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1. bedichte
der Mil tärkanzlei station zu be
[Der Letover.] Die meteorologische Gestale
sondern
fesseln, wode
dant FML. Graf
FML. Hauschka, auch die ganze Geschaftswelt gewinnen wird In der Voraus= zur Neige gehenden October war für Europa — wenn man
Gute besaß, daß er nicht zu lang gerathen war, kam einem — wir glauben, auch Theophile Gautier hat ihn behandelt.
In einem berühmten Ballet gleichen Namens enthusiasmirte
wahren Hymnus auf den Naturalismus, Neu=Idealismus,
seinerzeit Fanny Elßler ihr Publicum. Schade, daß wir sie
Impre sionismus und Symbolismus gleich — wie man sieht,
en, 29. October.
nicht bewundern konnten; in den „Zeiten der Decadence“
viele tönende Namen, nur die Poesie war nicht darunter.
ourchfallen, haben
tanzt uns Dörmann etwas vor. Das Gedicht hat übrigens
Der Vortyagende führte aus, daß zwar der Vorwurf der
lbaren Bedürfnisse
mehrere derb naturalistische Stellen gehabt, welche von der
alten Schüle gegen die Naturalisten, daß sie nur niederreißen
eren Vorstellungen
Censur gestrichen wurden. Der Dichter soll es eingehend
und zerstören, ohne zu schaffen und Neues an die Stelle des
erden. Als Vor¬
geschildert haben, wie die Willis den armen Jüngling zu Tode
Alten zu setzen, wohl berechtigt sei, daß es aber die Jungen
teten die jungen
geliebt, was, wie die Eingeweihten behaupten, ein sehr
mit Ibzen halten, der da sagte: „Zu fragen ist mein Amt,
n Vortragsabend,
umständlicher Proceß gewesen ist. Zu Tode dichten ist ein¬
nicht zu ##tworten.“ Die gegenwärtige Literatur sei nur Vor¬
cht anwesend war.
facher. Hätten die Willis dem Unglücklichen einen gewissen
bereitungüir etwas Großes, Dünger für die Zukunft. „Es
eiblein hatten sich
Band Gedichte vorgelesen, er hätte vielleicht straks das Zeit¬
wird ein Tag kommen,“ rief der Sprecher begeistert aus, „wo
ten sich eilig mit
liche gesegnet. Aber so grausam sind die Willis nicht.
wir nicht mehr gelesen werden Freuen wir uns darauf.“ Man
igen mis größerer
Weitere Vorträge waren: „Lieder von der Straße“, von
wird zugeben, daß Herr Fels zu bescheiden ist; er wird mit¬
Forstandsmitglieder
J. J. David, sehr hübsche Gedichte, die bal“ an Lenau, bald
sammt seinen Genossen schon heute nicht gelesen und die
nnenden Hauptes
an Heine erinnerten, jedoch im guten Sinne des Wortes, und den
Gegenwart bietet ihm in dieser Beziehung alle Freuden, die
hrer Lieben; aber
Lichtpunkt des Abends bildeten, zwei Gedichte von Arthur Schnitzler,
er nur je erhoffen kann. In seinen weiteren Ausführungen
Publicum bot in¬
von welchen besonders das eine: „Am Flügel“, unverkennbar den #
suchte er zu beweisen, daß jeder Schritt weiter in der Civili¬
eresse. Da waren
Einfluß Baumbach's widerspiegelt, ferner ganz werthlose Kampf¬
sation ein Schritt weiter in der Decadence sei und wieder
erzausten Schopfe,
poëme von Karl Henckel und Konrad Mies, beiläufig durchwegs;
rief er mit Emphase aus: „Mit Stolz können wir sagen: Wir
n Genies ist, und
von der abgedroschenen Phraseologie der folgenden Strophen:
sind decadent!“ Rauschender Beifall der Gesinnungsgenossen, dem
Bewußtsein, daß
„Wir suchen mit brennenden Seelen (!)
wir ausnahmsweise zustimmen. Der Vortragende präcisirte ferner
ler abgesetzt und
Erlösung aus tosendem Streit;
den Charakter der naturalistischen Literatur dahin, daß sie
ben Ihnen droht
Und ob wir auch irren und fehlen,
das Unbedeutende und Unzusammenhängende der Zeit und
Papa und Mama
Wir dienen in Treue der Zeit!
ihrer Vorgänge getreu widerspiegelt. Sapienti sat! Alle
zum Geschenke er¬
Wir stürmen durch Elend und Grauen
großen Reiolutionen wären gewissenlos, und wenn dies die
seildem Hermann
Zur Gottheit auf schwindelndem Pfad
Geschichte sei, so dürfen auch die Naturalisten beruhigt sagen:
en Napf tauchen?
