du
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Kak
7. Der gruene Rukadu
Dresdorf Nachrichten
O 1 SEP.1927
DATES
Ime
„Der grüne Kakadu“ ist eine der originellsten
Kunst und Wissenschaft.
kleinen dramatischen Arbeiten Schnitzlers. Wie er am
14. Juli 1789 in Paris, am Tage der Erstürmung der
Aeustädler Schauspielhaus.
Bastille, in der Spelunke Prospères Spiel und Ernst inein¬
Zur Nachseier von Arthur Schnitzlers 60. Ge¬
ander übergehen läßt, den Beginn her Revolution und die
burtstag hat man eins seiner frübsten Dramen, zugleich
verblendete Sorglosigkeit des Adels in einer genialen Szene
eins seiner kennzeichnendsten und dichterischsten, „Liebe¬
aufeinanderprallen läßt, ist von höchster technischer Meister¬
lei“, sowie eins seiner eigenartigsten und figurenreichsten,
schaft. Nur erschien die Vorbereitung zu breit und hätte
die Groteske „Der grüne Kakad=u“ einstudiert. Es
Kürzungen verdient. Die an sich köstliche Epische des Ver¬
waren die ersten Proben, mit denen sich der neue Spiel¬
brechers, den Walter Strom mir einem wahren Spitz¬
leiter Leo Rittler den Dresdnern vorstellte. Im gan¬
bubenhumor spielte, läßt eine Gipfelung erwarten, die sie
zen ein gelungener Abend, der sich innerhalb der Leistungs¬
dann nicht findet. Es war wohl auch der Premièrenstim¬
fähigkeit der Bühne hielt und beiden verschiedenartigen
mung zuzuschreiben, daß manche Steigerungsmöglichkeit
Stücken gerecht wurde. Gewiß hat man schon echtere und
im Lärm unterging. Aber die Gruppierung der Massen,
wärmere Wiener Lust geatmet, als in dieser „Liebelei“=
hier die Schauspieler, die aus echtem Aufrührergeist Revo¬
Aufführung, aber Wesentliches der Dichtung kam doch zu
lution nimen, da die Aristokraten, die alles für ein prickelnd
reinem Erklingen.
Das einsache Motiv, die dichterische
aufregendes Spiel halten, bis mit der Ermordung des Her¬
Feinheit des Tones, die Süßigkeit der Jugendliebe und die
zogs furchtbare Wirklichkeit daraus wurde, verriet eine
tragische Erschütterung des Abschlusses — das alles wird
geschickte Hand des Spielleiters Leo Mittler.
Aus der
seine Wirkung auf Gemüt und Herz noch lange frisch erhal¬
Menge hebt sich die Gestalt des Schauspielers Henri, in
ten, wie auch diesmal Christians Geschick auf die Zuschauer
dessen Eifersuchtsraserei das Doppelspiel gipfelt, eine Rolle,
so ergreifend wirkte, daß man lange eine laute Beifalls¬
die einst Kainz zu virtuoser Höhe von Wahn und Wirklich¬
äußerung nicht zulassen wollte. Dieser tiefe Eindruck war
keit emportrieb. Ludwig Unger hatte Kraft genug, die
vor allem dem Spiel von Claire Kristl zu danken, die
Gipfelung zu erreichen und die dramatische Stoßkraft der
gerade am Schluß mit unerwarteter Stärke des Ausdrucks
Szene auswirken zu lassen. Friederike Lehner als
an die Herzen griff. Sie hatte ihre Christine so mädchenhaft
sensationsgierige Marquise. Irma Zeißia als Schan¬
weich, so rührend lieb angelegt, daß man ihr diese Ueber¬
spielerin fesselten durch Pikanterie in Spiel und Kostüm, die
wältigung durch naturwahre Schmerzenskraft kaum zuge=Herren Rafael, Straube, Marlitz, Reitz, Willi,
traut hätte. Man scheint hier eine junge Künstlerin ge¬
Bressart und viele andere boten aristokratische und ple¬
wonnen zu haben, die natürliche Anlagen mit taktwoller Ve beiische Typen von großer Farbigkeit.
Die äußerlich
herrschung der Ausbrucksmittel sympathisch verschiedigt erregende, historisch packende Groteske ging stark auf die
Möchten ihr immer die richtigen Ausgaben zufallen. Nicht
Nerven.
F. Z.
ganz so harmonisch wirkte Ludwig Unger als Fritz
3
Lobheimer, da ihm die Anatol=Erscheinung und stimmungs
weiche Gefühlszerflossenheit nicht überzeugend eigen ist
Manches kam zu nüchtern und verstandesmäßig heraus
Die Mizzi Schlager spielte, entgegen der Zettelangabe un
durch keinen Anschlag angekündigt, Irma Zeißig, un¬
auch dieser vielgewandten Schauspielerin fehlte bei alle
Geschicklichkeit, sich wienerisch fesch zu geben, doch die ent
scheidende Stimmungsnote. Wilhelm Straube ai
lebenslustiger Theodor Kaiser, Albert Willi als gemüt
voller Weiring, Werner Rasael als der betrogene ny
imponierend Rache fordernde Ehemann sowie, Mark
Lenz als stichelnde Frau Binder ergaben ein gutes Zu
sammenspiel. Da ja nichts vollkommen ist auf dieser Wel
konnte man sich mit einer solchen wohldurchgearbeitete
A### Führung gern zufriebengeben.
