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Der Geist in wort und der Geist in derrat
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
Teleion: Norden 3051
BBRLIN N4
Ausschnitt aus:
Berliner Börsen-Courier
40 Mörz 1077
Arthur-Schnitzter: Der Geist im
Wort und der Geist in der Tat.
S. Fischer, Verlag.
Auch in Schnitzlers gesegnetem Arbeitsleben war
(wenn man sehr allgemein zusammenfaßt) quer durch
die Fülle der Werke das Urthema aller Einzelthemen
die Beobachtung und Gestaltung des im Wort und in
4 1
der Tat erscheinenden Geistes. Freude, Zweifel, Trauer,
2
Zorn, Resignation, Melancholie verfolgten diesen Geist
in seine Individualisierungen hinein. Viel Kunde von
den M#nschen der Wirklichkeit hatte in einer Schar er¬
—
6 „ Wien Preitss —
dichteter durch und durch gekannter Menschen einen an¬
Reichsr
schaulichen Ausdruck gefunden. So lag es dem Dichter
Bericht
vielleicht nicht fern, zu den Beziehungen, in die immer
eine ge
Von neuen Büchern.
einzelne Exemplare der Gattung Mensch traten, die
oktavba
allen Exemplaren gemeinsamen und durch ihr Mensch¬
stätten
sein schicksalhaft vorgebildeten Beziehungen zu suchen,
erhalter
Artur Schnitzler.
bei den zahllosen Schichtungen und Mischungen der
er zu
Elemente, welche die Persönlichkeiten aufbauen und von¬
Pestalt
einander unterscheiden, an die Persönlichkeitstypen und
Zeitgese
D
an deren etwa vorhandene systematische Ordnung zu
modern
benken. Sein psychologisches Wissen und seine Fähig¬
Theodo
keit der klaren sinnlichen Vergegenwärtigung kamen ihm
den P#
dabei zu Hilfe. Das Wissen gab ihm den Willen zur
Gesellse
Gerechtigkeit und den Verzicht auf Eifersucht, das ge¬
„Der
stalterische= Talenk den lebenerhaltenden Blick bis in die
geschlec
letzten Abstraktionen hinein. Der Geist im Wort und
Studie
der Geist u. der Tat — dem Dichker sielen für die
M
die Ide
Formen seines Erscheinens und Verhaltens einfache
gesetz
41
Diagramme ein: jede der beiden Geistkategorien ließ
wie Gi
sich nach Wesen, Standort, Entsprechung an einem
Religio
gleichschenkligen Dreieck und seinem Spiegelbild schema¬
Sittlio
bigotte
tisch eintragen und in „vorläufigen Bemerkungen“
Schrift
deuten. Vorläufig beißen die Eksäuterungen darum,
Pic
weil anders aus dem schlichten Ernst wirklich nur ein
ische
grimmiges Spiel hätte werden können. Im Bezirke
rt b
des Wortes nun wie in dem der Tat schwebt über der
scharf!
Spitze des Dreiecks die Chiffre „Gott“, über der Spitze
r Se
des Spiegelbildes die Chiffre „Teufel“, tiefer ent¬
a#sitel
sprechen sich beide Male Prophet und Tückebold
Gegenr
(Böscwicht), und noch tiefer, an der Dreieckspitze, wo
geben
der eigentlich menschliche Bereich für Wort und Tat
Pestalo
beginnt, steht einmal der Dichter, und im Widerbild der
Literat, das andere Mal der Held und im Widerbild
schrift
der Schwindler (Hochstapler). Die Teilung vollzieht
Schilde
sich nun weiter in gegensätzlichen Paaren bis zum Zu¬
(Pestal
Wen
4
buchhaf
sammenstoß der Dreiecksbasen. Dabei beabsichtigte
Schnißzler keine Werte, sondern ausschließlich die Kate¬
suchung
Von Schnitzler erschien jetzt ein neues Buch „Der Geist
Pestalr
gorien darzustellen. Er kämpft nicht, sondern er stellt
im Wort und der Geist in der Tat“ (S. Fischer, Berlin).
Es wa
felt, und deshalb trifft der Vorwurf, er gebe vielfach
7#
nichts Neues, an dem Zwecke seiner Arbeit vorbei.
