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Gedichte
Prager Tegblatt
9 Mal 1927
Nachstehend veröfsentlichen wir nach dem Wiener „Tag“,]
der den reizenden Einfall hatte, hervorragende Schrift¬
steller nach ihren Erselingswerken zu befragen, zwei bisnun
ungedruckte Gedichte von Arthur Schnitzler und Hugo von
Hofmannsthal. Aus den Daten ist zu ersehen, daß es sich
um ganz frühe Jugendarbeiten handelt. Von Schnitzlers
Gedichten ist heute fast nichts mehr bekannt. Seinerzeltige
Jugendgedichte erschlenen in den Neunzigerjahren des
vorigen Jahrhunderts in der Zeltschrift „Donauland“
unter dem Pfeudonym „Anatol“. Hugo von Hofmanns¬
thal dichtete anfangs unter dem Pseudonym „Loris“.
Bo „Loris“ ist der Prolog zu Schnitzlers „Anatol“.
Bandernde Musikanten.
Von Artur Schnitzler.
Herbstlich golbe Blätter flüstern,
Mächtig dunkle Wolken fliehn,
Dunh den Wald, don einsam döstern,
Wandern Musikanton hin.
Sind vom Schlosse fortgezogen,
Wo sie in des Festes Glanz
Lustig mit dern Fiedellwgen
Ausgespielt zu fvohem Tanz.
Wandern jetzt auf enge Stege
Durch den Wald mit müdem Schritt.
Wellke Blätter auf dem Wage
Knistern umter ihrem Tritt.
Wetterleuchten flimmert; trüber
Ziehn die Wolkon; schwanz und dicht.
Vom verlass’nen Schloß herüber
Schimmert ein veroess’nes Licht.
Geschrieben am 16. Juli 1877.
MA
h
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
Teleion: Norden 3051
BBRLIN N 4
—.—
Ausscheitt aus:
Berliner Tageblatt
17 AbCI 1921
Sprüche in Versen.
Von
(Nachdruck verboten.)
Arthur Schnitzler
0 armer Bach, wie seicht rinnt dein Geriesel!
Auf deinem Grunde zähl' ich jeden Stein.
Nicht seicht, nur klar, sprach drauf das Wässerlein, —
Und Himmelsglanz vergoldet meine Hiesel.
Und klagt ihr wieder eure krit'sche Not,
Ich wüßte nur von Lieb' und Spiel und Cod
Das wohlvertraute Tied euch vorzusingen —
So seid getrost: in diesen ew'gen drei'n
Ist alle Wahrheit und ihr Spiegelschein
Und Sinn und Seei' von allen Erdendingen.
Daß imier süßer dir von Jahr zu Jahre
Ins durst'ge Herz der Trank des Frühlings glitt,
Beg eifst du's nun, das Schmerzlich = Wunderbare?
Den bittern Tropfen Abschied trinkst du mit.
Neue Leipriger Zeitung — Nr. 112
DA
(Zärtlichkeit! Acht.
zu bringen.
Sprüche in Versen
„Max, ich lieb
Ich kann nicht ..
Von Arthur Schnitzler
„Simone, ich
Eines Tages wirf
D armer Bach, wie seicht rinnt dein Geriesel!
Tage
Dieser Tag
Auf deinem Grunde zähl' ich jeden Stein.
warten. Monsier
Iichtseicht, nur klar, sprach d'rauf das
schon recht bejahl
[Wässerlein,
Seine Gesundhef
wie die Briketts,
Und Himmelsglanz vergoldet meine Kiesel.
glitt an ihm ab.
dazu gehörten
an einem Gebir
Nach kurzer
Und klagt ihr wieder eure krit'sche Uot,
„Max, ich h
Ich wüßte nur von Lieb' und Spiel und
Ab
er
[Lod
ist
Das wohlvertraute Lied euch vorzusingen -
So seid getrost: in diesen ewigen drei'n
Ist alle Waheheit und ihr Spiegelschein
Und Linn und Seel' von allen Erdendingen.
einfach.
schaftliche, auf
Daß immer süßer dir von Jahr zu Jahre
im Beginn ihr
Ins durst'ge Herz der Trank des Früh¬
das Max wag
[lings glitt,
00000
Begreifst du's nun, das Schmerzlich-Wunder¬
lbare?
Den bittern Cropfen Abschied trinkst du mit.