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7. Der gruene Rukadu
Dresdorf Nachrichten
O 1 SEP.1927
DATES
Ime
„Der grüne Kakadu“ ist eine der originellsten
Kunst und Wissenschaft.
kleinen dramatischen Arbeiten Schnitzlers. Wie er am
14. Juli 1789 in Paris, am Tage der Erstürmung der
Aeustädler Schauspielhaus.
Bastille, in der Spelunke Prospères Spiel und Ernst inein¬
Zur Nachseier von Arthur Schnitzlers 60. Ge¬
ander übergehen läßt, den Beginn her Revolution und die
burtstag hat man eins seiner frübsten Dramen, zugleich
verblendete Sorglosigkeit des Adels in einer genialen Szene
eins seiner kennzeichnendsten und dichterischsten, „Liebe¬
aufeinanderprallen läßt, ist von höchster technischer Meister¬
lei“, sowie eins seiner eigenartigsten und figurenreichsten,
schaft. Nur erschien die Vorbereitung zu breit und hätte
die Groteske „Der grüne Kakad=u“ einstudiert. Es
Kürzungen verdient. Die an sich köstliche Epische des Ver¬
waren die ersten Proben, mit denen sich der neue Spiel¬
brechers, den Walter Strom mir einem wahren Spitz¬
leiter Leo Rittler den Dresdnern vorstellte. Im gan¬
bubenhumor spielte, läßt eine Gipfelung erwarten, die sie
zen ein gelungener Abend, der sich innerhalb der Leistungs¬
dann nicht findet. Es war wohl auch der Premièrenstim¬
fähigkeit der Bühne hielt und beiden verschiedenartigen
mung zuzuschreiben, daß manche Steigerungsmöglichkeit
Stücken gerecht wurde. Gewiß hat man schon echtere und
im Lärm unterging. Aber die Gruppierung der Massen,
wärmere Wiener Lust geatmet, als in dieser „Liebelei“=
hier die Schauspieler, die aus echtem Aufrührergeist Revo¬
Aufführung, aber Wesentliches der Dichtung kam doch zu
lution nimen, da die Aristokraten, die alles für ein prickelnd
reinem Erklingen.
Das einsache Motiv, die dichterische
aufregendes Spiel halten, bis mit der Ermordung des Her¬
Feinheit des Tones, die Süßigkeit der Jugendliebe und die
zogs furchtbare Wirklichkeit daraus wurde, verriet eine
tragische Erschütterung des Abschlusses — das alles wird
geschickte Hand des Spielleiters Leo Mittler.
Aus der
seine Wirkung auf Gemüt und Herz noch lange frisch erhal¬
Menge hebt sich die Gestalt des Schauspielers Henri, in
ten, wie auch diesmal Christians Geschick auf die Zuschauer
dessen Eifersuchtsraserei das Doppelspiel gipfelt, eine Rolle,
so ergreifend wirkte, daß man lange eine laute Beifalls¬
die einst Kainz zu virtuoser Höhe von Wahn und Wirklich¬
äußerung nicht zulassen wollte. Dieser tiefe Eindruck war
keit emportrieb. Ludwig Unger hatte Kraft genug, die
vor allem dem Spiel von Claire Kristl zu danken, die
Gipfelung zu erreichen und die dramatische Stoßkraft der
gerade am Schluß mit unerwarteter Stärke des Ausdrucks
Szene auswirken zu lassen. Friederike Lehner als
an die Herzen griff. Sie hatte ihre Christine so mädchenhaft
sensationsgierige Marquise. Irma Zeißia als Schan¬
weich, so rührend lieb angelegt, daß man ihr diese Ueber¬
spielerin fesselten durch Pikanterie in Spiel und Kostüm, die
wältigung durch naturwahre Schmerzenskraft kaum zuge=Herren Rafael, Straube, Marlitz, Reitz, Willi,
traut hätte. Man scheint hier eine junge Künstlerin ge¬
Bressart und viele andere boten aristokratische und ple¬
wonnen zu haben, die natürliche Anlagen mit taktwoller Ve beiische Typen von großer Farbigkeit.
Die äußerlich
herrschung der Ausbrucksmittel sympathisch verschiedigt erregende, historisch packende Groteske ging stark auf die
Möchten ihr immer die richtigen Ausgaben zufallen. Nicht
Nerven.
F. Z.
ganz so harmonisch wirkte Ludwig Unger als Fritz
3
Lobheimer, da ihm die Anatol=Erscheinung und stimmungs
weiche Gefühlszerflossenheit nicht überzeugend eigen ist
Manches kam zu nüchtern und verstandesmäßig heraus
Die Mizzi Schlager spielte, entgegen der Zettelangabe un
durch keinen Anschlag angekündigt, Irma Zeißig, un¬
auch dieser vielgewandten Schauspielerin fehlte bei alle
Geschicklichkeit, sich wienerisch fesch zu geben, doch die ent
scheidende Stimmungsnote. Wilhelm Straube ai
lebenslustiger Theodor Kaiser, Albert Willi als gemüt
voller Weiring, Werner Rasael als der betrogene ny
imponierend Rache fordernde Ehemann sowie, Mark
Lenz als stichelnde Frau Binder ergaben ein gutes Zu
sammenspiel. Da ja nichts vollkommen ist auf dieser Wel
konnte man sich mit einer solchen wohldurchgearbeitete
A### Führung gern zufriebengeben.