Und über die Abgründe bauen
„Wir sind gewissenlos!“ Neuer, rauschender Beifall der Ge¬
irsorglichen Eltern
Wir trotzig die Brücken der That.“
sinnungsgenossen. Es würde zu weit führen, wollten wir hier
k fallen wird, daß
Nun, wo sind die Brücken der That? Wir glauben, es
mehr aus diesem lächerlichen Vortrage mittheilen, nur den
kückgreifen werden,
hatte eher Herr Fels Recht welcher den Naturalisten die
Schlußsatz wollen wir noch seiner Curiosität willen wörtlich
Freude zu bereiten.
leichtere Aufgabe zusprach, Fremdes herabzusetzen, als Herr
wiedergeben. Er lautet wie folgt: „Mögen Sie vielleicht auch
dem ganzen Grolle
Mies, welcher von Thaten und Leistungen spricht. Wahrlich
mit Manchem, was Sie heute und an kommenden Tagen hier
ien Bühne“ ange¬
um dem Publicum einen Abklatsch längstvergessener romanti¬
sehen, nicht ganz zufrieden sein; das Zeugniß werden Sie uns
rümpfe mit mäch¬
scher Sagenstoffe oder mehr minder gelungene Nachempfin¬
nicht verweigert. können, daß wir uns wenigstens in dem
en Voiles, welche
dungen älterer, bereits in weiteren Keisen verbreiteter Dichter
Einen consequent geblieben sind: in der großen Incon¬
hen, die nicht da
zu bieten, war es nicht nothwendig, in Wien eine „Freie
sequenz. Und wir, unserem künstlerischen Programm gemäß,
daß es mit der
Bühne“ zu gründen.
werden uns von dieser Anerkennung beinahe befriedigt fühlen.“
wie sich dies denn
Wir wollen noch erwähnen, daß die Herren Reimers
Mit diesem blühenden Unsinn schloß der Vortrag ab, welcher
r Richtung erwies.
und Devrient die verschiedenen Gedichte sehr schön vor¬
nur als Beweis gelten kann für die Anmaßung, mit welcher
bildete jedenfalls
getragen haben — so schön, daß man manches schwächere
man es heutzutage in Wien wagt, über Kunst und Literatur
uns immer wieder
Stück beinahe für gut hätte halten können. Auch Fräulein
zu dociren.
ssen drohte. Den
Odilon hätte mitwirken sollen, wurde jedoch, wie das
Wir aber griffen zur Erholung wieder nach dem Speise¬
e kleine Gemeinde,
Programm mit fetten Lettern verkündete, „durch ein Verbot
zettel:
in Aussicht steht;
der Direction“ daran gehindert. Die Schauspielerinnen am
„Jungfernbraten à la creme
auf die Kosten.
t
Volkstheater haben es gut!
Ein Gedicht von Felix Dörmann: „Die Willis“, gelangte
künden hat:
Um die weichlichen Darbietungen der Naturalisten zu ver¬
zum Vortrag. Die todten Bräute, welche vor Der Hochzeit
gessen studirten wir nochmals die Speisekarte und trafch
gestorben, erstehen nach einer slavischen Sage allnächtlich in
Herr Friedrich
endlich unsere Wahl:
hint, daß ihn selbst Liebessehnsucht zum Leben und tanzen den Jüngling, der sich
„Schweinscarré mit Kraut!
in ihren Kreis verirrt, zu Tode. Das vorgeblich natura¬
— die
kennen
Das war das saftigste Stück des Abends gewesen.
erne“ — auch ein listische Gedicht trieft von Romantik, wie denn der Sagenstoff
h. k.
ag, der das eine der Willis schon ein Lieblingsstoff der alten Romantiker war
Nu. 66
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der Mil tärkanzlei station zu be
[Der Letover.] Die meteorologische Gestale
sondern
fesseln, wode
dant FML. Graf
FML. Hauschka, auch die ganze Geschaftswelt gewinnen wird In der Voraus= zur Neige gehenden October war für Europa — wenn man
Gute besaß, daß er nicht zu lang gerathen war, kam einem — wir glauben, auch Theophile Gautier hat ihn behandelt.
