III, Einakter 1, (Anatol), Die Frage an das Schicksal, Seite 11

1 Die Frage an das Schicksal box 34/5
Zeiung. Deutscher Kurier
Aaresse: Berlin
„Mallgl7
Datum:
doch lieber fernbleibt und nichts davon wissen mag, daß Mar¬
Theater in der Königgrätzerstraße
garete, die er in jenen Sphären kennen lernte, als seine Ver¬
lobte aus „innerem Drang“ noch Romane schreiben will. Der
Schnitzler=Abend
Künstler fand sich mit den vier Rollen tadellos ab, obgleich
er in der „Frage an das Schicksal“ wohl auch der Vater
Unter den vier Einaktern, die uns der Sonnabend=Abend
das Anatals hätte sein können, den Schnitzler in banglichem
brachte, war einer neu, und dieser war der unerfreulichste von
Erschauern as nicht wagen läßt, sich über das wahre Empfinden
allen: „Denksteine“, einer jener dramatischen Anatol=Scherze,
Coras durch die Hypnose Gewißheit zu verschaffen. In der
wie sie eine Zeitlang das Entzücken der Schnitzler=Gemeinde
Literatur“ gab Irene Triesch als Margarete das literarische
bildeten, heute aber wohl selbst von einem großen Teil derer
Pendant des Malweibchens in zutreffender Charakteristik des
als Ueberflüssigkeiten empfunden werden, die sich früher diese
Zielbewußtseins, und Alexander Ekert, der in der „Frage an
iebenswürdigen Frivolitäten gern als literarisches Dessert ser¬
das Schicksal“ sowie= im „Abschiedssouper“ mit diskretem
vieren ließen. In Anatol ist wieder einmal der Entschluß
Humor den Max darstellte, schuf als Gilbert eine belustigende
zur Ehe gereift; die in der „Frage an das Schicksal“ Cora, im
Type jener schriftstellernden Helden, wie sie in der Isarstadt
„Abschiedssouper“ Annie heißt, hört hier auf den Namen
im Café Stefani und bei Kathi Kobus zu Hause sind. Das
Emilie. Anatol ist der soundsovielte in der Reihe ihrer Lieb¬
Publikum war in aufgeräumter Stimmung und gab dem
haber. Ihm zuliebe, d. h. weil er darauf bestand, hat sie all
Abend durch lebhaften Beifall das Gepräge eines bemerkens¬
die mehr oder minder wertvollen Angebinde aus früheren Ver¬
werten äußeren Erfolges.
G.
haltnissen vernichtet, bis auf zwei Steine Denksteine —
deren einer, ein schwarzer Diamant, den Wert einer Viertes¬
Million repräsentiert. Kann man wissen, wie solch eine Ehe
verläuft, die sie mit Anatol zu schließen im Begriffe steht?
Sicher ist sicher. Und als „er“, ungehalten über den ihm ver¬
heimlichten Besitz, die Juwelen ins Feuer wirft, stürzt sie ent¬
setzt hinzu, um den gefährdeten Schatz zu retten, Anatol aber
rettet sich vor der Dirne. Das peinlich Unerfreuliche des
Sujets wirkte um so unvorteilhafter, als Irene Triesch in der
Rolle der Emilie alles vermissen ließ, was die weiblichen Wesen
dieser Art in schillerndem Reiz und latzenhafter Geschmeidigkeit
wenigstens äußerlich genießbar erscheinen läßt. Schwerblütig
im Spiel, heroinenhaft herb im Ton, hatte sie nichts von der
schmeichelnden und einschmeichelnden Sündhaftigkeit, wie sie
in so reichem Maß der Orska zur Verfügung steht, die vorher
die Cora und nachher die Annie gab, freilich auch nicht eigent¬
lich in Schnitzlerschem Sinn, nicht mit leichtbeschwingter tän¬
im libellenhaften Dahingeiten sorglos ge¬
delnder Graz#e, die
nießend fündigt, obn sich die Mühe des Nachdenkens zu machen,
sondern mit reichlich unterstrichenem selbstischen Gefallen an
der Frivolität von einem zum andern schreitet. Eugen Burg
war dreimal Anatol und in der „Literatur", die den Abend
beschloß, Clemens, der österreichische Sportman, der den
Münchener Literatenkreisen wohl ein gewisses platonisches
Interesse zuwendet, in aristokratischer Korrektheit ihnen aber!