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1. Die Frage an das Schicksal
Ausschnitt 14 Berne—
ue Paris
Mler waurois-Kaunn
: vom:
1
737 1.7
das Stück vollends. Ich muß gestehen, ich war über soviel
Schnitzler=Abend bei Meinhard
verlogenes Pathos und sich spreizende Unnatürlichkeit ehrlich
entrüstet. Ich weiß sehr wohl, daß die Spielleitung gegen¬
and Vernauer.
über Primadonnenlaunen ohnmächtig ist und im vorliegenden
Fall nicht verantwortlich gemacht werden kann. Wenn es nach
Vier Einakter in denen der Mann der Dumme ist,
dem Willen und der Meinung der Direktion und Regie ge¬
Ehnitzler ist nun einmal auf diese Note eingeschworen und
gangen wäre, würde sich Frau Triesch diese künstlerische
wird ihr selten untreu. Aber er plaudert amüsant, und wenn
Schlappe erspart haben. Das war aber auch der einzige Mi߬
der Vorhang über die dramatisierten Wiener Feuilletons fällt,
ton. In der „Frage andas Schicksal“ d. h. der Frage
hat man den Eindruck, in einer anregenden Gesellschaft ge¬
an die hypnotisierte Geliebte nach ihrer Treue, die Anatol
wesen zu sein, die teinerlei feelische oder geistige Emotionen
natürlich nicht stellt, ist ja nicht viel zu spielen. Eugen
hinterlassen hat. Gefangen nimmt immer wieder die Ge¬
Burg, der erfreulicherweise endlich einmal wieder sein
wandtheit des Dichters, der Kleinigkeiten nicht ernster nimmt
Können nicht an einen Hanswurst zu verschwenden brauchte,
als sie sind, und für jedes Ding das rechte Wort oder auch eine
und Alexander Ekert spielten die beiden Freunde Anatol
Geste, einen Blick, einen Seufzer findet. Im Theater in der
und Mar mit den besten Formen des auten Tones und der ge¬
Königgrätzerstraße war man Schnitzlers Eigenart mit liebe¬
botenen Tiskretion. Auch im „Abschiedssouper“ waren
vollem Verständnis nachgegangen, und hatte dreien der Kleinig¬
beide ausgezeichnet und umrahmten sehr passend die blendende
keiten eine ganz ausgezeichnete Darstellung zuteil werden lassen,
Leistung von Maria Orska als Annie. Das war wirklich
die durch eine ungewöhnlich stimmungsvolle Inszenierung
eine rassereine Wiener Balletratte mit Talmipolitur. Die
noch gehoben wurde. Svend Gade hatte Bühnenbilder
Künstlerin sprüht: vor Temperament, zeigte eine geradezu
von einzigartiger Schönheit geschaffen, und in zwei Fällen
graudiose Wurstigkeit, „benahm sich“ so verblüffend echt, daß
durch eine genial entworfene Verkürzung der Szene den in¬
sogar ihre Mitspieler sichtlich betroffen waren. Es wurde
timsten Rahmen geschaffen, der für eine Schnitzlersche Plau¬
denn auch ein großer, sehr großer Erfolg.
derei denkbar ist. Und in diesen mit gewähltestem Geschmack
Auch Literatur“ entfesselte Beifallsstürme. Und
ausgestatteten Räumen bewegten sich die Menschen diskret
was Frau Triesch vorher verdorben hatte, machte sie hier zum
und mit Zurückhaltung, soweit der Dichter ihnen das gestattete.
Teil wieder gut, obwohl sie leider von einer gewissen, von mir
So war der Gesamteindruck des Abends stark, da die Künstler
stets getadelten Manier nicht loskommt. Immerhin war sie
mit einer einzigen Ausnahme sich wundervoll der Stimmung
oanz charakteristisch als die schriftstellernde Frau, der die
einfügten.
