. Sax###
gora dagegen ist für das verlogene Literaturweibchen immer
noch ein wenig zu herzig und zu naiv. —ck
7. Der gruene Jakadu
(Liest die meisten Zeitungen und ist das
bestorganisierte Bureau Deutschlands.)
Zeitung: Frankfurter Zeitung
Frankfurt a. M.
Ort:
Datum:
Kleines Feuilleton.
[Frankfurter Neues Theater.] Eine ganze Reihe
deutscher und österreichischer Theater haben heute, am 15. Mai,
Schnitzler=Feiern auf ihrem Programm. Man begeht
den 50. Geburtstag eines Dichters, der zu den Vielgeliebten
gebört, weil er selber die Menschen vielgeliebt. Und die Feier
ist nicht verfrüht: es ist nicht nötig, bei Schnitzler auf Alters¬
reife und =Weisheit zu warten, bei ihm, der immer reif und
weise war und seit zwanzig Jahren des Lebens immer wech¬
stende Erscheinungen zur Kunst verklärt hat. Ein Vers von
ihm summt auf: „Das Leben ist die Fülle, nicht die Zeit
und noch der nächste Augenblick ist weit.“ Wer Bücher liest
und das Theater besucht, kennt die Fülle dieses Fünfzigers
Jeder hat ihm zu danken, und jeder findet sich irgendwo in
seinen Menschen wieder. Man hat Schnitzler oft nachge¬
rühmt, er habe die Heiterkeit und die Melancholie des Wiener
Walzers, die Feinheit und Schmiegsamkeit höchster Kultur,
französische Anmut und deutschen Tiefsinn. Er hat weit
mehr; er hat seelische Zartheiten zum Tönen gebracht, die
vor ihm keiner auf der Bühne eingefangen, immer bestehende
nie enthüllte Beziehungen von Mensch zu Mensch hat er auf¬
gedeckt, in einem Wort oft, das herüberfliegt, Anker wirft
oder den Empfänger zu einer Demaskierung zwingt. Und
in hundert Gestalten hat er, ein rechter Dichter, gezeigt, wie
herrlich, wie grausam. wie lächerlich und erhaben das Leben
ist, heute so und morgen anders, wie Wille und Schicksal sich
schneiden, oder die wie die Verschwörung der Zufälle eine Bahn
beendet. „Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug,“ heißt es
einmal bei Schnitzler — dieses Wort könnte das Motto für
den „Anatol“=Zyklus sein, mit dem das Schauspiel¬
haus den Schnitzler=Tag beging, wie für die drei Einakter,
die das „Neue Theater“ zu Ehren des Dichters aufführte.
In dem brausenden Revolutions=Akkord „Der grüne
Kakadu“ sagt der Liebhaber geradezu: „Sein... oder
spielen... kennen Sie den Unterschied so genau?“ in den
„Letzten Masken“ wird das Spiel des sterbenden Jour¬
nalisten zum. Sein, die Probe zum erschütternden Erleben,
in der ironisch gefärbten Plauderei „literatur“ ist das
Hin und Her von Sein und Spiel mit spöttischem Achselzucken
abgetan. Das ausgezeichnete Ensemble=Spiel im „Grünen
Kakadu“ ist schon bei der ersten Wiedergabe in den Kammer¬
spielen vermerkt worden. Auch heute brachten die Schau¬
spieler, der Adel und das Volk von Paris einen eindrucks¬
vollen Chorus zuwege, aus dem sich die Herren Hellmer,
Reicher, Großmann, Graetz, sowie die Damen
Leiko und Goericke hervorhoben. Das Schauspiel „Die
letzten Masken", das vom Regisseur Dr. Pfeiffer äußerst be¬
hutsam auf die Bretter gebracht wurde, derart, daß nicht die
geringste Verschiebung der Linien den zugleich unheimlichen
und tragikomischen Charakter des Werkes gefährdete, wurde
gleichfalls zu einer würdigen Ehrung des Dichters. Herr
Großmann gab den Rademacher einfach=wahr und ver¬
mied jede theatralische Ausnützung, Herr Graetz befliß sich
in der Rolle des Masken studierenden, vom Tod gezeichneten
Schauspielers diskreter Zurückhaltung, ohne dem wunderlichen
Kauz das Menschlich=Interessierende zu nehmen, der kokette
und brusttönige Dichter wurde in der Vertretung des Herrn
Kuenzer zu einer fatal=wahrscheinlichen Gestalt, der Arzt
des Herrn Reicher überraschte durch sein wohlerwagenes
nüchternes Fachmenschen=Gebaben. Der Krankenhaus=Studie,
der man anmerkt, daß ein scharf beobachtender Arzt sie ge¬
schrieben, folgte die plauschige „literatur“. Hier führte Herr
Reimann die Regie. Er spielte den Gilbert mit dem
nötigen falschen Pathos des Auchdichters und der ehrlichen
Handfestigkeit eines Unbekümmerten. Herr Hellmer war
ein blonder, wienerischer, zungenfertiger Baron, Frl. San¬
gora dagegen ist für das verlogene Literaturweibchen immer
noch ein wenig zu herzig und zu naiv. —ck.
box 34/6
inhabitur.
