III, Einakter 7, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 23

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7. Der gruene Kakadu
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Ichsische Staatszeitung. Dresden
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12 SEP.1932
Immeuble
Weiring gab Hr. Albert Willi. (Die Schluß-1 Epernhaus. (v. Flotows „Martha“.) Die
worte: „Sic kommt nicht wieder!“ blieben fast Besetzung der Rolle des Plumkett bot Gelegen¬
Wissenschaft und Kunst.
ungehört.) Der „Herr“, der das Junggesellen= heit, den neu verpflichteten Bassisten Willy
tdyll bei Fritz Lobheimer — mit Rosen, Vös= Baader in einer Spielpartie zu sehen, und da
Kumminutu
mußte er natürlich in den Schatten Ludwig
Schnitzler=Abend in der Neustadt. lauer Rußlich und Musik, die übrigens in
Ermolds treten, der ihm die Gabe des Hr¬
’Bsnv∙f
der Neustadt auch nicht viel Wienerisches an sich
Der Kaffenerfolg des „Reigen“ ermutigte das
mors voraus hat. Dann wirkte aber auch der
hat — brüsk aufklingelt, müßte hereinbrechen wie
Neustädter Schauspielhaus zu Schnitzler=Inszenie¬
rungschaft gab — zum ersten Male -- die das leibhaftige Nennemurtten; müßte plötzlich vor spulde Stimmklang für den Eindruck nachtheilig.
dem Buben aufwachsen wie der eisige Tod. (E=) und so konnte man schließlich die Frage nicht
„Liebelei“ und den „Grünen Kakadu“. Was die
sah man ihn in Wien von Mitterwurzer.) Herr (unterdrücken, welchen Platz in unserem Ensemble
erstere betrifft, fällt sogleich eine kleine Ver¬
Werner Rasael ist von Anfang an ge- der anscheinend noch junge Sänger einnehmen
Schiedlung in Theaterzettel auf, der das Stück
kränkler Gatte. findet sich erst kurz könnte; denn davon, daß er kein seriöser schwarzer
in der „Gegenwart“ spielen läßt: wo es sich doch
Baß ist, hatte man sich schon bei seinem Sarastro
vor Abgang in die grausige Härte der
vielmehr um das Schauspiel der Wiener Gene¬
überzeugen können. Im übrigen machte man an
als Kontrastbild zu dieser
Gestalt, die
ration von 1894 handelt. Auch seelenklimatisch
Et das Stück mannsponieres: ins Allgemein=Nord= aufgeführten Welt jungenhafter warenstor: Enq. dern Abend wieder einmal die Wohnnehmung, wie
keine Spur von Gefühlsleben wichtig für die Spieloper die Pflege der Stimm¬
sindeleien
deutsche, in dem die paar Dialekltöne von der
Wieben hif es ertrücken. Schnötzlerisch und wie- u.werten dorf. Eine tüchtige Verzältnsschen von kalktur und ungekehrt für diese wieder die Pflege
nemisch sind eigentlich nur die Mezi Schlager der Grund ist Marie Leutz, aber für den wienerischen der Epielchen ist. Der Mangel der Kunst des
Parlando, des Sprechens auf den Ton, das für
Lydin Busch (die hier sogar ganz hervorragend Himmelsstrich auch wiederum etwas zu spitz und herb.
die Klangwirkung der Ensembles Voraussetzung
Im zweiten Stück: „Der grüne Kakadu“ ver¬
ist, stellenweise von einer sabelhaften Rouliniert¬
nißte man die Entschlossenheit der Regie (Leo den Werken dieser Gattung N. liß nicht nur da
heit) und Wilhelm Straube als Theodor (mit
Mittler), den Kensikt zwischen lockerem Spiel Vertrete. der Rolle des Plumkeit häufig völl
einer starken Dosis Anatol). Für den unseligen
und lobender Wirklichkeit, aus dem diese Gro- umhörbar werden, sondern auch den Sänger der
Fritz Lobheimer, an dem die schlimmen Folge¬
Partie des Lyonel.
erscheinungen jener bekadenten Wiener Mischung teske geboren wurde, reßlos auszutragen. Die
von Beichmütigkeit und moralischer Schlappheit Schauspielerei in Prospères Keller zum „Grünen
— (Richard Wagners „Meistersinger
demonstriert werden sollen, fand Ludwig Unger Kaladu“, okkupierte die Wirklichkeit, und diese
Den David gab gestern zum ersten Male Han
nicht die adiquate Form; statt der tragischen Über¬ selbst kam dabei zu kurz. Nur ganz schwach
Lange. Die Grenze der Berufung für
drangen die Klänge der Marseillaise in diesen
mannung eines jünglinghaften Lebensspielers durch
Fach des Spieltenors, das er vertritt, liegen
die unterstückliche innere Wahrheit der Dinge schemenhaften Vereich. Ein paar macharte Typen: der Beschränkung seines sämmlichen und gebe
der Vicomte und Vergnügungsrat von Nogeant
sah man konstante Verdatterung eines puerilen
technischen Vermögens. Der David liegt auf
(Wilhelm Straube), der gehörnte Marquis
Erotikers. (Im zweiten Stück, als leidenschaft¬
halb dieser Grenze. Zum mindesten, wenn r
licher Liebhaber einer Krkotte und Mörder des von Lausac (Ludwig Maeder) und seine Frau
an eine erste Vertretung des Fachs denkt,
Séverine mit dem sadistischen Tick (Friede¬
Herzogs von Cadignan, ist dieser Darsteller er¬
man sie hier von Schloß, Marchion, Hofmüller
rike Lehner), der Wirt Prospère (Robert
an bis Rüdiger gewöhnt war. Das hindert 1
heblich besser.) Eine ausgesprochene Fehlbesetzung
war die Christine des Frl. Kristl. Schwer=Marlitz), der bereits genannte Henry des
natürlich nicht, die fleißige und tüchtige Leist
bildig, mit dem Verstand arbeitend, ohne die Herrn Unger und seine Décendie (Irma anzurekennen, die der Künstler bot, und es
Sehr geschickt der Strolch und
begrüßen, daß man jedenfalls in ihm einmal ei
lockende Leichtschwebigkeit, die selbst diese senti¬
meutete Spielart des „lüßen Wildels“ noch mit Tautermücher Grain Walter Stroms. Der zweiten Vertreiben besitzen wird, wenn auf
ihneren umsagbaren Zauber auspünkt, spielte sie Spielleitung ist naherzulegen, daß es dem Schmizkeo¬ Eschme für diese wichtige Ruße wieder eine
schen Pessimismus mißverstehen heißt, wenn man
mehr eine nordische Louise Millerin, als die
Kraft zur Verfügung steht.
redselige citoyens, die der Bastillensturm begeistert,
Wiener Musikerstochter, deren seelischer und
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geflissentlich als großmäulige, blutrünstige
sprachlicher Dialekt ihr völlig fremd ist. Einen
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brauen, aber etwas zu gedämpften Musiker Trunkenbolde sich gebürden läßt. Max Adler