Boheme noch etwas anhängt, als sie im Begriff ist, von einem
Schade, daß der zweite Einakter „Gedenksteine“ ein
etwas einseitigen Aristokraten geheiratet zu werden. Sie hat
Schlag ins Wasser war, da Frau Irene Triesch sich in der
einen Roman geschrieben, natürlich unter Verwendung „ver¬
Auffassung der Emilie völlig vergriff. Diese Frau hat nach
hüllter“ egener Erlebnisse „von früher“, und es trifft sich,
einem Strich unter ihre Vergangenheit und vor ihrer Hoch¬
daß der Genosse der vergangenen seligen Zeit und Vertreter
heit mit einem Vorurteilslosen alle Juwelen und Kostbarkeiten,
der Münchener Bohème denselben Einfall gehabt hat. Beide
die an das erinnern könnten, was war, abgetan, nur einen
haben in ihren Arbeiten den wechselseitigen Briefwechsel ab¬
roten und einen schwarzen Stein hat sie heimlich bewahrt. Den
gedruckt. Aber die peinliche Geschichte geht besser aus, als
einen, der sie an den „Tag erinnerte, da sie zum Weibe wurde,
man denkt. Der einseitige Aristokrat, dem vor den Bekennt¬
wirft sie auf Wunsch des zukünftigen Gatten fort. Den andern,
nissen der künftigen Gattin graut, kauft die ganze Auflage
einen schwarzen Diamanten von unschätzbarem Werte, will sie
ihres Romans und läßt sie einstampfen. Eugen Burg
nicht hergeben, und als der enttäuschte Mann ihn in den
entledigte sich der ihm vorgeschriebenen Einseitiakeit mit einem
Kamin wirft, versucht sie, ihn aus dem Feuer zu retten,
samosen, trockenen Humor. Ganz prachtvoll aber war
worauf aus der Hochzeit nichts wird. Das Ganze ist ohnehin
Alexander Ekert als Münchener Schriftsteller, und seine
ein bischen schwach und oberflächlich, aber Frau Triesch erschlug! Leistung besiegelte denn auch den vollen Erfolg des vierten
Stückleins, das wirklich von frischem Leben durchpulst ist. Des
Max Schievestan#
Beifalls war kein Ende.
1. Die Frage an das Schicksal
Ausschnitt 14 Berne—
ue Paris
Mler waurois-Kaunn
: vom:
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das Stück vollends. Ich muß gestehen, ich war über soviel
Schnitzler=Abend bei Meinhard
verlogenes Pathos und sich spreizende Unnatürlichkeit ehrlich
entrüstet. Ich weiß sehr wohl, daß die Spielleitung gegen¬
and Vernauer.
über Primadonnenlaunen ohnmächtig ist und im vorliegenden
Fall nicht verantwortlich gemacht werden kann. Wenn es nach
Vier Einakter in denen der Mann der Dumme ist,
dem Willen und der Meinung der Direktion und Regie ge¬
Ehnitzler ist nun einmal auf diese Note eingeschworen und
gangen wäre, würde sich Frau Triesch diese künstlerische
wird ihr selten untreu. Aber er plaudert amüsant, und wenn
Schlappe erspart haben. Das war aber auch der einzige Mi߬
der Vorhang über die dramatisierten Wiener Feuilletons fällt,
ton. In der „Frage andas Schicksal“ d. h. der Frage
hat man den Eindruck, in einer anregenden Gesellschaft ge¬
an die hypnotisierte Geliebte nach ihrer Treue, die Anatol
wesen zu sein, die teinerlei feelische oder geistige Emotionen
natürlich nicht stellt, ist ja nicht viel zu spielen. Eugen
hinterlassen hat. Gefangen nimmt immer wieder die Ge¬
Burg, der erfreulicherweise endlich einmal wieder sein
wandtheit des Dichters, der Kleinigkeiten nicht ernster nimmt
Können nicht an einen Hanswurst zu verschwenden brauchte,
als sie sind, und für jedes Ding das rechte Wort oder auch eine
und Alexander Ekert spielten die beiden Freunde Anatol
Geste, einen Blick, einen Seufzer findet. Im Theater in der
und Mar mit den besten Formen des auten Tones und der ge¬
Königgrätzerstraße war man Schnitzlers Eigenart mit liebe¬
botenen Tiskretion. Auch im „Abschiedssouper“ waren
vollem Verständnis nachgegangen, und hatte dreien der Kleinig¬
beide ausgezeichnet und umrahmten sehr passend die blendende
keiten eine ganz ausgezeichnete Darstellung zuteil werden lassen,
Leistung von Maria Orska als Annie. Das war wirklich
die durch eine ungewöhnlich stimmungsvolle Inszenierung
eine rassereine Wiener Balletratte mit Talmipolitur. Die
noch gehoben wurde. Svend Gade hatte Bühnenbilder
Künstlerin sprüht: vor Temperament, zeigte eine geradezu
von einzigartiger Schönheit geschaffen, und in zwei Fällen
graudiose Wurstigkeit, „benahm sich“ so verblüffend echt, daß
durch eine genial entworfene Verkürzung der Szene den in¬
sogar ihre Mitspieler sichtlich betroffen waren. Es wurde
timsten Rahmen geschaffen, der für eine Schnitzlersche Plau¬
denn auch ein großer, sehr großer Erfolg.