Ausschnitt aus:
zeitung
vom: 16.
MAL 191e
Kleines Feuilleton.
[Frankfurter Neues Theater.] Eine ganze Reihe
deutscher und österreichischer Theater haben heute, am 15. Mai,
Schnitzler=Feiern auf ihrem Programm. Man begeht
den 50. Geburtstag eines Dichters, der zu den Vielgeliebten
gehört, weil er selber die Menschen vielgeliebt. Und die Feier
ist nicht verfrüht: es ist nicht nötig, bei Schnitzler auf Alters¬
reife und =Weisbeit zu warten, bei ihm, der immer reif und
weise war und seit zwanzig Jahren des Lebens immer wech¬
Wien
Syryuroi gegen den Licence der Wirtschaftsgenossen
F
selnde Erscheinungen zur Kunst verklärt hat. Ein Vers von
ihm summt auf: „Das Leben ist die Fülle, nicht die Zeit,
und noch der nächste Augenblick ist weit.“ Wer Bücher liest
und das Theater besucht, kennt die Fülle dieses Fünfzigers.
Jeder hat ihm zu danken, und jeder findet sich irgendwo in
seinen Menschen wieder. Man hat Schnitzler oft nachge¬
rühmt, er habe die Heiterkeit und die Melancholie des Wiener
Walzers, die Feinheit und Schmiegsamkeit höchstek Kultur,
französische Anmut und deutschen Tiefsinn. Er hat weit
mehr: er hat seelische Zartheiten zum Tönen gebracht, die
vor ihm keiner auf der Bühne eingefangen, immer bestehende,
nie enthüllte Beziehungen von Mensch zu Mensch hat er auf¬
eckt, in einem Wort oft, das herüberfliegt, Anker wirft,
r den Empfänger zu einer Demaskierung zwingt. Und
in hundert Gestalten hat er, ein rechter Dichter, gezeigt, wie
herrlich, wie grausam, wir lächerlich und erhaben das Leben
ist, heute so und morgen anders, wie Wille und Schicksal sich.
schneiden, oder die wie die Verschwörung der Zufälle eine Bahn
beendet. „Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug,“ heißt es
einmal bei Schnitzler — dieses Wort könnte das Motto für
den „Anatol“=Zhklus sein, mit dem das Schauspiel¬
haus den Schnitzler=Tag beging, wie für die drei Einakter,
die das „Neue Theater“ zu Ehren des Dichters aufführte.
In dem brausenden Revolutions=Akkord „Der grüne
Kakadu“ sagt der Liebhaber geradezu: „Sein... oder
spielen kennen Sie den Unterschied so genau?“ in den
„Letzten Masken“ wird das Spiel des sterbenden Jour¬
nalisten zum Sein, die Probe zum erschütternden Erleben,
in der ironisch gefärbten Plauderei „literatur“ ist das
Hin und Her von Sein und Spiel mit spöttischem Achselzucken
abgetan. Das ausgezeichnete Ensemble=Spiel im Grünen
Kakadu“ ist schon bei der ersten Wiedergabe in den Kammer¬
spielen vermerkt worden. Auch heute brachten die Schau¬
spieler, der Adel und das Volk von Paris einen eindrucks¬
vollen Chorus zuwege, aus dem sich die Herren Hellmer,
Reicher, Großmann, Graetz, sowie die Damen
Leiko und Goericke hervorhoben. Das Schauspiel „Die
letzten Masken“, das vom Regisseur Dr. Pfeiffer äußerst be¬
hutsam auf die Bretter gebracht wurde, derart, daß nicht die
geringste Verschiebung der Linien den zugleich unheimlichen
und tragikomischen Charakter des Werkes gefährdete, wurde
gleichfalls zu einer würdigen Ehrung des Dichters. Herr
Großmann gab den Rademacher einfach=wahr und ver¬
mied jede Theatralische Ausnützung, Herr Graetz befliß sich!
in der Rolle des Masken studierenden, vom Tod gezeichneten
Schauspielers diskreter Zurückhaltung, ohne dem wunderlichen
Kanz das Menschlich=Interessierende zu nehmen, der kokette
und brusttönige Dichter wurde in der Vertretung des Herrn
Kuenzer zu einer fatal=wahrscheinlichen Gestalt, der Arzt
des Herrn Reicher überraschte durch sein wohlerwogenen
nüchternes Fachmenschen=Gehaben. Der Krankenhaus=Studie,
der man anmerkt, daß ein scharf beobachtender Arzt sie ge¬
schrieben, folgte die planschige „literatur“. Hier führte Herr
Reimann die Regie. Er spielte den Gilbert mit dem
nötigen falschen Pathos des Auchdichters und der ehrlichen
Handfestigkeit eines Unbekümmerten. Herr Hellmer war
ein blonder, wienerischer, zungenfertiger Baron, Frl. Sax###
gora dagegen ist für das verlogene Literaturweibchen immer
noch ein wenig zu herzig und zu naiv. —ck