Hören wit ihn mit genügender innerer Heiterkeit an,
so werden wir die Worte seiner Vorbemerkung gelten
lassen: „Vielen dürfte dieser Versuch kaum mehr be¬
deuten als eine graphische Spielerei. Auf andere ab
wird er vielleicht anregend, ja in gewissem Sinne be¬
ruhigend wirken durch Aufllärung scheinbarer Wider¬
sprüche, die uns immer wieder bei der Betrachtung und
in der Beurteilung von Individuen zu verwirren
pflegen, als welche diese Artypen in der West der
Erscheinungen aufzutreten genötigt sind.
Osker Loerke.
Der Geist in wort und der Geist in derrat
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
Teleion: Norden 3051
BBRLIN N4
Ausschnitt aus:
Berliner Börsen-Courier
40 Mörz 1077
Arthur-Schnitzter: Der Geist im
Wort und der Geist in der Tat.
S. Fischer, Verlag.
Auch in Schnitzlers gesegnetem Arbeitsleben war
(wenn man sehr allgemein zusammenfaßt) quer durch
die Fülle der Werke das Urthema aller Einzelthemen
die Beobachtung und Gestaltung des im Wort und in
4 1
der Tat erscheinenden Geistes. Freude, Zweifel, Trauer,
2
Zorn, Resignation, Melancholie verfolgten diesen Geist
in seine Individualisierungen hinein. Viel Kunde von
den M#nschen der Wirklichkeit hatte in einer Schar er¬
—
6 „ Wien Preitss —
dichteter durch und durch gekannter Menschen einen an¬
Reichsr
schaulichen Ausdruck gefunden. So lag es dem Dichter
Bericht
vielleicht nicht fern, zu den Beziehungen, in die immer
eine ge
Von neuen Büchern.
einzelne Exemplare der Gattung Mensch traten, die
oktavba
allen Exemplaren gemeinsamen und durch ihr Mensch¬
stätten
sein schicksalhaft vorgebildeten Beziehungen zu suchen,
erhalter
Artur Schnitzler.
bei den zahllosen Schichtungen und Mischungen der
er zu
Elemente, welche die Persönlichkeiten aufbauen und von¬
Pestalt
einander unterscheiden, an die Persönlichkeitstypen und
Zeitgese
D
an deren etwa vorhandene systematische Ordnung zu
modern
benken. Sein psychologisches Wissen und seine Fähig¬
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keit der klaren sinnlichen Vergegenwärtigung kamen ihm
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dabei zu Hilfe. Das Wissen gab ihm den Willen zur
Gesellse
Gerechtigkeit und den Verzicht auf Eifersucht, das ge¬
„Der
stalterische= Talenk den lebenerhaltenden Blick bis in die
geschlec
letzten Abstraktionen hinein. Der Geist im Wort und
Studie
der Geist u. der Tat — dem Dichker sielen für die
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Formen seines Erscheinens und Verhaltens einfache
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Diagramme ein: jede der beiden Geistkategorien ließ
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grimmiges Spiel hätte werden können. Im Bezirke
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Spitze des Dreiecks die Chiffre „Gott“, über der Spitze
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Literat, das andere Mal der Held und im Widerbild
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Schilde
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buchhaf
sammenstoß der Dreiecksbasen. Dabei beabsichtigte
Schnißzler keine Werte, sondern ausschließlich die Kate¬
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Von Schnitzler erschien jetzt ein neues Buch „Der Geist
Pestalr
gorien darzustellen. Er kämpft nicht, sondern er stellt
im Wort und der Geist in der Tat“ (S. Fischer, Berlin).
Es wa
felt, und deshalb trifft der Vorwurf, er gebe vielfach
7#
nichts Neues, an dem Zwecke seiner Arbeit vorbei.
Hören wit ihn mit genügender innerer Heiterkeit an,
so werden wir die Worte seiner Vorbemerkung gelten
lassen: „Vielen dürfte dieser Versuch kaum mehr be¬
deuten als eine graphische Spielerei. Auf andere ab
wird er vielleicht anregend, ja in gewissem Sinne be¬
ruhigend wirken durch Aufllärung scheinbarer Wider¬
sprüche, die uns immer wieder bei der Betrachtung und
in der Beurteilung von Individuen zu verwirren
pflegen, als welche diese Artypen in der West der
Erscheinungen aufzutreten genötigt sind.
Osker Loerke.