In einem berühmten Ballet gleichen Namens enthusiasmirte
wahren Hymnus auf den Naturalismus, Neu=Idealismus,
seinerzeit Fanny Elßler ihr Publicum. Schade, daß wir sie
Impre sionismus und Symbolismus gleich — wie man sieht,
en, 29. October.
nicht bewundern konnten; in den „Zeiten der Decadence“
viele tönende Namen, nur die Poesie war nicht darunter.
ourchfallen, haben
tanzt uns Dörmann etwas vor. Das Gedicht hat übrigens
Der Vortyagende führte aus, daß zwar der Vorwurf der
lbaren Bedürfnisse
mehrere derb naturalistische Stellen gehabt, welche von der
alten Schüle gegen die Naturalisten, daß sie nur niederreißen
eren Vorstellungen
Censur gestrichen wurden. Der Dichter soll es eingehend
und zerstören, ohne zu schaffen und Neues an die Stelle des
erden. Als Vor¬
geschildert haben, wie die Willis den armen Jüngling zu Tode
Alten zu setzen, wohl berechtigt sei, daß es aber die Jungen
teten die jungen
geliebt, was, wie die Eingeweihten behaupten, ein sehr
mit Ibzen halten, der da sagte: „Zu fragen ist mein Amt,
n Vortragsabend,
umständlicher Proceß gewesen ist. Zu Tode dichten ist ein¬
nicht zu ##tworten.“ Die gegenwärtige Literatur sei nur Vor¬
cht anwesend war.
facher. Hätten die Willis dem Unglücklichen einen gewissen
bereitungüir etwas Großes, Dünger für die Zukunft. „Es
eiblein hatten sich
Band Gedichte vorgelesen, er hätte vielleicht straks das Zeit¬
wird ein Tag kommen,“ rief der Sprecher begeistert aus, „wo
ten sich eilig mit
liche gesegnet. Aber so grausam sind die Willis nicht.
wir nicht mehr gelesen werden Freuen wir uns darauf.“ Man
igen mis größerer
Weitere Vorträge waren: „Lieder von der Straße“, von
wird zugeben, daß Herr Fels zu bescheiden ist; er wird mit¬
Forstandsmitglieder
J. J. David, sehr hübsche Gedichte, die bal“ an Lenau, bald
sammt seinen Genossen schon heute nicht gelesen und die
nnenden Hauptes
an Heine erinnerten, jedoch im guten Sinne des Wortes, und den
Gegenwart bietet ihm in dieser Beziehung alle Freuden, die
hrer Lieben; aber
Lichtpunkt des Abends bildeten, zwei Gedichte von Arthur Schnitzler,
er nur je erhoffen kann. In seinen weiteren Ausführungen
Publicum bot in¬
von welchen besonders das eine: „Am Flügel“, unverkennbar den #
suchte er zu beweisen, daß jeder Schritt weiter in der Civili¬
eresse. Da waren
Einfluß Baumbach's widerspiegelt, ferner ganz werthlose Kampf¬
sation ein Schritt weiter in der Decadence sei und wieder
erzausten Schopfe,
poëme von Karl Henckel und Konrad Mies, beiläufig durchwegs;
rief er mit Emphase aus: „Mit Stolz können wir sagen: Wir
n Genies ist, und
von der abgedroschenen Phraseologie der folgenden Strophen:
sind decadent!“ Rauschender Beifall der Gesinnungsgenossen, dem
Bewußtsein, daß
„Wir suchen mit brennenden Seelen (!)
wir ausnahmsweise zustimmen. Der Vortragende präcisirte ferner
ler abgesetzt und
Erlösung aus tosendem Streit;
den Charakter der naturalistischen Literatur dahin, daß sie
ben Ihnen droht
Und ob wir auch irren und fehlen,
das Unbedeutende und Unzusammenhängende der Zeit und
Papa und Mama
Wir dienen in Treue der Zeit!
ihrer Vorgänge getreu widerspiegelt. Sapienti sat! Alle
zum Geschenke er¬
Wir stürmen durch Elend und Grauen
großen Reiolutionen wären gewissenlos, und wenn dies die
seildem Hermann
Zur Gottheit auf schwindelndem Pfad
Geschichte sei, so dürfen auch die Naturalisten beruhigt sagen:
en Napf tauchen?