derei denkbar ist. Und in diesen mit gewähltestem Geschmack
Auch Literatur“ entfesselte Beifallsstürme. Und
ausgestatteten Räumen bewegten sich die Menschen diskret
was Frau Triesch vorher verdorben hatte, machte sie hier zum
und mit Zurückhaltung, soweit der Dichter ihnen das gestattete.
Teil wieder gut, obwohl sie leider von einer gewissen, von mir
So war der Gesamteindruck des Abends stark, da die Künstler
stets getadelten Manier nicht loskommt. Immerhin war sie
mit einer einzigen Ausnahme sich wundervoll der Stimmung
oanz charakteristisch als die schriftstellernde Frau, der die
einfügten.
Boheme noch etwas anhängt, als sie im Begriff ist, von einem
Schade, daß der zweite Einakter „Gedenksteine“ ein
etwas einseitigen Aristokraten geheiratet zu werden. Sie hat
Schlag ins Wasser war, da Frau Irene Triesch sich in der
einen Roman geschrieben, natürlich unter Verwendung „ver¬
Auffassung der Emilie völlig vergriff. Diese Frau hat nach
hüllter“ egener Erlebnisse „von früher“, und es trifft sich,
einem Strich unter ihre Vergangenheit und vor ihrer Hoch¬
daß der Genosse der vergangenen seligen Zeit und Vertreter
heit mit einem Vorurteilslosen alle Juwelen und Kostbarkeiten,
der Münchener Bohème denselben Einfall gehabt hat. Beide
die an das erinnern könnten, was war, abgetan, nur einen
haben in ihren Arbeiten den wechselseitigen Briefwechsel ab¬
roten und einen schwarzen Stein hat sie heimlich bewahrt. Den
gedruckt. Aber die peinliche Geschichte geht besser aus, als
einen, der sie an den „Tag erinnerte, da sie zum Weibe wurde,
man denkt. Der einseitige Aristokrat, dem vor den Bekennt¬
wirft sie auf Wunsch des zukünftigen Gatten fort. Den andern,
nissen der künftigen Gattin graut, kauft die ganze Auflage
einen schwarzen Diamanten von unschätzbarem Werte, will sie
ihres Romans und läßt sie einstampfen. Eugen Burg
nicht hergeben, und als der enttäuschte Mann ihn in den
entledigte sich der ihm vorgeschriebenen Einseitiakeit mit einem
Kamin wirft, versucht sie, ihn aus dem Feuer zu retten,
samosen, trockenen Humor. Ganz prachtvoll aber war
worauf aus der Hochzeit nichts wird. Das Ganze ist ohnehin
Alexander Ekert als Münchener Schriftsteller, und seine
ein bischen schwach und oberflächlich, aber Frau Triesch erschlug! Leistung besiegelte denn auch den vollen Erfolg des vierten
Stückleins, das wirklich von frischem Leben durchpulst ist. Des
Max Schievestan#
Beifalls war kein Ende.