„Cicheneescicn
Gedichte
Prager Tegblatt
9 Mal 1927
Nachstehend veröfsentlichen wir nach dem Wiener „Tag“,]
der den reizenden Einfall hatte, hervorragende Schrift¬
steller nach ihren Erselingswerken zu befragen, zwei bisnun
ungedruckte Gedichte von Arthur Schnitzler und Hugo von
Hofmannsthal. Aus den Daten ist zu ersehen, daß es sich
um ganz frühe Jugendarbeiten handelt. Von Schnitzlers
Gedichten ist heute fast nichts mehr bekannt. Seinerzeltige
Jugendgedichte erschlenen in den Neunzigerjahren des
vorigen Jahrhunderts in der Zeltschrift „Donauland“
unter dem Pfeudonym „Anatol“. Hugo von Hofmanns¬
thal dichtete anfangs unter dem Pseudonym „Loris“.
Bo „Loris“ ist der Prolog zu Schnitzlers „Anatol“.
Bandernde Musikanten.
Von Artur Schnitzler.
Herbstlich golbe Blätter flüstern,
Mächtig dunkle Wolken fliehn,
Dunh den Wald, don einsam döstern,
Wandern Musikanton hin.
Sind vom Schlosse fortgezogen,
Wo sie in des Festes Glanz
Lustig mit dern Fiedellwgen
Ausgespielt zu fvohem Tanz.
Wandern jetzt auf enge Stege
Durch den Wald mit müdem Schritt.
Wellke Blätter auf dem Wage
Knistern umter ihrem Tritt.
Wetterleuchten flimmert; trüber
Ziehn die Wolkon; schwanz und dicht.
Vom verlass’nen Schloß herüber
Schimmert ein veroess’nes Licht.
Geschrieben am 16. Juli 1877.
MA
h
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
Teleion: Norden 3051
BBRLIN N 4
—.—
Ausscheitt aus:
Berliner Tageblatt
17 AbCI 1921
Sprüche in Versen.
Von
(Nachdruck verboten.)
Arthur Schnitzler
0 armer Bach, wie seicht rinnt dein Geriesel!
Auf deinem Grunde zähl' ich jeden Stein.
Nicht seicht, nur klar, sprach drauf das Wässerlein, —
Und Himmelsglanz vergoldet meine Hiesel.
Und klagt ihr wieder eure krit'sche Not,
Ich wüßte nur von Lieb' und Spiel und Cod
Das wohlvertraute Tied euch vorzusingen —
So seid getrost: in diesen ew'gen drei'n
Ist alle Wahrheit und ihr Spiegelschein
Und Sinn und Seei' von allen Erdendingen.
Daß imier süßer dir von Jahr zu Jahre
Ins durst'ge Herz der Trank des Frühlings glitt,
Beg eifst du's nun, das Schmerzlich = Wunderbare?
Den bittern Tropfen Abschied trinkst du mit.
Neue Leipriger Zeitung — Nr. 112
DA
(Zärtlichkeit! Acht.
zu bringen.
Sprüche in Versen
„Max, ich lieb
Ich kann nicht ..
Von Arthur Schnitzler
„Simone, ich
Eines Tages wirf
D armer Bach, wie seicht rinnt dein Geriesel!
Tage
Dieser Tag
Auf deinem Grunde zähl' ich jeden Stein.
warten. Monsier
Iichtseicht, nur klar, sprach d'rauf das
schon recht bejahl
[Wässerlein,
Seine Gesundhef
wie die Briketts,
Und Himmelsglanz vergoldet meine Kiesel.
glitt an ihm ab.
dazu gehörten
an einem Gebir
Nach kurzer
Und klagt ihr wieder eure krit'sche Uot,
„Max, ich h
Ich wüßte nur von Lieb' und Spiel und
Ab
er
[Lod
ist
Das wohlvertraute Lied euch vorzusingen -
So seid getrost: in diesen ewigen drei'n
Ist alle Waheheit und ihr Spiegelschein
Und Linn und Seel' von allen Erdendingen.
einfach.
schaftliche, auf
Daß immer süßer dir von Jahr zu Jahre
im Beginn ihr
Ins durst'ge Herz der Trank des Früh¬
das Max wag
[lings glitt,
00000
Begreifst du's nun, das Schmerzlich-Wunder¬
lbare?
Den bittern Cropfen Abschied trinkst du mit.
„Cicheneescicn