Und über die Abgründe bauen
„Wir sind gewissenlos!“ Neuer, rauschender Beifall der Ge¬
irsorglichen Eltern
Wir trotzig die Brücken der That.“
sinnungsgenossen. Es würde zu weit führen, wollten wir hier
k fallen wird, daß
Nun, wo sind die Brücken der That? Wir glauben, es
mehr aus diesem lächerlichen Vortrage mittheilen, nur den
kückgreifen werden,
hatte eher Herr Fels Recht welcher den Naturalisten die
Schlußsatz wollen wir noch seiner Curiosität willen wörtlich
Freude zu bereiten.
leichtere Aufgabe zusprach, Fremdes herabzusetzen, als Herr
wiedergeben. Er lautet wie folgt: „Mögen Sie vielleicht auch
dem ganzen Grolle
Mies, welcher von Thaten und Leistungen spricht. Wahrlich
mit Manchem, was Sie heute und an kommenden Tagen hier
ien Bühne“ ange¬
um dem Publicum einen Abklatsch längstvergessener romanti¬
sehen, nicht ganz zufrieden sein; das Zeugniß werden Sie uns
rümpfe mit mäch¬
scher Sagenstoffe oder mehr minder gelungene Nachempfin¬
nicht verweigert. können, daß wir uns wenigstens in dem
en Voiles, welche
dungen älterer, bereits in weiteren Keisen verbreiteter Dichter
Einen consequent geblieben sind: in der großen Incon¬
hen, die nicht da
zu bieten, war es nicht nothwendig, in Wien eine „Freie
sequenz. Und wir, unserem künstlerischen Programm gemäß,
daß es mit der
Bühne“ zu gründen.
werden uns von dieser Anerkennung beinahe befriedigt fühlen.“
wie sich dies denn
Wir wollen noch erwähnen, daß die Herren Reimers
Mit diesem blühenden Unsinn schloß der Vortrag ab, welcher
r Richtung erwies.
und Devrient die verschiedenen Gedichte sehr schön vor¬
nur als Beweis gelten kann für die Anmaßung, mit welcher
bildete jedenfalls
getragen haben — so schön, daß man manches schwächere
man es heutzutage in Wien wagt, über Kunst und Literatur
uns immer wieder
Stück beinahe für gut hätte halten können. Auch Fräulein
zu dociren.
ssen drohte. Den
Odilon hätte mitwirken sollen, wurde jedoch, wie das
Wir aber griffen zur Erholung wieder nach dem Speise¬
e kleine Gemeinde,
Programm mit fetten Lettern verkündete, „durch ein Verbot
zettel:
in Aussicht steht;
der Direction“ daran gehindert. Die Schauspielerinnen am
„Jungfernbraten à la creme
auf die Kosten.
t
Volkstheater haben es gut!
Ein Gedicht von Felix Dörmann: „Die Willis“, gelangte
künden hat:
Um die weichlichen Darbietungen der Naturalisten zu ver¬
zum Vortrag. Die todten Bräute, welche vor Der Hochzeit
gessen studirten wir nochmals die Speisekarte und trafch
gestorben, erstehen nach einer slavischen Sage allnächtlich in
Herr Friedrich
endlich unsere Wahl:
hint, daß ihn selbst Liebessehnsucht zum Leben und tanzen den Jüngling, der sich
„Schweinscarré mit Kraut!
in ihren Kreis verirrt, zu Tode. Das vorgeblich natura¬
— die
kennen
Das war das saftigste Stück des Abends gewesen.
erne“ — auch ein listische Gedicht trieft von Romantik, wie denn der Sagenstoff
h. k.
ag, der das eine der Willis schon ein Lieblingsstoff der alten Romantiker war
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